Titel: | Ueber Neuerungen an Wasser-Closets. |
Autor: | S–n. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 483 |
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Ueber Neuerungen an Wasser-Closets.
Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 33.
Ueber Neuerungen an Wasserclosets.
In neuerer Zeit ist man bestrebt, die Spülung der Wasserelosets unabhängig von der
Willkür der dieselben benutzenden Person zu machen. Man bezweckt hierdurch
einestheils die Herbeiführung einer regelmäſsigen Spülung nach jedem stattgehabten Gebrauche, anderentheils eine
zwecklose Wasservergeudung, die sowohl in Bezug auf den Preis des
Wasserleitungswassers, als auf die Fortschaffung der Fäkalien bei Anwendung des
Tonnensystemes ganz erheblich ins Gewicht fällt.
F.
Butzke in Berlin (* D. R. P. Nr. 19 418 vom 27. Oktober 1881) versieht die
bekannte Spüleinrichtung, wonach das Sitzbrett bei Benutzung des Closet
niedergedrückt und dadurch ein kleiner Windkessel mit der Wasserleitung in
Verbindung gesetzt, bei der Entlastung des Sitzbrettes dagegen diese Verbindung
aufgehoben und das Wasser aus dem Windkessel in das Closet getrieben wird, mit einem
neuen Ventile. Ob dasselbe besser ist als der vielfach gebräuchliche Dreiwegehahn,
welcher vom Sitzbrette aus mittels Zahnbögen gedreht wird, ist sehr fraglich.
Das Butzke'sche Ventil besteht nach Fig. 1 und
2 Taf. 33 aus einem Gehäuse mit 2 Ventilsitzen, 2 einfachen Sitzventilen
a, b und 3 Stutzen. Der eine der letzteren x steht mit der Wasserleitung, der Stutzen y mit dem Windkessel und z
mit dem Closettrichter in Verbindung. Die beiden Ventile a und b sitzen an einem Balken g, welcher von einer Schraubenfeder h hoch gehalten wird. Das eine Ventil a schlieſst von oben, das andere b von unten: beide sind an ihren Spindeln beweglich
angeordnet, so daſs der Balken g noch bewegt werden
kann, wenn auch schon eines der Ventile geschlossen ist. Zwischen dem Balken g und dem Sitzbrette ist eine Stange angeordnet,
welche g herunterdrückt bezieh. das Ventil a schlieſst, b dagegen
öffnet, wenn das Closet benutzt wird. In der skizzirten Stellung tritt in Folge
dessen Wasser bei x in das Gehäuse und flieſst durch
das Ventil b bei y in den
Windkessel. Wird das Sitzbrett entlastet, so wird b
mittels der Schraubenfeder h geschlossen, a dagegen geöffnet. Dadurch wird das im Windkessel
befindliche Wasser von der in demselben verdichteten Luft durch y und z in den
Closettrichter getrieben.
B. Baltzer
und Sohn in Berlin (* D. R. P. Nr. 20284 vom 1. Februar 1882) bringen den
Spülbehälter im oberen Theile des Closetraumes an. Der dicht verschlossene Behälter
A (Fig. 3 Taf.
33) besitzt am Boden ein Wasserzufluſsrohr a und ein
Rohr b für den Abfluſs des Leitungswassers. Die beiden
Röhren a und b können
abwechselnd durch Ventile geschlossengeschlosssn bezieh. geöffnet werden, deren Spindeln an einem bei k drehbar unterstützten Balken aufgehängt sind. Die
Spindeln sind mittels Stopfbüchsen in dem muldenförmigen Deckel des Behälters A geführt; am höchsten Punkte des letzteren ist ein
Hahn o angeordnet. Die Spindel des Ventiles b ist ihrer ganzen Länge nach durchbohrt; die Spindel
von a ist mit dem Sitzbrette des Closet derart durch
Zugstangen verbunden, daſs das Ventil b geschlossen,
a dagegen geöffnet wird, wenn das Closet benutzt
wird. Es tritt in Folge dessen Wasserleitungswasser durch a in den Behälter unter Verdrängung der Luft durch den Hahn o. Ist der Behälter gefüllt, so flieſst das Wasser
durch o in den muldenförmigen Deckel, von wo es durch
die durchbohrte Ventilspindel b in das Spülrohr
gelangt. Wird das Sitzbrett entlastet, so schlieſst sich a; dagegen wird b geöffnet und entläſst
seinen ganzen Inhalt in das Closet. Durch diese Anordnung wird eine geringe Spülung
während der Benutzung des Closet bezweckt.
Die Spülvorrichtung von J. Ed. Boyle in Brooklyn und H.
Huber in New-York (* D. R. P. Nr. 20286 vom 2. März 1882) ist, wie schon ein
Blick auf Fig. 4 Taf.
33 zeigt, nichts weniger als einfach. Unter dem Wasserbehälter E ist ein besonderer Spülbehälter F angeordnet, welcher mit ersterem durch das Ventil h in Verbindung steht, während letzterer seinen Inhalt
durch das Ventil J und das Rohr l an den Closettrichter abgibt. Die Rohre m,
r und n dienen zur Verhinderung des
Lufteintrittes in den Behälter F. Wird das Sitzbrett
des Closet niedergedrückt, so schlieſst sich J, öffnet
sich h und füllt sich F
durch das Ventil h mit Wasser, wobei die in F befindliche Luft durch das Rohr c und das Ventil g
entweicht. Wird das Sitzbrett entlastet, so schlieſst sich Ventil h, wogegen J geöffnet
wird. Es entleert sich in Folge dessen F theilweise in
den Trichter und muſs sich dabei, da Luft sonst nicht zutreten kann, über dem Wasser
in F ein luftverdünnter Raum bilden. Dadurch wird die
in dem Schenkel d des Closet stehende Luft durch das
Rohr e und den Aufsatz b
angesaugt und es gelangt das im Trichter befindliche benutzte Wasser zugleich mit den in dem
Trichter befindlichen Gasen durch den Raum d in den
unteren Wasserverschluſs D. Diese durch Luftverdünnung
mit Hilfe des Saugrohres e bewirkte Reinigung des
Trichters dauert so lange, bis die untere Mündung des Luftrohres c nicht mehr unter Wasser taucht; dann tritt die
vollständige Entleerung von F durch das Einströmen der
äuſseren Luft in das Rohr c ein. Mittels dieser
Nachspülung wird der Trichter vollends gereinigt und der Wasserverschluſs bei C wieder hergestellt. – Vorausgesetzt, daſs alle die
von den Erfindern beabsichtigten Wirkungen eintreten, so hat dennoch das Closet die
unangenehme Eigenschaft des Spritzens in Folge des Wasserverschlusses C im Trichter selbst.
Einen ebenso zweifelhaften Werth hat das Closet von Georg E. Waring jun.
in Newport, Rhode-Island, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 20305 vom 2. März 1882). Bei demselben erfolgt die Spülung
mittels des Zuges N (Fig. 7 Taf.
33), welcher durch eine Kette mit dem mit Gegengewicht versehenen
Wasserleitungshahne o versehen ist. Der Spülbehälter
F ist gleich hinter dem Trichter angeordnet, wird
von der Wasserleitung K gespeist und besitzt 2
Abtheilungen, welche mittels des Rohres G mit einander
verbunden sind. Das untere Ende von G besitzt kleine
seitliche Durchbohrungen H; die untere Abtheilung e mündet mittels zweier Rohre L in den Closettrichter. Die sonstige Einrichtung des Closet ist aus der
Skizze zu ersehen. Die Wirkung der einzelnen Theile, welche durch deren genaue
Abmessungen bedingt wird, ist folgende: Ist der Behälter F leer, der Trichter A bis zum
Ueberlauſspunkte zwischen B und C, der Sack D bis zum Punkte M mit Wasser gefüllt und wird nun der Hahn o geöffnet, so füllt sich F mit Wasser; ein Theil davon läuft über den oberen Rand von G und durch die Löcher H
in die Abtheilung e und von hier durch die Rohre L in den Trichter. Hierdurch steigt das Wasser bei B, läuft in den Heberschenkel C und erhöht hier für einen Augenblick den Wasserstand bei D, bis er die Kante E
erreicht; nun ist die Luft in C gegen auſsen
abgeschlossen. Da nun immerfort Wasser durch C flieſst,
so wird von diesem die Luft mitgerissen und entweicht unter E durch, bis der Heber BC zur Wirkung
gelangt und den Trichter vollständig entleert. Hört man, daſs Luft durch B nachgesaugt wird, so schlieſst man den Hahn o und läſst den Inhalt von F sich in den Trichter ergieſsen, welch ersterer dann einen neuen
Wasserverschluſs bildet. Auch bei diesem Closet läſst sich die Möglichkeit der
Wirkung des Hebers schwer beurtheilen und gilt im Uebrigen das Gleiche, was von der
vorher beschriebenen Einrichtung gesagt wurde.
P.
Rieder in München (* D. R. P. Nr. 20552 vom 20. Juni 1882 und Zusatz Nr. 21770 vom 22.
September 1882) hat den Glockenheber in zwei Ausführungen zur Benutzung
bei Spülzwecken angegeben. Im Zusatzpatente ist in dem oberen Theile des inneren
Heberrohres h (Fig. 6
Taf. 33) ein sich nach
unten öffnendes einfaches Sitzventil d angeordnet,
dessen Ventilstange c oben die Ventilscheibe a trägt. Das Ventil d wird
durch das Gegengewicht b geschlossen gehalten. Füllt
sich der Behälter A mit Wasser, so steigt letzteres im
Rohre i ebenso hoch wie auſsen. Ueberwindet die über
d ruhende Wassersäule das Gegengewicht b, so öffnet sich d,
dagegen schlieſst sich a. In Folge dessen stürzt das
Wasser durch das Rohr h, reiſst die in i noch befindliche Luft mit und setzt den Heber so
lange in Thätigkeit, bis der Behälter entleert oder durch einen äuſseren Zug das
Ventil a geöffnet wird.
Etwas unklar ist der Gegenstand des ersten Hauptpatentes. Hier ist nämlich das innere
Rohr h glatt durchgeführt und besitzt also kein Ventil.
Das als Entlüftungsventil wirkende Ventil a sitzt an
einem doppelarmigen Hebel, an dessen einem Ende ein Schwimmer und an dessen anderem
Ende eine Zugvorrichtung angebracht ist. Es wird nun nach der Patentschrift der
Schwimmer so eingestellt, daſs derselbe, sobald das Wasser sich etwas höher als das
centrale Rohr stellt, das Entlüftungsventil a hebt,
worauf die oben im Heber angesammelte zusammengedrückte Luft entweicht und das
Wasser in das innere Heberrohr eintritt. Hierdurch sinkt der Wasserspiegel
auſserhalb des Hebers und das Ventil schlieſst den Heber luftdicht ab, während der
Heber in Thätigkeit tritt. Um den Heber auch vor der vollständigen Entleerung des
Behälters auſser Thätigkeit setzen zu können, ist die Zug Vorrichtung angeordnet,
durch welche das Ventil gehoben werden kann. Daſs das centrale Rohr des Hebers am
unteren Ende verschlossen werden kann, was nothwendig ist, damit sich überhaupt die
Luft im oberen Theile des äuſseren Rohres verdichte, ist in der Patentschrift nicht
gesagt. Es kann deshalb auch kein bestimmtes Urtheil über die Anwendbarkeit und
Wirkung des Apparates gefällt werden.
Bei der Spülvorrichtung von Wm. Wright in Plymouth, England (D. R. P. Nr. 20375 vom 21. März
1882) ist ebenfalls der Glockenheber in Anwendung. Hier besitzt das
centrale innere Rohr J des Glockenhebers (Fig.
5 Taf. 33) eine am unteren Ende seitliche Abzweigung K1, deren oberes Ende
ein Ventil K trägt. Dieses hängt an dem horizontalen
Arm L eines Winkelhebels, dessen vertikaler Arm an der
Wand des Spülbehälters entlang geführt ist und mittels eines doppelarmigen Hebels
und einer Zugvorrichtung gehoben werden kann. Oberhalb des Armes L ist dem Ventile K
gegenüber ein Schwimmerventil A angebracht (vgl. Wright * D. R. P. Kl. 47 Nr. 16929 vom 17. April 1881),
welches den Zufluſs der Wasserleitung a schlieſst, wenn
der Behälter H genügend gefüllt ist. Durch die
Schwimmerkugel geht eine Röhre r, an welcher das Rohr
s befestigt ist; letzteres trägt am oberen Ende das
eigentliche Ventil t, die Durchfluſsöffnungen u und wird nebst der Schwimmerkugel von der Feder v einem bestimmten Wasserleitungsdrucke entsprechend
hochgehalten. Ist der Spülbehälter H gefüllt, so hat
der Schwimmer A seinen höchsten Stand. Hebt man nun mittels der
Zugvorrichtung den Winkel L, so hält dieser den
Schwimmer A fest und öffnet gleichzeitig das an ihm
hängende Ventil K. In Folge dessen strömt das Wasser
durch das Rohr K1 und
setzt den Glockenheber in Thätigkeit, bis der Spülbehälter entleert ist. Läſst man
nun den Winkel L los, so schlieſst sich K, der Schwimmer A dagegen
sinkt und läſst so viel Wasser aus a in den
Spülbehälter H flieſsen, bis A die Wasserleitung wieder schlieſst. Läſst man den Winkel L los, bevor der Behälter ganz entleert ist, so
verlängert das durch a einflieſsende Wasser die
Wirkungsdauer des Glockenhebers, welcher demnach auch entsprechend mehr Wasser
gibt.
Das in Fig. 8 bis 10 Taf. 33
dargestellte Closet von Jos. J. Frey in
New-York (* D. R. P. Nr. 21206 vom
21. Juni 1882) besitzt einen doppelten Wasserverschluſs, wovon der eine
B durch ein U-förmiges
Rohr gebildet wird, in dessen Bodenöffnung ein hohles Gummiventil E eingepaſst ist. Hebt man dasselbe mittels einer mit
der Niederdruckfeder d versehenen Ventilstange b, so strömt das im Trichter A befindliche Wasser in den zweiten Wasserverschluſs D und von hier in das Abfallrohr. Die Oeffnung g des Deckels um die Ventilstange herum wird durch eine
Gummischeibe, auf welche die Feder d drückt, gedichtet.
Gleichzeitig mit der Hebung des Ventiles E wird durch
den Zug r das Spülventil geöffnet, welches nach Schluſs
des Ventiles E noch eine solche Menge Wasser in den
Trichter strömen läſst, daſs er bis zum Ueberlaufrohre G gefüllt ist. Das bis über das Dach des Hauses geleitete Rohr i ventilirt sowohl den Aufsatz C, als mittels des Stutzens K den Trichter
A. Zur Verbindung des Rohres K mit dem Stutzen h des
Porzellantrichters dient die in Fig. 8
skizzirte Vorrichtung. Um h wird gegen den Endwulst
eine zweitheilige, mit äuſserem Gewinde versehene Hülse s gelegt, über welche die Mutter E1 geschraubt wird. Ueber die in dieser
Weise zusammengehaltene Hülse wird die Ueberfallmutter F geschraubt, die den Gummiring G1 zwischen Rohr und Stutzen zusammenpreſst
und die Verbindung dadurch dichtet.
Um Gebrauchswasser in den Trichter eingieſsen zu können, ohne das Sitzbrett zu
beschmutzen, ist letzteres aufklappbar und es befindet sich auf der vorderen Seite
des nach der Mitte zu abfallenden Spülkranzes M (Fig.
9 und 10), das
Spritzrohr N, welches mit dem Spülrohre n verbunden ist und beim Spülen die vordere, obere
Fläche des Spülringes durch die bei s austretenden
Wasserstrahlen reinigt.
S–n.