Titel: | Ueber schlagende Wetter. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 426 |
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Ueber schlagende Wetter.
Ueber schlagende Wetter.
Zur chemischen Untersuchung der Grubenwetter hat Cl. WinklerDie chemische Untersuchung der bei verschiedenen
Steinkohlengruben Sachsens ausziehenden Wetterströme. Sonderabdruck
aus dem Jahrbuch für das Berg- und
Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das J.
1882. etwa 10l
fassende Zinkblechcylinder mit Wasser gefüllt und an dem Orte der Probenahme durch
Ausflieſsenlassen des Wassers mit der fraglichen Grubenluft gefüllt. Zur Bestimmung
des Wassergehaltes der Probe wurde dieselbe durch ein mit dem Cylinder verbundenes
Chlorcalciumrohr angesaugt. Die durch ein mit Glaswolle gefülltes Rohr
zurückgehaltene Staubmenge war unwägbar, was wohl dadurch erklärlich ist, daſs die
Luft fast völlig mit Wasserdampf gesättigt war. Der Sauerstoff' wurde im
Laboratorium durch Absorption, Kohlensäure mittels Barytwasser, Grubengas durch
Verbrennung mit glühendem Kupferoxyd und Titrirung der gebildeten Kohlensäure mit
Barytwasser bestimmt. Die Grubenluft wurde je an einem Arbeitstage (A) und einem
Sonntage (S) untersucht; dieselbe hatte folgende Zusammensetzung:
Grube
Sauerstoff
Stickstoff
Kohlen-säure
Gruben-gas
Wasser-dampf
1) Lugauer
Steinkohlenbauverein A
17,751
78,183
0,483
0,108
3,475
S
17,693
78,320
0,448
0,093
3,446
2) Bockwa-Hohndorf
Verein A
18,613
76,894
0,146
0,156
4,191
S
18,652
76,907
0,143
0,111
4,187
3)
Deutschland A
18,079
78,277
0,122
0,138
3,384
S
17,872
78,565
0,117
0,115
3,331
4)
Zwickau-Brückenberg-Steinkohlenb. A
17,958
77,345
1,019
0,256
3,422
S
18,806
77,265
0,380
0,124
3,425
5) Oberhohndorf Schader
Steinkohlenb. A
18,556
77,835
0,345
0,069
3,195
S
18,667
78,184
0,285
0,054
2,810
6) v. Arnim'sche Steinkohlenwerke
A
18,641
77,984
1,076
0,018
2,282
(einschl.
Brandwetter) S
18,461
77,958
0,952
0,025
2,604
Brandwetter
16,028
78,498
2,626
0,103
2,745
7) Königl.
Steinkohlenwerk A
19,170
77,489
0,432
0,021
2,888
S
19,690
77,228
0,539
0,018
2,525
8) v. Burgk'sche Steinkohlenwerke
A
18,611
77,917
0,281
0,125
3,066
S
18,828
77,856
0,222
0,146
2,948
9) Hänicher
Steinkohlenbauverein A
18,432
75,617
2,717
0,041
3,193
S
18,526
75,707
2,662
0,048
3,057
Auf Grund dieser Analysen und anemometrischer Messungen des Wetterstromes wurden
unter Berücksichtigung der normalen Zusammensetzung der atmosphärischen Luft
folgende Gasmengen berechnet, welche in 24 Stunden als der Grube thatsächlich
entstammend durch den Wetterdurchzug fortgeführt wurden:
Grube
Gesammtvolumen
Volumen der einzelnen Bestandtheile
cbm
Procent desausziehen-den
Wetter-stromes
Stickstoffcbm
Kohlen-säurecbm
Gruben-gascbm
Wasser-dampfcbm
1) A
50555
14,5
39047
1559
372
9577
S
54300
14,7
42454
1514
338
9994
2) A
69525
10,4
44781
734
1043
22967
S
53359
10,2
34299
558
580
17922
3) A
45521
16,6
37578
236
378
7329
S
39727
15,9
32701
204
286
6536
4) A
53049
13,6
37653
3850
1000
10546
S
42290
11,5
30790
1255
454
9791
5) A
28891
10,6
21258
836
186
6611
S
28395
10,1
21797
696
151
5751
6) A
80534
9,9
60059
8084
123
12268
S
93030
10,9
68818
7425
192
16595
7) A
23809
7,7
16018
1216
64
6511
S
19823
7,4
13759
1340
47
4677
8) A
70720
12,4
55418
1387
709
13206
S
73206
11,6
57228
1165
918
13895
9) A
43992
11,2
23827
10456
160
9549
S
58774
10,8
31722
14249
260
12543
Nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1882 S. 251 sind auf der Grube Heinitz bei Saarbrücken mit einem
verbesserten Coquillon'schen Grisoumeter (vgl. 1878 227 * 262) Analysen des ausziehenden
Ventilator-Wetterstromes ausgeführt; dieselben ergaben:
am
19.
September
1881
0,568 Proc. CO2 und
0,184 Proc. CH4
„
20.
„
0,567
0,184
„
24.
„
0,488
0,187
„
26.
„
0,472
0,157
„
27.
„
0,544
0,122
„
30.
„
0,422
0,173
„
11.
Oktober
0,438
0,130
„
12
„
0,488
0,179
Mit dem G. Körner'schen Schlagwetterzehrapparat (vgl. 1881 240 49)
fanden im Bergrevier Aachen und auf den Saarbrücker Gruben vielfache Versuche statt.
Die auf der Grube Langenberg ergaben die Unschädlichmachung von nur 2cbm,27 schlagende Wetter in 34 Minuten. Bei einem
Versuche auf der Grube Heinitz wurde die Lampe oben in einem 16m langen, engen Ueberhauen aufgehängt. Die an Ort
und Stelle unmittelbar vor dem Anzünden der Lampen entnommenen Luftproben ergaben
1,66 Proc. Kohlensäure und 24,93 Proc. Grubengas, nach ½stündigem Brennen 1,73 Proc.
Kohlensäure und 24,00 Proc. Grubengas. Auch weitere Versuche ergaben, daſs die Körner'sche Lampe in Schlagwettern mit hohem Stumpfgasgehalt fast ohne
Wirkung bleibt und daſs sie praktische Bedeutung für den Bergbau nicht hat.
Nach einer Zusammenstellung von R. Nasse (Daselbst S.
144) verunglückten im J. 1880 durch 28 Explosionen schlagender Wetter auf den englischen Kohlengruben 499 Mann, davon durch die
Explosion am 21. Januar auf der Leycettgrube in Staffordshire 62, am 15. Juli auf
der Riscagrube in Südwales 120, am 8. September auf der Seahamgrube in Durham 164
und am 10. December auf der Penygraiggrube in Südwales 101 Mann. Bei der Explosion
auf der Leycettgrube war es auffallend, daſs sich trotz kräftigen Wetterwechsels die
Explosion fast augenblicklich durch das ganze Grubengebäude verbreitet hatte, so
daſs bei der Trockenheit der Grube der reichlich vorhandene Kohlenstaub zur
Verbreitung und Verstärkung der Explosion beigetragen haben muſste. Die Entzündung
der schlagenden Wetter wurde auf unvorsichtige Anwendung der Schieſsarbeit in der
Grube zurückgeführt.
Während bezüglich der Rolle des Kohlenstaubes bei den
Grubenexplosionen Mallard und Le Chatellier
als feststehend annehmen, daſs der Kohlenstaub ohne Anwesenheit von Grubengas keine
Ursache für ernste Gefahren bildet, da er nur in dem Falle eine wichtige Rolle
spielen kann, daſs er eine durch Gase hervorgerufene Explosion in ihren Folgen
erschwert, folgt aus den Versuchen von Galloway, Abel
u.a., daſs Kohlenstaub die Explosionen bedeutend fördert und auf weite Entfernungen
überträgt (vgl. Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1882 S. 168). Man hat daher bereits versucht, die Entwickelung
von Kohlenstaub zu verhüten, durch Besprengen mit Wasser und Bestreuen mit Kochsalz
oder Chorcalcium. Letztere Verfahren dürften sich weniger empfehlen, da hierdurch
die umgebende Luft nur noch mehr ausgetrocknet wird.
Mehr Erfolg verspricht der Vorschlag von Ch. S. Smith in
Leicester und Th. Moore in
Shipberg (D. R. P. Kl. 5 Nr. 19150
vom 2. November 1881), Kalkpatronen zum Sprengen
von Steinkohlen und Gesteinen zu verwenden, das Schieſsen somit völlig zu
vermeiden. Zu diesem Zweck wird gebrannter und gemahlener Kalk zu Patronen (70mm Dm.) mit Längsfurche gepreſst. In das Bohrloch
wird zuerst eine durchlöcherte oder geschlitzte Röhre (12mm Dm.) eingesetzt, dann die Patrone, so daſs die
Röhre in deren Furche zu liegen kommt. Nun wird das Bohrloch vorn in bekannter Weise
geschlossen und Wasser hineingepreſst.
Anstatt den Kanal an der Seite der Kalkpatrone anzubringen, kann die Patrone auch mit
einer inneren Durchbohrung versehen sein. Auch könnte die Wasserröhre nur in das
äuſsere Ende des Kanales münden. Man kann auch, statt eine feste Patrone anzuwenden,
den Kalk lose einführen und in dem Bohrloch feststampfen; in diesem Falle kann man,
anstatt die Wasserröhre zuerst einzusetzen, eine Nadel von gleicher Dicke gebrauchen und, nachdem
die Ladung festgestampft ist, die Nadel herausziehen und durch die Wasserröhre
ersetzen. Um eine sehr rasche Wirkung der Patrone hervorzubringen, kann man auch
verdünnte Schwefelsäure u. dgl. hineintreiben. Die Wasserröhre wird, um das
Verstopfen der Löcher in derselben durch Kalk zu verhindern, mit einem gewebten
Schlauche überzogen.
Nach Kick's Mittheilung in den Technischen
Blättern, 1882 S. 248 haben die an verschiedenen
Orten angestellten Versuche zufriedenstellende Resultate ergeben.