Titel: | Neuerungen an Trockenapparaten für Wolle o. dgl. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 357 |
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Neuerungen an Trockenapparaten für Wolle o.
dgl.
Patentklasse 82. Mit Abbildungen auf Tafel 24.
Neuerungen an Trockenapparaten für Wolle o. dgl.
Unter den mannigfachen auf dem Prinzipe der Gegenströmung beruhenden Trockenapparaten
haben sich besonders diejenigen bewährt, bei welchen das zu trocknende Material auf
Siebplatten oder Horden ausgebreitet und mit diesen in einem schachtartigen Gehäuse
einem warmen Luftstrome entgegengeführt wird. Solche Apparate, wie sie zuerst im J.
1862 von Carl Beu in Dessau und später von J. Levy in Paris gebaut wurdenUeber die Beu'sche Trockenmaschine und ihre
Abänderungen vgl. Grothe; Technologie der
Gespinnstfasern, Bd. 1 * S. 143., haben vor den
gleichfalls auf dem Gegenstromprinzipe beruhenden, mit endlosen Siebtüchern o. dgl.
versehenen Einrichtungen (z.B. Norton 1861 160 * 428. E. Semper 1862
163 * 89. 1866 180 * 344.
W. Bernhardt und E.
Eschke 1880 238*35) den Vorzug, daſs sie auch
für das Trocknen zusammenhängenden Materials, beispielsweise groſser Papptafeln u.
dgl., eingerichtet werden können, und scheint dieser Gesichtspunkt auch bei der
Construction der nachfolgend beschriebenen Apparate mit berücksichtigt worden zu
sein.
Oscar Schimmel in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 18926 vom 10.
Januar 1882) behält in seiner vertikalen
Kastentrockenmaschine, wie aus Fig. 12
Taf. 24 zu ersehen, die von Beu getroffene Anordnung
bei; nur sind die Schachtwände an zwei gegenüber stehenden Seiten durchbrochen und
die Kanäle R so angebracht, daſs der am Boden des
Schachtes eintretende warme Luftstrom immer abwechselnd über das in den seitlich
auch durchbrochenen Kästen k liegende Material hin- und
herstreicht. Je nach der Beschaffenheit des zu trocknenden Materials liegt dasselbe
lose auf den
Siebböden der Kästen, oder es ist auf besonderen in diese eingesetzten Sieben s ausgebreitet. Der unterste Kasten stützt sich mit den
Leisten n auf Daumen der von der Riemenscheibe A durch Schneckengetriebe in langsame Umdrehung
versetzten Scheiben d und wird nach einer
Vierteldrehung derselben, wenn die nächsten Daumen unter den zweiten Kasten greifen,
der unterste immer frei. Das Zwischenstück r verhindert
einen gleichzeitigen Hin- und Hergang des Luftstromes in einem und demselben
Kasten.
A. Polster in Dresden (*D. R. P. Nr. 14489 vom 21.
Januar 1881) hat in seinem Trockenapparate die Levy'sche Anordnung beibehalten (vgl. Fig. 14 bis
15 Taf. 24). Die einzelnen Kästen oder auch Siebrahmen liegen auf den an
Gelenkketten befestigten Winkeleisen w. Die
Zwischenräume zwischen 2 Winkeleisen sind durch auf die Ketten genietete Flacheisen
ausgefüllt, so daſs ein vollkommener Abschluſs der von diesen Ketten gebildeten
Wände des Kastens erreicht ist. Die Ketten werden durch das Handrad H unter Vermittlung zweier auf den Achsen der oberen
Kettenräder sitzender Schneckenräder von Hand so bewegt, daſs die Siebe entgegen dem
bei A eintretenden und bei B austretenden Luftstrome abwärts wandern. Die Siebe oder Trockenrahmen
werden auf die Winkeleisen so aufgelegt, daſs abwechselnd links und rechts
Oeffnungen R (Fig. 14)
frei bleiben, welche den Durchzug der Luft im Sinne der Pfeile gestatten. Der
unterste Siebrahmen fällt immer aus den Ketten heraus auf den mit Rollen i versehenen Boden, welchen Gegengewichte s in gehobener Stellung erhalten, so daſs er für
gewöhnlich den Schacht unten schlieſst. Sind aber 1 oder 2 Siebe herabgefallen, so
senkt sich durch deren Uebergewicht der Boden und können die betreffenden Siebe zur
Seite herausgezogen werden, wobei die Rollen i dieses
Ausziehen erleichtern.
Für den Fall, daſs die Trockenluft nur zeitweilig abgeführt werden soll, also
dieselbe Luft mehrere Male hinter einander denselben Kasten durchzieht, hat Polster an seinem Apparate die in Fig. 13
Taf. 24 skizzirte Einrichtung (*D. R. P. Zusatz Nr. 20232 vom 7. März 1882)
getroffen. Die Kästen oder Gestelle A, in denen das zu
trocknende Material (z.B. Pappe) auf Sieben liegend sich befindet, sind ähnlich wie
vorhin, jedoch nur immer einer um den anderen und stets auf derselben Seite an dem
nicht durchlässigen Boden mit Aussparungen zum Durchgange des Luftstromes versehen
und erhalten eine Bewegung nach aufwärts, welche absatzweise durch die ebenso wie
bei der Schimmel'schen Maschine bewegten, mit Rollen
versehenen, rechtwinklig gestellten Hebedaumen m und
m1, n und n1 bewerkstelligt wird. An der den
Bodenöffnungen der Kästen A gegenüber liegenden Wand
des Schachtes münden, abwechselnd um eine Kastenhöhe über einander verstellt, die
Saug- und Blasrohre der Ventilatoren b bezieh. b1 ein. Die bei a oben eintretende warme Luft nimmt bei der in Fig.
13 gezeichneten Stellung der Kästen ihren Weg, über das Material hin und
her streichend und durch die Ventilatoren gehend, nach einander durch alle Kästen
und tritt bei f wieder aus.
Wird nun ein frischer Kasten mit nassem Materiale auf den Rollen i unten eingeschoben, so wird derselbe durch ¼ Drehung
der Rollenhebel m und m1 in die Höhe gehoben; dabei ruhen alle übrigen
Kästen auf den Rollen der Hebel n und n1, senken sich bei
deren Drehung etwas, bis sie auf den eingeschobenen frischen Kasten zu liegen kommen
und mit diesem zugleich um eine Kastenhöhe gehoben werden. Bei dieser neuen
Kastenstellung aber ändert sich nun die Wirkungsweise des Apparates. Je zwei auf
einander folgende, durch die vollen Böden von den übrigen getrennte Kästen stehen
dann durch das Saug- und Blasrohr des Ventilators in Verbindung; letzterer saugt nun
aus dem oberen Kasten die Luft heraus und preſst sie in den nächst unteren Kasten,
aus welchem sie durch die freie Bodenöffnung wieder in den oberen zurückkehrt. So
durchzieht je zwei Kästen dieselbe Luftmenge, bis man durch Einführen eines neuen
Kastens den früheren Zustand wiederherstellt u.s.w. Bei jedem Anheben der Kästen
tritt immer oben aus dem Schachte ein mit getrocknetem Materiale gefüllter Kasten
heraus, welcher durch einen Aufzug abgehoben oder mittels eines gabelförmigen Wagens
w abgefahren wird.
Um nun auch bei dieser Anordnung des Apparates den Kreislauf der Luft so
umzugestalten, daſs dieselbe ununterbrochen unten zu- und oben abgeführt wird,
erhält jeder Kasten an der dem Ventilator gegenüber
liegenden Seite eine mit einer Klappe verschlieſsbare Bodenöffnung. Diese Klappen
werden durch Daumen, welche beim Aufwärtsbewegen der Kästen auflöste Punkte des
Gehäuses treffen, so gesteuert, daſs stets die Bodenöffnungen derjenigen Kästen,
welche sich zwischen Saug- und Drucköffnung desselben Ventilators befinden,
geschlossen, die der anderen aber geöffnet sind.
Es kann auch bei dem oben beschriebenen beschränkten Kreislaufe der Luft den
Ventilatoren durch die Rohre o und o1 vom Zuleitungsrohre
a aus frische warme Luft zugeführt und so immer in
zwei Kästen für sich getrocknet werden.