Titel: | Neuerungen an den in der Deutschen Marine gebräuchlichen Torpedos. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 362 |
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Neuerungen an den in der Deutschen Marine
gebräuchlichen Torpedos.
Neuerungen an den in der Deutschen Marine gebräuchl.
Torpedos.
Wie verlautet, haben bei dem jetzt ausgerüsteten Uebungsgeschwader die Torpedoboote
Blücher und Ulan
besonderen Auftrag erhalten, das Abschieſsen der Torpedos über Wasser zu versuchen
und zu üben, so daſs es scheint, daſs dem Lanciren unter Wasser nicht mehr der
frühere Werth (vgl. 1883 247*63) beigelegt wird. Mit dem
sehr einfachen und handlichen Handabschieſsapparate wird an Bord der Dampf barkassen
des Geschwaders geübt; der Torpedo wird nur durch ein Rohr ins Wasser gelassen, ohne
daſs die Anwendung von Preſsluft erforderlich wird. Beim Abschieſsen vom Bord der
neuen Torpedoboote wird der geladene und auf Richtung und Entfernung eingestellte
Torpedo ebenfalls nur in das Richtungsrohr gelegt, aus welchem er durch die eigene
Schwere ins Wasser gleitet, wo alsdann Schraube und Steuer die Leitung übernehmen.
Der Blücher schieſst die Torpedos aus besonderen im
Zwischendecke aufgestellten Apparaten nach vorn und der Seite, und zwar über Wasser.
Ulan und Ziethen
besitzen jedoch noch die Vorrichtung zum Abschieſsen unter Wasser, gebrauchen
dieselbe aber nicht. Bei diesen Booten mündet das Lancirrohr unter Wasser und ist
nach auſsen durch eine Schleuse wasserdicht abgeschlossen, welche erst durch ein
Hebelwerk geöffnet wird, wenn der Torpedo schuſsfertig von oben in das Rohr
eingelegt worden ist.
Ferner sei noch einer unterseeischen Offensivsperre für die deutschen Kriegshäfen
erwähnt, welche nach Entwürfen der Admiralität von Schwartzkopff in Berlin ausgeführt worden ist und demnächst im Kieler
Hafen geprüft werden soll. Diese Vorrichtung besteht aus einem mit Torpedos
geladenen Eisenbehälter, welcher in der Fahrstraſse versenkt ist, aber mit dem Lande
in elektrischer Verbindung steht, so daſs jeder Torpedo einzeln abgeschossen werden
kann. Die Schwierigkeit, diese neue Waffe erfolgreich zu verwerthen, besteht wie bei
den Beobachtungsminen darin, daſs selten mit der erforderlichen Genauigkeit der
Zeitraum berechnet werden kann, in dessen Verlaufe eine Wirkung des Torpedo gegen
sich bewegende Schiffe zu erwarten ist. Ferner wird die längere oder kürzere Dauer
des Versenkens auf den empfindlichen Mechanismus der Torpedos nicht ohne Einfluſs
bleiben. Jede dieser Batterien soll aus 6 Bronzetorpedos bestehen, welche durch
Preſsluft abgeschossen werden sollen, nachdem ihre Steuerung durch eine elektrische
Leitung in geeigneter Weise eingestellt worden ist. Die Ladung besteht aus einer
besonderen Art Schieſsbaumwolle, welche sich im Vordertheile des Torpedo befindet
und durch den Anstoſs desselben gegen einen festen Körper zur Explosion gebracht
wird. Steuerapparat, Motor und Betriebsmittel (Preſsluft o. dgl.) sind im hinteren
Ende des Torpedo untergebracht und beginnen ihre Thätigkeit, sobald er abgeschossen
ist. Die Anfangsgeschwindigkeit soll 24 bis 26 Knoten (44,5 bis 48km,2) in der Stunde betragen.