Titel: | Ueber die Fabrikation des Fleischpulvers; von Otto Leonhardt in Berlin. |
Autor: | Otto Leonhardt |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 334 |
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Ueber die Fabrikation des Fleischpulvers; von
Otto Leonhardt in
Berlin.
Mit Abbildungen.
O. Leonhardt, über Fabrikation des Fleischpulvers.
Um das Fleisch schnell in ein werthvolles Fleischpulver umzuwandeln, wird dasselbe
möglichst sofort nach dem Schlachten von allem
anhaftenden Fett, Knochen u. dgl. befreit und in kleine Stücke zerschnitten, wofür
man sich mit Vortheil der Fleischhackmaschinen bedienen kann. Die so vorbereiteten
frischen Muskelfleischtheile werden nun dadurch getrocknet, daſs man dieselben auf
Drahthorden in gleichmäſsig dicker Schicht von 1,5 bis 2cm Dicke ausbreitet und ergibt sich bei einem mittleren Wassergehalt von
70 Proc. für 100k zerhacktes Fleisch eine
erforderliche Drahthorden-Trocknungsfläche von 15 bis 18qm. Bei den einfacheren Verfahren wird das auf den Horden ausgebreitete
Fleisch dem Trockenapparat zugeführt und zunächst bis auf etwa 35° erwärmt. Nach
Verlauf einiger Zeit nimmt dasselbe eine ziemlich klebrige Beschaffenheit an,
weshalb man dann, sofern die Fleischschicht auf der Drahthorde etwas dicht und hoch
oder dick bemessen war, ein Aufnehmen und Umkehren bezieh. Auseinanderschieben der
Stücke vornehmen muſs; alsdann bringt man die mit den umgelegten Fleischtheilen
bedeckten Horden wieder in den Apparat und steigert nun die Wärme bis auf etwa 60°,
bei welcher Temperatur alles im Fleisch enthaltene Wasser bis auf etwa 6 bis 7 Proc.
verdampft werden muſs, wozu immer einige Stunden Zeit erforderlich sind. Um nun
schlieſslich das Fleisch in eine harte feste Masse zu verwandeln, welche man auf
Mühlen bequem zermahlen kann, steigert man jetzt meistens die Wärme noch etwas;
keinesfalls darf dieselbe aber 95° überschreiten, wodurch der eben genannte Zweck
vollkommen erreicht wird.
Bei dieser Verfahrungsweise wird verhindert, daſs das im Fleisch enthaltene Albumin
gerinnt, da dasselbe sonst im später fertigen Präparat als unlöslicher Bestandteil
enthalten sein und dadurch die Verdauungsfähigkeit bezieh. der Werth als
Nahrungsmittel sehr erheblich beeinträchtigt würde. Der von Meinert (1880 236 85) verwendete Zusatz von
Kochsalz muſs als ganz zweckmäſsig anerkannt werden, da hierdurch die Löslichkeit des fertigen
Nahrungsmittels erhöht und gleichzeitig ein etwaiges schnelles Verderben des
Fleisches im frischen Zustande vermieden wird.
Die in Berlin bestehende Actiengesellschaft Carne pura
verfährt bei Herstellung ihres Fleischmehles, nach dem was darüber bekannt geworden
ist, im Groſsen und Ganzen in ähnlicher Weise. Das durch Hackmaschinen zerkleinerte
Fleisch wird in möglichst dünnen Schichten auf Drahtrosten ausgebreitet und einem
Etagenofen zugeführt, in welchem sich das Trocknen und der darauf folgende
Dörrprozeſs vollzieht. Dem hierfür benutzten Trocknungsapparat wird unten das
frische Fleisch zugeführt und oben das gedörrte Fleisch daraus entnommen. Die
Leistungsfähigkeit des Apparates bei 24stündiger Arbeit soll gegen 1000k Kochgewicht betragen.
Das getrocknete Fleisch ist hart, ja selbst spröde, so daſs es ohne Anstand in Mühlen
zu Pulver zermahlen werden kann; es finden sich aber nach dem Mahlen in dem
erhaltenen Fleischmehl noch ziemliche Mengen zermahlener Knochen, Sehnen und
ähnliche unverdauliche Theile, welche man aussondert, um etwa an denselben noch
haftende Nahrungsstoffe durch Auskochen auszuziehen und zu werthvollen Brühen
einzudicken, wie dies beispielsweise von der Gesellschaft Carne pura auch ausgeführt wird. Ueberhaupt sind bei dem gegenwärtigen
Stand der Technik alle hier in Betracht kommenden Rohstoffe bezieh. Nebenproducte
schnell verwerthbar. Knochen, Knorpel und sehnige Theile werden entfettet und dann
auf Leim u. dgl., wie bekannt, weiter verarbeitet.
Folgender Trockenapparat erfüllt die Ansprüche an Brennmaterialersparniſs im
besonders vollständigen Grade und ist die bei demselben durchgeführte Anordnung auch
für verschiedene andere Trocknungsverfahren verwendbar, da man eine Regulirung der
Trocknungstemperatur auf sehr vollständige Weise bewirken kann.
Fig. 1 stellt einen Querschnitt durch den vorderen
Theil des Trockenapparates dar, woraus ersichtlich ist, daſs die eigentliche
Feuerungsanlage in der Mitte des Apparates angebracht ist, so daſs die ganze von der
Heizanlage ausstrahlende Wärme dem Trockenapparate selbst zu Gute kommt, daher
Verluste hierdurch auf das denkbar Mindeste verkleinert sind. Die Feuerungsanlage
selbst ist so einfach wie möglich gehalten; ein gewöhnlicher Planrost wird von
Chamotte- oder Klinkermauerwerk umschlossen und letzteres ist zur Erhöhung der
Stabilität und Festigkeit von einfachen Eisenplatten umkleidet; die Platten
erfahren, da sie mit dem glühenden Brennmaterial nicht direkt in Berührung kommen,
so gut wie gar keine Abnutzung. In der Rückwand des Feuerungsraumes (also gegenüber
der nicht gezeichneten Feuerungsthür) befinden sich zwei in Fig. 1 mit l bezeichnete Oeffnungen, an
welchen sich guſseiserne Rippenröhren anschlieſsen; letztere nehmen die im
Feuerungsraum entstehenden Verbrennungsgase auf und führen dieselben nach dem hinteren Theil des
Apparates, wo die Rohrenden derart eingemauert sind, daſs die Gase durch
entsprechend angeordnete Schlitze im Mauerwerk in die Rippenröhren II eintreten können und durch diese wieder nach vorn
geleitet werden, wo dieselben ähnlich wie im hinteren Theil des Apparates so
eingemauert sind, daſs die Rauclgase aus II in die
Rippenröhren III einströmen, wie Fig. 2 zeigt, um nun wieder nach hinten zu streichen.
Nachdem den Gasen hierdurch der gröſste Theil der Wärme entzogen ist, werden sie in
einen gemeinschaftlichen Kanal unter dem Fuſsboden nach irgend einem Schornstein
geleitet. Die hier zur Anwendung gebrachten Rippenröhren sind in Fig. 2 und 3 noch
besonders veranschaulicht und gibt letztere Figur den Querschnitt des Rohres mit
Ansicht der Rippen. Die Röhren sind möglichst dünnwandig aus Guſseisen hergestellt
und in geringen Zwischenräumen zur Vermehrung der Heizfläche mit den gezeichneten
rippenartigen Angüssen versehen; die Form sowohl der Röhren, wie der Rippen
entspricht ihrem Zweck durchaus, da man bei derartigen Anlagen bemüht sein muſs, die
gewöhnlich senkrecht aufsteigende Luft zu zwingen mit den heizenden Flächen in
möglichst innige Berührung zu kommen, weshalb die Abmessungen dieser Theile nach
oben hin gröſser gewählt sind als unten; man kann für vorliegende Zwecke darauf
rechnen, daſs 1qm Fläche des Heizkörpers etwa 1200
bis 1300c in der Stunde an die vorbeistreichende
Luft abgibt.
Fig. 1., Bd. 247, S. 336
Fig. 2., Bd. 247, S. 336
Fig. 3., Bd. 247, S. 336
Aus Fig. 2 ist die Einmauerungsweise der Rohrenden II und III ersichtlich;
die Röhren können sich je nach ihrer Temperatur beliebig ausdehnen oder
zusammenziehen, ohne daſs die Dichtigkeit der Einmauerung etwas zu wünschen übrig
läſst. Die Röhren haben nämligh nahe an ihrem Ende eine Flansche, welche in einer
schlitzartigen Aussparung des Mauerwerkes liegt und rundherum mit feinem Sand
umkleidet ist; auch darf sich vor den Rohrmündungen kein vorspringendes Mauerwerk
befinden, damit kein Festklemmen des Guſskörpers vorkommen kann. Es ist bei dieser
bewährten Einmauerungsweise ein Auseinanderschieben des Mauerwerkes ganz unmöglich
gemacht, ein Uebelstand, welcher sich bei vielen Ofenlagen oft recht unliebsam
bemerkbar macht. Gegenüber den Röhren II und III befinden sich die Oeffnungen a und b, welche zur
Reinigung dienen und nach auſsen durch guſseiserne Rahmen eingefaſst sind; in
letztere werden passende, guſseiserne, mit Chamottesteinen ausgekleidete Deckel
eingesetzt.
Die Zuführung der frischen Luft zum Trockenapparat erfolgt nun durch den Kanal c (Fig. 1), in dessen
Seitenwandungen mehrere Oeffnungen (nach rechts und links) vorhanden sind, durch
welche die frische Luft, falls die vor den Oeffnungen angebrachten Schieber d es gestatten, in den unteren Theil der Heizkammer
einströmen kann, sich beim Aufsteigen an den Rippenröhren erwärmt und dadurch mit
beschleunigter Geschwindigkeit in den Kanal e getrieben
wird, um nun, wie es die Pfeile andeuten, in dem oberen Theil der eigentlichen
Trockenräume auszutreten. Die Luft umspült daselbst die mit Fleisch belegten
Drahthorden, sättigt sich allmählich mit Feuchtigkeit, indem sie zugleich ihre
Temperatur ermäſsigt und dadurch sich abwärts in die Kanäle f bewegt, um hier im hinteren Theile des Apparates nach einem
gemeinschaftlichen Luftabführungskanal, der neben dem Rauchkanal angeordnet werden
kann, zu gelangen; von hier leitet man die Luft zweckmäſsig in einen
Aspirationsschacht, in dessen Kern zur Vergröſserung der Saugwirkung die oben
erwähnten Rauchgase durch dünne Guſsröhren nach oben geführt werden.
Bei dieser Trocknungsweise ist es nun sehr schwer möglich, Staub und kleine Insekten
vom Eintritt in die Trockenkammern fern zu halten; selbst wenn man Filter von
Drahtgaze o. dgl. zur Anwendung bringt, ist dies nicht gänzlich zu vermeiden.
Andererseits geht bei dieser Trocknungsweise ziemlich viel Wärme unnöthig mit der
abziehenden Luft verloren, welche bei etwas geringerer Geschwindigkeit der Luft wohl
noch hätte verwerthet werden können. Diese Umstände veranlaſsten, daſs man dieses
sogen. Ventilationstrocknungsverfahren durch ein Circulationstrocknungssystem
ersetzte, bei welchem der Zweck, die Entfernung der Wasserdämpfe, durch ein
Austhauen der abziehenden Luft erreicht wird und zwar in verhältniſsmäſsig einfacher
Weise dadurch, daſs in den Kanälen f Röhren angeordnet
sind, durch welche man kaltes Wasser laufen läſst. Sobald nun die aus dem Apparat
mit Wasserdämpfen geschwängerte Luft in f eintritt und
mit den kalten Röhren in Berührung kommt, schlagen sich auf letzteren Wasserdämpfe
nieder. In Fig. 1 sind der Deutlichkeit wegen nur
eine geringe Zahl Röhren gezeichnet; doch ist man bei entsprechender Anzahl leicht
im Stande, die Luft um einen beträchtlichen Theil ihres Wassergehaltes zu berauben,
wobei dieselbe auch in ihrer Temperatur Einbuſse erleidet; auch ist man dann ohne
Verzug in der Lage, diese einmal benutzte und entwässerte Luft wieder zu verwenden,
dadurch, daſs dieselbe durch die Oeffnungen g wieder
den unteren Theilen der Heizkammer zugeführt wird, sich hier erwärmt, aufwärts
steigt und in den Trockenkammern wie vorher zur Wirkung kommt; es sind hier für
Fortbewegung der Luft bei weitem nicht so viel Reibungswiderstände u.s.w. zu
überwinden wie bei der Ventilationstrocknung, wo dieser Kraftaufwand durch Opferung
von Wärme erkauft werden muſs; auch die Belästigung durch Insekten ist bei diesem
Verfahren ausgeschlossen. Dagegen wird bei der Circulationstrocknung als
Nebenproduct noch warmes Wasser gewonnen, was für solche Anlagen stets gut
verwerthbar ist. Man führt nämlich in die untersten Röhren der Kanäle f das kalte Wasser ein; dasselbe steigt, da die Röhren
schlangenförmig mit einander verbunden sind, aufwärts, wo natürlich auch die
umgebende Luft eine höhere Temperatur hat, so daſs auch das Wasser noch befähigt
ist, Wärme daraus aufzunehmen. Verbindet man die Röhren in f mit einem darüber aufgestellten Behälter, so hat man eine richtige
Warmwasserleitung.
Die ganze Anordnung ist derart getroffen, daſs man nach Wunsch das eine oder andere
Trocknungssystem zur Anwendung bringen kann, da man es mit Hilfe der vor den
Oeffnungen g vorhandenen Schieber, sowie der Schieber
d in der Hand hat, mittels Circulation oder
Ventilation zu trocknen; im letzteren Falle müſste man auch die in f liegenden Röhren entwässern, oder wenigstens den
Kaltwasserzufluſs absperren. Die Anlage des Apparates gestattet selbst Circulation
und Ventilation gleichzeitig bei der Trocknung zur Anwendung zu bringen, was durch
die Pfeile in Fig. 1 veranschaulicht ist. Auch kann
man mit Leichtigkeit eine ganze Trockenkammer durch Herablassen der Klappe h ausschalten. Sollte eine Ueberhitzung der
Feuerungsanlage oder der Trockenkammer eingetreten sein, so ist man auch im Stande,
aus dem Kanal c direkt kalte Luft nach e zu leiten durch das in Fig.
1 punktirt angedeutete Rohr k, von welchem
man je nach Gröſse der Anlage mehrere hinter einander anordnen kann und die für
gewöhnlich natürlich verschlossen sein müssen. Die der Durchführung der Röhren k etwa im Wege stehenden Rippen der Röhren I werden an den betreffenden Stellen weggehauen.
Die Wandungen der Kanäle f sind mit Blech bekleidet, so
daſs auch daran sich bildende Wasserdämpfe ohne Schaden nach unten abflieſsen können
und hier kommt das gesammte Condensationswasser durch ein Rohr zum Abfluſs, welches
mit einem Wasserverschluſs bei i versehen ist.
Die auf Fortbewegung der Luft als treibende Elemente wirkende Apparatentheile sind
die heiſsen Rippenröhren, sowie die kalten Wasserröhren, welche sich in ihrer
Wirkung gegenseitig unterstützen und bei ausreichender Gröſsen- und Längenanordnung,
Gebläse o. dgl. entbehrlich machen. Jedes in f mit
Wasserdämpfen gesättigtes Cubikmeter Luft von ungefähr 60° enthält (nach Zeuner) etwa 131g
Wasserdampf; wird diese Luft bis auf etwa 30° abgekühlt, so kann dieselbe aber nur
etwa 30g im gesättigten Zustande aufnehmen und
werden deshalb 131 – 30 = 101g Wasserdampf jedem
Cubikmeter Luft bei einmaligem Umlauf durch den Apparat in Folge der Condensation
entzogen. (Vgl. Kirchmann's Trockenschrank 1881 241 * 120.)
Als allgemein wichtig sei schlieſslich noch hinzugefügt, daſs derartige kleinere
Trocknungs- oder Austhauungsapparate gestatten, chemische Präparate nach einander
mit Hilfe verschiedener Gasarten auszutrocknen, da immer dieselbe Gasmenge zur
Anwendung kommt und hierbei den Präparaten, selbst wenn man mit gewöhnlicher Luft
trocknet, bei weitem nicht so viel etwa vorhandene ätherische Oele o. dgl. entzogen
werden wie nach den alten Trocknungsverfahren; ja es kann dabei, wenn man Werth
darauf legt, nichts verloren gehen; denn etwa flüchtige Basen u.a. können aus
solchen Apparaten nicht entweichen, sondern sind, wie oben angedeutet, leicht bei
dem Wasserverschluſs i der Wasserableitung aufzufangen.
In die Groſsindustrie ist dieses Circulationstrocknungsverfahren bei uns noch lange
nicht in dem Maſse zur Anwendung gebracht, wie stellenweise in Amerika, wo man
Hölzer, Pappen und verschiedene andere Stoffe auf die angedeutete Weise trocknet;
erstere reiſsen bei unzweckmäſsiger Trocknung bekanntlich leicht auf und letztere
werden sehr leicht windschief, so daſs nicht bloſs Wärmeersparniſs, sondern auch die
Güte der Fabrikate dazu auffordern, die Trocknung auf möglichst rationelle Weise
vorzunehmen.