Titel: | Ueber die elektrischen Einrichtungen im Opernhause zu Frankfurt a. M. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 495 |
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Ueber die elektrischen Einrichtungen im
Opernhause zu Frankfurt a. M.
Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 38.
K. Wagner, über Einrichtungen im Opernhause zu Frankfurt a.
M..
Wie die Einführung der elektrischen Beleuchtung für die Theater bezüglich der
Sicherheit und des Wohlbehagens der Theaterbesucher von höchster Bedeutung sein
wird, so vermag die Elektricität auch für Betrieb der Theater vielseitigen Nutzen zu
schaffen. Ein Beispiel dafür, bieten die umfänglichen elektrischen Einrichtungen im
Opernhause zu Frankfurt a. M., welche in der Elektrotechnischen Zeitschrift 1882 S. 234 ff. von dem Betriebsingenieur
K. Wagner eingehend beschrieben worden sind.
Im Frankfurter Opernhause sind von dem den Bau ausführenden Baumeister Becker auſser den im ganzen Gebäude bestehenden Anruf-
und Signalschellenverbindungen nicht weniger als 8 verschiedene elektrische
Einrichtungen durchgeführt, nämlich: 1) Die Feuermelde-Einrichtung, 2) die Wächtercontrole mit Controluhr, 3) die Thürschluſscontrole, 4) der Wärmetelegraph,
5) der Hubzähler des Ventilators, 6) die Taktschläger, 7) die Kronleuchter-Zündung, 8) die Zündung der
Soffitenbeleuchtung. Zu den sämmtlichen Einrichtungen ausschlieſslich der
Kronleuchter- und Soffitenzündung sind etwa 20000m
Leitungsdrähte im Hause verlegt. Die Batterien dienen theilweise verschiedenen
Zwecken zugleich; so sind z.B. die Batterien für die Alarmschellen gleichzeitig für
die Aktschellen auf den
Logengängen, im Treppenhause u.s.w. benutzt. Im Ganzen sind vorhanden 24 Meidinger,
119 Leclanché-Elemente und 2 Tauchbatterien.
1) Feuermelde-Einrichtung. Daſs die
Feuerwehrmänner des Hauses oder auch irgend welcher Bedienstete desselben zu jeder
Zeit von jeder Stelle des Hauses, an welcher er sich augenblicklich befindet, das
Vorhandensein einer Gefahr weiter melden bezieh. ein Signal abgeben kann, durch
welches die nöthige Mannschaft zur Beseitigung sofort herbeigerufen wird,
ermöglichen die im ganzen Gebäude sowie auch im Decorationsmagazin, welches mit
ersterem unterirdisch verbunden ist, vertheilten Feuermelder. Wird der Knopf irgend
eines Melders gedrückt, so ertönen die überall in beiden Gebäuden vertheilten
Alarmglocken; gleichzeitig wird aber auch an 7 verschiedenen Stellen an vorhandenen
Kästchen der Ort angezeigt, von welcher Stelle die Gefahr gemeldet wurde, bezieh. wo
das Feuer ausbrach.
Die Feuermelder liegen in 8 besonderen Ruhestromlinien. Eine jede
dieser Linien hat ihre besondere Meidinger-Batterie mit 3 Elementen. Die Kupferpole
sämmtlicher 8 Batterien sind in einen gemeinschaftlichen Draht zusammengefaſst,
welcher nach einem in dem Ingenieur-Dienstzimmer angebrachten Signalapparate mit 8
Relais führt, sich hier in 8 Drähte theilt, deren jeder um einen der hier
befindlichen 8 Elektromagnete geht; dann verzweigen sich die 8 Drähte nach den 8
verschiedenen Richtungen im Hause bezieh. den dort angebrachten Feuermeldern und
laufen nun nach den Zinkpolen der Batterien zurück.
Wird einer dieser Melder gedrückt, so läſst zufolge der
Unterbrechung des Stromes der zugehörige Magnet im Signalapparate den Anker los und
es fällt das ausgelöste betreffende Signalzeichen, z.B. „Bühne“, im
Dienstzimmer. Der abfallende Anker schlieſst aber zugleich einen Strom nach allen
übrigen Anzeigekästchen, so daſs bei einem jeden dasselbe Zeichen „Bühne“
vorspringt. Dazu laufen von dem Hauptsignalapparate 8 Leitungsdrähte nach den 7
Kästchen mit je 8 Elektromagneten und Fallscheiben.
Die Alarmglocken oder Schellen sitzen ebenfalls in 8 besonderen
Linien, von denen eine jede ihre besondere Batterie, aus 10 Leclanché-Elementen
besitzt. Diese 8 Leitungen sind durch das sogen. Hauptrelais mit Uhrwerk
hindurchgeführt, welches ebenfalls im Dienstzimmer angebracht ist. Hier sind
dieselben unterbrochen, so lange das Uhrwerk nicht im Gange ist; wird dasselbe aber
in Betrieb gesetzt, so gestattet eine zugleich ausgelöste niedergehende Stange 8
Contactfedern, alle 8 Batterien zu schlieſsen, und es ertönen die sämmtlichen
Alarmglocken so lange, bis das Uhrwerk nach einer Minute von selbst wieder zum
Stillstand kommt. Die Ingangsetzung des Uhrwerkes beim Drücken eines Feuermelders
vermittelt der abfallende Anker des zugehörigen Relais im Signalapparate, indem er
stets in derselben bloſs vom Signalapparate nach dem Hauptrelais laufenden Leitung
durch den Elektromagnet des Hauptrelais den Strom einer Batterie aus 14
Leclanché-Elementen schlieſst. In die Linie ist aber noch ein städtischer
Feuermelder eingeschaltet, welcher das Signal nach der Feuerwehrstation befördert,
mittels eines Stöpselumschalters aber, z.B. bei Probealarmirung, ausgeschaltet
werden kann. Der durch den Strom angezogene Anker des Elektromagnetes des
Hauptrelais läſst einen zweiarmigen Hebel niedergehen, der sich bisher vor das
untere Ende der Pendelstange legte; das Pendel kommt also in Gang und das Räderwerk
läſst die erwähnte Stange niedergehen, welche die 8 Contactfedern bisher von ihren
Contacten entfernt hielt; nach einer Minute legt das Räderwerk mittels eines
Fallhammers den zweiarmigen Hebel wieder sperrend vor die Pendelstange und hebt
zugleich mittels der Stange die Federn von den Contacten ab. Um bei
Probealarmirungen ein zu langes Schellen zu vermeiden, ist noch ein Winkelhebel
angebracht, mittels dessen ein Heben jener Stange und dadurch ein Unterbrechen der
Schellenlinien jederzeit möglich ist.
In den Räumen, welche weniger unter unmittelbarer Ueberwachung
stehen, sind in die Feuermelderlinien noch selbstthätige Feuermelder eingeschaltet,
welche bei Erhitzung auf etwa 67° die Alarmglocken in Thätigkeit setzen. Die
Wirksamkeit derselben beruht wie anderwärts auf der ungleichen Ausdehnung
verschiedener Metalle, nämlich eines Streifens aus Eisen, der mit einem solchen aus Messing
zusammengelöthet ist. Bei Erhöhung der Temperatur dehnt sich der Messingstreifen
mehr aus als der eiserne und veranlaſst so die Unterbrechung des Stromes und die
Alarmirung. Damit der Streifen sich nicht durch zufällige Erschütterungen von der
Contactschraube entfernt, ist ein kleiner Wachscylinder unter ihn gelegt, der bei
höherer Wärme schmilzt.
2) Wächtercontrole. Ob die zum
Sicherheitsdienst im Hause bestimmten Feuerwehrleute den ihnen vorgeschriebenen
Rundgang im Hause, sowie im Decorationsmagazin richtig vollführen, wird dadurch
geprüft, daſs auf der zu begehenden Strecke Kästchen mit Druckknöpfen angebracht
sind, welche unter einander und mit einer im Dienstzimmer angebrachten Controluhr in
elektrischer Verbindung stehen. Die auf Rundgang befindlichen Posten müssen die
Druckknöpfe sämmtlicher Kästchen (42 an der Zahl) drücken. Wird eins der Kästchen
übergangen, oder wird auch nur die richtige Reihenfolge, d.h. der richtige Weg nicht
eingehalten, so ist dies an der Controluhr zu erkennen, nicht allein, welche der
Stellen übergangen wurde, sondern auch, zu welcher Zeit das Versäumniſs stattfand,
so daſs dem Controlposten jede Unachtsamkeit nachgewiesen werden kann. Von den 42
Controlstellen bildet jedesmal die 6. eine sogen. Hauptcontrolstelle, so daſs deren
7 vorhanden sind. Die Hauptcontrolstellen sind mit der Controluhr unmittelbar in
Verbindung, von den sogen. Nebencontrolstellen immer je 5 mit der ihnen folgenden
Hauptcontrolstelle. Die Hauptcontrolstellen setzt ein in ihnen angebrachter
besonderer Mechanismus nur dann mit der Controluhr in Verbindung, wenn die
betreffenden 5 vorhergehenden Nebenstellen alle – und zwar der Reihe nach – begangen
und ihre Knöpfe auch gedrückt wurden.
In Fig. 7 Taf.
38 sind fünf auf einander folgende Neben- und die folgende Hauptcontrolstelle H1 mit den
Drahtleitungen und Batterien gezeichnet. Die 5 Nebencontrolstellen D1 bis D5 liegen durch die
Drähte 3, 5, 7, 9, 11 gemeinschaftlich am Kupferpol der
Batterie B1, welcher
noch mit dem Kupferpol der Batterie B2 der Controluhr verbunden ist. Von D1 bis D5 führen ferner die
Drähte 4, 6, 8, 10, 12 zur Hauptcontrolstelle H1 und münden hier in
die 5 Zungen l bis p ein.
Diese sind mit dem Rädchen R nicht in Berührung. Der
Zinkpol der Batterie B1
ist auf dem Wege 13 und 14
unmittelbar nach H1
geleitet, geht hier durch den Elektromagnet M1 und steht mit dem Schalträdchen R in Contact. M1 bewirkt beim Drücken einer Nebenstelle die
Umschaltung des Schalträdchens R. In Figur 7 ist
jene Stellung desselben gezeichnet, welche eintritt, wenn die 5 Nebenstellen der
Reihe nach gedrückt worden sind. Bei diesem Vorgange wurde das Rädchen R um 5 Zahne gedreht und es rückte hierbei der an
demselben angebrachte Stift s1 unter den 5 Zungen l bis p – dieselben berührend – vorbei, um sich in Berührung
mit der 6. Zunge q zu stellen. Auf dem Wege des Stiftes
s1 von p nach q findet in der
Hauptstelle zugleich noch folgender Vorgang statt. Der gegen die Nase r des Hebels c anrückende
Stift i1 drückt
denselben nieder, wobei der andere Hebelarm x die
Federn g und h mit
einander in Contact bringt und so die Hauptstelle mit der Controluhr verbindet;
sobald dann der Knopf k der Hauptstelle gedrückt wird,
geht der Strom vom Kupferpol der Batterie B2 zur Feder u in der
Hauptstelle, von hier in der Feder v, über 18 und 19 zu den Federn
h und g, über 20 bis 23 zum Magnet der
Controluhr und über 24 zum Zinkpol der Batterie B2 zurück.
Die gleichzeitige Weiterschaltung des Rädchens R geschieht beim Drücken der Hauptstelle in gleicher
Weise wie bei dem Drücken der Nebenstellen. Es ist nämlich durch Niederdrücken der
Feder u auſser dem Strom von B2 nach der Controluhr auch der Strom der
Batterie B1 vom
Kupferpol über 1 und 0, in
Feder u bezieh. w, über
15, 16, 17, in Zunge q
durch Stift s1 in
Rädchen R, von hier nach Magnet M1 über 14
und 13 zum Zinkpol der Batterie B1 zurück. In Folge dieses Schlusses zieht
der Magnet M1 den Anker
a an dem vertikalen Arm eines Winkelhebels an;
dieser bewegt mit seinem wagrechten Arme b den darüber
liegenden wagrechten Arm e eines zweiten Winkelhebels
und so den nach oben gerichteten Winkelarm j von rechts
nach links, wodurch der Schaltkegel d um einen Zahn
zurückgreift. Beim Loslassen der Feder u wird der Strom
wieder unterbrochen, der Magnet M1 läſst den Hebel ab
frei, der Hebel ej wird von der Feder f rückwärts gezogen und schaltet mit Hilfe der Klinke d das Rädchen R um einen
Zahn weiter. Wie aus der Figur 7
ersichtlich, verläſst hierbei der Stift s1 die Zunge q und tritt
der Stift s2 unter l. Der Stift i1, welcher die Drehung mitmacht, gestattet dem Hebel
cx wieder die Aufwärtsbewegung, welche eintritt,
indem sich die Feder h in ihre normale senkrechte
Stellung zurückbiegt.
Bei dieser Stellung der Federn g, h
ist aber ein Stromschluſs nach der Controluhr nicht mehr möglich, wenn die Feder u zum zweiten Male niedergedrückt werden sollte. Es
muſs nothwendig das Rädchen R zuvor wieder in die
stattgehabte Stellung gebracht werden, d.h. der nächstfolgende Stift i2 muſs erst wieder den
Hebel cx niedergedrückt haben, bezieh. das Rädchen R muſs wieder um 5 Zähne weiter umgeschaltet werden,
oder, was gleichbedeutend hiermit ist, die fünf vorhergehenden Controlstellen müssen
wieder der Reihe nach gedrückt werden.
Da der Stift s2 jetzt unter der Zunge l steht, so findet am Beginn eines wiederholten Rundganges beim Drücken
des Knopfes in der Stelle D1 nun folgender Stromschluſs statt: Von B1 über 1, 2, 3 durch
D1 über 4 in Zunge
l, durch Stift s2 in das Rädchen R, von
hier nach dem Magnet M1, über 14 und 13,
zu der Batterie B1
zurück. Wird der Druckknopf D1 freigelassen bezieh. die erste Linie wieder unterbrochen, so wird in
gleicher Weise, wie oben beschrieben, in der Hauptstelle H1 das Rädchen R in der Art gedreht, daſs der Stift s2 jetzt unter die Zunge m zu stehen kommt, daſs also nun von D2 aus die Umschaltung möglich ist.
Die Einrichtung der Uhr ist verhältniſsmäſsig einfach. Der von
einer Walze ablaufende Controlstreifen aus gewöhnlichem Papier ist vor 7 den 7
Hauptcontrolstellen entsprechenden Nadeln vorbeigeführt, indem derselbe dicht auf
einer Platte aufliegt, an welche er durch einen Steg gehalten wird, welcher mit den
Nadeln entsprechenden Löchern versehen ist. Eine zweite Walze wird durch ein Uhrwerk
gedreht und zieht den Papierstreifen von oben nach unten vor der Platte vorbei.
Kreist durch das Drücken einer Hauptstelle, z.B. H1 (Fig. 7), der
Strom um den entsprechenden Magnet der Uhr, so wird dessen Anker angezogen und
dieser drückt die zugehörige Nadel in den Controlstreifen ein. Beim Freilassen der
Feder u der Hauptcontrolstelle wird die Nadel von einer
Feder zurückgezogen.
Das Begehen der Controlstellen bezieh. der Rundgang im Hause nimmt
2 Stunden in Anspruch; das Maſs der Vertikalbewegung des Controlstreifens innerhalb
1 bezieh. 2 Stunden ist auf demselben angegeben. Es entspricht der Höhenabstand des
Anfanges und Endpunktes einer der auf dem Streifen quer gezogenen schiefen Linien
der Bewegung des Streifens innerhalb 2 Stunden. Die Nadeln sind in horizontaler
Reihe in gleichem Abstande neben einander angeordnet und deswegen liegen die auf dem
Papier erzeugten Stiche in einer schief ansteigenden Geraden. Die linke Kante des
Streifens tragt die Stiche, die einer am eisernen Vorhang der Bühne besonders
angebrachten Controlstelle entsprechen. Dieselbe ist mit einem 8. Elektromagnete der
Uhr in Verbindung und ist, während der eiserne Vorhang offen ist, von dem dort
postirten Feuerwehrmann alle 10 Minuten zu drücken.
Die Batterie für die Controlstellen besteht aus 6, diejenige für
die Controluhr aus 22 Leclanché-Elementen.
3) Thürschlußcontrole. Die Bühne ist
von dem Zuschauerräume wie auch von den dieselbe umgebenden Garderobe- und
Ankleideräumlichkeiten durch feuersichere Mauern getrennt. In gleicher Weise ist
auch wieder das ganze Vorderhaus, d.h. das Treppenhaus, der Malersaal, wie die
Nebenräumlichkeiten des Zuschauerraumes, durch eine bis über das Dach reichende
Brandmauer geschieden. Die Durchlässe durch diese Scheidewände sind mit eisernen
Thüren bezieh. Klappen versehen, welche in der Regel geschlossen sein müssen, wenn
die Brandmauern ihren Zweck wirklich erfüllen sollen. Dies ist bei der groſsen
Anzahl von Verschlüssen und Thüren, welche theilweise als gebräuchliche
Verbindungswege für das zahlreiche Hauspersonal dienen, sehr schwer zu ermöglichen.
Deshalb wurde eine sogen. Thürschluſscontrole angelegt, durch welche man von dem
sogen. Controlzimmer aus sich überzeugen kann, ob die Verschlüsse zu oder offen
sind.
Die Thüren und Klappen sind gruppenweise auf 9 verschiedene
Leitungen vertheilt, so daſs z.B. sämmtliche Thüren um die Bühne herum in einer
Leitung, die des Oberbaues in einer zweiten Leitung liegen u.s.w.; dem entsprechend
ist im Controlzimmer ein Kästchen mit 9 Elektromagneten und 9 Fallscheiben mit den
bezüglichen Bezeichnungen „Bühne“ u. dgl. vorhanden. An jeder Thür ist ein
Contact angebracht, welcher bei geschlossener Thür offen, bei geöffneter geschlossen
ist; die sämmtlichen Thürcontacte in einer Leitung sind so in Parallelschaltung mit
der Batterie verbunden, daſs jeder unabhängig von den anderen die Leitung von dem
einen Batteriepole her und durch den zu dieser Leitung gehörigen Elektromagnet im
Signalkästchen bis zu einem Druckknopfe schlieſst, zu welchem der gemeinschaftliche
Zuführungsdraht vom zweiten Batteriepole führt, so daſs selbst beim Offenstehen
einer Thür der Batterieschluſs erst beim Drücken dieses Knopfes erfolgt, der
Controlirende jedoch durch einen einzigen Druck auf diesen Knopf erfährt, ob in
einer der 9 Leitungen und in welcher eine Thür offen steht.
Die Einrichtung besitzt, neben der Controle über die Thüren, einen
besonderen Werth noch dadurch, daſs verschiedene verdeckt liegende
Ventilationsklappen mit angeschlossen sind. Hiervon sind hauptsächlich die Abzüge
des Vorderhauses von Bedeutung, da dieselben durch die Brandmauer zwischen diesem
und dem Zuschauerräume hindurchgeführt sind und nur auf schwer zugänglichem Weg
erreicht werden können. Die sämmtlichen Abzugsklappen auf dem Boden werden nämlich
von dem unter dem Erdgeschoſs gelegenen Controlzimmer aus bewegt und es wäre ein
Versagen der theilweise umständlichen Transmissionen zur unrichtigen Zeit leicht
möglich.
4) Wärmetelegraph. Da für das
Parquet, für die Ränge, wie für die Galerie und das Treppenhaus besondere
Heizkammern vorhanden sind, so kann man leicht an jedem dieser Orte nach
Erforderniſs eine ganz bestimmte Temperatur herstellen, sofern man sich stets von
der jeweiligen augenblicklichen Temperatur dort unterrichten kann, um zu wissen, in
wie weit mehr kalte oder warme Luft als Ersatz für die abziehende verbrauchte
zugeführt werden muſs. Daher sind an geeigneten Orten Wärmeanzeiger aufgehängt;
dieselben bestehen im Wesentlichen aus Wärmespiralen, welche mit dem vorher
erwähnten Controlzimmer in elektrischer Verbindung stehen, wo die Drähte von
sämmtlichen im Hause angebrachten 12 Wärmeanzeigern wieder in einem Anzeigekasten
zusammenlaufen. Im Zuschauerräume sind zusammen 10 Stück derselben angebracht,
auſserdem noch einer bei den dicht unter dem Dache befindlichen Behältern, welche
zur Speisung des oberen Regenrohrsystemes dienen, um sich im Winter zu überzeugen,
ob die Temperatur sich nicht dem Gefrierpunkte nähert und es nöthig ist, das Wasser
anzuwärmen. Ein weiteres Thermometer sitzt in dem einen der beiden
Hauptlufteinführungsschächte im Keller.
Die innere Einrichtung der Wärmeanzeiger erläutern Fig. 8 und
9 Taf. 38. Die Spirale W zieht sich bei
Erwärmung zusammen, da sie aus einer Feder gewunden ist, welche der ganzen Länge
nach aus einem äuſseren Streifen von Messing und einem inneren von Eisen besteht.
Das Ende der Spirale ist mittels der kleinen Lenkstange s mit dem Hebel h der Zeigerachse x verbunden. Hierdurch wird der Zeiger Z bei Ausdehnung oder Zusammenziehung der Spirale
bewegt und zeigt auf der Skala des Zifferblattes den der Temperatur der Spirale
bezieh. der Luft entsprechenden Wärmegrad an. Auf der Zeigerachse x sitzt ferner eine Hülse b mit dem Arm a, welche auf derselben nicht
drehbar, aber in deren Längsrichtung verschiebbar ist. Bei der Bewegung des Zeigers
durch die Spirale bewegt sich also der Arm a über den
Contacten 13 bis 18 und
zwar entsprechend dem durch diese Zahlen ausgedrückten Wärmegrad, ohne aber jene zu
berühren, da sonst die freie Bewegung der Spirale gestört würde. An dem
Anzeigekästchen im Controlzimmer sind nun ebenso viel Druckknöpfe angebracht, als
Wärmeanzeiger im Hause sind.
Wird ein Knopf gedrückt, so wird zunächst ein Strom geschlossen,
welcher seinen Weg durch den Elektromagnet m des
zugehörigen Anzeigers nimmt. Der Magnet m zieht den
Anker n an, drückt mittels seines gabelförmigen Endes
g gegen den Bund w der
Hülse b, wodurch Hebelarm a auf einen der Contacte 13 bis 18 niedergehalten wird, je nach Lage des Zeigers
bezieh. dem Stande der
augenblicklichen Temperatur. In der Zeichnung ist angenommen, daſs gerade eine
Temperatur von 13° herrsche. Der Arm a wird also auf
Contact 13 gedrückt, schlieſst so die Leitung 3, 4, 6, a, 13, 5 nach demjenigen der 12 Elektromagnete
im Anzeigekästchen, welcher diejenige Fallscheibe erscheinen läſst, bei deren Fallen
das Zeichen „13°“ sichtbar wird. Auf diese Art ist zu ersehen, daſs das
betreffende Thermometer auf 13° zeigt. Stünde der Zeiger Z zwischen 2 Wärmegraden, wäre die Temperatur z.B. 13,5°, so stünde der
Arm a zwischen Contact 13
und 14 und es fallen dann am Kästchen die beiden
Nummern 13 und 14, ein Zeichen, daſs der Wärmegrad sich über 13° und unter 140
gestellt hat.
In der bestehenden Ausführung gibt das Thermometer nur Wärmegrade
von 13 bis 18° an, wie dies zu Zwecken der Heizung und Ventilation vollständig
genügend ist. Der Wärmeanzeiger an den First-Wasserbehältern zeigt die Grade von – 3
bis + 3° an. Eine Einstellung des Anzeigers auf andere Wärmegrade ist leicht zu
bewerkstelligen, indem nur der Angriffspunkt der kleinen Lenkstange s auf dem Hebel h der
Zeigerachse verschoben zu werden braucht.
Die ganze Anlage bewährt sich gut, ist aber wegen der vielen
Drähte etwas theuer, bei der ungemein weiten Ausdehnung der Räumlichkeiten des
Hauses indessen von ganz besonderem Werthe. Bei der ausgedehnt eingerichteten
Ventilationsanlage, welche während des Betriebes fortwährend im Auge zu behalten
ist, ist dieselbe sogar ein unbedingtes Bedürfniſs, wenn nicht ganz
unverhältniſsmäſsige Betriebsschwierigkeiten entstehen sollen.
5) Hubzähler des Ventilators. Um die
Umdrehungen des Ventilators, welcher die frische Luft in das Haus einführt und in
dem im Keller befindlichen Hauptkanal aufgestellt ist, ebenfalls von dem
Controlzimmer aus zählen zu können, ist daselbst ein gewöhnlicher Tourenzähler
angebracht. Auf der Welle des Ventilators sitzt eine excentrische Holzscheibe,
welche bei jeder Umdrehung eine auf derselben schleifende Feder einmal gegen eine
zweite Feder drückt und dadurch den Strom einer Batterie schlieſst, der den an dem
Hubzähler angebrachten Elektromagnet umkreist. Derselbe zieht hierdurch seinen
Ankerhebel an und vom Ankerhebel überträgt sich die Bewegung auf das Zählwerk.
Nötigenfalls werden durch ein vorhandenes Sprachrohr nach dem Dampfmaschinenraume
dem Maschinenführer zu schnellerer oder langsamerer Betreibung des Ventilators die
nöthigen Verhaltungsmaſsregeln ertheilt.
6) Taktschläger. Zum Dirigiren eines
Chores, eines Quartetts, Solos, des Orgelspieles oder irgend welcher Musik, welche
hinter den Coulissen der Bühne stattzufinden hat, kann der Kapellmeister im
Orchester den richtigen Zeitpunkt des Einfallens signalisiren und dann den
entsprechenden Takt angeben. Es ist zu dem Zweck auf dem Pulte des Kapellmeisters
ein Knopf angebracht, den derselbe nach Maſsgabe des Taktes nur zu drücken braucht.
Auf der Bühne sind an den verschiedensten Stellen, z.B. an beiden Seiten derselben,
an beiden Seiten der Hinterbühne, an der Orgel, in einem Nebenzimmer der Bühne, wo
sich entfernte Chöre aufstellen können, in der Untermaschinerie sogen. Taktschläger
angebracht. Dieselben enthalten einen Elektromagnet, welcher beim Drücken des
Knopfes am Pulte des Kapellmeisters seinen Anker anzieht; der Ankerhebel läuft in
einen verhältniſsmäſsig langen Stiel mit einer Elfenbeinscheibe am Ende aus, der
weit ausschlagen kann und die Taktbewegung sichtbar macht. Der Takt markirt sich
jedoch auſserdem noch durch leises Anschlagen des Hammers an eine Glocke, deren
Klang nach Erforderniſs mittels einer Feder gedämpft werden kann, welche durch eine
Schraube mehr oder weniger an die Glocke angepreſst wird. Sämmtliche Taktschläger
liegen in einer Stromlinie und es ist eine Umschaltung in jedem Instrumente
vorhanden, so daſs ein jedes für sich in die Linie aus- oder eingeschaltet werden
kann.
7) Kronleuchterzündung und 8) Zündung der Soffitenbeleuchtung. Die Zündung des
Kronleuchters erfolgt von dem groſsen Regulirungsapparat aus, welcher für die
scenische Beleuchtung auf der Bühne aufgestellt ist. Der Kronleuchter hat 312
Flammen; dieselben sind zu 36 mehr oder weniger groſsen Gruppen (Bouquets)
vereinigt, welche auf horizontalen Kreisen symmetrisch um die Mittelachse des
Kronleuchters angeordnet sind. Die Zündung ist nun derart eingerichtet, daſs die Brenner
einer Gruppe stets auf einmal angesteckt werden; es springen demnach bei jeder
Gruppe so viel Funken über, als dieselbe Flammen enthält. Eine Ausnahme machen die
in der mittleren Höhe gelegenen 12 Gruppen. Hier wird die mittlere Flamme, welche
mit einer Glocke umgeben ist, besonders gezündet. Dementgegen sind die
Zündungsdrähte der unteren 6 Gruppen, die nur aus je 3 Flammen bestehen, von
denjenigen der nächst oberen Flammen abgezweigt. Es brauchten daher nur so viel
Leitungsdrähte gelegt zu werden, als Brennergruppen vorhanden sind, nämlich 42; die
Rückleitung ist gemeinsam. Das auf einander folgende Zünden der Gruppen vermittelt
ein auf dem Boden über dem Kronleuchter angebrachtes Uhrwerk, welches von der Bühne
aus aufgezogen wird und dann einen Contactarm über eine Reihe von Contacten bewegt,
die in einem Hartgummiring eingelegt sind. Eine im Bühnenkeller aufgestellte
Tauchbatterie sendet ihren Strom durch die primäre Spule eines Inductors mit
Selbstunterbrecher, die in der sekundären Spule entstehenden Inductionsströme aber
führt der Contactarm der Reihe nach den verschiedenen Contacten und von diesen aus
den einzelnen Flammengruppen zu.
Textabbildung Bd. 247, S. 501
Beistehend ist ein Zündbrenner in ½ n. Gr. dargestellt; derselbe
ist aus Speckstein besonders angefertigt. Die Hülse n,
aus gleichem Material, ist besonders aufgesteckt, um die Drähte in solider Weise
befestigen zu können. Die Drahtenden bestehen aus Platin.
Für die Zündung der Soffitenbeleuchtung ist dasselbe Prinzip des
überspringenden Funkens gewählt. Statt des Uhrwerkes ist jedoch eine Kurbel
angewendet, welche mit der Hand gestellt wird, entsprechend dem Oberlichte, welches
gezündet werden soll. Anfangs war auch hier ein Uhrwerk in Anwendung; die Contacte
auf dem Hartgummiringe desselben entsprachen den zu zündenden Oberlichtern. Dies
hatte jedoch den Uebelstand, daſs beim Versagen des Funkens der Contactarm nochmals
die Umdrehung beginnen muſste, bis ein abermaliges Zünden stattfinden konnte.
Während dieser Zeit konnte eine bedenkliche Menge Gas ausströmen und hiermit war
Gefahr verbunden. Dies ist durch das direkte Schlieſsen des betreffenden Stromes mit
der Kurbel vermieden, da eine Wiederholung des nöthigen Funkens sofort erfolgen
kann. Bei den Oberlichtern werden nur zwei in die Flammenreihe eingesetzte Brenner
gezündet, die übrigen entzünden sich dann mittels besonders getroffener
Gaseinrichtung von selbst.
Die Zündungsvorrichtung arbeitet recht zuverlässig und es kamen
bis jetzt nur selten Versagungen vor; dieselben sind von dem Beleuchtungsinspektor
Meißner am Hoftheater zu Darmstadt
eingerichtet.