Titel: | Neuere Magazingewehre. |
Autor: | W. S. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 412 |
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Neuere Magazingewehre.
Patentklasse 72. Mit Abbildungen auf Tafel 28.
Neuere Magazingewehre.
Unter Magazingewehren werden hier Einzellader verstanden, deren Feuergeschwindigkeit
durch Anhängung eines besonderen Patronenmagazins erhöht werden kann. Die
vorzüglichen Einzelhinterlader, mit welchen zur Zeit die meisten Militärstaaten
bewaffnet sind, werden zweifellos mit der Zeit den Repetirgewehren weichen; da die
Beschaffung letzterer aber der Neubewaffnung einer Armee gleichkommt und diese
bedeutende Kosten verursacht, auch längere Zeit in Anspruch nimmt, so suchte man
nach Mitteln, um die Feuergeschwindigkeit der vorhandenen Einzellader zu
vergröſsern. Man fand diese in der Verbindung von
Patronenmagazinen mit den Einzelladern. Diese Magazingewehre stellen
demnach nur Uebergangsmodelle vor, durch deren
Benutzung eine Armee auf der Höhe der Schlagfertigkeit bleibt, dennoch aber Zeit
gewinnt, umfangreiche Versuche mit den bekannten Repetirgewehren behufs deren
entgültiger Einführung zu machen. In der Natur der Sache liegt es also, die
Anbringung des Magazins von möglichst wenig Veränderungen der vorhandenen Modelle
abhängig zu machen.
Am einfachsten erreicht dies Silv. Krnka in
Prag (* D. R. P. Nr. 6183 vom 15.
Januar 1879), indem er vor der Patroneneinlage des Hinterladers einen
federnden Stahlbügel über Lauf und Vorderschaft schiebt und in diesen rechts und
links vom Laufe je ein Kästchen aus gepreſstem Karton klemmt, in welchem 5 oder mehr
Patronen in aufrechter Stellung, Geschoſs nach unten, stecken. Es wird also
hierdurch beim Feuern der Griff zu der an der Lende des Soldaten hängenden
Patronentasche gespart. Diese Patronenmagazine wurden vor Plewna seitens der Russen
gegen das Schnellfeuer der mit vorzüglichen Henry-Winchester-Repetirgewehren bewaffneten Türken benutzt; mit welchem
Erfolge ist dem Referenten unbekannt.
Die ähnlich eingerichteten Gewehrpatronenkasten für Schnellfeuer der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft in
Neuhausen bei Schaffhausen (* D. R.
P. Nr. 17 609 vom 26. Juni 1881) verfolgen denselben Zweck. Dieselben
werden jedoch beim Feuern nicht am Gewehre selbst, sondern mittels einer Schlaufe an
die 4 kleinen Finger der linken Hand gehängt. Sie sollen auch zur schnelleren
Füllung der später zu besprechenden Magazine (auch der Repetirgewehre), im Falle
dieselben ausgeschossen sind, dienen. Diese beiden Vorrichtungen bedingen also gar
keine Veränderung des Gewehres und sind an keine Verschluſsconstruction
gebunden.
Die folgenden Magazine wirken sämmtlich selbstthätig, d.h. das Zurück- und
Vorschieben des Verschluſscylinders, mit welchem Verschluſssysteme sie nur allein
combinirt werden können, bedingt die Thätigkeit des Magazins. Die betreffenden
Einzellader müssen deshalb mit Auswerfvorrichtungen versehen sein. Die Richtung,
nach welcher die leeren Hülsen ausgeworfen werden, richtet sich nach der Anbringung
des Magazins. Die älteren Werndl'schen Magazinkästen (*
D. R. P. Nr. 4982, vgl. 1879 233 * 121, * Nr. 5166 und
5785, vgl. 1879 234 * 114) werden an der linken Seite der
Gewehrhülse befestigt, haben im Wesentlichen einen nach links oben, nach rechts
unten um den Schaft herumgebogenen oder einen geschlossenen ringförmigen Querschnitt
und werden durch einen Löffel, welcher eine Schraubennuth besitzt, worin ein am
Verschluſscylinder befestigter Stift eingreift, abwechselnd geöffnet und
geschlossen, so daſs die Patronen vermöge der Schwerkraft, durch Federdruck oder
durch bewegliche Widerlager, dem Löffel zugeführt werden können, von welchem sie bei
der Drehung desselben in die offene Patroneneinlage fallen. In einer Ausführung (*
D. R. P. Nr. 5785) liegt das Magazin in Gestalt eines Magazinrohres mit dem
bekannten Federvorschube links neben dem Feuerlaufe.
Die Anwendung dieser Magazine bedingt, abgesehen von den Befestigungsmitteln am
Schafte, auf welche in den betreffenden Patentschriften nicht näher eingegangen ist,
nur eine geringe Veränderung der Gewehrhülse, bestehend in einer Wegnahme des oberen
Theiles der linken Patroneneinlagewand und in der Anbringung des Gleitstiftes an der
Kammerleitschiene. Diese verhältniſsmäſsig geringfügigen Aenderungen kommen aber
wenig in Betracht gegenüber der groſsen Unbequemlichkeit, welche die weit
ausliegende Stellung der Magazine bei der Handhabung der damit versehenen Gewehre
verursacht. Als weiterer Mangel muſs bezeichnet werden, daſs die Magazine keine
Vorrichtung zur Ausschaltung besitzen. Das Magazin der Oesterreichischen
Waffenfabrik-Gesellschaft in Steyr,
Direktor Josef Werndl (* D. R. P.
Nr. 4636 vom 25. Juli 1878) besteht aus einer Trommel, welche links an
der Gewehrhülse befestigt ist und die eine der beim Spitalsky'schen Repetirgewehr (vgl. 1880 237 *
38) benutzte ähnliche Walze enthält, welche beim Vor- und Zurückschieben des
Verschluſscylinders mittels zweier Schraubenräder von entgegengesetzter Steigung
gedreht wird und die einzelnen Patronen nach einander in die Patroneneinlage fallen
läſst. Durch Ausklinkung eines Anschlages kann das Magazin auſser Thätigkeit gesetzt
und das damit versehene Gewehr als Einzellader benutzt werden. Auch dieses Magazin
eignet sich durch seine weite Auslage wenig für den Feldkrieg. Bei diesen Magazinen
ist das eigentliche Patronenmagazin und die Repetirvorrichtung fest mit einander
verbunden. Es ist also nach dem Ausschieſsen des Magazins ein umständliches Füllen
desselben mit einzeln einzuführenden Patronen nothwendig. Ob dabei das Magazin in
seiner Stellung am
Gewehre verbleibt, oder abgenommen wird, hängt von der mehr oder weniger leichten
Befestigungsart ab.
Als eine wesentliche Verbesserung ist es zu betrachten, daſs A. Malkoff, A. Paskin und W. Paskin in
St. Petersburg (* D. R. P. Nr. 17162
vom 17. Juni 1871) das Magazin von der Repetir Vorrichtung trennen und
nur letztere mit der Gewehrhülse fest verbinden. Der auch hier die
Repetirvorrichtung bildende, vorn und hinten mit entsprechend geformten Anschlägen
versehene Löffel ist in einem niedrigen Rahmen gelagert, welcher mittels zweier
Schrauben an der rechten Seite der Patroneneinlage befestigt wird. (Eine Veränderung
der Patroneneinlage ist also hierbei nicht nothwendig.) Auf diesen Rahmen werden im
Bedarfsfalle die Magazinkästen gesteckt, welche der Soldat mit 5 bezieh. 11 Patronen
gefüllt mit sich führt, Die in Fig. 1 bis
3 Taf. 28 dargestellten Kästen bestehen aus Karton mit Metallbeschlag und
haben der Gestalt der Patronen entsprechend eine etwas gebogene Form. An der
vorderen und hinteren Kopffläche sind Federn g
angeordnet, welche beim Aufstecken des Kastens über an dem Rahmen angebrachte
Knaggen greifen und Kasten mit Rahmen verbinden. Beim Transport werden die Patronen
durch den Winkelhebel H gehalten, dessen innerer Arm in
der einen Stellung in das Kasteninnere hineinragt. Soll bei aufgestecktem Magazine
Schnellfeuer abgegeben werden, so wird der Hebel nach auſsen geklappt, worauf die
Patronen durch ihr Eigengewicht nach unten in den Löffel und von diesem nach
Auswerfung der leeren Hülsen in die Patroneneinlage gelangen. Diese rechtsseitige
Anordnung des Magazins bedingt keine Veränderung der Patroneneinlage, erschwert aber
das Laden des Gewehres von Hand; es war dies der Grund, weshalb Werndl seine bis jetzt besprochenen Magazine auf die
linke Seite verlegte. Später brachte Werndl (* D. R. P.
Nr. 19719 vom 9. November 1881) das Magazin auf die rechte Seite, trennte den
Magazinkasten von der Repetirvorrichtung und ordnete letztere mit dem
Verschluſscylinder an der Gewehrhülse verschiebbar an, so daſs der Repetirrahmen bei
Benutzung des Gewehres als Einzellader das Laden von Hand nicht behindert. Auf der
rechten Seite der Patroneneinlage ist am Schafte eine Schiene a (Fig. 5 und
6 Taf. 28) von schwalbenschwanzförmigem Querschnitte befestigt, auf
welcher sich der Repetirrahmen b hin und her
verschieben läſst. Auf der hinteren Seite dieses Rahmens ist der Bügel c drehbar angeordnet. Klappt man diesen in die
horizontale Lage (vgl. Fig. 5), so
legt sich sein linker Arm über einen Ansatz der Kammerleitschiene; der Rahmen muſs
demzufolge der Bewegung des Verschluſscylinders beim Vor- und Zurückschieben folgen.
Dadurch nun wird der im Rahmen liegende Löffel d in
eine oscillirende Bewegung versetzt, indem beim Zurückschieben die auf der
Löffelachse x befestigte Knagge u gegen die feste Nase E trifft, beim
Schlieſsen des Verschlusses dagegen die Kammerleitschiene den Löffel mittels der
gegen N stoſsenden Knagge E1 zurückdreht. Die Funktion des Löffels ist
die bekannte.
Soll das Gewehr als Einzellader benutzt werden, so klappt man den Bügel c nach oben; Repetirrahmen und Magazin bleiben dann
beim Oeffnen und Schlieſsen des Verschlusses rechts vor der Patroneneinlage stehen
und hindern das Laden von Hand nicht. Die Magazine M
(Fig. 4) bestehen aus Stahlblech und sind am hinteren Ende breiter als
vorn, so daſs die Patronenböden in einer Zickzacklinie, die Geschoſsspitzen jedoch
in einer geraden Linie über einander liegen. Das Magazin erhält hierdurch bei
vergröſsertem Fassungsvermögen eine rectanguläre Gestalt, was für den Transport von
bedeutender Wichtigkeit ist. Die Patronen stehen unter dem Drucke einer Feder, deren
Platte an beiden Enden mit Zapfen h versehen ist,
welche durch Schlitze an den beiden Kopfseiten des Magazins hindurchreichen. Der
Schlitz der hinteren Seite ist nach unten hin offen, so daſs der Kasten an dieser
Seite nach auſsen federt. Die unteren Kanten sind auſsen mit Wülsten t (Fig. 6)
versehen, über die beim Transport der Schieber z (Fig.
4) geschoben wird, wodurch der Kasten geschlossen wird. Entsprechend den
Wülsten sind die oberen Ränder des Repetirrahmens nach innen umgebogen.
Soll das Magazin auf den Repetirrahmen befestigt werden, so schiebt man ersteres mit
seinen Wülsten in diese Umbiegungen ein; dabei wird der Schieberdeckel z zurückgehalten und findet, wenn das Magazin auf seine
ganze Länge eingeschoben worden ist, ein Auseinanderfedern der hinteren Kopfseite
statt, wodurch sich die Wulste hinter einen Vorsprung der Umbiegungen legen und das
Magazin festhalten. Soll dasselbe wieder entfernt werden, so drückt man die hintere
Kopfseite des Magazins zusammen und zieht es nach hinten aus dem Repetirrahmen
heraus. Die Verwendung dieses Magazins bedingt einige leicht anzubringende
Aenderungen am Verschluſscylinder, an der Gewehrhülse und am Schafte.
Mit den in dem Patente * Nr. 20546 vom 28. März 1882 beschriebenen Neuerungen
bezweckt Werndl hauptsächlich eine leichte Füllung des
Magazins. Er erreicht dieselbe auf zweierlei Weise. Bei der ersten Einrichtung (Fig.
8 und 9 Taf. 28)
wird die hintere Seite des Magazins als Schieberdeckel construirt. Durch einen in
letzterem angebrachten Schlitz tritt der Zapfen z der
Druckplatte. Um nun letztere beim Hochschieben des Deckels parallel zu sich selbst
zu heben und ein Kippen zu vermeiden, ist an dem Schieberdeckel ein Winkelarm a angebracht, welcher bis auf eine Breitseite des
Magazins herumreicht und dort unter ebensolchen Zapfen z1 wie vorhin erwähnt, greift. Behufs
Füllung des Magazins wird also der Schieberdeckel einfach gehoben und werden dann
die Patronen eingeführt. Statt dieser Einrichtung kann man auch in einer Breitseite
eine ovale Oeffnung o (Fig. 7)
anbringen, deren hintere Kante von einer Schnappfeder s
überdeckt wird. Schiebt man die Patrone mit dem Geschosse nach vorn in das Magazin
und drückt sie dann mit dem Boden hinter die Schnappfeder s, so wird sie im Magazine zurückgehalten. Erstere Einrichtung dürfte
letzterer vorzuziehen sein, weil sie eine leichtere vollständige Füllung des
Magazins gestattet.
Ferner wird der Schieber z (Fig. 4)
durch eine Blattfeder b (Fig. 8 und
9) ersetzt, welche auf der hinteren Seite des Magazins befestigt ist und
unten die federnden Seitenwände des Magazins mittels 2 Knaggen c umfaſst. Letztere drücken die untere Ooffnung des
Magazins so eng zusammen, daſs die Patronen nicht durchfallen können. Beim
Einschieben des Magazins in den Repetirrahmen wird die Feder zurückgedrückt und
federn dann die Wände in bekannter Weise aus einander.
Behufs Verminderung der Herstellungskosten der Druckfeder d wird dieselbe aus einzelnen Bogen zusammengesetzt; letztere werden in
der Mitte durch Nieten, an den Enden mittels kleiner Drahtringe verbunden, die durch
Löcher in den Federn gesteckt werden.
Alle diese Magazine werden in Bezug auf Einfachheit der Con-struction und Handhabung
von dem bekannten Zeichen Magazine (vgl. 1878 239 * 267)
übertroffen. Dasselbe läſst sich jedoch nur dann vorhandenen Einzelladern anpassen,
wenn dieselben mit neuen Gewehrhülsen versehen werden, was abgesehen von den übrigen
kleineren Abänderungen mit vielen Umständlichkeiten verknüpft ist.
Das seiner Zeit viel genannte Magazin von Ludwig Loewe und
Comp. in Berlin (* D.
R. P. Nr. 13699 vom 12. März 1880), mit welchem in Deutschland Versuche
im Groſsen angestellt worden sind, die jedoch zu einer Einführung des Magazins bei
der Armee nicht geführt haben, unterscheidet sich dadurch vortheilhaft von den Werndl'schen Magazinen, daſs es unter den Schaft
herumgebogen ist und dadurch die Handhabung des Gewehres nicht so sehr erschwert wie
jene. Dasselbe besitzt eine U-förmige Gestalt (vgl. Fig.
10 Taf. 28), ist auf der linken Seite geschlossen und trägt auf der
rechten offenen, neben der Patroneneinlage befindlichen Seite eine Ladeklappe i, welche durch den Verschluſscylinder in oscillirende
Bewegung gesetzt wird und dadurch bald eine Patrone in die Patroneneinlage fallen
läſst, bald die durch eine Feder vorgedrückten Patronen an dem Austreten aus dem
Magazine hindert. Die Ladeklappe i kann mittels eines
auf der Rückseite des Magazins angebrachten Federhebels in 3 Lagen festgestellt
werden. In der einen tiefsten Lage verschlieſst sie das Magazin und dann kann das
Gewehr als Einzellader benutzt werden; in der mittleren Lage (Fig. 10)
gibt die Klappe die in ihr befindliche Patrone an die offene Patroneneinlage ab,
hindert jedoch gleichzeitig die übrigen Patronen vor dem Austritte. Wird die scharfe
Patrone in den Lauf eingeschoben und der Kammerhandgriff herunter bewegt, so drückt
dieser die Ladeklappe i nach unten, bis eine scharfe
Patrone in sie einspringt. Beim Oeffnen des Verschlusses tritt dann diese Patrone in
die Patroneneinlage ein. In der dritten, der Ladestellung, kann man die Klappe ganz
nach auſsen drehen. Das Magazin wird über eine am Schafte befestigte, vor dem
Abzugsbügel liegende Schiene t geschoben, so daſs es mit 2 Lappen x über diese hinübergreift. Eine Schnappfeder y hält es in dieser Lage fest.
Die leichte Handhabung des Magazingewehres als Einzellader bewog K. R.
Milovanovits-Koka in Belgrad (* D. R. P. Nr. 19673 vom 12. Oktober 1881) das Magazin wieder
an der linken Seite der Gewehrhülse anzubringen. Zum Durchtritte der Patronen aus
dem Magazine in die Patroneneinlage muſste er deshalb in der linken Wand derselben
eine Oeffnung anbringen. Vor dieselbe wird der leichte eiserne Repetirrahmen c (Fig. 11 bis
13 Taf. 28) dadurch befestigt, daſs er vorn mittels einer Wulst a unter einen an der Hülse angebrachten Vorsprung und
hinten mittels einer Hakenschnappfeder d in einen
Einschnitt greift. Die Repetirvorrichtung besteht aus einer einzigen Feder e. Dieselbe ist auf der rechten Wand bei b befestigt und reicht mittels eines horizontalen Armes
f in den Repetirrahmen hinein. Dieser Arm f hindert die über ihm liegenden Patronen am
Herausfallen, wenn bei Benutzung des Gewehres als Einzellader die Feder durch den
Arretirhebel g in der flach gegen den Rahmen liegenden
Stellung festgehalten wird. Schiebt man bei aufgestecktem Magazine den
Verschluſscylinder nach vorn, läſst also der Feder e
freies Spiel, so läſst dieselbe die Patronen nach unten fallen. Zieht man nun den
Verschluſscylinder zurück, so drückt ein an der Kammerleitschiene nach links
vorstehender Stift die Feder e nach links und schiebt
den Arm f von e zwischen
die zwei untersten Patronen. Ist die leere Hülse durch den Auswerfer aus der
Patroneneinlage nach rechts ausgeworfen worden, so fällt die unterste Patrone in die
Patroneneinlage, die darüber liegenden werden jedoch von f zurückgehalten. Schiebt man den Verschluſscylinder nun wieder vor, so
tritt der Arm f aus dem Rahmeninneren wieder zurück und
läſst die Patronen um eine herunterrutschen.
Der Soldat führt die Patronen, in flachen Pappschachteln P mit Deckel verpackt, bei sich. Beim Laden wird der Deckel abgerissen und
die Schachtel in den Repetirrahmen c eingesetzt. Die
Repetirvorrichtung läſst, was Einfachheit betrifft, nichts zu wünschen übrig; ob
aber die Patronenzuführung ebenso regelmäſsig vor sich geht wie bei den mit Löffel
versehenen Werndl'schen Magazinen ist fraglich, selbst
wenn die Patronen in ihrem Schwerpunkte von dem Arme f
unterstützt werden. Wie das Lee'sche kann auch dieses
Magazin nur unter Umständen vorhandenen Einzelladern angepaſst werden. Auſserdem
möge hier betreffs derartiger von der Repetirvorrichtung getrennten
Patronenbehältern noch darauf hingewiesen werden, daſs der Soldat seine Munition
theils in jenen Behältern, theils lose mitführen muſs, wenn er nicht beim Gebrauche
des Gewehres als Einzellader einen Behälter entleeren will.
Als letztes sei das Magazingewehr von J. Nemetz in
Wien erwähnt. In seiner ersten Ausführung (* D. R. P. Nr. 18725 vom 24. Juli 1881) gehört das Gewehr zur
Klasse der Kammergewehre. Hinter der Lauföffnung befindet sich in der
Patroneneinlage ein Kasten mit 5 neben einander liegenden Patronen. Spannt man die
Schlagvorrichtung, so verschiebt sich jener Kasten um eine Patronenbreite von rechts
nach links, bis eine der Patronen hinter dem Laufe steht. Zieht man nun ab, so
entzündet sich die Patrone in dem Kasten. Beim nächsten Spannen verschiebt sich der
Kasten wieder um eine Patrone weiter. Sind alle 5 Patronen verschossen, so nimmt man
den Kasten von der Seite aus seinem Lager, öffnet den oben liegenden Deckel,
entfernt die leeren Hülsen, legt 5 scharfe Patronen ein und schiebt ihn wieder in
die Patroneneinlage. Für den Soldaten ist dieses Magazingewehr ganz untauglich.
Wesentlich besser ist jedoch das unter * D. R. P. Nr. 19393 vom 10. Januar 1882
patentirte Nemetz'sche Magazingewehr. Hier ist ein
Cylinderverschluſs derart mit einem hinter der Lauföffnung horizontal verschiebbaren
Magazine combinirt, daſs sich beim Zurückziehen des Verschluſscylinders das Magazin
mit einer Patrone genau in die Richtung des Laufes stellt und diese Patrone beim
Vorschieben des Verschlusses aus dem Magazine in den Lauf eingeschoben und in
letzterem entzündet wird. Das Magazin besteht aus einem vorn und hinten offenen
flachen Eisenblechkasten A (Fig. 14 und
15 Taf. 28) mit oberem Deckel, in welchen eine Pappschachtel C mit 6 Patronen eingelegt wird. Vorn und hinten ist
die Schachtel mit dünnem Papiere überklebt. Nachdem der Deckel des Kastens
geschlossen ist, wird derselbe von rechts in die Patroneneinlage eingeschoben. Beim
Zurückziehen des Verschluſscylinders wird dieser Kasten mittels einer unten am
Verschluſscylinder befestigten und bis unter den Kasten reichenden Schiene und am
Kastenboden angebrachter Stifte um je eine Patrone weiter geschoben. Beim
Vorschieben des Verschlusses werden die dünnen Papierstreifen der Schachtel C durchbrochen und die betreffende Patrone in den Lauf
geschoben. Beim Oeffnen des Verschlusses wird die leere Hülse in bekannter Weise
ausgezogen und bleibt beim Verschieben der Schachtel in letzterer liegen. Die
Anwendung des Magazins ist an eine bestimmte Verschluſsconstruction gebunden, eine
Benutzung des Gewehres als Einzellader ist unthunlich.
In dem Nemetz'schen Patente * Nr. 19434 vom 11. Februar
1882 werden die Patronen, um Ladehemmungen zu vermeiden, durch Federn anstatt durch
übergeklebte Papierstreifen in den Schachteln C
gehalten. Auſserdem ist an dem Gewehre noch eine Vorrichtung angebracht, um
nöthigenfalls ein selbstthätiges Abfeuern des Gewehres beim Schlieſsen des
Cylinderverschlusses zu bewirken. Ob diese Einrichtung für die Abgabe von
Schnellfeuer auf gröſste Entfernungen dienen soll, wenn beim Laden der Gewehrkolben
die rechte Hüfte nicht verläſst und das Gewehr groſse Elevation besitzt, ist in der
Patentschrift nicht gesagt.
Augenblicklich sollen in Spandau Versuche im Groſsen mit einem seitlichen Magazine
angestellt werden. Nachdem die Versuche mit dem
Loewe'schen Magazine jedoch nicht befriedigt haben,
scheint es zweifelhaft, ob eines der besprochenen Magazine oder ein ähnliches
überhaupt jemals zur Einführung bei der Armee gelangen wird. Neben dem Lee'schen Magazine hat das Milovanovits-Koka'sche den Vortheil der Einfachheit, der Leichtigkeit, der
schnellen Befestigung und des schnellen Patronenersatzes, worin es sogar dem
Repetirgewehre weit überlegen ist. Abgesehen hiervon wird das Gewicht der vom
Soldaten mitzuführenden Patronen durch die leichten Pappschachteln nur unwesentlich
vermehrt. Ihm wie dem loschen Magazine stehen nur die umfangreichen Aenderungen der
Gewehrhülse entgegen.
W. S.