Titel: | Leistung und Dampf- bezieh. Kohlenverbrauch einer 200e-Compoundmaschine mit Tenbrink-Kesselanlage. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 266 |
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Leistung und Dampf- bezieh. Kohlenverbrauch einer
200e-Compoundmaschine mit
Tenbrink-Kesselanlage.
Untersuchung einer 200e-Compoundmaschine.
R.
Lange berichtet in der Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1883 * S. 46 über die
Untersuchung einer Maschinen- und Kesselanlage in der Stuttgarter Cementfabrik in Blaubeuren, deren Ergebnisse in Folgendem kurz
aufgeführt sind.
Die Anlage war von der Maschinenfabrik Eſslingen,
Filiale Cannstatt, vormals Gebrüder Decker und Comp.
umgebaut. Die beiden Cornwallkessel waren mit Tenbrink-Apparaten versehen und die vorhandene Zwillingsdampfmaschine war in
eine Compoundmaschine mit auslösender Ventilsteuerung, System Decker (* D. R. P. Nr. 8295, vgl. 1882 245*49), abgeändert. Die Cylinder haben 500 bezieh.
751mm Durchmesser und 800mm Hub. Das Cylinderverhältniſs ist also 1 : 2,26.
Der Regulator wirkt auf die Einlaſsventile des kleinen Cylinders; die Steuerung des
groſsen Cylinders wird von Hand eingestellt. Bei den Versuchen geschah diese
Einstellung derart, daſs die Diagramme möglichst in eine Spitze ausliefen. Zwischen
den beiden Cylindern ist unter dem Boden ein Receiver angebracht, dessen Inhalt
einschlieſslich der Rohrleitungen u.s.w. ungefähr gleich dem des groſsen Cylinders
ist. Cylinder wie Receiver sind mit Dampfmänteln versehen, welche sämmtlich mit
frischem Kesseldampfe geheizt werden. Maschinen und Kessel waren seit 3 Monaten in
Betrieb.
Die Versuche wurden an zwei auf einander folgenden Tagen angestellt und dauerten je
10 Stunden. Die beiden Kessel haben einschlieſslich der über jedem derselben
befindlichen Vorwärmer eine Heizfläche von 95qm
und eine Rostfläche von je 1qm,8. Die beiden
Vorwärmer jedes Kessels haben allein eine Heizfläche von 22qm. Das Verhältniſs der gesammten Rostfläche zur
gesammten Heizfläche ist hiernach 1 : 52 und nach Abzug der Vorwärmer 1 : 46⅔.
Die Leistung der Maschine wurde mittels 4 Indicatoren von Elliot in London gemessen. Die Federn derselben wurden durch Vergleichung
mit einem offenen Quecksilbermanometer mit Hilfe eines besonders geheizten kleinen
Dampfkessels geprüft.
Die bei den Versuchen benutzten Kohlen waren Saarkohlen
1. Sorte aus Grube Dechen. Die Speisung der Kessel geschah mittels einer direkt
wirkenden Dampfpumpe aus einem geeichten Behälter. Die Pumpe erhielt den Dampf aus
einem dritten kleineren Kessel. Die durchschnittliche Temperatur des Speisewassers
betrug 26°. Die mittels Hubzähler bestimmte mittlere Umlaufzahl der Maschine war am
ersten Tage 61, am zweiten 62. Es ergab sich nun bei einem mittleren Ueberdrucke in
den Kesseln von 6k,5 und einem mittleren Druck im
Condensator von 0k,9 am ersten Tage: die indicirte
Leistung der Maschine zu 189e,37 und der
Speisewasserverbrauch zu 13871k. Hiervon wurde
abgezogen das Condensationswasser aus der Maschine vor dem Anlassen und nach dem
Abstellen, das Condensationswasser aus der Dampfleitung und das Kesseltropfwasser
aus den Wasserständen, zusammen 384k. Es bleiben
mithin 13487k oder für 1 Stunde 1348k,7 Dampf, d. i. für 1e indicirt einschlieſslich des Dampfverbrauches der 3 Mäntel 7k,12. Der letztere
betrug 9 Procent vom gesammten Dampf verbrauche. Kohlen wurden verbrannt 1426k; es wurden also mit 1k Kohlen 9k,7 Wasser verdampft und der
Kohlenverbrauch für 1e indicirt und Stunde
berechnet sich zu 0k,75. Die Verdampfung für 1qm
Heizfläche und 1 Stunde betrug 7k,28 und der
Kohlenverbrauch für 1qm Rostfläche und 1 Stunde
39k,6. Die Temperatur im Fuchse war
155,8°.
Am zweiten Tage waren die Ergebnisse nicht ganz so günstig, weil die Maschine stärker
belastet wurde und die im Freien lagernden Kohlen vom Regen durchnäſst waren, so
daſs sie 5 Procent Wassergehalt besaſsen. Man berechnete eine Leistung von 225e indicirt, einen Nettodampfverbrauch
einschlieſslich Mäntelheizung von 1622k,2 in der
Stunde, also 7k,21
für 1e indicirt. Der Kohlenverbrauch war in der
Stunde 185k, mithin 0k,82 für 1e bei 8,94facher Verdampfung.
Die Maschine betrieb auſser Steinbrecher, Walzwerk, Elevatoren, Backsteinpresse
u.s.w. 5 Mahlgänge, welche am ersten Tage 1046 Ctr. und am zweiten Tage 1204 Ctr.
Mahlgut (Portland und Rohmaterial) lieferten. Auf 1 Ctr. Mahlgut kamen also am
ersten Tage 1k,35 und am zweiten 1k,535 Kohlen, während bei der alten Anlage 2k,75 Kohlen dafür verbraucht wurden.