Titel: | Ueber Thone und Thonwaaren. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 167 |
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Ueber Thone und Thonwaaren.
Ueber Thone und Thonwaare.
Einige besonders ausgesuchte beste amerikanische Thone
wurden von C. BischofNotizblatt des Ziegler- und
Kalkbrenner-Vereins. Gef. eingesendeter
Sonderabdruck. untersucht. Nach den Proben beigegebenen
BerichtenReport on the clay deposits of Woodbridge, South
Amboy and other Places in New-Jersey. George H. Cock, State Geologist
Neo-Brunswick. Trenton 1878 und 1880. des
Staats-Geologen H. Cock zu Neu-Braunschweig sollten
dieselben die in folgender Tabelle angegebene Zusammensetzung haben:
Probe-Nr.
1
2
3
4
5
6
7
8A
8B
9A
9B
ThonerdeKieselsSandMagnesiaKalkEisenoxydKaliGlühverl.Hyg.
Was- ser.Titansäur.
41,1038,66 3,10–– 0,74 0,4613,55 1,00 1,20
40,7234,10 6,50 0,39– 2,49 1,9112,35 1,350
40,09 43,93 0,60–– 0,88 0,20 13,80 0,50–
39,14 44,20 0,20–– 0,45 0,25 14,05 0,90 1,05
38,81 44,14 0,80 0,11Spur 1,14 0,17 12,97 1,23 1,30
38,3442,90 1,50–– 0,86 0,4413,50 1,10 1,20
38,24 43,90 1,10 0,11Spur 0,96 0,15 14,10 0,70 1,30
37,02 42,95 3,85–– 0,88 0,20 12,60 0,80 1,70
21,83 67,33 0,14 0,19 1,13 1,14 7,11– 1,14
36,3540,10 0,40 0,13– 0,15 0,1422,60–0
38,38 45,45 0,77 0,07 0,13 0,18 0,22 15,00––
99,81
99,81
100,00
100,24
100,67
99,84
100,56
100,00
100,01
99,87
100,20
Nr. 1. Sayre und Fischer's Nr. 1 Fire clay. Bräunlich grau, stark abfärbend.
Feuerfestigkeit F (vgl. 1878 228 244) über 50 Proc.
Nr. 2. Hokessin, Delaware, Wasched kaolin clay. Weiſs mit Färbung ins Bräunliche.
Knirscht wenig bis merklich. Ziemlich bindend und klebend. Feuerfestigkeit annähernd
60 Proc.
Nr. 3. Evens Mine in Howard County,
Missouri. Crude clay. Hellbräunlich, ziemlich hart und
fest, steinhart. Angemacht nicht sehr bindend, weich und wenig voluminös. F = etwas über 50 Proc.
Nr. 4. E. F. und P. M. Roberts, Selected fire-clay. Bräunlich,
abfärbend, erdig. Mäſsig bindend. F = über 50 Proc.
Nr. 5. H. Cutter, Ware clay.
Blaugrau, abfärbend. Knirscht beim Zerreiben. Ist reichlichst bindend, fett,
aufquellend. F = 50 Proc.
Nr. 6. George Such, Wasched clay.
Bräunlichgrau. Knirscht fast unfühlbar. Reichlichst bindend. F = über 30 Proc.
Nr. 7. H. Butter, Fire clay.
Bläulichgrau, recht hart, mit muscheligem Bruche. Knirscht kaum fühlbar. F = wenig über 50 Proc.
Nr. 8. Hawes' Flint clay. Johnstown,
Penn. Bläulichgrau, zart, steinartig. Mäſsig bindend. F
= theils unter 20 Proc. und nicht viel über 10 Proc.
Nr. 9. Huron, Porcelain clay.
Lawrence County, Ind. Weiſs, theils mit gelben Pünktchen, hart, steinmarkartig.
Knirscht nicht beim Zerreiben. Mäſsig bindend, eigenthümlich, gallertartig, körnig.
Schwärzt sich beim Glühen. Brennt sich in Silberschmelzhitze schön weiſs, bis auf
einzelne röthlichbraune Flecke. F = über 60 Proc.
Die Thone Nr. 1 und 4 bis 7 stammen aus dem Staate New-Jersey.
Nach diesen Analysen zeichnen sich die Thone durch auffallend groſsen Gehalt an
Thonerde und an Titansäure, sowie durch die geringen Mengen Kalk, Magnesia und Kali
aus. Auch der Sandgehalt geht sogar unter 1 Proc. herab, während selbst der in
dieser Beziehung reinste Thon, der Kaolin von Znaim (vgl. 1877 224 434), 1,5 Proc. enthält.
Als Bischof die Thonproben der Platinschmelzhitze
aussetzte, behielten dieselben, mit Ausnahme des Thones Nr. 8 ihre Form, so daſs
viele derselben selbst den 50procentigen Normalthon in der Feuerfestigkeit
übertreffen. Da aber das Verhalten des Thones Nr. 8 keineswegs der angegebenen, in
Amerika ausgeführten AnalyseAnlayse (8A) entsprach, so führt Bischof von den
Thonen 8 und 9 selbst eine Analyse (8B und 9B) aus, welche dem pyrometrischen
Verhalten der Thone zwar völlig entspricht, von der amerikanischen Analyse aber ganz
erheblich abweicht. Es sind daher auch wohl die übrigen Analysen mit Vorsicht
aufzunehmen.
Nach den umfassenden Untersuchungen von H. Seger
(Thonindustriezeitung, 1882 S. 331 u. 1883 S. 119) über Glasuren tritt die Glasur quantitativ gegen die Masse
des Scherbens sehr in den Hintergrund, so daſs ihre Eigenschaften wesentlich durch
die thonige Unterlage bedingt wird. Die äuſsersten Grenzen der Zusammensetzung der
verschiedenen gebräuchlichen Glasuren sind für gewöhnliches Irdengeschirr und die
feine französische Fayence RO.1,5SiO2 bis RO.3SiO2. Bei den härteren Glasuren des deutschen und
englischen Steingutes würden sich die Grenzen der Zusammensetzung durch die Formeln
RO.0,1Al2O3.2,5SiO2 bis RO.0,4Al2O3.4,5SiO2, für die Porzellanglasuren durch die Formeln
RO.0,5Al2O3.5SiO2 bis RO.1,25Al2O3.12SiO2 ausdrücken lassen. In der Praxis linden wir je
nach der Beschaffenheit des Scherbens und den besonderen Anforderungen, welche an
Glasur und Scherben gestellt werden, alle Zwischenstufen zwischen den angegebenen
Grenzwerthen vertreten. Bei den am leichtesten schmelzbaren Glasuren überwiegt als
Fluſsmittel das Bleioxyd, bei den strenger flüssigen Steingutglasuren treten Kali, Natron, Kalk,
Magnesia, Baryt nebst Thonerde in den Vordergrund. Bei den strengflüssigen
Porzellanglasuren fehlt, mit Ausnahme einiger weniger Glasuren des weicheren
chinesischen Porzellans das Bleioxyd gänzlich.
Eine der wichtigsten Anpassungen zwischen Glasur und Scherben bildet die Regelung des
Schmelzpunktes der ersteren. In dieser Beziehung ist das Verhalten der Thonerde
bemerkenswerth, welche für die meist in Frage kommenden Temperaturen nicht als ein
eigentliches Fluſsmittel angesehen werden kann, indem sie mit zunehmendem Gehalte in
ganz auffallender Weise, gleichwie die Kieselsäure, den Schmelzpunkt nach der Höhe
hin verschiebt. Höchstens in den hohen Temperaturlagen des Porzellanfeuers und bei
Gegenwart von verhältniſsmäſsig geringeren Mengen anderer Fluſsmittel könnte ihr bei
den Glasuren die Stelle als Schmelzmittel zuertheilt werden, welche sie als
Fluſsmittel bei den feuerfesten Thonen einnimmt. Die Einführung der Thonerde in
Glasuren bietet danach ein Hilfsmittel, um den Schmelzpunkt von Glasuren zu erhöhen,
zugleich aber auch um das Verhältniſs der eigentlichen Fluſsmittel zur Kieselsäure
in einer Weise zu verschieben, daſs das Sättigungsverhältniſs dieser gegen einander
die angegebenen Grenzwerthe von 2 fach bis 3 fach saurem Silicat überschreiten darf,
ohne daſs die bei von Thonerde freien Glasuren zu befürchtenden Fehler des leichten
Entglasens und des Ablaufens oder Einsuppens zu befürchten sind. Es läſst diese
Eigenthümlichkeit der Wirkung der Thonerde vermuthen, daſs die Thonerde nicht etwa,
wie vielfach angenommen, als solche im flüssigen Glase sich auflöst, sondern daſs
sie vielmehr als Silicat in Doppelverbindung mit den Silicaten der anderen
Fluſsmittel aufzufassen ist. Rechnet man Al2O3 = 3RO, so gestalten sich die als Grenzwerthe für
die Thonerde haltigen Steingut- und Porzellanglasuren angegebenen Formeln
folgendermaſsen: Steingutglasuren: RO.0,1Al2O3.2,5SiO2 =
1,3RO.2,5SiO, = 1,92fach saures Silicat bis RO.0,4Al2O3.4,5SiO2 = 2,2RO.4,5SiO2 = 2,05-fach saures
Silicat. Porzellanglasuren: RO.0,5Al2O3.5SiO2 =
2,5RO.5SiO2 = 2fach saures Silicat bis
RO.1,25Al2O3.12SiO2 = 4,5RO.12SiO2 = 2,55fach saures Silicat.
Die Hauptschwierigkeiten einer fehlerlosen Verbindung von Glasur und Thonscherben
liegen in der verschiedenen Ausdehnung durch die Wärme. Die durch ungleiche
Ausdehnung bezieh. Zusammenziehung zwischen Glasur und Scherben entstehende Spannung
ist die gemeinsame Ursache des Haarrissigwerdens der Glasur und des Absprengens
derselben (vgl. 1881 239 469).
Farbige Porzellanglasuren werden bis jetzt wenig
angewendet, weil es bei den hohen Temperaturen der Porzellanöfen und bei der bald
oxydirenden, bald reducirenden Beschaffenheit der Brenngase schwierig ist, bestimmte
Farben mit Sicherheit aus dem Brande hervorgehen zu lassen. Die auf Porzellan
gewöhnlich angewendeten Glasuren entsprechen, wie erwähnt, meist der Formel RO.1 bis 1,25Al2O3.10 bis 12SiO2. Um nun farbige Glasur herzustellen, fügt man der
farblosen Glasur entweder farbige Metalloxyde zu, oder man ersetzt die farblosen
Fluſsmittel nach äquivalenten Verhältnissen durch färbende Metalloxyde.
Das erste Verfahren ist nur dann anwendbar, wenn die zugefügten Metalloxyde ein
starkes Färbungsvermögen haben, so daſs sie nur in geringen Mengen zugesetzt zu
werden brauchen, weil sie als Fluſsmittel wirken und die angegebene Normalformel
erheblich verrücken können. Die Folge des Zusatzes färbender Metalloxyde ist
Haarrissigkeit der Glasur, welche um so empfindlicher beim Porzellan wirkt, als sie
meist von einem Loslösen der Glasurschicht vom Scherben begleitet ist. Das zweite
Verfahren ist das richtigere, in so fern dabei die Normalformel nicht verändert
wird, also auch ein Haarrissigwerden der Glasur nicht vorkommt. Da aber nur ein
Theil der farblosen Fluſsmittel, deren Gesammtmenge selbst nur 8 bis 11 Procent der
Glasur beträgt, durch färbende ersetzt werden darf, so ist hier auch nur ein
geringer Spielraum gegeben. Der Anwendung farbiger Glasuren für Hartporzellan tritt
noch der Umstand hindernd entgegen, daſs es ohne reducirende Flamme kaum gar zu
bekommen ist, so daſs nur Kobaltoxyd, Chromoxyd, Eisenoxyd, Manganoxyd, Gold, Platin
und Iridium übrig bleiben.
Wesentlich günstiger verhält sich die Glasur des Seger-Porzellans, welche der Formel
RO.0,5 Al2O3.5 bis 6
SiO2 entspricht. Hier kann ohne Schaden mehr
färbendes Metalloxyd in die Glasur eingeführt werden, ohne daſs sie ein Blindwerden
durch sich ausscheidendes Metalloxyd zeigt. Der Hauptvortheil dieser Glasuren
besteht aber darin, daſs sie sich auch bei oxydirender Flamme brennen lassen; man
kann daher auch Kupferoxyd, Nickeloxyd, Uranoxyd u. dgl. anwenden. Verfährt man bei
Herstellung der farbigen Glasuren in der Weise, daſs man in die Glasur für Kalk
äquivalente Mengen von Monoxyden: Kobaltoxydul, Nickeloxydul, Kupferoxyd, für
Thonerde die färbenden Sesquioxyde: Chromoxyd, Eisenoxyd, Manganoxyd und Uranoxyd,
einführt, so erhält man eine Farbenskala, deren Glieder nicht nur unter sich eine
gleiche chemische Constitution aufweisen, sondern auch nahezu denselben Schmelzpunkt
besitzen, sich also in einem Feuer brennen lassen. Bemerkenswerth ist noch, daſs
sich auf diesem Porzellan auch das chinesische Kupferoxydulroth herstellen läſst,
was bisher nur in Nanking möglich war.
Die glasirten Thonwaaren werden von W. Schumacher im Sprechsaal, 1883 S. 1 bis 138 behandelt. Bei den Glasuren der Hellrothglut
kommen vorzugsweise Kieselsäure, Calciumsilicat und Aluminiumsilicat als diejenigen
normalen Glasurbestandtheile in Betracht, welche bei dieser Temperatur unschmelzbar
sind und von den leichten schmelzbaren Bestandtheilen, den Fluſsmitteln, gelöst
werden müssen, um in den Glasbildungsprozeſs einzugehen. Als Fluſsmittel dienen die
Silicate von Blei und Alkalien, sowie die Borate von Blei und Calcium.
Um das Verhalten des Calciumsilicates zu Alkalisilicaten zu prüfen, wurden Kalk,
reine Soda und Feuerstein in den folgenden Formeln entsprechenden Verhältnissen
gemengt und in einem Steingutglattofen bei etwa 1100° geschmolzen:
Nr. 1) 3CaO,SiO2.3(NaO,2SiO2).
Nr. 2) 3CaO,SiO2.5(NaO,2SiO2).NaO,SiO2.
Nr. 3) 3CaO,SiO2.6(NaO,2SiO2).3NaO,SiO2.
Nr. 4) 3(CaO,2SiO2).6(NaO,2SiO2).
Nr. 5) 3(CaO,2SiO2).6(NaO,2SiO2).9SiO2.
Die Mischung Nr. 1 bildete eine groſsblasige, glasartige Masse, an deren Oberfläche
sich zahlreiche starkglänzende, krystallinische Flächen zeigten, Nr. 2 und 3
getrübte, Nr. 4 und 5 vollkommen durchsichtige Gläser. Die Trübung der Gläser Nr. 2
und 3 kann wohl nur auf einer Ausscheidung von Calciumsilicat beruhen. Da dieses
selbst bei höherer Temperatur nur zähflüssig ist, so konnte die Mischung Nr. 1 nicht
zum vollständigen Schmelzen kommen. Da Mischung Nr. 4 ein vollkommenes Glas bildet,
so hat Calciumbisilicat weniger Neigung zur Ausscheidung als das Monosilicat. Darauf
deuten auch die in dünnen Schichten liegenden Schmelzproducte von Nr. 2 und 3; wo
die Glasurlage etwas dicker ist, blieb sie nämlich undurchsichtig und nicht
spiegelnd, die dünnen Lagen aber waren ganz durchsichtig und stark spiegelnd, also
mehr vollkommen glasartig; dies können sie nur dem Umstände verdanken, daſs sie aus
dem Scherben noch Kieselsäure aufgenommen haben. Das mit Kieselsäure übersättigte
Schmelzproduct von Nr. 5 verhält sich gleichfalls wie Glas.
Das Bleisilicat als Fluſsmittel verhält sich in derselben Weise wie die
Alkalisilicate; nur muſs man hier in Betracht ziehen, daſs das Aequivalent
Monobleisilicat doppelt so viel Fluſsmittel liefert wie das Aequivalent des
Monosilicates des Natrons und 1½mal so viel als das Bisilicat. Die der Formel
CaO,SiO2.PbO,2SiO2 entsprechende Mischung bildet eine groſsblasige, durchscheinende
Schmelze, CaO,SiO2.1,5(PbO,2SiO2) + 0,5PbO,SiO2
dagegen ein fast blasenfreies Glas und CaO,SiO2.0,5(PbO,2SiO2) + 0,5PbO,SiO2.NaO,2SiO2 eine
völlig krystallinische Masse mit zahlreichen stäbchenförmigen Krystallen. Hier wird
die leichtere Schmelzbarkeit des Fluſsmittels die Krystallisation des
Calciumsilicates begünstigt haben. Aus gleichem Grunde bildet auch das Gemisch
CaO,SiO2.PbO,SiO2.CaO,SiO2,BO3 ein vollkommenes Glas. CaO,SiO2.CaO,BO3.NaO,2SiO2 bildet eine entglaste Masse mit stäbchenförmigen
Krystallen und das Gemisch:
CaO,SiO2.3(CaO,SiO2,BO3).CaO,BO3.3(NaO,2SiO2)
ein vollkommenes Glas, an dessen Oberfläche sich einige
Krystalle zeigen, ebenso 3CaO,SiO2,BO3.2CaO,BO3.3(NaO,2BO3). Danach erscheint es
wahrscheinlich, daſs die BorsäureBorsäuse hier Borosilicate bildet.