Titel: Hotchkiss' Revolverkanone.
Autor: W. S.
Fundstelle: Band 248, Jahrgang 1883, S. 198
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Hotchkiss' Revolverkanone. Mit Abbildungen auf Tafel 12. Hotchkiss' Revolverkanone. Die Hotchkiss'sche Revolverkanone erregt zur Zeit ein ganz besonderes Aufsehen, weil sie kürzlich als Vertheidigungsmittel gegen feindliche Torpedoboote in der deutschen Kriegsmarine eingeführt worden ist. Ueber ihre Construction entnehmen wir den deutschen Patentschriften (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 8921 vom 9. Juli 1878 und Zusatz Nr. 11318 vom 26. Oktober 1879) und einer Mittheilung im Engineering, 1882 Bd. 34 S. 330 folgende Einzelheiten. 5 oder mehr durch zwei Scheiben C, C1 fest mit einander verbundene, in einem Kreise angeordnete Läufe A (Fig. 5 bis 8 Taf. 12) werden durch eine mitten zwischen ihnen liegende Welle B, welche in zwei Lagern ruht, getragen. Das vordere Lager y wird durch einen Rahmen gebildet, das hintere befindet sich in dem mit dem Rahmen aus einem Stück bestehenden Ladeblock D, so daſs die Läufe bei ihrer Drehung um die centrale Welle scharf an der vorderen Fläche desselben vorbeistreifen und dieser demnach beim Abfeuern den Stoſsboden für die betreffende Patrone abgibt. Die Welle B durchdringt die vordere Wand des massiven Blockes D und trägt an ihrem hinteren Ende ein Kronrad b mit Triebstockverzahnung b1. Mit diesem steht eine Schnecke H in Eingriff, welche auf eine horizontale Welle F aufgekeilt ist und mittels einer an der Auſsenseite des Ladeblockes befindlichen Kurbel in Umdrehung versetzt werden kann. Bei gröſseren Kanonen ist ein Kegelradpaar zwischen der Kurbel und der Welle F eingeschaltet. Die Gänge der Schnecke E haben an einigen Stellen eine Steigung gleich Null, zum Zweck bei ununterbrochener Drehung der Kurbel einen zeitweisen Stillstand des Laufbündels zu bewirken, so daſs in gegebenen Zeitpunkten ein Abfeuern des unten liegenden Laufes mittels eines Schlagbolzens N stattfinden. kann. Letzterer steht unter Einwirkung der Schenkelfeder d, welche an dem umklappbaren Deckel x derart befestigt ist, daſs sie nach Oeffnung desselben leicht entfernt werden kann. Das Spannen des Schlagbolzens beim Drehen der Kurbel bewirkt ein auf der Schneckenwelle F aufgekeilter Hebedaumen G, welcher vor einen nach oben stehenden Arm des Schlagbolzens N faſst. Für besondere Fälle, bei welchen das langsame Abfeuern einzelner Läufe nothwendig und die Drehung der Kurbel und das Richten der Kanone von 2 Bedienungsleuten besorgt wird, kann mit dem Schlagbolzen eine bei Gewehren gebräuchliche Abzugsvorrichtung (Fig. 7) verbunden werden, die in einem Pistolenkolben unterhalb des Ladeblockes angeordnet ist. Es muſs dann eine besondere Einrichtung getroffen werden, um die Drehung der Welle F anzuhalten, wenn der Hebedaumen G den Schlagbolzen freigibt. Da letzterer dann nur von dem Abzugsstollen gehalten wird, so bewirkt ein Zurückziehen des letzteren das Abfeuern des Schusses. Die Patronen gelangen von einem an der linken Seite der Kanone befindlichen Trichter Q in die Ladekammer und werden von hier durch einen Ladekolben M in den Lauf, welcher links neben dem oberen liegt, geschoben. Eine an der vorderen Fläche des Ladeblockes angebrachte, vom oberen bis zum unteren Lauf reichende, halbkreisförmige, schiefe Ebene R bewirkt bei der Drehung des Laufbündels das feste Einschieben der Patrone in den Lauf. Der Hülsenauszieher L befindet sich unter dem Ladekolben M. Die Bewegung beider ist von einander abhängig gemacht, indem der Auszieher mittels einer auf ihm befestigten Kurbelschleife J und einer auf der Schneckenwelle F aufgekeilten Kurbel I vor- und zurückgeschoben wird, während der Ladekolben M durch ein Zahnrad m, welches in sowohl an diesem, als an jenem angebrachte Zähne eingreift, immer die entgegengesetzte Bewegung annimmt, also eine scharfe Patrone in einen der Läufe einschiebt, während der Auszieher eine leere Hülse aus dem nach rechts herum durch 3 oder mehr Läufe von jenem getrennten Laufe entfernt. Der schräg im Ladeblock verschiebbar angeordnete Aufsatz ist mit durchgeschlagenen Ziffern versehen, so daſs dieselben durchscheinen. Mittels einer Gelenkkette ist der Aufsatz mit der Handhabe T verbunden, so daſs derselbe durch Drehen der letzteren mit der linken Hand seitens des Bedienungsmannes gesenkt werden kann. Die selbstthätige Hebung des Aufsatzes wird durch eine Schraubenfeder bewirkt. Auſserdem ist an der linken Seite des Ladeblockes ein Schulterstück angebracht, gegen welches sich der Bedienungsmann lehnt, wobei er auch mittels zweier Handgriffe die in einem Universalgelenkstative gelagerte Kanone leicht zu richten vermag. Die deutsche Revolverkanone besitzt 5 Läufe mit einem Kaliber von 3cm,7. Die Munition besteht aus guſseisernen Langgranaten mit Zünder, welche in die messingnen Patronenhülsen eingesetzt sind. Als Sprengladung dienen 23g Pulver, während die Hülsenladung 77g Pulver beträgt. W. S.

Tafeln

Tafel Tafel 12
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