Titel: | Ueber die Reduction des oxydirten Eisens mit Kohlenoxyd. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 292 |
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Ueber die Reduction des oxydirten Eisens mit
Kohlenoxyd.
Ueber die Reduction des oxydirten Eisens mit
Kohlenoxyd.
Umfassende Versuche über die Reduction des Eisenoxydes von R.
Akermann und Särnström (Berg- und Hüttenmännische
Zeitung, 1883 S. 16) ergaben, daſs Eisenoxyd sich sehr leicht zu Magnetit,
Fe3O4, reduciren
läſst und daſs Eisenoxydul seinen Sauerstoff stärker zurückhält als Magnetit seinen
Ueberschuſs an Sauerstoff. Selbst bei 20facher Verdünnung mit Kohlensäure und bei
450° reducirt Kohlenoxyd das Eisenoxyd zu Magnetit; dasselbe geschieht bei 300 bis
350°, wenn das Kohlenoxyd auch nur mit 2,1 Th. Kohlensäure vermischt ist. Erhöht man
aber die Temperatur auf 850 bis 950°, so reducirt Kohlenoxyd den Magnetit, auch wenn
auf 1 Raumtheil Kohlenoxyd 2,6 Th. Kohlensäure vorhanden sind; ein Gemenge von 3 Th.
Kohlensäure auf 1 Th. Kohlenoxyd wirkt aber selbst bei 900° nicht auf den Magnetit
ein (vgl. Bell 1882 246
479). Danach kann Bell's Gleichgewichtslage für
Magnetit auf alle Mischungen von Kohlenoxyd und Kohlensäure ausgedehnt werden,
welche für 100 R.-Th. Kohlenoxyd 300 bis 2000 Th. Kohlensäure enthalten. In einer
2mm dicken Schicht wird alles Eisenoxyd leicht
zu Magnetit reducirt, ohne daſs eine weitere Reduction erfolgt, mindestens so lange
Kohlenoxyd mit wenigstens 3 Th. Kohlensäure vermischt ist und die Hitze 900° nicht
übersteigt. Eisenoxydul läſst sich bei einem Gasverhältnisse von 0,4 und weniger und
bei 850° oder etwas mehr Temperatur leicht reduciren; eine vollständige Reduction
gelang aber bei keinem Versuch, wenn auch einmal nur etwa 1 Proc. Oxydul übrig
blieb, wobei Kohlenoxyd noch mit 40 Proc. Kohlensäure gemengt war. Es scheint fast,
daſs die Kohlensäure bei 900° in dieser Beziehung vortheilhaft ist.
Alle Reductionsversuche haben die Annahme anderer Sauerstoffverbindungen des Eisens
als die bisher bekannten nicht gerechtfertigt. Versuche, die unter Oxydul reducirten
Proben mittels gleicher Mengen Kohlenoxyd und Kohlensäure zu Oxydul zu oxydiren,
miſslangen. Wenn auch zur völligen Klarstellung dieser Verhältnisse die
Reductionsversuche mit
Wasserstoff geschehen müssen, um jede Störung durch Kohlenstoff zu vermeiden, so
scheint doch festzustehen, daſs das Oxydul kaum ein bestimmtes
Gleichgewichtsverhältniſs bedingen kann, bei welchem die reducirende und oxydirende
Einwirkung des Kohlenoxydes und der Kohlensäure einander aufheben. Die
Reductionskraft desselben Gasgemenges erhöht sich, wenn die Temperatur von 300 bis
850° steigt; andererseits zeigen auch die Oxydationsversuche, daſs die oxydirende
Einwirkung des Gemenges auf metallisches Eisen mit der Temperatur wächst.
Bei einem Versuche hielt man die Temperatur 1½ Stunden lang nur auf etwa 400°, wobei
sich so viel Kohlenstoff abschied, daſs die Probe überlief; ging man hingegen
schnell auf 850 bis 900°, so lagerte sich nur wenig Kohlenstoff ab, wie dies mit Bell übereinstimmt. War 1 Vol. Kohlenoxyd sogar mit 6,8
Th. Kohlensäure gemengt, so lagerten sich Spuren von Kohlenstoff beim Schmelzpunkt
des Zinkes ab, metallisches Eisen war da nicht vorhanden; mithin ist für die
Zerlegung des Kohlenoxydes Eisenmetall nicht erforderlich, wie Gruner annimmt (vgl. 1871 202 160. 1872 204 39).
Schon bei 450° kann das Kohlenoxyd mit mindestens 20 Th. Kohlensäure gemengt sein und
wirkt doch noch auf das Oxyd reducirend; geht man auf 900°, so verliert das Oxyd
sogar in Kohlenoxyd freier Kohlensäure Sauerstoff. Um dem Magnetite bei 850°
Sauerstoff zu entziehen, darf das Gas mindestens nicht über 3 Vol. Kohlensäure
enthalten; soll dies aber bei 300 bis 350° geschehen, so darf die Kohlensäure nicht
2 Th. übersteigen. Um endlich Oxydul zu erzielen, darf auf 1 Th. Kohlenoxyd nicht
mehr wie 0,5 Th. Kohlensäure im Gasgemenge vorkommen.
Hieraus läſst sich nun der geringste Kohlenbedarf eines
Hochofens berechnen, wenn es möglich wäre, die Erzreduction ausschlieſslich
mit Kohlenoxyd auszuführen. Nach der Formel 3CO + FeO = 2CO + CO2 + Fe müssen für jedes Atom Eisen wenigstens 3 Mol.
Kohlenoxyd vorhanden sein. Befindet sich das Erz weiter oben im Ofen im
Oxydationsgrade des Magnetits, so dürfen nach der Formel: 9CO + Fe3O4 = 5CO + 4CO2 + 3Fe 5 R.-Th. Kohlenoxyd von höchstens 4 Th.
Kohlensäure begleitet sein, während dieselben 5 Th. Kohlenoxyd, soweit die Reduction
von Magnetit abhing, doch von mindestens 10 Th. Kohlensäure hätten begleitet sein
können. Bestand das Erz von Anfang an aus Oxyd, so bedeutet endlich die Gleichung
6CO + Fe2O3 = 3CO +
3CO2 + 2Fe, daſs die entweichenden Gase, wenn
die Endreduction mit Kohlenoxyd erreicht werden soll, mindestens gleiche Raumtheile
Kohlenoxyd und Kohlensäure enthalten müssen, während doch Oxyd sich zu Magnetit
reduciren läſst mit bis 20 fächern Kohlensäuregehalte. Aus diesen Umständen erhellt
am besten, wie ungeheuer die mit der Reduction verbundenen Schwierigkeiten mit den
abnehmenden Oxydationsgraden des Eisens wachsen und daſs die Endreduction des
Oxyduls vielmehr Kohlenoxyd braucht, als zur theilweisen Reduction höherer
Oxydationsstufen nöthig ist. Für alleinige Erzreduction mittels Kohlenoxyd muſs somit auf 1k Eisen durch den Gebläsewind wenigstens 3C : Fe =
0k,643 Kohlenstoff verbrannt werden.
Berücksichtigt man noch die vom Roheisen aufgenommenen 4 Proc. Kohlenstoff, so
erhält man 0k,657 Kohlenstoff. War das Erz reiner
Magnetit, so wurde für je 1k nicht destillirbaren
Kohlenstoff höchstens:
(3 × 56 + 4 × 16) : [(9 × 12) × (3 × 12 + 0,04 × 56) : (3 × 12)]
= 2k,03
reiner Magnetit aufgegeben; dann wäre der Gehalt der
abziehenden Gase an Kohlensäure und Kohlenoxyd dem Volumen nach 0,80 und dem
Gewichte nach 1,26. War das Erz aber reines Oxyd, so hatte man:
(2 × 56 + 3 × 16) : [(6 × 12) × (3 × 12 + 0,04 × 56) : (3 × 12)]
= 2k,10
Oxyd und die Gasmischung 1,00 bezieh. 1,57.
Soll somit die Reduction nur durch Kohlenoxyd erfolgen, so müssen mit der Gebläseluft
mindestens 64k,3 Kohlenstoff auf 100k reducirtes Eisen verbrannt werden. Nun ist wider
Erwarten diese Menge in den Hochöfen oft bedeutend geringer, während die Gase nicht
an Oxyd reicher sind. Daraus folgt, daſs die Erzreduction im Hochofen nicht bloſs
mit Kohlenoxyd erfolgt, sondern auch mit Kohlenstoff. Die Furcht vor Wärmeverlusten
bei der Kohlenstoffreduction gegenüber der Oxydreduction hat zu Wege gebracht, daſs
der Kohlenverbrauch jetzt in jenem Falle geringer ist, wie er bei der Oxydreduction
nie hätte sein können. Die verlorene Wärme ist dort aber durch heiſsere Gebläseluft
zu ersetzen, wodurch das Roheisen wieder an Kohlenstoff ärmer und durch die
Ueberhitzung an den Formen auch an Silicium reicher wird.
Der Kohlen verbrauch beim Hochofenprozesse hängt hauptsächlich von der Reducirbarkeit
der Erze ab und derselbe ist in vielen Fällen, kaum weiter zu vermindern. Nur durch
sehr heiſse Gebläseluft mit gleichzeitiger Zuführung von Kohlenoxyd könnte noch
Brennstoff erspart werden; dabei müſste dieses Gas aber noch billiger wie im
Hochofen selbst darstellbar sein. Das Oxydgas darf dabei nicht, wie Bell will, mit Wasserstoffgas gemengt sein; denn dieses
befördert hauptsächlich die Reduction durch Kohlenstoff, welcher die
Oxydgaszuführung gerade entgegen wirken würde.