Titel: | Ueber eine Methode zur Gewinnung des Selens im Grossen; von Hugo Bornträger, |
Autor: | Hugo Bornträger |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 505 |
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Ueber eine Methode zur Gewinnung des Selens im
Groſsen; von Hugo
Bornträger,
Assistent der Versuchsstation Regenwalde in
Pommern.
Bornträger's Gewinnung des Selens im Groſsen.
Im Anschluſs an die Mittheilung über die Krystallisation des Selens (1881 242 55) möchte ich eine Methode vorschlagen, das Selen
auf einfachem Wege technisch zu gewinnen. Bekanntermaſsen kommt das Selen, welches
in den Schwefelkiesen vorhanden ist, in den einzelnen Stufen der
Schwefelsäurefabrikation vor. Man findet es an den eisernen Platten der Etagen der
Kiesöfen, in den Flugstaubkanälen, im Kammerschlamm, in der Schwefelsäure und
Salzsäure; ich habe es auſserdem noch bei der Destillation der Schwefelsäure im
Platinkessel, bei starkem Zusatz von Ammoniumsulfat, bis zu 11 Proc. in dem
schwarzen Schlamm des Platinhebers gefunden. Die meisten Methoden nun, welche zur
Crewinnung des Selens vorgeschlagen sind, wie die von OttoVgl. Otto; Lehrbuch der Chemie, 4. Auflage Bd. 1
S. 633, SiebeWagner's Jahresbericht, 1860 S. 178.,
Böttger (1865 176 405)
und NilsonWagner's Jahresbericht, 1875 S. 294.,
sind in der Technik ihrer Umständlichkeit halber kaum ausführbar. Am besten verfährt
man auf folgende Weise: Man läſst an einem Kammersystem, das auſser den
Salpetersäure-Cascaden einen Gloverthurm hat, eine geraume Zeit auf den Gloverthurm
nur Kammersäure ohne Nitrose laufen und führt die Salpetersäure mittels der Cascaden
ein. In Folge dessen erhält man eine von amorphem Selen stark roth gefärbte, trübe Gloversäure,
welche man in bleiernen Behältern klären läſst. Nach dem Abziehen der Säure wäscht
man den rothen Schlamm mit heiſsem Wasser vollständig aus und trocknet ihn bei
100°.
Die Analyse eines solchen Schlammes von der Verarbeitung spanischer Kiese von Rio
Tinto ergab:
Eisenoxyd und Kieselsäure
8,20
Selen
12,60
Arsenigsäure
0,13
Schwefelsaures Blei
76,30
––––––
97,23.
Auf Metalle, wie Kupfer, Thallium u. dgl., wurde bei der Analyse keine Rücksicht
genommen.
Dieser trockne Schlamm wird in thönernen Retorten mit Vorlage in starker Rothglut bei
Abschluſs der Luft erhitzt, wodurch das Selen in schwarzem metallischem Zustande in
die Vorlagen sublimirt, Man wäscht das Sublimat mit etwas starker Natronlauge zur
Entfernung der Arsenigsäure sowie der Selenigsäure, welche stets darin enthalten
sind, und hat alsdann nach dem Auswaschen des Natrons mit Wasser ein reines Selen,
welches sich in concentrirter Schwefelsäure ohne Rückstand löst.
Ich empfehle diese von mir ausgearbeitete Methode deshalb, weil sie gestattet,
jederzeit Selen herzustellen.
Regenwalde, 20. Februar 1883.