Titel: | Entlüftung von Dampfkessel-Speisepumpen. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 310 |
Download: | XML |
Entlüftung von
Dampfkessel-Speisepumpen.
Mit Abbildungen.
Entlüftung von Dampfkessel-Speisepumpen.
Wenn die Pumpen Luft ansaugen, oder in ihnen Luft sich aus dem Wasser ausscheidet, so
kann es bekanntlich leicht vorkommen, daſs dieselbe beim Auf- und Niedergang des
Kolbens ausgedehnt und zusammengedrückt wird, ohne daſs die Grenzspannungen, bei
welchen das Oeffnen der Ventile eintritt, überschritten werden, wodurch die Pumpe
dann unwirksam wird. Bei Kessel-Speisepumpen kann ein solches Aussetzen, wenn es
nicht rechtzeitig bemerkt wird, leicht verhängniſsvoll werden. Eines der
gebräuchlichsten Mittel, dem genannten Uebelstande zu begegnen, ist die Anordnung
eines kleinen Lufthahnes im höchsten Punkte des Pumpenstiefels, welcher zeitweilig
während der Druckperiode von Hand geöffnet wird. Es ist jedoch darauf zu achten,
daſs der Hahn nicht auch während der Saugperiode geöffnet ist, da sonst das Uebel
möglicher Weise noch vergröſsert werden könnte.
In den Sitzungsberichten der Société des Ingénieurs
civils, 1883 S. 190 wird von Burot der
Vorschlag gemacht, in das Druckrohr der Speisepumpe einen Dreiwegehahn
einzuschalten, durch welchen zeitweilig eine Verbindung des Raumes über dem Druckventile mit der freien
Luft herbeigeführt und das letztere hierdurch entlastet werden kann (vgl. Fig. 1). Hierbei ist, einigermaſsen guten Schluſs des
Druckventiles vorausgesetzt, ein Eindringen von Luft in die Pumpe auch während der
Saugperiode nicht zu besorgen; die Bedienung erfordert also keine besondere
Aufmerksamkeit, die Einrichtung dürfte aber nur für sehr kleine Pumpen anwendbar sein.
Fig. 1., Bd. 248, S. 311
Wünschenswerth ist es jedenfalls, die Entlüftung in selbstthätiger Weise zu
erreichen. Hierzu kann z.B. die von A. Normand a. a. O.
S. 43 angegebene Anordnung (Fig. 2) dienen. Von dem
höchsten Punkte des todten Raumes (d. i. dicht unter dem Druckventile) ist ein enges
Röhrchen abgeleitet, welches andererseits in den Behälter, aus welchem das Wasser
angesaugt wird, mündet, doch so, daſs die Mündung stets unter Wasser bleibt. Die in
der Pumpe vorhandene Luft wird dann beim Niedergange des Plungers durch das Röhrchen
in den Sammelbehälter gedrückt und steigt durch das Wasser zur Oberfläche auf;
dagegen wird die Pumpe während des Anhebens durch das Röhrchen nur Wasser ansaugen
können. Da das Röhrchen sehr eng sein muſs, wenn es die Wirkung der Pumpe nicht
wesentlich beeinträchtigen soll, so ist es allerdings leicht dem Verstopfen
ausgesetzt.
Fig. 2., Bd. 248, S. 311
Das beste Mittel, die Luft in den Pumpen unschädlich zu machen, ist jedenfalls die
Verminderung des todten Raumes auf ein so geringes Maſs, daſs das Verhältniſs der
unteren zur oberen Grenzspannung, bei welchen das Oeffnen der Ventile eintritt (bei
Speisepumpen also im Allgemeinen das Verhältniſs der Atmosphärenspannung zur
Kesselspannung) gröſser ist als das Verhältniſs des todten Raumes zu dem
Gesammtvolumen der Pumpe bei angehobenem Kolben. Sorgt man auſserdem dafür, daſs das
Druckventil den höchsten Punkt des todten Raumes einnimmt, so ist ein Ansammeln von
Luft in der Pumpe überhaupt ausgeschlossen und alle besonderen
Entluftungseinrichtungen sind dann überflüssig. (Vgl. Illeck 1878 227 * 217.)