Titel: | Diehl's selbstthätige Gewindeschneidmaschinen. |
Autor: | Mg. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 155 |
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Diehl's selbstthätige Gewindeschneidmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Diehl's selbstthätige Gewindeschneidmaschine.
Zum völlig selbstständigen Schneiden von Gewinden wird von E.
Diehl in Chemnitz (*D. R. P. Kl. 49 Nr. 16615 vom 14. Mai 1881) eine
beachtenswerte Vervollkommnung der bekannten Drehbänke angegeben. Die Drehbank
läſst, nachdem der Stahl den ersten Span fortgenommen hat und am Ende des zu
schneidenden Gewindes angekommen ist, den Drehstahl selbstthätig aus dem Gewinde
heraustreten, steuert sich selbst um, bewirkt am Ende des Rücklaufes die
Nachstellung um eine Spandicke, schiebt dann den Drehstahl wieder in das Gewinde und
läſst einen neuen Schnitt ausführen.
Die Steuerung des Drehstahles im Support geschieht mittels zweier Stangen g und g1 (Fig. 1 Taf.
10), welche an dem Gewichtshebel a angeschlossen sind,
sonst aber in Hülsen gleiten, welche gleichzeitig als Anschläge für die auf den
Stangen verschiebbaren Knaggen dienen. Stöſst z.B. die Knagge k der Stange g (Fig.
3) bei Vollendung des Schnittes gegen die Führungshülse i, welche an dem Hebel l
an dem am Bette der Maschine sitzenden Arm o angelenkt
ist, so wird der Gewichtshebel a in die Lage a1 umgeworfen.
Hierdurch wird der Meiſselhalter um die gröſste zu schneidende Gewindetiefe
zurückgezogen, da die Nabe c des Gewichtshebels ein
3faches Gewinde mit sehr starker Steigung besitzt, dessen aus zwei Theilen
bestehende Mutter im cylindrischen Kopfe des Meiſselhalters befestigt ist (vgl. Fig.
2). Während dies geschieht, muſs die Umkehr des Supportes beginnen. Dies
geschieht durch Anstoſs der Leitspindelmutter gegen die Knagge einer am Drehbankbett
gelagerten Achse, welche die so erlangte Bewegung in Verschiebung der Riemengabel am
Deckenvorgelege umsetzt und so die Umsteuerung bewirkt.
Kurz vor beendetem Rücklaufe des Supportes erfolgt nun das Umwerfen des
Gewichtshebels a in die frühere Stellung durch eine der
in Fig. 3 dargestellten ganz gleichen Vorrichtung, welche am anderen Ende
des Drehbankbettes angeordnet ist; der Drehstahl wird hierdurch wieder in das
Gewinde eingeführt, während bereits die Verstellung um eine Spandicke in folgender
Weise geschehen ist: Das Sperrrädchen v stöſst nämlich
mit einem der nach unten stehenden Zähne am Ende des Rücklaufes gegen die durch eine
Spiralfeder stets nach oben gedrückte Kante der Falle w
an und wird hierdurch etwas gedreht. Diese Drehung wird durch ein Zahnradpaar x, y auf die Schraube d
des Meiſselhalters übertragen und somit der Meiſsel verstellt. Der Betrag dieser
Drehung kann während des Ganges verändert werden, so daſs bei Beginn der Arbeit ein
stärkerer, später ein geringerer Span abgenommen werden kann, ohne die Drehbank
anzuhalten. Eine solche Veränderung ist ausführbar durch entsprechende Verstellung
der Falle w mittels der Schraube z, was eine gröſsere oder geringere Verdrehung des
Rädchens v zur Folge hat. Zu bemerken bleibt noch, daſs
die Arme o, welche die Führungshebel l tragen, durch eine Stange s verbunden sind, auf welcher die Falle w
angeordnet ist.
Um den Zweck der beschriebenen Einrichtung auch an bestehenden Drehbänken ohne
gröſsere Umgestaltung erreichen zu können, sind folgende Aenderungen (Zusatz * Nr.
20265 vom 6. April 1882) getroffen worden. Das Zurückziehen und Vorschieben des
Drehstahles erfolgt in der Weise, daſs die Schraubenspindel, welche im
Supportschlitten liegt und zur Bewegung des letzteren rechtwinklig zur Drehbankachse
dient, im Schlitten ihrer Längsrichtung nach durch einen Daumen verschiebbar ist.
Der mit dieser Spindel durch eine Mutter verbundene Supportschieber, welcher den
Drehstahl trägt, wird auf diese Weise rechtwinklig zur Achse des Arbeitstückes
verschoben, also der Stahl abwechselnd in und auſser Eingriff gebracht. Die
entsprechende Bewegung des Daumens geschieht am Ende jedes Schlittenweges durch
Knaggen. Um die Verstellung des Drehstahlsupportes um eine Spandicke zu bewirken,
wird die erstere Schraubenspindel mit Hilfe eines von der Anschlagknagge bethätigten
Sperrkegels und eines auf der Spindel festgekeilten Sperrrades entsprechend verdreht
und dadurch der Drehstahlträger um die Spandicke vorwärts geschoben.
Die Umsteuerung des Supportes erfolgt durch 2 Gewichte, welche an einer Kette und je
einem Riemen aufgehängt sind. Die Kette verbindet beide Gewichte und ist über 2
Führungsrollen geleitet, zwischen welchen sie mit den Riemengabeln derart verbunden
ist, daſs stets eine Umsteuerung nach der einen oder anderen Richtung erfolgt, wenn
die Kette durch das Niedersinken eines Gewichtes bewegt wird. Die von jedem Gewichte
ausgehenden Riemen endigen auf den Umfangen zweier Leitrollen, von denen aus andere
Riemen zu den Enden einer mit dem Supporte hin- und hergehenden Stange führen. Bei
einem völligen Vorschübe des Schlittens wird nun jedesmal eine Rolle durch den nach
dem betreffenden Stangenende hinführenden Riemen gedreht und wickelt sich dadurch
der auf eben dieser Rolle befestigte, mit dem einen Gewichte beschwerte Riemen auf.
Während nun die Umsteuerung durch das andere niedersinkende Gewicht mittels der
Kette und der Riemengabeln erfolgt, bleibt das erstere unter dem Einflüsse einer
gegen einen Ansatz der Rolle drückenden Klinke so lange gehoben, bis bei vollendetem
Rücklaufe eine Knagge die Klinke auslöst, das Gewicht fällt und die Bank wieder
umgesteuert wird.
Mg.