Titel: | Ueber Neuerungen an Regulatoren. |
Autor: | K. H. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 476 |
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Ueber Neuerungen an Regulatoren.
Patentklasse 60. Mit Abbildungen auf Tafel 32.
Ueber Neuerungen an Regulatoren.
R.
Proell in Dresden hat an seinem
patentirten indirekten Uebertrager für Regulatoren (vgl. 1880 236 * 276. 238 * 274. 1883 247 * 234) nachstehende Vereinfachungen und
Verbesserungen angebracht (* D. R. P. Nr. 20917 vom 31. Januar 1882): Das auf der
Antriebswelle befindliche Kegelrad treibt in bekannter Weise zwei andere verzahnte
Räder, welche hier auf zwei conachsialen Hohlwellen befestigt sind; in den letzteren
kann sich die von den Regulatorkugeln bethätigte Spindel verschieben. Diese Spindel
trägt den Mitteltheil einer doppelten Zahn- oder Reibungskupplung und bringt
denselben mit je einem Kuppeltheile der genannten Räder entsprechend dem Ausschlage
der Regulatorkugeln zum Eingriffe; die untere Hohlwelle wird somit rechts oder links
gedreht. Ihr unteres Ende bildet die Mutter eines mit Gewinde versehenen
Verstellungsstückes, das durch Führung an Drehung gehindert ist und sich somit bei
Drehung der Mutter vertikal verstellt, welche Bewegung auf das eigentliche
Regulirungsorgan (Drosselklappe, Expansionsplatten, Schütze) übertragen wird. Der
Einrückmechanismus, durch welchen die Kupplung rasch zum Eingriffe kommt, sobald der
Regulator aus seiner mittleren Lage, welche der normalen Geschwindigkeit entspricht,
herauszugehen bestrebt ist, erhielt jetzt dadurch eine Vereinfachung, daſs die
besondere Uebertragungswelle wegfiel, alle Theile in einer Ebene gelagert sind und
das Gelenkviereck durch ein festes Stück ersetzt ist. Die Auslösefedern wirken jetzt
direkt auf die Kupplung, indem sie eine auf der Regulatorspindel befestigte Scheibe
zwischen sich halten. Die Federkraft wirkt der Energie des Regulators entgegen; hat
somit letzterer das Bestreben, die Kupplung auszurücken, läſst also seine Energie
nach der einen oder anderen Ausschlagsrichtung nach, so hilft die Kraft der
betreffenden, während der Einrückung gespannten Feder dem Bestreben des Regulators
und die Auslösung geschieht rasch. Eine vollständige Ausrückung des Apparates ist
zur Verhütung von Störungen nöthig und auch in einfacher Weise dadurch erzielt, daſs
mittels eines durch ein Handrad bewegten Schraubengetriebes die Regulatorspindel so
gestellt werden kann, daſs die Kupplung nicht mehr zum Eingriffe zu kommen vermag.
Auch eine leichte Nachstellbarkeit (bezieh. Erneuerung) der Kupplung nach Abnutzung der auf
einander laufenden Reibflächen (bezieh. Zähne) ist vorgesehen; im ersten Falle
besteht der mittlere Kupplungstheil aus zwei mit Gewinde zusammengesetzten Kegeln;
durch eine Verdrehung derselben gegen einander kann somit eine Verstellung leicht
erfolgen; im zweiten Falle können die Stahlzähne leicht ausgewechselt werden. Proell's Patent zeigt somit das Bestreben, allen an
einen Regulator zu stellenden Anforderungen in einfacher Weise gerecht zu
werden.
R.
Raupach in Görlitz (* D. R. P. Nr. 20979 vom 27. Mai 1882) will die Gelenke in
den Aufhängestangen der Regulatorkugeln und damit die Reibung in denselben
beseitigen, indem er die Kugeln an Blattfedern aufhängt, welche sich bei
Verkleinerung des Ausschlagwinkels auf eine Abwickelungsfläche (an welcher auch die
Federn festgeschraubt sind) legen, so daſs die Federkraft stets bestrebt ist, die
Schwungkugeln in ihre mittlere Lage zu bringen. Die Kugeln heben dann direkt die
Regulatorhülse, welche, als Gehäuse geformt, auf den Kugeln mit zwei schrägen
Laufflächen liegt. Durch letztere Anordnung ist aber wieder neue Reibung in den
Apparat eingeführt; auch die Verwendung von Federn wird nur auf Kosten der
Haltbarkeit der Einrichtung geschehen können.
A. Prunier in Livron, Frankreich, hat für Dampf- und
hydraulische Motoren einen Regulator mit indirekter Uebertragung angegeben, welcher
im Prinzipe mit King's Construction (vgl. * S. 153 d.
Bd.) übereinstimmt und nach Armengaud's Publication
industrielle, 1883 Bd. 29 S. 26 in Fig. 8 bis
10 Taf. 32 dargestellt ist. Die Antriebswelle A bewegt mittels der Räder r die Welle R eines gewöhnlichen Centrifugalregulators, dessen
Hülse ein Tragstück C umfaſst, in welchem eine Stange
d verstellbar ist; durch ein Handrädchen c kann die mit Gewinde versehene Stange d verlängert oder verkürzt werden. Durch d wird nun ein Balancier D
um eine auf der Säule D1 befestigte Achse bewegt. Am anderen Arme des Balancier hängt eine
Stange d1, welche
mittels der Stange d2
mit einem Rahmen E verbunden ist, der um die Achse J schwingen kann und symmetrisch zu letzterer
angeordnet die Theile zweier Schaltwerke trägt. Ein an die Stange d2 gehängtes
Gegengewicht d3 sucht
stets, den Rahmen E horizontal zu stellen. Hebt sich
nun durch Vergröſserung der Motorgeschwindigkeit die Regulatorhülse, so steigt damit
das Tragstück C, der Balancier D schlägt rechts nach unten aus und der Rahmen E schwingt um einen gewissen Winkel. Wenn bei Verminderung der
Motorgeschwindigkeit ein Fallen der Kugeln eintritt, so erfolgt in gleicher Weise
ein Ausschlag des Rahmens E nach entgegengesetzter
Richtung. Der Winkel, um welchen E schwingt, kann
leicht während des Ganges durch das Handrädchen c
eingestellt werden, wodurch eine beliebige Normalgeschwindigkeit des Motors
festgestellt werden kann. Die Bewegung des Rahmens E
wird nun zur Verstellung des eigentlichen Regulirorganes in folgender Weise
verwendet: In E sind zwei kleine Achsen gelagert, auf
welchen je ein kleines Kegelrad e bezieh. e1 und ein Sperr- rad f bezieh. f1 sitzt; die Klinken g, g1, sind in Armen
G, G1 gelagert,
welche auf den Achsen von f und f1 lose gesteckt sind. Kleine
Gegengewichte h, h1 am
unteren Ende der Arme G, G1 verhindern, daſs im normalen Zustande die Klinken, welche sich
gegen einen am Rahmen E befestigten Halter legen, zum
Eingriffe kommen. Die Räder e und e1 greifen nun in ein
drittes Rad i ein, dessen mit Gewinde versehene Achse
I in 3 Ständern b, b1 und b2 gelagert ist. An der Schraubenmutter v2 greift die
Gabelstange v1 an,
welche, an Drehung verhindert, die Stange v bewegt; von
v aus wird das zu betätigende Drosselventil oder
Expansionsorgan oder die Schütze verstellt. Um nun ein entsprechendes Eingreifen der
Klinken g, g1 in die
Räder f, f1 und dadurch
eine Bewegung der letzteren zu erzielen, sind auf der Welle A zwei um 180° versetzte Excenter a, a1 aufgekeilt, deren Stangen K, K1 auf zwei Röllchen
k, k1 aufruhen,
sich also auf diesen hin und her bewegen. Jede Stange trägt einen Zahn J bezieh. J1, welcher auf einen Stift aufgesteckt nach einer
Seite ausschlagen kann und durch Gegengewicht gegen den Anschlag gedrückt wird.
Bei normaler Geschwindigkeit liegt der Rahmen E
horizontal; dann gehen die Zähne J, J1 frei unter den entsprechenden Enden von
G, bezieh. G1 durch; tritt jedoch nach einer Seite ein
Ausschlag des Rahmens E ein, so stöſst der Mitnehmer
J oder J1 an den entsprechenden Arm G, G1, die Klinke g, g1 kommt zum
Eingriffe und verstellt das Sperrrad f, f1 um einen der Dauer des Eingriffes von J und G bezieh. J1 und G1 entsprechenden
Winkel, welcher wieder von dem Ausschlage des Rahmens E
abhängt. Die Verstellung des Regulirorganes erfolgt also in Absätzen und wird so
lange dauern, bis der Rahmen E wieder horizontal steht,
also die Regulatorkugeln in ihre der Normalgeschwindigkeit entsprechende Mittellage
gelangt sind.
Es ist noch eine Vorrichtung für den Fall angebracht, daſs der Motor so belastet ist,
daſs auch bei vollständiger Oeffnung des Drosselventiles bezieh. der Schütze noch
nicht die normale Geschwindigkeit erreicht ist, somit der Mechanismus noch bestrebt
bleibt, das Regulirorgan weiter zu öffnen. Es würde daselbst leicht ein Bruch
entstehen können. Um dies zu verhüten, ist die Mutter v2 mit einem Arme v3 versehen, der bei voller Oeffnung
des Regulirorganes gegen die auf der Stange t
verschiebbare Hülse eines Hebels l1 stöſst und dadurch den Arm l2 eines Winkelhebels hebt, welcher das
Gegengewicht des Mitnehmers J oder J1 hochdrückt und somit
ein weiteres Eingreifen des letzteren verhindert. Abgesehen von dem stets
unzuverlässigen Eingriffe der Klinken in die Sperrräder und der etwas schwerfälligen
Uebertragung der Bewegung von der Regulatorhülse zum Balancier ist der Apparat
gefällig und sachlich richtig construirt und dürfte sich hauptsächlich für
hydraulische Motoren empfehlen.
K. H.