Titel: | Neuerungen in der Färberei und im Zeugdruck. |
Autor: | Lbr. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 83 |
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Neuerungen in der Färberei und im
Zeugdruck.
Neuerungen in der Färberei und im Zeugdruck.
Fixation von Farbstoffen mittels Chromoxyd. Es wurde
schon (1882 246 92) die von Blondel angegebene Reduction der Chromsäure durch Natriumbisulfit
besprochen. Nun bringt A. Scheurer im Bulletin de Mulhouse, 1882 Sitzungsberichte S. 42 eine
Methode der Fixation von Farbstoffen durch Reduction des chromsauren Kalis mittels
Natrium-Hyposulfit oder Sulfit. Die folgende Farbe ist die concentrirteste, deren
Bereitung überhaupt möglich ist; sie hält sich aber schlecht und ist sehr schwierig
zu verdicken:
200g
neutrales chromsaures Kali
380
Natriumhyposulfit
420
Stärkekleister.
Bei der Reduction des chromsauren Kalis bildet sich zuerst
chromsaures Chromoxyd, welches schlieſslich durch den Ueberschuſs des Hyposulfites
reducirt wird. Ein 2 mal gedämpftes Muster zeigte nach dem ersten Dämpfen die braune
Farbe des chromsauren Chromoxydes, welches das Gewebe so mürbe macht wie Zunder.
Letztere Wirkung wurde mit einer Farbe erreicht, welche einen kleinen Ueberschuſs an
Chromat enthielt.
1 Mol. Bichromat und 3 Mol. Natriumsulfit geben Chromoxyd; 1 Mol. kaustisches Natron,
3 Mol. Natriumhyposulfit und 4 Mol. Bichromat geben dasselbe Resultat. 5 Mol.
Bichromat und 3 Mol. Sulfit geben chromsaures Chromoxyd und kaustisches Natron. Die
Gegenwart des letzteren verhindert keineswegs die Fixation der Farbstoffe auf dem
Chromoxyd wegen der Energie, mit welcher sich das Chrom ihrer bemächtigt.
Um die Farbstoffe zu fixiren, genügt es, sie mit folgender Mischung zu versetzen:
50g
neutrales chromsaures Kali
95
Natriumhyposulfit
755
Verdickung;
man druckt, dämpft und wäscht.
Scheurer hat Muster von Alizarinblau, Kreuzbeeren und
künstlichem Alizarin vorgelegt, welche er auf diese Weise fixirt hat, und wird über
weitere Versuche später berichten.
G. Schäfer (Daselbst S. 43) macht auf einen
eigenthümlichen Unfall beim Oxydiren in der Hänge
aufmerksam, welcher sich im J. 1866 bei Dollfus, Mieg und
Comp. gezeigt hatte. In der Hänge oxydirte, zum Färben in Garancine
bestimmte Waare zeigte nach dem Färben Querstreifen, in denen man die Barren der
Hänge erkennen konnte, gefärbte Stellen, aus welchen ersichtlich war, daſs ein
zufälliges Mordanciren stattgefunden hatte. Die Form dieser Flecke war
eigenthümlich: gewisse Fäden hatten durch Capillarität Thonerde angesaugt, während
daneben liegende Fäden vollständig davon frei waren; es sah aus, wie wenn kleine
Kreuze auf die Stücke gesäet worden wären. Schäfer
schreibt die Ursache dem auf den Dächern liegenden Ruſs zu, welcher immer
Schwefelmetalle der Thonerde enthält und den der Wind durch die Zwischenräume der
Ziegeln jagte. Schon Bruckner hat im J. 1865 unter den
Ziegeln einer Hänge die Bildung von Krystalldrüsen von Ammoniakalaun beobachtet,
welche ein ganz ähnliches Mordanciren bewirkten.
A. a. O. S. 63 macht C. Köchlin folgende Mittheilungen
über das Anilinschwarz: Das bei einer höheren
Temperatur als 70° entwickelte Anilinschwarz grünt nicht nach, welches auch das zu
seiner Entwickelung verwendete Oxydationsmittel gewesen sein mag, vorausgesetzt,
daſs letzteres und die Dauer der Temperatur hinreichend waren; alles in der Kälte
gebildete Anilinschwarz wird nachgrünen. Das nicht nachgrünende Anilinschwarz wurde
im J. 1865 von Cordillot entdeckt; es enthielt kein
Kupfersalz und entwickelte sich durch Dämpfen von chlorsaurem und
ferricyanwasserstoffsaurem Anilin. Die Aufgabe, ein nachgrünendes Anilinschwarz in
nicht nachgrünendes zu verwandeln, wurde 1876 von P.
Jeanmaire gelöst, welcher fand, daſs diese Reaction in der Wärme durch
Eisenoxydsalze bewirkt wird. Die verschiedenen Prozesse, welche das nachgrünende
Anilinschwarz in nicht nachgrünendes verwandeln, verlangen bis jetzt immer eine
Wärme, welche unseren Mordants das Hydratwasser entzieht.
Lauth schreibt in einem Patent vom J. 1869 vor, das
Färben mit Anilinschwarz durch eine heiſse Passage durch die Salze von Chrom,
Kupfer, Eisen, Quecksilber für sich oder in Verbindung mit chlorsauren,
ferrocyanwasserstoffsauren oder chromsauren Salzen zu beendigen; da dies aber nur
den Zweck hat, das Schwarz zu nüanciren, und die Frage der Echtheit mit
Stillschweigen übergangen wird, so haben seine Aufstellungen in Bezug auf Priorität
und Resultat mit dem Verfahren von Jeanmaire nichts zu
thun.
Die Wirkung der Wärme bei dem Verfahren von Lauth ist
ein einfaches Färben von Manganoxyd in Anilinlösung: Färbt man kalt, so ergibt sich
nachgrünendes Schwarz; dasselbe ist noch bei 50° der Fall; zwischen 50 und 60°
ändert sich die Wirkung und von 75° bis zum Kochen entsteht ein nicht mehr
nachgrünendes Schwarz. Färbt man nach dem Verfahren von Lauth, also mit Hilfe von Mangan, so schwärzen sich die Anilinlösungen schnell
und trüben die Farben, welche auf dem Manganbraun sich befinden können. Man hilft
diesem Uebelstande dadurch ab, daſs man dem Anilin 5 Proc. Naphtylamin zusetzt und
mit sehr verdünnten Bädern arbeitet: 2 bis 4g in
Form von Sulfat in 1l und auſserdem 20g Leiogomme oder gebrannte Stärke. Ist das so
erhaltene Schwarz auf kaltem Wege hergestellt und wird darauf gedämpft, so grünt es
kaum sichtbar nach. Mit chromsaurem Kali an Stelle des Manganoxydes kann man auf die
Weise verfahren, daſs man mit Anilinlösung tränkt und dann in ein kochendes Bad von
chromsaurem Kali (400g in 1l) eingeht, worauf sich das nicht nachgrünende
Schwarz sofort entwickelt.
Durch Dämpfen hervorgebrachtes Chromgelb und Orange.
Nach H. Schmidt (Daselbst S. 97) setzt sich chromsaures
Barium sehr leicht mit salpetersaurem Blei durch Erhitzen ihrer Mischungen um; man
erhält demnach eine Dampffarbe aus einer verdickten Mischung von salpetersaurem Blei
und von chromsaurem Barium, welches man durch Fällen von neutralem chromsaurem
Kalium mit Chlorbarium erhält. Das Resultat dieser Umsetzung ist um so mehr keine
vollkommene und innige Fixation, als ja eines der angewendeten Reagentien sich in
unlöslichem Zustande in der Farbe befindet; trotzdem erhält man bei Anwendung sehr
concentrirter Farben von vollständiger Zartheit und Homogenität ein kräftiges und
dem Seifen widerstehendes Gelb nach folgender Formel:
250g
Traganthwasser (200g in 1l)
250
salpetersaures Blei
550
chromsaures Barium, 50proc.
50
Wasser.
Um nach derselben Reaction Chromorange herzustellen, fügt Schmidt zum salpetersauren Blei eine gewisse Menge
essigsaures Blei, das ja leicht seine Essigsäure abgibt und so den zur Bildung des
basischen Chromates nöthigen Ueberschuſs an PbO liefert. Er wendete Farben an,
welche sehr reich an Blei sind, um so die bekannte Thatsache zu benutzen, daſs eine
Mischung von salpetersaurem' und essigsaurem Blei weitaus leichter löslich ist als
jedes dieser beiden Salze für sich.
Das Dampforange wurde nach folgender Formel hergestellt:
500g
Traganthwasser (200g in 1l)
500
salpetersaures Blei
750
essigsaures Blei
1400
chromsaures Barium, 50 proc.
Geht man mit dem Zusatz von essigsaurem Blei auf 500 bis
250g herunter, so erhält man immer gelbere
Töne.
Im Allgemeinen ist das Orange oberflächlicher fixirt und geht daher beim Waschen und
Seifen mehr herunter als das Gelb; könnte man vor dem Dämpfen die Stücke kalandern,
so würde das chromsaure Barium mehr in das Gewebe hineineingedrückt und daher die
Fixation vollständiger. Leider läſst sich das neue Gelb nur kurze Zeit aufbewahren;
nach 24 Stunden schon hat sich eine groſse Menge von chromsaurem Blei gebildet und man muſs daher
die Farbe am Tage ihrer Bereitung selbst verarbeiten, während das Orange viel
haltbarer ist und noch nach einigen Tagen gedruckt werden kann. Es ist
selbstverständlich, daſs man gegen beim Dämpfen etwa auftretenden
Schwefelwasserstoff dieselben bekannten Vorsichtsmaſsregeln anwenden muſs wie bei
den mit Albumin fixirten Bleifarben.
Verwendung der Steinkohle im Zeugdruck. C. Köchlin hat
feinst gestoſsene Steinkohle mit Albumin fixirt und erhielt so dieselbe Farbe wie
mit Ruſs.
Lbr.