Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 228 |
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Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
(Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes Bd.
242 S. 415.)
Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
1) Nähmaschinen und Hilfsapparate für
feste Naht.
Es ist rühmend anzuerkennen, daſs die weltbekannten Firmen, die Wheeler and Wilson Company in London sowie die Singer Company in New-York, ihre eigenartigen
Nähmaschinen-Constructionen zum Theil verlassen, das Vortheilhafte derselben
gegenseitig annehmen und dadurch zu einer gröſseren Gleichheit und Vollkommenheit
der Constructionen gelangen.
Im Iron, 1882 Bd. 19 * S. 364 ist unter dem Titel:
„Wheeler und Wilson's neue Nähmaschine“
eine Construction beschrieben, welche gegenüber der älteren mit gebogener Nadel
wesentliche Aenderungen zeigt, geräuschlos arbeiten und sich für harte und weiche,
dünne und dicke Stoffe bei groſser Leistungsfähigkeit gleich gut eignen soll. Die
Construction dieser Nähmaschine ist aber durchaus nicht neu und bereits eingehend im
J. 1876 von Prof. H. Richard in seinem Buch über
„die Nähmaschine“ S. 75 beschrieben; doch dürfte die wiederholte
Erwähnung dieser Einrichtung zu der Annahme führen, daſs sich diese Nähmaschine, was
Richard bezweifelte, gut bewährt und einer regen
Abnahme zu erfreuen hat.
Die neue Singer-Ringschiffchen-Nähmaschine, welche in
Deutschland von dem General-Vertreter der Singer Company, G.
Neidlinger in Hamburg, in den Handel gebracht wird, enthält nach dem Praktischen Maschinenconstructeur, 1882 S. 388, wie
früher in dem Maschinenarme die Hauptwelle a (Fig.
1 bis 3 Taf. 15),
welche nach vorn in die Kurbelscheibe b endigt. Die
Kurbelwarze gleitet hier aber nicht in einer Herzcurve, sondern steht durch eine
Zugstange c mit der Nadelstange d in Verbindung. Bekanntlich bleibt bei Anwendung einer Herzcurve die
Nadelstange so lange stehen, oder senkt sich sogar etwas, bis das Schiffchen die
Nadelfadenschleife passirt hat. Durch Weglassung der Herzcurve erhebt sich die Nadel
stetig, was bei der neuen Construction der Maschine erforderlich ist, um der Spule,
wie Fig. 1 erkennen läſst, Platz zu machen. Beim Aufsteigen der Nadel hat
sich aber die Fadenschleife zu verlängern, um über die Spule zu gelangen, und es
muſs demzufolge der Fadenhebel i Faden liefern, also
herab gehen. Der Fadenhebel kann daher nicht, wie sonst üblich, durch die Nadelstange
bewegt werden, sondern wird hier ähnlich, wie bei der neueren Wheeler-Wilson-Maschine oder bei Murjahn's, Nähmaschine
durch eine Curvennuth bewegt, welche in den Umfang der Kurbelscheibe b (Fig. 2)
eingearbeitet ist. Diese Einrichtung hat noch den Vortheil, daſs der Fadenhebel ganz
geräuschlos arbeitet. Auch soll der Anzug des Nadelfadens vollkommen gleichmäſsig
erfolgen; doch dürfte letzteres nur bei gleichbleibender Stärke des Fadens der Fall
sein.
Durch Aenderung der Schiffchenconstruction ist es möglich geworden, eine Spule zu
verwenden, welche doppelt so viel Faden aufzunehmen im Stande ist, als die Spule
einer gleich groſsen Nähmaschine älteren Systemes. Das Ringschiffchen gleicht dem
von L. B. Miller und Ph.
Diel erfundenen (vgl. 1881 240 * 35); es erhält
durch den Schiffchenhalter t eine schwingende Bewegung
und wird an dem Herausfallen durch eine ringförmige, oben offene (in der Figur nicht
angegebene) Platte gehindert. Das Schiffchen steht durch ein Gelenk mit einem U-förmigen Halter q in
Verbindung, welcher die Spule zwischen sich faſst; eine Feder r drückt den Spulenhalter q und somit die Spule an den Schiffchenkörper. Bei dieser Anordnung hat
man beim Auswechseln der Spule nicht nöthig, das ganze Schiffchen zu entfernen,
sondern nur den Spulenhalter q aufzuklappen, um auf
leichte Weise die Spule herausnehmen oder einlegen zu können. Der Spulenfaden geht
durch einen Schlitz u nach dem Häkchen w. Die Spannung erhält der Faden durch eine kleine, bei
u angebrachte und mittels Schraube regulirbare
Feder.
In Betreff des Stoffrückers ist zu erwähnen, daſs die nach auſsen reichende, zur
Stichstellung bestimmte Stellschraube seitlich am Maschinenarme angebracht ist.
Hierdurch wird diese Schraube nicht durch den zu nähenden Stoff verdeckt, sondern
ist stets bequem zugänglich. Ferner wird durch Verwendung einer gekröpften Welle für
das Schwungrad das lästige Schleudern und Klappern, welches bei der gewöhnlichen
Befestigungsweise des Schwungrades mittels eines in die Gestellwand eingeschraubten
Bolzens nach dem Auslaufen eintritt, erheblich gemindert.
Die Doppelsteppstich-Nähmaschine mit oscillirendem
Greifer von Carl Schmidt und Hengstenberg in
Bielefeld (* D. R. P. Nr. 18106 vom
11. März 1881) zeigt eine neue Einrichtung für die Umschlingung des
Unterfadens und eine Stoffrückung, welche erlaubt, den Stoff nach allen Seiten zu
bewegen. Innerhalb des festen Deckels eines cylindrischen, unten offenen Gehäuses
b (Fig. 4 bis
7 Taf. 15) ist concentrisch ein Zapfen angebracht, auf welchem leicht
drehbar die Spule a gesteckt werden kann. Im Deckel und
unten in der Spule a befindet sich je eine conische
Bohrung zur Aufnahme zweier Körner, welche zur geeigneten Zeit das Gehäuse nebst
Spule halten. Der obere Körner b1 ist an der Platte m befestigt. Die
beiden Platten m und n
lassen sich zur Seite drehen (in Figur 6 ist
nur n verschoben gezeichnet) und gestatten so ein leichtes
Herausnehmen der Spule. Der untere Körner oder Stift h
ist in einer Hülse d (Fig. 4)
verschiebbar, welch letztere einer kleinen Scheibe mit 3 Körnern als Nabe dient.
Diese Nabe d ist in einem Arme g (Fig. 5)
gelagert und trägt lose ein Getriebe e, in das ein
Zahnbogen eingreift, welcher von der im Maschinenarme gelagerten Hauptwelle so
bewegt wird, daſs dadurch der Greifer f Schwingungen
von 240° ausführt. Das Spulengehäuse b ist vorn etwas
abgeflacht, so daſs der Deckel an dieser Stelle, wie Fig. 4
zeigt, ein wenig vorsteht, um eine kleine Bohrung zur Führung des Fadens, welcher
von der Spule kommend durch den Schlitz c geht,
aufzunehmen.
Die Stichbildung geschieht, wie folgt: Hat die Nadel p
die tiefste Stellung erreicht und sich wieder so weit erhoben, daſs eine kleine
Fadenschleife gebildet wurde, so tritt die Greiferspitze in dieselbe und nimmt die
Lage f1 (Fig.
6) ein. Die Schleife bleibt in dem Haken des Greifers hängen und wird von
demselben bei seiner rückgängigen Bewegung in der Pfeilrichtung über das
Spulengehäuse gelegt. Ist der Greifer in der Stellung f
angelangt, so gleitet die Schleife aus dem Haken und der Fadenhebel zieht sie
vollends über das Gehäuse hinweg, um den Spulenfaden zu umschlingen. Damit der Faden
frei um das Spulengehäuse gelangen kann, wird der untere Körner h durch den Hebel i in dem
Augenblicke gesenkt, wo die Schleife die Mitte des Gehäuses überschreitet; die Spule
nebst Gehäuse liegt dann auf den 3 Körnern der Scheibe d (Fig. 4) so
lange auf, bis die Schleife in die durch Fig. 6
angegebene Lage gekommen ist; dann wird der untere Körner h wieder gehoben und die Fadenschleife kann ungehindert weiter über das
Gehäuse weggleiten. Das Heben des unteren Körners geschieht aber durch Vermittelung
einer Feder k; es findet ein Einklemmen der Spule statt
und der Faden kann sich nur mit entsprechender Spannung abwickeln. Letztere wird
durch die Schraube l regulirt; denn beim
Hereinschrauben derselben wird der Hub des Hebels i
verkleinert und der Druck der Feder k verringert. Das
Spulengehäuse wird durch den Spulenfaden an der Drehung verhindert.
Seitdem haben C. Schmidt und Hengstenberg das
Spulengehäuse b dahin verbessert (* D. R. P. Zusatz Nr.
19442 vom 27. November 1881), daſs möglich ist, den Unterfaden von einem Knäuel
abzuziehen. Das Spulengehäuse b ist unterhalb, gleich
einer Schachtel, mit einem Deckel geschlossen, welcher eine centrale Vertiefung zur
Aufnahme des unteren beweglichen Körners trägt. Am oberen Boden ist eine Feder t (Fig. 7)
befestigt, deren Vorsprünge t2 und t3 zur Fadenführung dienen. Die Feder t
enthält ferner eine Vertiefung t1 für den oberen Körner b1.
Soll nun mit einer Spule genäht werden, so führt man den Faden durch einen Schlitz
(wie in Fig. 4) über
den Federarm t2 unter
der Feder t und über den Federarm t3. Wird ein Knäuel
verwendet, so führt man den Faden durch das Loch c1 unter der Feder t hinweg und über den Federarm t3.
Um die Stofftransportirung nach allen Seiten zu ermöglichen, ist an der Vorderplatte
des Nähmaschinenkopfes ein hohler Zapfen angebracht, in welchem sich die Nadelstange
führt. Um diesen Zapfen dreht sich ein Gehäuse zur Aufnahme des Stoffrückers und des
Stoffdrückers. Der Stoffrücker erhält von der Hauptwelle aus mittels Hebel eine
senkrechte und eine horizontale Bewegung; die Gröſse der letzteren, also die
Stichlänge ist regulirbar. Der Stoffdrücker übt fortwährend einen Druck auf das
Waarenstück aus. Beide Organe lassen sich gemeinschaftlich durch den gewöhnlich zur
Seite angebrachten Hebel erheben. Die ganze Transportirvorrichtung ist aber ziemlich
umständlich und dürfte kaum groſse Verbreitung finden.
Die Zweifaden-Nähmaschine mit rotirender Spulenkapsel,
welche zugleich als Greifer dient, von Ewald Brüncker in
Köln (* D. R. P. Nr. 15 582 vom 24.
August 1880) kann als Abänderung der bei der Wheeler-Wilson-Nähmaschine gebräuchlichen Greifereinrichtung angesehen
werden. Der Greifer a (Fig. 8 und
9 Taf. 15) ist hier nicht direkt mit der Hauptwelle verbunden, sondern in
den beiden Platten b, b1 drehbar gelagert und erhält seine Drehbewegung durch Vermittelung
der Welle c. Diese Welle c
trägt einen Teller d mit 3 Erhöhungen und nimmt eine
solche Lage zur Greiferachse ein, daſs wenigstens eine Erhöhung des Tellers im
Eingriffe verbleibt. Da jedoch diese Erhöhungen abwechselnd sich ganz aus den
Löchern des Greifers entfernen, so kann die Fadenschleife von ihnen ungehindert über
denselben weggleiten, was durch geeignete Stellung des Apparates unterstützt wird.
Innerhalb des Greifers befindet sich ein cylindrischer Raum, in dessen Centrum ein
Stifte befestigt ist. Ueber letzteren ist zunächst leicht drehbar das Gehäuse f mit seinem Hohlzapfen geschoben und dient in
derselben Weise wie dasjenige in Fig. 4 zur
Leitung des von der Spule kommenden Fadens, welcher auch das Gehäuse f an der Drehung hindert. Die Spannung des Unterfadens
wird erreicht, indem derselbe durch mehrere in der oberen Deckplatte angebrachte
Löcher gezogen wird. Ueber den Zapfen des Gehäuses f
wird, wiederum leicht drehbar, die verhältniſsmäſsig dicke Spule g gesteckt. Bei der Drehung des Greifers wird die
gefangene Oberfadenschleife über denselben gleiten, was durch die Nase h wesentlich begünstigt wird. Die Nadelstange steht
durch eine kurze Zugstange mit einer Kurbel der im Maschinenarme gelagerten Welle in
Verbindung; letztere erhält durch ein Excenter mittels Zugstange und Hebel eine
schwingende Bewegung, wodurch die Nadelstange auf- und niedergeführt wird. Ein
Fadenheber ist nicht angebracht und die groſse Schleife, welche den Greifer passirt
hat, kann daher nicht vollständig abgezogen werden, sondern der Greifer vollzieht
beim nächsten Stiche den Anzug der Schleife oder des Stiches. Damit die unter dem
Zuge frei herabhängende Schleife nicht etwa die nächste Stichbildung stört, wird sie
von dem Finger i (wie bei der Wheeler-Wilson-Maschine durch die kleine Bürste) gehalten und gleitet
erst ab, wenn der Fänger die nächste Schleife erfaſst hat. Der Finger i kann zur Spulenauswechselung zurück geschlagen werden
und wird durch eine Feder k in der Arbeitslage
gehalten. Das Anziehen des Oberfadens von dem Greifer ausführen zu lassen, hat den
Nachtheil, daſs dies nur beim nächsten Stiche erfolgen kann, wodurch bei wechselnder
Stoffstärke der Anzug leicht ungleichmäſsig erfolgt. Aus diesem Grunde verlieſs auch
die Wheeler and Wilson Company diese Art der
Stichbildung und brachte einen Fadenhebel an, welcher das Anziehen jedes einzelnen
Stiches bewirkt.
E. Brüncker hat ferner eine Einrichtung patentirt
erhalten, um den Fuſstritt und dessen Zugstange für die Schwungradbewegung nach dem
Auslaufen wieder feststellen zu können. Zu diesem Behufe liegt der Fuſstritt mit
seinen beiden unten offenen Lagern auf der zwischen den Gestellwänden gelagerten
Achse auf; letztere ist unterhalb des Fuſstrittes mit dreieckigen Wülsten versehen.
Gegen die durch die Wülsten gebildeten, ebenfalls dreieckigen Vertiefungen wird eine
Platte gedrückt, gleichsam wie eine halbe Schraubenmutter gegen die Gänge einer
Schraube. Die eine Seite der Platte ist durch ein Gelenk, die andere Seite durch
eine Schraube mit dem Fuſstritte verbunden. Durch diese Einrichtung wird zugleich
eine seitliche Verschiebung des Fuſstrittes unmöglich. Die Zugstange besteht aus
einer Schleife m (Fig. 10)
aus Flach eisen, in deren Enden die Zapfen des Fuſstrittes und der Kurbel gelagert
sind. Der übrige Theil der Schleife wird von zwei Holzstücken n und o ausgefüllt,
zwischen denen ein mittels Schraube anziehbarer Keil p
liegt.
Wiewohl die Einrichtung der erwähnten Theile als Verbesserung anzusehen ist, so
dürfte dieselbe doch erst dann praktischen Nutzen gewähren, wenn auch der Bolzen des
Schwungrades nachstellbar eingerichtet würde.
Bei der Doppel-Steppstich-Nähmaschine mit rotirendem
Schiffchen von Th. Chadwick, Th. Sugden und
Ch. Shaw in Firma Bradbury und Comp. in
Oldham (* D. R. P. Nr. 18580 vom 12.
März 1881) wird die Schiffchenbahn von einer Cylinderfläche gebildet,
deren Achse parallel mit der Nadelachse läuft. Der Schiffchentreiber f (Fig. 11 und
12 Taf. 15) ist auf eine Scheibe geschraubt, welche fast den Boden der
Schiffchenbahn ausfüllt und nur da, wo die Nadel einsticht, einen entsprechenden
Raum frei läſst. Diese Scheibe steht unterhalb in Verbindung mit der Kurbelscheibe
g; letztere trägt einen Zapfen h, welcher sich excentrisch in seinem Loche dreht und
dadurch ein genaues Justiren der Kurbellänge ermöglicht. Das eine Ende des
doppelarmigen Hebels i steht mit dem Kurbelzapfen h in Verbindung, während das andere Ende desselben
durch den Zapfen l der an der stehenden Welle n befestigten Kurbelscheibe m Bewegung erhält. Der Drehpunkt dieses Hebels i ist veränderlich, so daſs bald die eine, bald die andere Seite des
Hebels länger ist und somit dem Schiffchentreiber f
eine variable Geschwindigkeit mitgetheilt wird. Die Lage des Schiffchentreibers
ist eine solche, daſs das Schiffchen beschleunigt durch die Fadenschleife gleitet
Beide Enden des Hebels i sind aufgeschnitten und werden
durch Schrauben so zusammengepreſst, daſs jeder Spielraum wegfälltwegfälllt. Die Nadelstange erhält durch die Kurbelwarze der im Maschinenarme
gelagerten Hauptwelle mittels einer Herzcurve eine solche Bewegung, daſs das
Aufsteigen erfolgt, wenn das Schiffchen ziemlich durch die Schleife hindurchgegangen
ist.
Die Einrichtung und Form des Schiffchens ist aus Fig. 13
ersichtlich. Die Spule b ist auf einen Stift geschoben
und wird durch einen kleinen Arm b1 vor dem Herausspringen geschützt. Der Bolzen
dieses Armes ist mit einer Spiralfeder umgeben und gestattet behufs Auswechselung
der Spule zwar eine seitliche Drehung, bringt aber von selbst den Arm in die
ursprüngliche Lage zurück. Der Spulenfaden geht durch das Loch e unterhalb der Feder c
hinweg, um den Stift d herum und nach oben weiter. In
Fig. 11 ist das Schiffchen a aus dem
Schiffchenkorbe entfernt, dagegen in Fig. 12
eingelegt gezeichnet und sichtbar, weil die Schieberplatten t weggeschoben gedacht sind.
Die Stoffrückerbewegung erfolgt durch ein Excenter mit Rahmen o in der bei Singer-Nähmaschinen üblichen
Weise.
Eine hübsche Einrichtung zeigt der Fadenhebel, welche demselben gestattet, viel Faden
abzuziehen, wenig vor dem Kopfe der Nähmaschine vorzutreten, ohne Feder zu arbeiten
und einen gleichmäſsigen Fadenanzug hervorzubringen. Dies ist theilweise schon an
einigen Nähmaschinen dadurch erreicht worden, daſs ein besonderes Excenter den
Fadenhebel in Bewegung setzt (vgl. Fig. 2 Taf.
15 und Murjahn 1881 242 *
351). Hier ist der Fadenhebel p (Fig. 14)
zweiarmig. Der eine Arm ist mit einem Schlitze versehen, in welchem ein Stift q der Nadelstange gleitet. Die Enden des Hebels sind
zur Führung des Fadens bestimmt.
In der eben beschriebenen Nähmaschine liegt das Schiffchen fortwährend an der
Schiffchenbahn an, was insbesondere bei schnellem Gange groſse Reibung, mithin
Abnutzung und schweren Gang zur Folge hat. J. A. Döring in
Leipzig (* D. R. P. Nr. 20422 vom 17.
Februar 1882) hat dies dadurch zu vermeiden gewuſst, daſs er den
Schiffchenträger seines rotirenden Schiffchens nach
auſsen mit einem Rande versieht und die Achse desselben excentrisch zur
Schiffchenbahn anbringt. Letztere ist unten etwas erweitert, um den Rand des
Schiffchenträgers aufzunehmen, wenn das Schiffchen an seiner Bahn zum Anliegen
kommt. Dies geschieht nur so lange, als das Schiffchen. das Stichloch passirt, oder
durch die Fadenschleife geht; sodann tritt zufolge der Excentricität der Rand des
Schiffchenträgers hervor und hält das Schiffchen von der Bahn entfernt.
A. Freckmann in Hannover hat das in einer Vertikalebene
rotirende Schiffchen (* D. R. P. Nr. 12656, vgl. 1881 242* 348) verlassen und durch die in Fig. 15
Taf. 15 dargestellte Einrichtung in ein Schiffchen mit
oscillirender Bewegung (* D. R. P. Zusatz Nr. 15986 vom 28. November 1880)
umgewandelt. Auf der
Hauptwelle a ist eine Kurbel d befestigt, deren Zapfen sich in einem vertikalen Schlitze einer
Kurbelschleife e führt. Letztere gleitet in einem
horizontalen Schlitze und macht demnach eine geradlinig hin- und hergehende
Bewegung, wodurch dem lose auf der Welle a sitzenden
und mit einer Kurbel versehenen Schiffchenkorbe eine schwingende Bewegung ertheilt
wird.
Der Knopfloch-Nähapparat von Th.
S. L. Howard in New-York (Erl. * D. R. P. Nr. 13 797 vom 11. September
1879) ist an solchen Schiffchen-Nähmaschinen verwendbar, deren Nadelstange mittels
eines Hebels getrieben wird, da von letzterem aus die Bewegung der Organe dieses
Apparates erfolgt. Der wichtigste Theil ist der Unterfadenfänger oder
Schlingenzieher a (Fig. 16
Taf. 15). Derselbe bewegt sich in schräger Richtung durch einen besonderen, dicht
neben dem Nadelloche angebrachten Schlitz. Hat a die
tiefste Stellung erreicht, so sticht die Nadel in den Stoff und in das Oehr von a. Hierauf gleitet das Schiffchen durch die
Fadenschleife, die Nadel erhebt sich und der Schlingenzieher a zieht den Schiffchenfaden als Schleife empor. Ein gabelförmiger, mit
Haken versehener Fänger faſst die Schleife und bewegt sie so weit um die Stoffkante
herum, daſs die niedergehende Nadel in diese Schleife einsticht. Ein besonderer
Finger hält das Knopfloch aus einander, damit der Schlingenzieher sicher in dasselbe
eintreten kann; letzterer ist aus gleichem Grunde unten zugeschärft. In der Figur
ist der Unterfaden schwarz gezeichnet und läſst so die Art der Umsäumung leicht
erkennen. Der Apparat dürfte sich nur für groſse Knopflöcher eignen und hat viel
Aehnlichkeit mit dem Knopfloch-Apparate von Neidlinger
(vgl. 1880 238 211).
Die bekannten Einrichtungen für die Herstellung von Knopflöchern leiden an dem
Uebelstande, daſs keine Vorrichtung zur Regulirung der Anzahl Stiche an den Enden
mit Bezug auf die Seitenstiche vorhanden ist; denn wenn die Bewegung für Bildung von
feinen und zahlreichen Stichen an den Längskanten eingestellt wird, so wird auch
eine verhältniſsmäſsig groſse Anzahl von Stichen auf die Knopflochenden entfallen
und deshalb werden letztere unter Umständen zu hart und leicht brüchig, während sie
umgekehrt bei unzureichender Anzahl von Stichen ihre Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit
einbüſsen.
H.
Mills in Birmingham (* D. R. P. Nr. 18489 vom 7. Oktober 1881) hat einen sehr
sinnreichen Knopfloch-Nähapparat construirt, welcher
den genannten Uebelstand beseitigt und eine sehr genaue Arbeit liefert. Der Apparat
kann nicht allein an jeder Schiffchennähmaschine angebracht werden, sondern auch bei
entsprechender Abänderung, auf welche Erfinder in der Patentschrift näher eingeht,
an den eigentlichen Knopfloch-Nähmaschinen Verwendung finden. Die Nadel sticht
abwechselnd in den Stoff und in den Schlitz, so daſs hierdurch ein Umsäumen der
Stoffkante stattfindet, und der Apparat bezweckt nur die erforderliche
Stoffverschiebung (vgl. Simmons 1880 236 381 und Rullmann 1881
242 352).
Auf der Platte a (Fig. 17 und
18 Taf. 15), welche an der Nähmaschinenplatte in einer solchen Weise
angeschraubt wird, daſs sich das Schiffchen quer gegen die Längenrichtung des
Knopfloches bewegt, befindet sich der Schieber b. Die
parallele Lage wird bei der Verschiebung von b durch
die Führungsbolzen b1
gesichert. Ein zweiter Schieber c ist im ersteren
eingelassen, welcher eine Bewegung in der Längenrichtung des Knopfloches ausführt;
an demselben ist die mit einer rechteckigen Oeffnung versehene Platte d angeschraubt. Ferner findet auf diesem Schieber c der Arm e seine Lagerung
und wird durch eine Feder e1 auf die Platte d angedrückt. Zwischen diese
beiden Theile d und e wird
der Stoff gebracht. Die Bewegung des Schiebers b
erfolgt durch Vermittelung eines Hebels f1 f2. Die
am Arme f1 desselben
sitzende Rolle greift in eine Curvennuth f3 eines Zahnrades f ein, welches durch ein Getriebe g von der
Hauptwelle o. dgl. so bewegt wird, daſs auf jeden Stich eine halbe Umdrehung kommt.
Der andere Arm f2 trägt
zwei Federn, welche an dem Zapfen h anliegen; dieselben
ermöglichen bei gleichbleibendem Spiele des Winkelhebels f1 f2
eine Regulirung der Stichlänge. Zu diesem Zweck ist eine Schraube i im Schieber b
angebracht; das untere conische Ende dieser Schraube greift in ein conisches Loch
der Platte a.
Der am Schieber b befestigte Theil b2 umschlieſst zwei
verstellbare Backen n, welche sich mit der auf a gelagerten Welle k bei
der Bildung des Knopfloches einmal umdrehen. Das Innere von b2 besitzt zwei diametral gegenüber
stehende Vorsprünge, so daſs die Backen abwechselnd auf den Erhöhungen und
Vertiefungen gleiten und dadurch die Hublänge der Platte d so ändern, daſs an den Längenkanten der Knopflöcher kürze und an den
Enden lange Stiche gebildet werden (vgl. Fig. 19).
Auf der Welle k ist die Curvenscheibe l befestigt, welche mittels des Hebels m dem Schieber c einen
solchen Hin- und Hergang ertheilt, daſs bei einer Umdrehung der Curvenscheibe das
Knopfloch vollendet ist. Der eine Arm des Hebels m ist
mit einem Schlitze versehen; einen gleichen Schlitz enthält der Schieber c, was gestattet, die Schraube o gemäſs der Länge des Knopfloches zu verstellen. Die Curvenscheibe erhält
bei jedem Stiche eine der Stichentfernung entsprechende Verdrehung, welche durch ein
Sperrrad p, dessen Sperrklinke von einer Erhöhung des
Rades g Bewegung empfängt, hervorgebracht wird.
Ist nun eine Längenkante des Knopfloches x1 x2 (Fig.
19) umnäht, so ist die sich langsam drehende Curvenscheibe l in eine solche Stellung gelangt, daſs die Backen n von dem vorspringenden rechts liegenden Bogen
abgleiten und nunmehr b2, also auch b und mit ihm c und das Knopfloch einen gröſseren Hub vollführen.
Hierdurch findet ein Umnähen der Ecken x2x3 statt.
Mittlerweile treffen die Backen die linksseitige Erhöhung, die Stichlänge wird
wieder kleiner, die Curve der Scheibe l bringt den
Schieber in die entgegengesetzte Bewegung und die Nadel umnäht die Längenkante x3x4; zuletzt erfolgt das Umnähen der Ecken
x4x1. Die Anzahl der Eckstiche x1x4 und x2x3 ist
dadurch veränderlich, daſs die Backen n durch Keil n1 und Schraube n2 gegenseitig entfernt
oder mittels Feder n3
genähert werden können. Die Folge ist, daſs die Backen eine kürzere oder längere
Zeit in den Vertiefungen verweilen und eine kleinere oder gröſsere Zahl Eckstiche
veranlassen.
(Schluſs folgt)