Titel: | Neuere Apparate für Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 372 |
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Neuere Apparate für
Spiritusfabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 211 d.
Bd.)
Patentklasse 6. Mit Abbildungen im Text und auf
Tafel 30.
Neuere Apparate für Spiritusfabrikation.
Der Maischbottich von Ch. Wery in
Zweibrücken (* D. R. P. Nr. 17898 vom
10. Juli 1881) bildet jetzt, wie aus beigegebener Abbildung zu ersehen, 3
Kanäle, so daſs eine groſse Menge Maische mit einer kleinen Trommel bei
verhältniſsmäſsig geringem Kraftaufwand verarbeitet werden kann (vgl. 1881 245 * 118).
Textabbildung Bd. 247, S. 372
Der Maischdestillirapparat von W.
Ostrowski in Posen (* D. R. P. Nr. 18219 vom 20. August 1881) wird von zwei aus Ringen
zusammengesetzten guſseisernen Mänteln gebildet, welche zwischen sich eine Schnecke
einschlieſsen. Die durch A (Fig. 1 Taf.
30) zugeführte Maische durchläuft den spiralförmigen Kanal und wird mittels durch
Rohr b zugeleiteten Dampfes erwärmt. Die Alkoholdämpfe
gehen durch das mittlere Rohr C nach unten und steigen
durch zwei Schichten Glaskugeln, an denen sie die Beimengungen absetzen sollen, nach
oben, um nach dem Condensator abgeleitet zu werden. Die von den Glaskugeln
ablaufende Flüssigkeit wird noch einmal im Lutterraum durch Dampf aus dem Rohre d destillirt.
Der Ostrowski'sche Condensator (Fig. 2 Taf.
30) besteht aus einem aus 5 Theilen zusammengesetzten Kasten, in welchem 8 Reihen
Kupferrohre horizontal gelagert sind. Die Alkoholdämpfe treten in die oberste Reihe
der Rohre, gelangen von diesen in einen seitlich angebrachten Kasten, durchströmen
die zweite Reihe und so fort, bis sie, unten angelangt, durch eine Oeffnung e dem Kühler zugeführt werden. Das Kühlwasser flieſst
in entgegengesetzter Richtung. Die in jedem Absatz des Condensators
niedergeschlagenen schwächeren Theile sammeln sich in den entsprechenden Kammern und
werden durch die Rohre a bis d einem gemeinschaftlichen Rohre f zugeführt,
von welchem sie in die Rectificationscolonne zurückgeleitet werden.
Die Compagnie industrielle des Procédés Raoul Pictet in
Paris (* D. R. P. Zusatz Nr. 17826 vom 15. Juni 1881, vgl. 1882 245 * 376) hat ihr Verfahren zur Rectification der Alkohole und der methodischen Trennung gemischter
Flüssigkeiten vervollkommnet. Der erste Rectificationskessel A
(Fig. 3 Taf.
30) ist mit Heizschlangen u, der zweite F mit Schlange y versehen.
Die Säulen B und G
enthalten Platten p (vgl. Fig. 4) mit
offenen Stutzen in der Mitte, welche mit Glocken e
bedeckt sind. Die vom Condensator C ablaufende sogen.
Retrogradationsflüssigkeit bedeckt die Platten und flieſst durch die Ueberlaufrohre
c ab, während die Dämpfe durch die mittleren Rohre
unter die Glocken e und von hier durch die am Boden
derselben angebrachten Oeffnungen unter die Siebböden s
treten, um die Flüssigkeit in einzelnen Bläschen zu durchdringen.
Beim Betriebe pumpt man zunächst mittels der doppelt wirkenden Luftpumpe O den ganzen Apparat luftleer und füllt dann den ersten
Rectificationskessel A mit der rohen Flüssigkeit. Die
Heizschlange u wird mit direktem oder mit Abdampf, oder
durch heiſses Wasser gespeist. Die aus der ersten Rectificationssäule B entweichenden Dämpfe gehen in die Condensatoren C und D, welche durch
einen von v nach z
flieſsenden Wasserstrom gekühlt werden. Der wärmer gehaltene Kühler C liefert die Retrogradationsflüssigkeit, der kältere
D dagegen, welcher die aus ersterem entweichenden
Dämpfe empfängt, die für die zweite Rectification bestimmte Flüssigkeit; anfangs
leitet man dieselben in die Behälter E. Die mit
Glasglocken bedeckten Probeapparate x zeigen mittels
darin schwimmender Alkoholometer den Gehalt der von den Condensatoren ablaufenden
Flüssigkeiten und sind mit Hähnen versehen, welche trotz des verschiedenen inneren
und äuſseren Druckes die Entnahme von Proben gestatten.
Der zweite Rectificationskessel F empfängt die im ersten
Apparate bereits gereinigte Flüssigkeit durch das Rohr g. Seine Heizschlange y wird durch Wasser aus
den Kühlapparaten N gespeist. Die aufsteigenden, in der
zweiten Säule G gereinigten Dämpfe verdichten sich
theils in der Vorlage J, theils im Gefäſs H, welche beide durch Schwefligsäureanhydrid gekühlt
werden. Anfangs leitet man das Product in den ersten Behälter K, dann in den Behälter L,
welcher für reinen Alkohol bestimmt ist. Dieses von den Kühlapparaten H und J mittels
Rohrleitung m und Pumpe M
angesaugte Schwefligsäuregas wird im Behälter N
verflüssigt und dann durch Leitung n zu den
Kühlapparaten zurückgetrieben. Das hierbei erhaltene Kühlwasser geht zur
Heizschlange y.
E. A.
Barbet in La Madeleine-lez-Lille (*
D. R. P. Nr. 17421 vom 11. Juni 1881) construirte den
in Fig. 5 Taf. 30 dargestellten Apparat zur
ununterbrochenen Rectificirung von Alkohol und ähnlichen flüchtigen Stoffen
unter Verwendung des Plattencondensators (vgl. 1882 245 *
379). Die warmen Phlegmen treten bei a auf das dritte
der durchlöcherten Kupferbleche im Phlegmenreiniger W
und flieſsen in den Raum A, wo sie mittels der
Heizschlange s zum Sieden gebracht werden. Die ersten
und zwar Aether haltigen Dämpfe steigen durch die kupfernen, mit Flüssigkeit
bedeckten Siebplatten auf und wärmen diese vor. Die oberen Platten werden durch den
Rücklauf des Condensators C und des Plattencondensators
z gespeist. Die im Probeglas E ankommende Flüssigkeit ist wegen ihres hohen Gehaltes an Aethern zu
nochmaliger Rectification ungeeignet und wird daher in einen besonderen Behälter
abgeleitet.
Im oberen Theile des eigentlichen Rectificators X sind
12 über einander liegende Siebbleche mit Abfluſsrohren angebracht. Darüber befindet
sich ein Plattencondensator G mit Rücklaufrohr g. Unter diesen Blechen verbindet ein conischer Ring
H diesen Cylinder mit einem weiteren, ebenfalls mit
Blechen versehenen Cylinder Y. In diesen Ring treten
bei e die von A kommenden
gereinigten und siedenden Phlegmen ein, flieſsen von Blech zu Blech abwärts, indem
sie sich allmählich ihres Alkohols entledigen. Ein Plattencondensator K fängt die mechanisch fortgerissenen
Flüssigkeitsblasen auf, damit die öligen Nachproducte nicht die darüber liegenden
Platten verunreinigen. Die unter der vollen Scheidewand l liegenden Erschöpfungsplatten m sind
bestimmt, die letzten Spuren von Alkohol auszutreiben. Der Sockel des säulenartigen
Apparates wird von einem kleinen, mit Schlangen röhr S
versehenen Kessel N gebildet. Die sich hier ansammelnde
Flüssigkeit ist vollständig erschöpft und wird durch Rohr P abgeleitet.
Der nur Spuren von Alkohol enthaltende Dampf aus dem Kessel N durchstreicht die Platten m, reichert sich
hier allmählich an und geht dann zur Trennung von den öligen Nachproducten durch
Rohr n zu dem mit Thermometer t verbundenen Plattencondensator M. Das
Rücklaufrohr r führt nach der vorletzten Platte m zurück, das Rohr f
verbindet diesen Condensator mit dem Behälter J für die
Producte schlechten Geschmackes. Jedes dieser Rücklaufrohre hat einen Probehahn, um
beurtheilen zu können, ob man das Product nach m oder
J leiten soll. Die Dämpfe treten nun durch Rohr n1 wieder in den
Apparat, durchstreichen die Platten und Plattencondensatoren K und G, um durch Rohr T in den eigentlichen Condensator V zu treten, welcher eine Reihe über einander liegender
Plattencondensatoren enthält. Die gebildete wässerige Flüssigkeit wird in den
topfartigen Behälter D gesammelt, dessen Rücklauf h nach der Säule zurückführt. Durch das Rohr v treten die Dämpfe in den Kühlapparat R und erscheint der reine Alkohol im Probeglas F. Das Kühlwasser flieſst theils durch Rohr U ab, theils tritt es in den Condensator V, den es durch Rohr o
wieder verläſst.
Die im Condensator C verdichteten weniger flüchtigen
Bestandteile flieſsen durch Rohr b zurück, während der
Dampf in den Kühlapparat B tritt. Der Heizregulator Q regelt den Dampfzutritt je nach dem Drucke im
Apparate.
Bei dem Apparate zur Destillation unter Luftleere von
N.
Galland in Paris (* D. R. P. Nr. 17972 vom 9. März 1881) ist der Cylinder C (Fig. 6 bis
8 Taf. 30) unterhalb der Welle E in
verschiedene, abwechselnd oben und unten mit einander verbundene Abtheilungen a getheilt. Die Hähne g
und z gestatten beliebige Entleerung. Die Welle E ist mit Scheiben b
aus gelochtem Blech
versehen, um während ihrer Drehung die Maische in dünnen Schichten über der
Flüssigkeitsoberfläche der Verdampfung auszusetzen. In den einzelnen Abtheilungen
des Cylinders sind schlangenförmig gewundene Röhren c
so angebracht, daſs sie die Scheiben an ihrer Bewegung nicht hindern. Der Vorwärmer
V (Fig. 9) ist
mit Heizschlangen q und Verdampfungsscheiben x versehen. Der mit einem Rohrsysteme versehene
Cylinder L (Analyseur) und Condensator M werden mittels Pumpen r
und Calorisatoren l und m,
welche nach Bedarf durch Rohre y mit Dampf oder Wasser
versehen werden, auf gleichmäſsiger Temperatur erhalten.
Nachdem nun mittels Pumpe P die Luft ausgepumpt ist,
werden die zu destillirenden Maischen durch Vorwärmer B
in den Cylinder C gesaugt, um aus der letzten
Abtheilung desselben, von Alkohol befreit, mittels Pumpe p nach dem Behälter H gebracht zu werden. Um
die Maischen zu erwärmen, läſst man durch die Schlangen c nach Bedarf Dampf oder warmes Wasser gehen, oder läſst durch Rohr K direkt Dampf eintreten. Dieser Dampf durchzieht den
Cylinder im entgegengesetzten Sinne zur Maische, indem er an den Scheiben vorbei und
durch dieselben streicht, wobei ihm diese Scheiben die Maische in dünnen Schichten
zur Verdampfung entgegenbringen. Nachdem der Dampf sich auf diese Weise mit Alkohol
beladen hat, tritt er am Ende durch das Rohr n in den
Analyseur L ein. Da der Dampf auf einer Temperatur
gehalten wird, welche etwas höher ist als die Condensation der Alkoholdämpfe, so
werden hier nur die Wasserdämpfe und die der schweren Oele verdichtet werden, welche
dann durch das unten angebrachte Rohr nach der ersten Abtheilung in die Colonne
zurückgebracht werden. Die anderen nicht condensirten Dämpfe gehen durch das Rohr
d nach dem ersten Condensator M, in welchem eine zur Verdichtung der Alkoholdämpfe
entsprechende Temperatur gehalten wird und durch den nur die noch flüchtigeren
Dämpfe gehen.
Der gewonnene Alkohol flieſst durch den Probeapparat o
und Kühler O in den Behälter R. Die nicht verflüssigten Dämpfe gehen durch Rohr h in den zweiten Condensator N, welcher den
hier verflüssigten Spiritus durch e nach dem Behälter
Q abgibt. Die daselbst nicht verflüssigten Dämpfe,
welche jedoch keinen Alkohol mehr enthalten sollen, werden von einer Pumpe abgesaugt
und in einem tieferstehenden Wasserbehälter niedergeschlagen.
Will man den Cylinder zur Rectification benutzen, so läſst man die Phlegmen oder
Maischen in den Anwärmer V treten. Die hier
entwickelten Dämpfe gehen durch Rohr K in die Colonne
C, treffen hier auf die Scheiben b, an denen sich die Wasser haltigen Dämpfe
niederschlagen, während die übrigen nach dem Analyseur L gehen, Kohlensäure und einige sehr flüchtige Stoffe aber durch Pumpe p abgesaugt werden.