Titel: | Ueber Hefe und deren Untersuchung. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 463 |
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Ueber Hefe und deren Untersuchung.
Mit Abbildung.
Ueber Hefe und deren Untersuchung.
Um einen Hefensalz herzustellen, hat C.
Werchau (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1882 S.
285) 15k grob gequetschtes Grünmalz und
0k,25 vorher gebrühten Hopfen nach Abscheidung
der Treber mit dem Malze eingemaischt, bei 62,5° der Verzuckerung überlassen und
nach 2 Stunden die Maische treberfrei abgezapft, auf 24° gekühlt und bei 17,5 Proc.
Extractgehalt in einem offenen Gefäſs bei gleicher Lufttemperatur die Maische der
Selbstbildung von Hefezellen überlassen. Nach 40 Stunden zeigten sich vereinzelte,
vollkommen ausgebildete und gesunde Hefezellen. 20cc Maische erforderten jetzt 0cc,5
Natronlauge, entsprechend 1° Säure nach Lüdersdorf. Die
Vergährung war bis auf 15 Proc. heruntergegangen, die Temperatur hatte sich um 1,9°
gehoben. Nach 72 Stunden war die Vergährung auf 8 Proc. heruntergegangen, die
Hefezellen hatten sich um das 3fache vermehrt, die Säure war auf 1,5° gestiegen; vom
Milchsäureferment waren jedoch nur wenige Zellen sichtbar. Der Hefensatz wurde dann
8 Tage lang in einem verschlossenen Kupfergefäſs in Wasser von 9° gestellt, zeigte
nun 2° Säure und war bis 4,5 Proc. vergohren. Die damit angestellte Mutterhefe gohr
zwar langsam an, hatte aber einen sehr guten Geschmack und Geruch und war innerhalb
12 Stunden auf die Hälfte ihres Zuckergehaltes vergohren. Gleich gute Resultate
wurden bei der mit dieser Mutterhefe im Hefenfaſs angestellten Hefe erzielt; der
damit angestellte Bottich hatte 20 Proc. Zuckergehalt und war mit 15° abgestellt.
Die zum Destillirapparat aufgepumpte Maische zeigte eine Vergährung auf 1 Proc. und
2,5° Säuregehalt. Erhalten wurden 487l Spiritus
von 86 Proc. Tr. = 41882 Literprocent Alkohol oder 9,66 vom Liter Maischraum.
Eingemaischt wurden:
Stärke
3300k
Kartoffeln mit 17,66 Proc. Stärke
582,75k
75
Roggenmehl mit 65 „ „
48,75
125
Gerste zur Verzuckerung und Hefe
75,00
––––––
706,50
Davon blieben unaufgeschlossen
25,07
„ „ unvergohren
39,15
––––––
Somit kommen zur Berechnung
642,28k.
Bei Annahme von 71,6 Proc. theoretische Alkoholausbeute für 1k Stärke = 4598,72 Literprocent Alkohol ergibt
sich somit eine Reinlichkeit der Gährung von (41882 × 100) : 46703,25 = 91,6
Proc.
Das Verhältniſs der wirklichen zur theoretischen Ausbeute ergibt
sich aus folgender Betrachtung: Verwendet wurde ein Bottich von 4360l, der Steigraum betrug 420l, der wirkliche Maischraum somit 3940l, so daſs nach Abzug von 156l für Treber 3784l Maische von 1,0833 sp. G. bleibt oder 4099k Maische von 16,92 Proc. Stärkewerth entsprechend 694k Stärke. 24k
Stärke waren nicht aufgeschlossen, somit 718k
Gesammtstärke, entsprechend 51408,8 Literprocent Alkohol, wovon 41882 Literprocent
gezogen waren, entsprechend 81,4 Procent der theoretischen Ausbeute (vgl. 1879 232 248).
Werchau empfiehlt diese Herstellung von Hopfenhefe ohne Hefenaussaat für den Brennereibetrieb,
bemerkt aber noch, daſs man bei Bereitung des Hefenzusatzes mit der
Einmaischtemperatur nicht unter 64°, mit der Abstelltemperatur nicht unter 22,5 bis
24° gehen dürfe. Der Raum, in welchem das Maischgut zur Selbstbildung der
Hefenzellen steht, soll keine niedrigere Temperatur haben wie der Hefensatz.
Bei der Verwendung von Schlempe zur Preſshefefabrikation
soll man nach A. Schrohe (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1882 S. 265) die Schlempe in
geschlossenen Fässern kühlen, sich überhaupt keines Kühlschiffes mehr bedienen,
sondern das Klare mit Hähnen oder Knieröhren abziehen und über einen Kühler in die
Gährbottiche ablassen. Wenn man nicht im Hauptgährbottich vorstellen will und wenn
die Maische in Folge langsamen Kühlens durch einen Kühler nicht allzu langsam in den
Gährbottich kommt, so kann man ohne Bedenken die Schlempe zuerst in die Gährbottiche
lassen und dann, nachdem etwa ¼ der Maische beigemengt ist, gleich mit der Hefe
anstellen. Geht es nicht an, nach dieser Art zu verfahren, und ist eine Pumpe nicht
zu umgehen, so hebt man die gekühlte Schlempe zunächst in einen entsprechenden
Behälter, welcher zugleich als Meſsgefäſs dient, um sie aus diesem in die
Gährbottiche abzulassen. Die so erhaltene Schlempe soll sich sehr gut zur
Preſshefefabrikation eignen.
Zur Herstellung von Roggenmalzhefe wird in der Brennerei
in Wassiljevshoe, Ruſsland, nach Th. Quilitz (Daselbst
S. 234) der nur schwach geweichte Roggen in flache Beete bei einer Maximaltemperatur
von 19° geführt, so daſs der Keimungsprozeſs langsam und gleichmäſsig vor sich geht,
was leicht erreicht wird, wenn vor dem Schaufeln die trocken gewordene Oberfläche
mit Wasser von 17° befeuchtet wird. Der Keimungsprozeſs ist hierbei in 3½ bis 4
Tagen beendet. Das Malz wird nun auf mit Leinwand bespannten Rahmen getrocknet und
dabei 2½ bis 3 Stunden lang eine Endtemperatur von 81° innegehalten. Bei Verwendung einer niedrigeren
Darrtemperatur oder gar von Roggengrünmalz ist keine reine Hefe zu erreichen. Man
bringt nun 36 Stunden vor Bemaischung des Gährbottiches in einen mit Rührwerk und
Vorgelege versehenen Hefemaischbottich 984l Wasser
von 50°, schüttet das Maischmaterial aus 262k
Roggendarrmalz und 66k Roggenschrot unter
schnellem Gange des Rührwerkes hinein, maischt zu klarem Teig, gibt auf jedes Pud
(16k,4) Maischmaterial noch 1 Wedro (12l,3) Wasser von 75 bis 81° hinzu und erwärmt die
Maische durch direkte Dampfeinströmung allmählich auf 65°. Nun wird der Dampf
abgesperrt, die Maische durch das Rührwerk auf 62° heruntergekühlt, bei bedecktem
Bottich 1 Stunde zur Verzuckerung stehen gelassen und hierauf in das betreffende
Hefegefäſs gebracht. Die Säurebildung ist bei tüchtigem Durchrühren in 12 bis 14
Stunden mit 3 bis 4,5 Oxymeter und 50 bis 47° beendet. Die Kühlung auf 22,5° durch
Einschütten von reinem Eis dauert 15 bis 20 Minuten. 12 Stunden vor Verwendung der
Hefe wird die Würze mit ⅕ ihres Volumens kalter Mutterhefe bei 19° und 18 bis 19
Proc. am Saccharometer angestellt.
Nach A. Zwergel (Daselbst S. 347) muſs man zur Erzielung
einer haltbaren Preſshefe überall während der
Fabrikation das Hinzutreten von Spaltpilzen möglichst verhüten und verhindern, daſs
sich die Spaltpilze vermehren, und die ihnen eigenthümliche Gährungsform einleiten
(vgl. 1881 240 398). Man soll daher für reine Luft,
reines Wasser und von Schimmelbildungen freies Malz sorgen, statt der Kühlschiffe
Kühlapparate verwenden, die Schlempe möglichst frisch und klar zusetzen und für
Einhaltung der richtigen Temperaturen sorgen.
Textabbildung Bd. 247, S. 465
Zur Prüfung der Preſshefe auf Gährkraft (vgl. 1881 240 396) durch Messen der in ½stündiger Gährung
entwickelten Kohlensäure setzt M. Hayduck (Daselbst S.
226) die das Gährungsgemisch enthaltende Flasche a von
0l,5 Inhalt in ein eisernes Wasserbad auf
einen aus gelochtem Blech hergestellten Einsatz. Die eine der an beiden Enden
offenen kurzen Glasröhren in dem doppelt durchbohrten Kautschukstopfen ist mit einem
kurzen Stück Kautschuk schlauch und dem Quetschhahn c
versehen; die andere Glasröhre steht durch einen längeren Kautschukschlauch mit dem
Meſsapparat in Verbindung. Der weitere Schenkel v von
500cc Inhalt ist mit einer Theilung in
Cubikcentimeter versehen. Das engere Standrohr s ist,
um das Eingieſsen von Flüssigkeit zu erleichtern, oben trichterartig erweitert.
Zuerst bereitet man nun die geeignete Zuckerlösung, indem man 40g Rohrzucker in einen 400cc fassenden Meſskolben schüttet, dann Wasser bis
zur Marke zusetzt und unter häufigem Umschütteln den Zucker auflöst. Sodann wiegt
man in einem Schälchen mit Ausguſs genau 10g der
zu untersuchenden Preſshefe ab, zerrührt dieselbe mit einem Pistill in einer kleinen
Menge der genannten Zuckerlösung, bis die Hefe gleichmäſsig in der Flüssigkeit
vertheilt ist, gieſst das Gemisch in die Flasche a,
spült das Schälchen 2mal mit etwas Zuckerlösung nach und gieſst alsdann den ganzen
Rest der Zuckerlösung in die Flasche. Nach tüchtigem Umschütteln stellt man die
Flasche in das schon vorher durch eine untergestellte Flamme auf 30° erwärmte
Wasserbad, läſst die Flasche offen 1 Stunde darin stehen und verbindet diese dann
erst mit dem zum Auffangen der Kohlensäure bestimmten Gefäſse v, welches bis zum oberen Nullstrich mit der zum
Absperren der Kohlensäure dienenden Flüssigkeit – Wasser mit einer dünnen Schicht
Erdöl – gefüllt ist.
Man setzt den doppelt durchbohrten, gut schlieſsenden Kautschukpfropfen fest auf die
Flasche a und schlieſst dann erst den kurzen
Kautschukschlauch durch den Quetschhahn c. Die aus der
Flasche a entweichende Kohlensäure gelangt in das Rohr
v und drückt die Flüssigkeit nieder. Man öffnet nun
den Hahn h so, daſs die Flüssigkeit in demselben Maſse
aus dem Apparat heraustropft, als Kohlensäure in denselben bei d eintritt. Die auslaufende Flüssigkeit wird in einem
untergestellten Gefäſs aufgesammelt. Nachdem der Versuch in dieser Weise genau ½
Stunde lang fortgeführt ist, schlieſst man die Hähne d
und h, nimmt den Quetschhahn c ab, bringt die Flüssigkeit in beiden Schenkeln der Röhre mit Hilfe des
Zeigers e in gleiche Höhe und liest ab.
Da 342g Rohrzucker bei der Zersetzung durch Gährung
176g Kohlensäure liefern, so ist 0g,003841 Rohrzucker nöthig, um bei der Zersetzung
durch Gährung 1cc Kohlensäure zu erzeugen. Man
findet demnach die von 100g Hefe in ½stündiger
Gährung zersetzte Zuckermenge, wenn man die gefundenen Cubikcentimeter Kohlensäure
mit 0,003841 multiplicirt. Es wurden nach dem vorstehend beschriebenen Verfahren
z.B. folgende 9 Sorten Preſshefe untersucht:
Preſshefe
In ½ stündigerGährung von 10g Hefeentwickelte
Kohlen-säure
In ½ stündigerGährung von 100g Hefezersetzter Zucker
Ohne Stärkezusatz
256cc
9,83g
Desgl.
280
10,75
Desgl.
316
12,13
Mit sehr groſsem Stärkezusatz
30
1,15
Ohne Stärkezusatz
300
11,5
Desgl.
268
10,29
Bierhefe
310
11,90
Preſshefe ohne Stärkezusatz
373
14,32
Desgl.
484
18,59