Titel: | Mechanische Einrichtung für die Zubereitung von Fischen; von G. Leach in Hull. |
Autor: | K. H. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 332 |
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Mechanische Einrichtung für die Zubereitung von
Fischen; von G. Leach in
Hull.
Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Leach's Anlage zur Zubereitung von Fischen.
Das Trocknen, Einpökeln und Räuchern von Fischen bildet in England eine Industrie von
groſser Wichtigkeit, was wohl daraus hervorgeht, daſs schon im J. 1850 London allein
102000t Häringe auf den Markt brachte, von
denen ungefähr ⅓ in London selbst geräuchert wurde. Neuere Angaben fehlen. Gewiſs
ist aber, daſs mit dem Wachsen der Bevölkerung und durch die Erleichterung des
Transportes die genannte Zahl heute bedeutend überschritten wird; jedoch dieselbe zu
Grunde gelegt, würde sie für London 217800000 geräucherte HäringeAuf 1t engl. gehen 10 Faſs (barrel), auf 1 Faſs durchschnittlich 660
Häringe. ergeben.
Der gewöhnliche Prozeſs des Räucherns von Fischen ist ein sehr roher. Nachdem die
Fische gewaschen sind, werden sie auf eiserne Spieſse gesteckt, welche 1m,37 lang sind; ein Spieſs kann 25 Häringe
aufnehmen. Ein besonderes Räucherhaus wird vom Boden bis zum Dach mit hölzernen
Rahmen ausgerüstet; Männer oder Knaben klettern auf diese Rahmen und hängen die
Spieſse auf dieselben, bis das ganze Haus mit Fischen besetzt ist. Inzwischen ist
auf dem Boden des Lokals Brennmaterial aufgeschüttet, welches schlieſslich entzündet
wird. Von Zeit zu Zeit ist es nothwendig, das Haus zu betreten, um den Stand des
Räucherprozesses zu prüfen, manchmal auch, um einzelne Reihen von Fischen näher oder
entfernter dem Feuer zu bringen; die betreffenden Arbeiter versehen sich dann mit
einer vor Mund und Nase gebundenen Maske, um sich gegen den Rauch möglichst zu
schützen; gefährlich bleibt die Bedienung eines solchen Räucherhauses in jedem
Fall.
Wie Engineering, 1882 Bd. 34 S.
381 und Iron, 1882 Bd. 20 S. 352
mittheilen, hat nun G. Leach in Hull vorgeschlagen,
diese primitive und doch gefährliche Einrichtung durch eine mechanische Anlage zu
ersetzen, um einerseits die theure Handarbeit möglichst zu verringern, andererseits
bei Beseitigung jeder Gefährlichkeit den Prozeſs zu einem ununterbrochenen zu
gestalten, welcher ein gleichförmigeres Resultat zu liefern vermag. Diese Einrichtung besteht der
Hauptsache nach aus 3 Thürmen, an welche sich zu beiden Seiten Schuppen
anschlieſsen, wie die Fig. 1 und
2 Taf. 27 zeigen. Der 1. Thurm dient zum Trocknen der Fische, zu welchem
Zwecke unten auf seinem Boden ein Ofen O steht; der
mittlere Thurm bildet den Rauchraum und im 3. Thurm sollen die Fische abgekühlt
werden. Nach stattgehabter Waschung werden die Fische auf Spieſse gesteckt, welche
die in Fig. 3 ersichtliche Form haben. Schellfische und Lachse werden an Haken
gehängt, welche in Holzstäbe befestigt sind (vgl. Fig. 4),
oder man benutzt korbartige Drahtgeflechte entsprechend der Fig. 5, in
welche die Fische gelegt werden. Diese Spieſse, Stäbe oder Körbe sind beiderseitig
mit Zapfen g versehen, mit welchen sie in die Glieder
einer endlosen Gliederkette gehängt werden, um von a
(Fig. 1) aus in der gezeichneten Weise langsam und stetig über Rollen nach
den angegebenen Pfeilrichtungen durch die Thürme bewegt zu werden; am Fuſs des
Kühlthurmes bei b werden die Fische abgenommen und dem
Packraum P zugeführt. Die Fische, welche an den
Spieſsen und Stäben stets abwärts hängen, werden somit in vollständig gleichmäſsiger
Weise dem Räucherprozeſs unterworfen, ohne daſs in den Thürmen eine Nachhilfe
erforderlich ist. Die Kette läuft unterirdisch wieder zurück zur Ausgangstelle, wo
dann neue Spieſse mit Fischen eingelegt werden; bei Verwendung von Körben werden
diese im Packraum nur entleert, jedoch an der Kette belassen; sie laufen dann mit
letzterer zurück und werden auf diesem Rückweg durch rotirende walzenartige Bürsten
gereinigt.
Das angegebene Verfahren wird für Sprotten in der Weise abgeändert, daſs statt der
Körbe endlose, horizontal bewegte Tücher, netzförmig aus Asbestschnüren oder aus
Holz- oder Metalldraht gefertigt, benutzt werden. Durch ein Hebezeug werden die
Fische nach dem obersten Netztuch geschafft, von welchem sie nach und nach auf die
darunter laufenden Netze fallen und dergestalt langsam den ganzen Raum durchlaufen,
bis die fertigen Fische vom untersten Netz zum Verpacken abgegeben werden.
Nach den Angaben von G. Leach können mit einer solchen
Einrichtung, welche 3 Thüren von 7m,32 Höhe, 1m,37 Quadratseite im Grundriſs hat, in 10 Stunden
47000 Häringe oder 18600 Schellfische oder bei Verwendung von Netzen 215000 Sprotten
geräuchert werden; die ganze Anlage, einbegriffen die Räume für Aufspeicherung,
Einwässern, Waschen und Verpacken der Fische, bedeckt dann eine Fläche von rund
96qm. Die Kosten des vollständigen Prozesses
sollen hier für 1000 Häringe 76 Pf. statt 2,65 M. bei dem gewöhnlichen Verfahren
betragen.
Das beschriebene System kann entsprechend besonderen Arten von Fischbereitungen
leicht abgeändert werden. Als ein Beispiel möge noch in Fig. 6 Taf.
27 die Anlage zum Kochen von Fischen in Oel vorgeführt werden. Die Fische werden in
Körbe der oben beschriebenen Art gelegt und diese wieder in zwei langsam sich bewegende
endlose Ketten gehängt, Zuerst werden die Fische unter einer Kaltwasserbrause K gewaschen, darauf durch kochendes Wasser W geführt, welches auf dem weiteren Weg abtropft.
Hierauf gelangen die Fische in kochendes Oel E und,
nachdem auf längerem Weg auch dieses abgetropft ist, fallen die Fische auf den
Verpackungstisch V.
Bei Gelegenheit der internationalen Fischereiausstellung in London 1883 soll eine
Anlage nach Leach's System im Betriebe zu sehen
sein.
K. H.