Titel: | Ueber die Beurtheilung und Untersuchung von Trinkwasser. |
Autor: | F. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 37 |
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Ueber die Beurtheilung und Untersuchung von
Trinkwasser.
Ueber die Beurtheilung und Untersuchung von
Trinkwasser.
Nach J. W. Mallet (Chemical News, 1882 Bd. 46 S. 63)
können die durch den Genuſs von verunreinigtem Wasser
entstehenden Schädlichkeiten nicht auf die chemische Beschaffenheit der
vorhandenen organischen Stoffe, sondern nur auf lebende Organismen zurückgeführt
werden. Bei der Bestimmung der organischen Stoffe durch Verbrennung nach Frankland wird um so weniger Kohlenstoff und um so mehr
Stickstoff gefunden, je verdünnter die Flüssigkeiten sind. Der Verlust an
Kohlenstoff erklärt sich aus der Verflüchtigung von Buttersäure und anderen
flüchtigen Stoffen beim Verdampfen des mit Schwefligsäure versetzten Wassers, der
Zunahme des Stickstoffgehaltes durch Aufnahme von Ammoniak aus der umgebenden
Atmosphäre während des Verdampfens.
Bei Ausführung des sogen. Albuminoid-Ammoniakverfahrens von Wanklyn entstehen dadurch Verluste, daſs sich beim Kochen mit alkalischem
Permanganat ein Theil des Stickstoffes als Amine verflüchtigt, welche durch das Neſsler'sche Reagens nicht angezeigt werden.
Uebereinstimmendere Resultate gibt die von Tidy
vorgeschlagene Oxydation mit übermangansaurem Kalium bei gewöhnlicher Temperatur.
Mallet empfiehlt diese Oxydation bei 20° auf 12 bis
24 Stunden auszudehnen, dabei aber alle 3 oder 6 Stunden den Verlauf derselben
festzustellen.
Nach J. Stapleton (Daselbst S. 284) soll man zur Herstellung der alkalischen Permanganatlösung das Kali
im Wasser lösen, welches Calciumcarbonat enthält, um dadurch dem Kali anhaftende
Stickstoff haltige Substanzen zu entfernen. Die geklärte Lösung wird mit
übermangansaurem Kalium, gelöst in destillirtem Wasser, vermischt, dann zum Sieden
erhitzt, um noch vorhandenes Ammoniak zu entfernen.
Damit bei der Bestimmung des Ammoniaks im Trinkwasser
während der Destillation kein Ammoniak verloren geht, verbindet C. Tichborne (Daselbst * S. 247) die Vorlage mit einem
Kugelapparat, welcher mit reinem Wasser gefüllt ist.
Zur Bestimmung der Nitrite im Wasser empfiehlt E. W. Davy (Daselbst S. 1), eine wässerige, durch
Kochen mit Thierkohle entfärbte Lösung von Gallussäure nach dem Filtriren noch warm
mit verdünnter Schwefelsäure zu versetzen. Dieselbe gibt mit einem Salpetrigsäure
haltigen Wasser erhitzt eine braune Färbung, welche zur calorimetrischen Bestimmung
der Nitrite geeignet sein soll. Bei Gegenwart von Eisenoxyd soll dies zunächst mit
Ammoniak gefällt werden. Man kann mit diesem Verfahren angeblich noch 0mg,5 Salpetrigsäure in 1l Wasser auffinden.
Zur volumetrischen Bestimmung der Carbonate von Calcium und
Magnesium im Wasser, welches kein schwefelsaures Calcium enthält, versetzt
A. Houzeau (Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 1064)
100cc desselben mit Cochenillelösung und läſst
so lange Oxalsäurelösung hinzuflieſsen, bis die Flüssigkeit bleibend gelb geworden
ist. Die Menge der gebrauchten Oxalsäure entspricht dem Gesammtgehalte an
Carbonaten. Man filtrirt nun den gebildeten Niederschlag von oxalsaurem Calcium ab
und titrirt denselben mit Chamäleonlösung. Der Unterschied beider Bestimmungen gibt
die Menge der Magnesia.
Zur mikroskopischen Untersuchung des Wassers hat Harz vorgeschlagen, eine gut gereinigte Flasche bis auf
etwa ⅓ ihres Inhaltes damit zu füllen, gut verschlossen an einem hellen Platz stehen
zu lassen und dann zu untersuchen. Je nach der Jahreszeit oder der Beschaffenheit
der vorhandenen Organismen bilden sich nach einigen Tagen oder Wochen am Boden oder
an den Wänden des Gefäſses Ansätze von grüner, röthlicher oder brauner Farbe, welche
sich langsam erweitern und vergröſsern. Nach einiger Zeit hören sie allmählich auf,
sich zu vermehren, die Entwickelung hat ihren Höhepunkt erreicht, die lebhafte
Färbung verschwindet gewöhnlich und viele Organismen sterben ab (vgl. 1877 226 304).
F. VejdovskyThierische Organismen der Brunnenwasser von
Prag. Selbstverlag. Prag 1882. Mit 8 Tafeln
Abbildungen. hebt dagegen hervor, daſs bei diesem Verfahren
die nur im Dunkeln gedeihenden Organismen absterben und daſs man damit nur die
Organismen auffinden kann, deren Keime im Wasser selbst enthalten sind, nicht aber
die am Boden und den Wänden des Brunnens vorkommenden, daſs man daher vor allem auch
den Brunnenschlamm untersuchen müsse. Um diesen zu erhalten, verwendet er einen etwa
40cm langen und 10cm breiten eisernen Rahmen, auf welchem der Länge nach mit zugeschärften
Eisenkratzen versehene Leisten befestigt sind. An diesem Rahmen ist ein Sack aus
starkem Leinen befestigt, welcher unten eine eiserne Stange mit dem erforderlichen
Gewichte trägt. Das Ganze wird an einem langen Seile in den Brunnen hinuntergelassen
und am Grunde desselben geschleppt oder mit dem Gewichte in den Brunnenschlamm
gestoſsen, wobei sich die darin enthaltenen Stoffe sammt dem Wasser im Sacke ansammeln. Auf
diese Weise erhält man nicht nur den Bodenschlamm und seine Bewohner in genügender
Menge, sondern auch die frei im Brunnenwasser schwärmenden und die sich in den
Ueberzügen an der Ausmauerung aufhaltenden Organismen. Der Inhalt des
heraufgezogenen Sackes wird dann mit Hilfe von reinem Wasser in ein Glas gebracht
und dieses gut bedeckt hingestellt. Gröſsere Organismen lassen sich bereits am
folgenden Tage leicht auffinden; nach einigen Tagen beginnen Algen und Schimmelkeime
zu vegetiren, auf denen sich dann auch die kleineren Organismen nachweisen
lassen.
Die bei der Untersuchung von etwa 200 Brunnen in Prag gefundenen thierischen
Organismen beschreibt Vejdovsky ausführlich. Die Arbeit
ist allen denen zu empfehlen, welche sich mit der mikroskopischen Untersuchung von
Brunnenwasser beschäftigen.
J. FodorHygienische Untersuchungen über Luft, Boden und
Wasser. Braunschweig 1882. Bd. 2 S. 316.
versetzt das zu untersuchende Wasser mit Hausenblaselösung und untersucht dann nach
einigen Tagen mikroskopisch. Er fand namentlich zahlreiche Mikrobacterien, weniger
Desmobacterien. Chromobacterien fand er seltener, vielleicht des keineswegs
empfehlenswerthen Hausenblasezusatzes wegen. Je reiner das Wasser war, um so
seltener enthielt es Bacillen. Er zeigt mit specieller Rücksicht auf Budapest, daſs
das aus einem mit organischen Stoffen übersättigten und in Fäulniſs begriffenen
Boden stammende Brunnenwasser gesundheitsschädlich ist. (Vgl. F. Fischer 1873 210 289.
1877 223 517.)
F.