Titel: | Lambert's auslösende Kolbensteuerung. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 477 |
Download: | XML |
Lambert's auslösende Kolbensteuerung.
Mit Abbildungen auf Tafel 37.
Lambert's auslösende Kolbensteuerung.
Die in Fig. 1 bis 5 Taf. 37
nach Engineering, 1882 Bd. 34 S.
447 dargestellte Steuerung von G. L. Lambert in
Nottingham zeigt zwei bemerkenswerthe Eigentümlichkeiten,
nämlich erstens die Anwendung von 4 geliderten Kolben als innere Steuerorgane und
zweitens die Ableitung der Bewegung des Auslösemechanismus, welcher sowohl für die
Auslaſs- wie für die Einlaſsorgane angeordnet ist, vom Kreuzkopf der Maschine behufs
Erzielung gleicher Dampfvertheilung für beide Cylinderseiten.
Die Anordnung der Kolben ist aus Fig. 2 und
5 ersichtlich. Dieselben sind der Länge nach durchbrochen, so daſs der
Dampf aus dem Cylinder frei hindurchtreten kann und die Räume hinter den Kolben zu
den schädlichen Räumen zu rechnen sind. Die unteren Kolben, für den Auslaſs dienend,
liegen so tief, daſs sie den Cylinder zugleich entwässern. Ihre Bewegung erhalten
die Kolben durch Daumen d, welche, aus je zwei eine
Rolle haltenden Armen bestehend (vgl. Fig. 3), mit
der Rolle zwischen zwei gehärtete, im Kolben schwalbenschwanzförmig eingelassene
Stahlplatten greifen (vgl. Fig. 5). Auf
den Wellen der beiden Auslaſsdaumen sind vorn vor dem Cylinder frei drehbar zwei
Scheiben s (Fig. 1 und
4) angebracht, welche von einem Excenter aus mittels der Kuppelstange m eine gleichmäſsig hin- und hergehende Schwingung
erhalten. Auf dem Umfange dieser Scheiben ruhen je zwei von Armen a und e getragene
Bogenstücke, welche durch radial verschiebbare Klinken k (Fig. 4)
zeitweise mit den Scheiben s gekuppelt werden und dann
an der Bewegung derselben theilnehmen. Die Arme a sind
fest auf den Daumenwellen der Auslaſskolben; sie übertragen also direkt auf diese
die Bewegung der zugehörigen Bogenstücke. Die auf den Wellen frei drehbaren Arme e sind durch Stangen z mit
den auf den Einlaſsdaumenwellen befestigten Kurbeln verbunden. An die Arme a und e sind nach Art der
Corliſssteuerungen Gewichte angehängt, welche nach der Auslösung den Schluſs der
Kanäle herbeiführen und, als Kolben in den Cylindern c
geführt, dabei zugleich als Bremse wirken.
Die Auslösung, d. i. die Einziehung der radialen Klinken k (Fig. 4) wird
durch die kleinen Daumen n vermittelt, auf deren Wellen
vor den Scheiben die Arme l (Fig. 1)
befestigt sind. Dieselben tragen an den Enden Rollen, mit denen sie auf
Daumenscheiben aufruhen, und zwar ist für jeden der beiden zu einer Scheibe s gehörenden Arme l,
welche hinter einander liegen, eine besondere Daumenscheibe angeordnet. Diese 4
Daumenscheiben erhalten durch den mit dem Kreuzkopf der Maschine verbundenen Hebel
h, die Zugstange t,
den Hebel b und die Stangen ou eine gleichförmig schwingende Bewegung, welche der Bewegung der Scheiben s gröſstentheils entgegengesetzt ist. Dabei treten die
Erhöhungen der Scheiben unter die Rollen der Arme l und
drehen hierdurch die Daumen n so viel, als zum
Zurückziehen der Klinken k nöthig ist. Die Stangen u, welche die Daumenscheiben für die Auslaſskolben
bewegen, sind direkt an den Hebel b angehängt; die
Auslösung der Arme a und der hierdurch bewirkte Schluſs
der Auslaſskolben wird mithin immer auf demselben Punkte des Kolbenhubes
stattfinden. Die Stangen o für die Einlaſskolben
dagegen greifen an eine Scheibe i, welche von dem
oberen Endzapfen des Hebels b getragen wird und mit dem
Regulator in Verbindung steht. Beim Steigen und Fallen des letzteren wird die
Scheibe i in dem einen oder anderen Sinne gedreht und
dadurch eine frühere oder spätere Auslösung der Arme e,
also ein früherer oder späterer Schluſs der Einlaſskolben bewirkt. Die Auslösung
wird nicht ganz ohne Rückwirkung auf den Regulator stattfinden.
Auſser dem schon eingangs erwähnten Vorzug gleicher Füllungen für beide
Cylinderseiten, welcher für einen ruhigen gleichförmigen Gang nicht zu unterschätzen
ist, hat diese Steuerung den meisten auslösenden Mechanismen gegenüber noch den
Vortheil, daſs sie jede beliebige Füllung von 0 bis 1 ermöglicht, was für den Fall
einer sehr veränderlichen Arbeitsleistung wesentlich ist. Die äuſsere Steuerung kann
übrigens auch in Verbindung mit anderen Abschluſsorganen (ebenen Schiebern, Hähnen
oder Ventilen) verwendet werden.