Titel: | Neuerungen an Wollwaschmaschinen; von E. Mehl in Augsburg. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 368 |
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Neuerungen an Wollwaschmaschinen; von E. Mehl in
Augsburg.
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
Mehl's Wollwaschmaschine.
Das Arbeitsverfahren einer Wollwaschmaschine läſst sich in 4 verschiedene Abschnitte
zergliedern: 1) das Eintauchen der Wolle in das Waschwasser, 2) das Auflösen und
Waschen derselben, 3) das Fortbewegen durch das Wasser und 4) das Zuführen der Wolle
zu den Druckwalzen der folgenden Presse. Zu diesem Arbeitsverfahren werden von E.
Mehl in Augsburg (* D. R. P. Kl. 29 Nr. 19793 vom 31. December 1881) zwei
Mittel angewendet: Luftzuführung in das Waschwasser – was beiläufig bemerkt nach Grothe's Streichgarnspinnerei, S. 107 bereits im J.
1860 von Plantrou versucht worden ist, für sich allein
aber wohl ohne Erfolg blieb, – und sogen. Förderungstauchertrommeln von
eigenthümlichem Bau, wodurch eine gründlichere Waschung der Wolle bei möglichster
Erhaltung der parallelen Lage der Wollhaare erreicht wird.
Der groſse rechtwinklige Waschkasten K (Fig. 17 bis
20 Taf. 29) enthält eine kleinere Kufe k, in
welcher das Waschen stattfindet. Der in der Kufe k aus
durchlochtem Blech hergestellte Rost R ist von einer
Anzahl Röhren r durchzogen, welche an dem einen Ende in
das Hauptrohr L münden und an ihrem anderen Ende mit
einer Schraube verschlossen sind. An der Oberfläche sind diese kleinen Röhren r mit gleichmäſsig vertheilten Löchern von 1 bis 2mm Weite versehen. Mittels einer Luftpumpe oder
einer Dampfstrahlpumpe wird erwärmte Luft durch das
Hauptrohr L und von da durch die kleinen Röhren r von der Gesammt-fläche des Rostes aus in das in der
Kufe k befindliche Waschwasser getrieben. Durch die
Löcher des Rostes R und durch die Zwischenräume des
Abführtisches T findet für das Waschwasser der beiden
Kufen K und k eine
Verbindung statt.
Die Anordnung einer Doppelkufe hat den zweifachen Zweck, einmal eine möglichst groſse
Menge Waschwasser zur Verfügung zu haben, sodann die zu waschende Wolle beim
Eintritt in das Waschwasser möglichst beisammen zu halten und sie durch allmähliche
Verengung der Seitenwände der inneren Kufe k sanft auf
der Breite des Abzugstisches T zu sammeln.
Zur gleichmäſsigen Vorwärtsbewegung der Wolle dienen statt der üblichen Rechen u.
dgl. die 4 Förderungstauchertrommeln D bis G; sie haben eine gleiche Anordnung, unterscheiden sich
jedoch unter einander nur im Durchmesser und in der Breite. Jede Trommel besteht aus
einem hohlen Cylinder, dessen Inneres in 6 Kammern abgetheilt ist und an dessen
Umfang sich 6 Wulste befinden. Die Wulste, die Seiten- und inneren Scheidewände der
Trommeln sind aus glattem vollem Blech, dagegen die
Umfangstheile zwischen den Wülsten aus glattem gelochtem Blech hergestellt. Die inneren Scheidewände sind mit Rücksicht
auf die Drehrichtung der Trommeln so angeordnet, daſs beim Eintritt einer Wulst ins
Wasser an dieser Stelle ein wasserleerer Raum im Inneren der Trommel entsteht.
Sobald nun der folgende gelochte Trommeltheil ins Wasser kommt, dringt das Wasser
durch denselben und füllt den leeren Raum der betreffenden Kammer allmählich aus.
Die Zahl der kleinen, 2 bis 3mm weiten Löcher ist
so gewählt, daſs die Kammer gefüllt ist, wenn ihre Wulst am tiefsten Punkt im Wasser
eingetaucht ist. Von diesem Punkt an bis zum Austritt der Wulst aus dem Wasser
entleert die entsprechende Kammer wiederum das beim Eintritt aufgenommene
Wasser.
Die hinteren Trommeln D und E sind gleich breit, G ist etwas schmäler als
der Abzugstisch T und die Trommel F bildet bezüglich ihrer Breite den Uebergang von den
breiteren Trommeln D und E
zu der schmälsten und kleinsten G. Sämmtliche Trommeln
erhalten mittels Kegelradgetriebe eine Drehgeschwindigkeit, welche am Umfang
annähernd der Geschwindigkeit des Abzugstisches T
gleich kommt.
Bei der Arbeit sind die Kufen K und
k mit Waschwasser gefüllt, die Maschine in
Bewegung; die eingetriebene erwärmte Luft strömt aus sämmtlichen Röhren des Rostes,
steigt an die Oberfläche des Wassers und setzt dasselbe in ein sanftes Wallen. Die
zu waschende Wolle fällt hinter der Trommel D in die
innere Kufe k, wird durch das Eindringen des Wassers in
die Trommel D sanft an den gelochten Theil s gezogen, mit Hilfe der nachfolgenden Wulst in das
Wasser eingetaucht und über den tiefsten Punkt der Trommel D fortbewegt. Hierauf beginnt das aus D
wieder austretende Wasser die Wolle von der Trommel loszulassen; die aufsteigende
Luft treibt die Wolle in wallender Bewegung wieder an die Oberfläche des Wassers,
wodurch sie rasch aufgelöst und von dem ihr anhaftenden Schmutz befreit wird. An der
Oberfläche sammelt sich die Wolle und ihre Menge wächst bis zur zweiten Trommel E an. Hier erfolgt wieder das Anziehen, Eintauchen,
Loslassen, Aufsteigen, Waschen und Vorwärtsschieben der Wolle von der 2. bis zur 3.
Trommel F. Dasselbe Spiel erfolgt ein 3. Mal bei F,
wonach sich die Wolle zwischen den Trommeln F und G und mit Hilfe letzterer bis zum Abzugstisch T sammelt, welcher sie sanft und regelmäſsig in der
Breite der Ausmündung der Kufe k aus dem Wasser schafft
und zu den Druckwalzen der Presse befördert.
Aus dieser Darstellung lassen sich unschwer folgende Vortheile der
Mehl'schen Maschine gegenüber den bisherigen
ableiten: Rasche Reinigung mit bedeutender Seifenersparniſs, durchaus offene Wolle
ohne verfilzte Theile und Warmhalten des Waschwassers durch die stets eingetriebene
erwärmte Luft. Letzterer Umstand ermöglicht einen stetigen Betrieb mit ständigem
Zufluſs des reineren Waschwassers an der Stelle des Abzugstisches T und ebenso stetigem Abfluſs am entgegengesetzten Ende
der Kufe K, ohne mit unmittelbarer Dampfeinströmung das
Wasser zu erwärmen, was bekanntlich schädlich auf die Wolle wirkt. Da jedoch die
eingetriebene Luft nur mäſsig über die Temperatur des Waschwassers erwärmt werden
darf, so genügt sie nicht völlig, um die Temperatur des Waschwassers auf ihrer
anfänglichen Höhe von etwa 50° zu erhalten. Zur Nachhilfe ist ein hufeisenförmiges
Dampfrohr U in der Kufe K
angebracht, dessen Ende gelocht ist. Ein geringes Oeffnen des Ventiles V genügt, um das Waschwasser durch die Ausstrahlung des
Rohres U auf seiner Temperatur zu erhalten, ohne den
Dampf unmittelbar in das Wasser einlassen zu müssen.