Titel: | Untersuchungen über Schmieröle; von S. Lamansky. |
Autor: | S. Lamansky |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 29 |
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Untersuchungen über Schmieröle; von S.
Lamansky.
Mit Abbildung.
Lamansky's Untersuchungen über Schmieröle.
Im Auftrage der k. russischen technischen Gesellschaft unternahm ich eine
Untersuchung von Schmierölen und dabei ist es mir gelungen, einige neue Thatsachen
zu ermitteln, auf welche ich mir erlaube, aufmerksam zu machen. Bei dieser
Untersuchung stellte ich mir als Aufgabe, das Verhältniſs, welches zwischen der
Schmierfähigkeit der Oele und ihren physikalischen Eigenschaften und der chemischen
Zusammensetzung besteht, näher zu erforschen, da die Kenntniſs dieses Verhältnisses
von praktischer Bedeutung ist, sowohl bei der rationellen Gewinnung
Benennung der Oele.
Spec. Gewichtbei 15°
SpecifischeZähigkeitbei 19°
Gehalt anKohlenstoffProc.
Gehalt anWasserstoffProc.
Ent-flammungs-punkt
Ent-zündungs-punkt
Cylinderöl, G
0,917
191
86,27
12,71
2270
2740
Maschinenöl, 1a G
0,914
102
86,03
12,92
213
260
Waggonöl, G
0,914
80
86,43
12,71
148
182
Waggonöl, R
0,911
70
86,45
12,76
157
187
Naphtarückstände, N
0,910
55
86,96
12,82
134
162
Oleonaphta 0, R
0,910
121
86,53
12,83
219
257
Waggonöl 0, G
0,907
60
86,03
12,96
158
183
Maschinenöl 1b, G
0,907
59
86,29
12,92
203
254
Oleonaphta 1, R
0,904
66
86,55
12,99
201
242
Maschinenöl 2, G
0,898
20
86,33
13,09
171
201
Oleonaphta 2, R
0,894
20
86,49
13,05
184
222
Oleonid 16, R
0,884
28
86,19
13,62
185
217
Oleonid 12, R
0,881
24
86,20
13,53
187
214
Oleonid höchster Qualität, R
0,881
26
86,14
13,73
188
224
Olivenöle.
Huile vierge
0,916
23
76,70
12,03
Ol. prov. opt. rect. I
0,916
22
76,71
11,96
Ol. prov. opt. rect. II
0,916
22
76,66
11,84
Walrathöle.
Winter-oil
0,879
9
79,16
12,59
Summer-oil
0,875
8
79,43
12,63
der Schmieröle, als auch der Auswahl derselben zum Schmieren
der verschiedenen Maschinen. Zu diesem Zwecke wurden Oele verschiedenen Ursprunges
genommen und zwar Walrath, Oliven- und Mineralöle. Vorstehende Tabelle zeigt die von
mir untersuchten Oele, geordnet nach ihrem specifischem Gewichte unter den im Handel
gebräuchlichen Benennungen und mit Angabe ihrer chemischen Zusammensetzung.Die chemische Untersuchung aller Oele ist von Hrn. W.
Tiesenhold im Laboratorium des Hrn. Prof. Dr. Fr. Beilstein ausgeführt worden.
Die sämmtlichen Mineralöle waren aus kaukasischem Naphta in den Fabriken von V. J. RagosineRogosine und Comp. und G. J. Glück
dargestellt worden. Mit Ausnahme der Waggon-Oele waren sie durchsichtig, von
gelbrother Farbe und fluorescirten ziemlich stark. Die „Oleonid“ genannten
Oele aus der Fabrik von RagosineRogosine waren vollkommen wasserklar, wurden jedoch bei längerem Stehen an
der Luft durch Einwirken des Lichtes stark gelb.
Beim Vergleichen der Oele nach ihrem specifischen Gewichte stellte sich das
Cylinder-Oel von Glück als das dichteste heraus und als
das leichteste von den Mineralölen das Oleonid, welches zum Schmieren von
Nähmaschinen und Uhrwerken benutzt wird. Von den organischen Oelen waren die
Walrathöle die leichtesten und die Olivenöle die schwersten.
Wie die chemische Untersuchung gezeigt, enthielten alle Mineralöle ungefähr 86 Proc.
Kohlenstoff und 13 Proc. Wasserstoff, die Olivenöle ungefähr 76 Proc. Kohlenstoff
und 12 Proc. Wasserstoff und die Walrathöle 79 Proc. Kohlenstoff und 12 Proc.
Wasserstoff. Schlieſst man die Waggon-Oele aus, so kann man in Betreff fast aller
Mineralöle sagen, daſs je dichter das Oel ist, desto höher liegt der Entflammungs-
und Entzündungspunkt.
Da die Kenntniſs der Zähigkeit eines Oeles von gröſserer Wichtigkeit bei Beurtheilung
dessen Werthes ist, so ist sehr wünschenswerth, eine bestimmte Definition derselben
festzustellen. Die Zähigkeit einer Flüssigkeit wird durch die innere Reibung ihrer
Molecüle bedingt. In der Physik definirt man sie bekanntlich als die Kraft, welche
nöthig ist, um zwei Flüssigkeitsschichten von der Einheit der Oberfläche mit einer
solchen Geschwindigkeit an einander zu verschieben, daſs die eine in Beziehung auf
die andere in der Sekunde um die Entfernung zweier Molecüle vorrückt. Die Zähigkeit
einer Flüssigkeit kann durch die Ausfluſszeit einer unter bestimmtem Druck aus einem
Rohre von bestimmten Abmessungen strömenden Flüssigkeitsmenge gefunden werden. Wie
Versuche gezeigt haben, ist die Zähigkeit einer Flüssigkeit direkt proportional
ihrer Ausfluſszeit; folglich kann man nach der Aufluſszeit gleicher Menge zweier
Flüssigkeiten aus einem engen Rohre ihre Zähigkeit mit einander vergleichen.
Zur praktischen Bestimmung der Zähigkeit der Oele lieſs ich den nebenan
veranschaulichten Apparat herstellen. Derselbe besteht aus zwei concentrischen
Messingcylindern, von denen der innere, zur Aufnahme des Oeles dienende sich auf ein
cylindrisches Metallstück stützt, das von einem 1mm breiten, nach auſsen mündenden Kanäle durchbohrt wird. Zum Schlieſsen
des Kanales dient ein am Boden des äuſseren Cylinders angebrachter Schieber, ähnlich
einem Mikroskopsdiaphragma. Nachdem der innere Cylinder bis zur Marke mit Oel
gefüllt, wird in dem äuſseren das Wasser gegossen, welches mittels durch das Rohr
von unten geleiteten Dampfes bis zur gewünschten Temperatur erwärmt werden kann.
Sobald das Oel letztere angenommen hat, wird durch den Schieber der Kanal geöffnet
und die Zeit beobachtet, welche zum Ausfluſs von 100cc des Oeles erforderlich ist.
Textabbildung Bd. 248, S. 31
Ist die Ausfluſszeit von 100cc destillirten Wassers
aus diesem Apparate ermittelt, so kann, wenn diese Zeit als Einheit angenommen wird,
die Zähigkeit der Oele im Verhältniſs der Zähigkeit des Wassers bei gleicher
Temperatur verglichen werden. Dieses Verhältniſs nenne ich die specifische Zähigkeit des Oeles. Dieser Begriff ist durchaus nicht
neu; in der Chemie hat man bekanntlich mehrere Untersuchungen über Zähigkeit
verschiedener chemischer Verbindungen im Vergleich mit der des Wassers, in welchen
die Ausfluſsmethode benutzt wurde. Wenn auch in der Technik sich der Begriff der
specifischen Zähigkeit eingebürgert haben wird, so werden wir im Stande sein, die
Oele ihrer Zähigkeit nach zu vergleichen, was bis jetzt nicht möglich ist. Es wäre
sehr wünschenswerth, daſs die Bestimmung der Zähigkeit jedes Oeles wenigstens bei
drei verschiedenen Temperaturen, z.B. 10°, 30° und 50°, vorgenommen würde, weil
vorliegende Untersuchung gezeigt hat, daſs die Zähigkeit der Oele verschiedenen
Ursprunges sich sehr verschieden mit der Temperatur ändert (vgl. F. Fischer 1880 236 *
495).
Zur genaueren Ermittelung der Abhängigkeit der Zähigkeit von der Temperatur stellte
ich eine Reihe von Versuchen über die innere Reibung nach der Methode von Poisseulle an. Derselbe leitete bekanntlich aus seinen
Versuchen eine empirische Formel ab, welche nachher von HagenbachPoggendorff's Annalen, 1860 Bd. 119 S.
385. auf mathematischem Wege gefunden und
folgendermaſsen ausgedrückt wurde:
v=\frac{\pi\,r^4p}{8\,z\,l},
wo v die Flüssigkeitsmenge, r den Radius des Rohres, l
dessen Länge, p die Differenz des Druckes am Anfang und
Ende des Capillarrohres und z die Reibungsconstante
oder die Zähigkeit der Flüssigkeit bezeichnet. In meinen Versuchen, welche
vollkommen denen von Poisseulle glichen, jedoch ohne
Ausübung eines Druckes auf die ausströmende Flüssigkeit, war die Flüssigkeitsmenge
gleich 2cc,36, die Länge des Rohres 330mm und dessen Durchmesser 1mm,425. Die Ausfluſszeit war, wie die unten
stehenden Zahlen zeigen, für die verschiedenen Oele sehr verschieden und änderte
sich sehr bedeutend mit der Temperatur:
Oele
Spec. Gewichtbei 15°
Ausfluſszeit in Sekunden bei
0°
9°
16°
25°
80°
83°
94°
97°
Cylinderöl
0,917
38175
–
6546
–
–
122
41
–
Oleonid
0,881
2408
–
762
483
–
–
–
31
Huile vierge
0,916
–
810
548
372
62
–
–
–
Walrathöl
0,879
–
312
215
146
–
37
–
–
Aus den angeführten Zahlen geht hervor, daſs, je gröſser die Zähigkeit eines Oeles,
desto gröſser auch der Einfluſs der Temperatur auf dieselbe ist. Auch in
physikalischer Hinsicht bieten die Mineralöle ein besonderes Interesse, da keine
andere Flüssigkeit bis jetzt bekannt ist, bei welcher der Einfluſs der Temperatur
auf die innere Reibung bezieh. Zähigkeit so scharf ausgedrückt ist, wie z.B. beim
Cylinder-Oel. Die starke Veränderlichkeit der Mineralöle mit der Temperatur ist
nicht eine Eigenthümlichkeit eines Oeles dieser oder jener Fabrik, sondern kommt als
allgemeine Eigenschaft allen aus der Naphta darstellbaren Oelen zu, angefangen von
Naphtarückständen bis hinauf zu den theuren, gut gereinigten Oelen. Die Zähigkeit
der Oele organischen Ursprunges, wie Walrathund Olivenöle, verändert sich
verhältniſsmäſsig wenig mit der Temperatur (vgl. 1880 236
496). Die Untersuchung der Capillarerscheinungen der Oele verschiedenen Ursprunges
zeigte, daſs hier nur ein ganz unbedeutender Unterschied besteht; denn in den Röhren
gleichen Durchmessers stiegen alle Oele fast bis zu ein und derselben Höhe.
Der einzige scharfe Unterschied, der sich bis jetzt bei den Untersuchungen der
physikalischen Eigenschaften der Oele verschiedenen Ursprunges herausgestellt hat,
ist die innere Reibung und das Verhalten derselben zur Temperatur.
Die Schmierfähigkeit der Oele wurde durch Messen der Reibung mit Hilfe des Apparates
von Déprez und Napoli
(vgl. 1877 226 * 30) bestimmt. In diesem Apparate
bestehen die reibenden Theile aus zwei Scheiben, einer unteren eisernen Planscheibe,
welche mit bestimmter Geschwindigkeit gedreht wird, und einer oberen, in welcher drei Messingschneiden
eingesetzt sind, mit welchen diese Scheibe die untere berührt. Die bei Drehung
entstehende Reibung wird durch einen besonderen graphischen Apparat als Curve
aufgezeichnet und die Gröſse der Reibung kann in Kilogramm ausgedrückt werden. Auf
die untere Scheibe wurde eine bestimmte Menge, gewöhnlich 1g auf 1qc des zu
untersuchenden Oeles gegossen. Die reibende Fläche hat 30qc. Die Belastung wechselte von 3 bis 25k auf 1qc und
die Geschwindigkeit von 60 bis 120 Umdrehungen in der Minute.
Die Versuche zeigten, daſs die Reibung bei Zunahme der Belastung wächst, anfangs
ziemlich proportional, dann langsamer und endlich tritt bei einer bestimmten
Belastung und Temperatur für jedes Oel eine Grenze ein, wo die Reibung wieder stark
zu wachsen beginnt. Mit Zunahme der Geschwindigkeit wächst die Reibung gleichfalls.
Die bis jetzt erst angestellten Versuche beziehen sich hauptsächlich auf die
Ermittelung der Abhängigkeit der Reibung von der Belastung bei Anwendung
verschiedener Oele. Die Temperatur des umgebenden
Oele
Spec. Gew.bei 15°
SpecifischeZähigkeit
Die Reibungscoefficienten bei Belastung auf
1qc mit Kilogramm:
Temperatur
3
5
7
9
11
13
15
17
19
21
23
25
beiBeginn
amEnde
Walrathöl
0,875
8
0,0055
0,0044
0,0035
0,0037
0,0033
0,0034
0,0035
0,0109
–
–
–
–
11,8°
12,4°
–
–
0,0066
0,0040
0,0032
0,0028
0,0027
0,0025
0,0062
–
–
–
–
–
25,8
25,4
Huile vierge
0,916
23
0,0111
0,0096
0,0092
0,0081
0,0070
0,0063
0,0059
0,0058
0,0077
–
–
–
13,2
14,4
–
–
0,0100
0,0086
0,0076
0,0063
0,0054
0,0047
0,0044
0,0140
–
–
–
–
21,0
22,4
Oleonid 12, R
0,881
24
0,0200
0,0133
0,0109
0,0107
0,0096
0,0082
0,0071
0,0062
0,0059
0,0055
–
–
11,3
14,4
–
–
0,0077
0,0093
0,0076
0,0066
0,0066
0,0066
0,0066
–
–
–
–
–
19,6
20,7
Oleonaphta 1, R.
0,904
66
0,0533
0,0333
0,0276
0,0233
0,0203
0,0182
0,0160
0,0141
0,0126
0,0126
0,0126
–
5,4
11,2
–
–
0,0477
–
0,0244
–
0,0167
–
0,0127
–
0,0105
0,0090
–
–
12,2
16,6
–
–
0,0210
0,0146
0,0130
0,0119
0,0106
0,0095
0,0082
0,0072
0,0066
0,0062
–
–
21,6
23,6
Waggonöl 0, G
0,907
60
0,0400
0,0231
0,0204
0,0177
0,0154
0,0136
0,0122
0,0109
0,0098
0,0093
0,0092
–
7,4
11,6
–
–
0,0260
–
0,0163
–
0,0109
–
0,0084
–
0,0069
0,0071
–
–
21,6
23,8
Maschinenöl 1 a, G
0,914
102
10,0477
–
0,0257
–
0,0203
–
0,0165
–
0,0126
–
0,0117
–
10,4
15,5
–
–
0,0311
–
0,0223
–
0,0165
–
0,0124
–
0,0104
0,0112
–
–
24,0
27,8
Naphtarückstände
0,910
55
10,0311
–
0,0161
–
0,0115
–
0,0088
–
0,0082
–
0,0075
0,0082
10,2
17,6
Raumes schwankte bei diesen Versuchen zwischen 5 und 22°. In
der Tabelle auf S. 33 sind die beim Schmieren mit verschiedenen Oelen, bei
verschiedener Belastung und Temperatur ermittelten Reibungscoefficienten
zusammengestellt. Bei jeder Belastung machte die untere Scheibe eine bestimmte
Anzahl von Umdrehungen, 625 bis 1250; die Dauer der einzelnen Umdrehung
war 1 Sekunde in 1 Sekunde.
Um den störenden Einfluſs der Temperatur des umgebenden Raumes zu verringern, waren
die Versuche entweder in stark geheiztem, oder bis auf 5 bis 10° abgekühltem Zimmer
ausgeführt worden. Im ersten Falle wurde die untere, das Oel enthaltende Scheibe
vorher mittels Spirituslampen erwärmt. Bei Versuchen in abgekühltem Zimmer war die
Temperatur sämmtlicher Metalltheile des Apparates gewöhnlich um einige Grad unter
der Temperatur des umgebenden Raumes.
Aus den angeführten Reibungscoefficienten der verschiedenen Oele kann man folgende
allgemeine Schluſsfolgerungen ziehen:
1) Der Reibungscoefficient wird mit Zunahme der Belastung bei allen Oelen und bei
allen Temperaturen beständig kleiner und zwar bis zu einer bestimmten Grenze, worauf
er dann wieder gröſser wird. Für ein und dasselbe Oel beginnt diese Zunahme des
Reibungscoefficienten, wenn die Temperatur niedrig ist, bei gröſserer Belastung, als
wenn die Temperatur hoch ist. So z.B. trat beim Walrathöl diese Zunahme in einem bei
12° angestellten Versuche bei einer Belastung von 17k ein, war die Temperatur 25°, schon bei 15k. Dasselbe wurde beim Olivenöl beobachtet; bei 13° fand die Zunahme bei
der Belastung von 19k statt, bei 21 dagegen schon,
bei 17k.
2) Der Reibungscoefficient aller Oele war bei höherer Temperatur für alle Belastungen
kleiner als bei niedriger. Dieser Einfluſs der Temperatur auf den
Reibungscoefficienten tritt bei Mineralölen bedeutend schärfer hervor.
3) Die Reibungscoefficienten der untersuchten Oele organischen Ursprunges, der
Walrath- und Olivenöle, waren die geringsten und veränderten sich verhältniſsmäſsig
mit der Temperatur wenig. Dieses Resultat liefert einen direkten Hinweis auf einen
Zusammenhang zwischen der Schmierfähigkeit eines Oeles und dessen Zähigkeit.
4) Unter den Mineralölen besitzt den kleinsten Reibungscoefficient das Oleonid,
welches sich auch durch seine geringe Zähigkeit auszeichnet. Der Einfluſs der
Temperatur auf den Reibungscoefficienten dieses Oeles ist bedeutend gröſser als auf
den des Olivenöles, welchem dieselbe specifische Zähigkeit zukommt, was am besten
auf verschiedenen Ursprung der Oele auf ihr Verhalten bei Veränderung der Temperatur
hinweist.
5) Von allen bis jetzt untersuchten Mineralölen besitzt das Maschinenöl 1a von Glück den gröſsten Reibungscoefficient und die gröſste
Zähigkeit.
6) Die Schmierfähigkeit des Oleonaphta I, des
Waggon-Oeles 0 und der Naphtarückstände ist, nach den angeführten
Reibungscoefficienten zu ertheilen, fast ein und dieselbe.
7) Der Einfluſs der Temperatur auf den Reibungscoefficienten ist am besten aus den
Versuchen mit Oleonaphta I zu beurtheilen. Bei ein und derselben Belastung von 5k wurde der Reibungscoefficient durch Erhöhung der
Temperatur auf 16° fast um dieselbe Gröſse (von 0,0333 bis 0,0146) kleiner als durch
Vergröſserung der Belastung auf 12 k/qc (von 0,0333 bis 0,0141) bei ein und derselben
Temperatur. In diesem Umstände liegt ein direkter Hinweis auf die Nothwendigkeit
oder den Vortheil einer guten Beheizung des Arbeitsraumes, wenn die Maschinen mit
Mineralölen geschmiert werden.
8) Die groſse Zähigkeit der Mineralöle ist, wie die bis zu einer Belastung von 25 k/qc ausgeführten
Versuche zeigen, durchaus kein Vorzug eines Schmiermaterials.
Die angeführten Versuche lassen eine Berechnung der Reibungsarbeit bei der Anwendung
verschiedener Schmieröle zu. Zu diesem Zwecke muſs der in der Zeiteinheit von der
unteren Scheibe durchlaufene Weg, gemessen in Meter, mit der in Kilogramm
ausgedrückten Reibung multiplicirt werden. Unsere Scheibe durchlief in einer Sekunde
0m,7069; die Reibungsarbeit in 1 Sekunde ist
daher für:
Walrathöl
bei
einer
Belastung
von
15k
und
bei
12,4°
= 1,13mk
Olivenöl
„
„
„
„
15
„
„
13,8
= 1,88
Oleonid
„
„
„
„
15
„
„
13,8
= 2,26
Oleonaphta I
„
„
„
„
21
„
„
16,6
= 4,24
Waggonöl 0
„
„
„
„
21
„
„
11,6
= 3,45
Naphtarückstände
„
„
„
„
23
„
„
16,0
= 4,51
Maschinenöl 1 a, G
„
„
„
„
23
„
„
16,0
= 5,74
Nach diesen die Reibungsarbeit bezeichnenden Zahlen läſst sich
der relative Werth in der Anwendung der verschiedenen Schmieröle beurtheilen, wobei
man natürlich den Verbrauch an Brennmaterial oder im Allgemeinen eine Ersparung der
nützlichen Arbeit des Motors im Auge haben wird.
Die bis jetzt erhaltenen Resultate sind alle mittels des Apparates Déprez und Napoli gewonnen
worden; Versuche mit dem Apparat von Thurston (1875 225*538. 1880 236 493), welche
die Möglichkeit gewähren, auch die auf der Achse stattfindende Reibung zu
untersuchen, sind im Gange und ich hoffe bald über Resultate von parallel mit beiden
Apparaten angestellten Versuchen berichten zu können.
Petersburg, Februar 1883.