Titel: | Hydraulische Röhrenpresse der Friedrich Wilhelms-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 488 |
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Hydraulische Röhrenpresse der Friedrich
Wilhelms-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr.
Mit Abbildungen auf Tafel 33.
Hydraulische Röhrenpresse.
Nach Stahl und Eisen, 1883 S. 248 werden bei der
Wasserdruckprobe der gröſsten, auf der Friedrich
Wilhelms-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr erzeugten Guſsrohre die
Abschluſsplatten nicht mehr wie bisher durch Schrauben oder Hebel (vgl. 1871 199 * 259. 1881 241 * 434.
1882 244 * 195) gegen die Kopfenden der Rohre gepreſst,
was bei so groſsen Dimensionen derselben (700 bis 1200mm Durchmesser) viel Zeit und Mühe kosten würde; es wird vielmehr auch
hierzu Wasserdruck benutzt. Zu diesem Zwecke bildet der eine Abschluſskopf eine
vollständige hydraulische Presse von kurzem Hube und 1550mm Durchmesser.
Der ganze Apparat ist so angeordnet, daſs die von den Drehbänken, auf denen die
verlorenen Guſsköpfe entfernt werden, auf niedrigen Transportwagen herbei gebrachten
Röhren unmittelbar auf gleich hohe Böcke zwischen die Kopfplatten A und B (Fig. 13 und
14 Taf. 33) gerollt werden können. Von diesen Platten bildet B eben den Kolben der erwähnten hydraulischen Presse,
in deren Preſscylinder alsdann zunächst Wasser aus einem 5m,30 über der Flur stehenden Behälter durch das
Rohr C nach Oeffnung des Ventiles D eingeführt wird. Durch das erfolgende Ausschieben des
Kolbens B wird nun das Rohr zwischen den Kopfplatten
eingespannt, wobei mit Werg umwickelte Schmiedeisenringe E zwischen diesen und den Rohrenden die Dichtung bewirken. Hierauf wird
D geschlossen und durch Oeffnen des Hahnes G in dem von einem Accumulator kommenden Rohre F der volle Probedruck auf den Kolben B gegeben. Nun kann durch Oeffnen des Ventiles H das eingespannte Rohr mit Wasser aus der Leitung C gefüllt werden, wobei die Luft durch das vorher durch
die Kopfplatte nach dem höchsten Punkte des Rohres eingeführte Röhrchen J entweicht. Ist das Rohr gefüllt, so wird das Ventil
H geschlossen, ebenso auch das Entluftungsröhrchen
J durch einen vorgesehenen Hahn, dann durch Oeffnen
des Hahnes K das zu prüfende Rohr mit der vom
Accumulator kommenden Leitung F in Verbindung gebracht
und so einem je nach Befinden 12 bis 35at
betragenden Probedrucke ausgesetzt. Da der Durchmesser der gröſsten Rohre 1200mm beträgt, der des Kolbens B aber 1550mm, so
bleibt stets ein beträchtlicher Druck über, welcher die Platten A und B auf das Rohr
preſst und die Dichtung bewirkt.
Nach erfolgter Probe werden zunächst die Hähne G und K geschlossen und, nach Absperrung der Leitung C durch das Ventil M, die
Ventile D, H und N
geöffnet, in Folge dessen das Wasser aus dem Rohre und der Presse in die Kästen L abflieſst. Hierbei ziehen Gegengewichte P den Preſskolben B
zurück, so daſs, nachdem noch das Entluftungsröhrchen J
herausgezogen ist, das
geprüfte Rohr einfach zwischen den Preſsplatten herausgerollt werden kann. Das Rohr
O fuhrt Wasser aus der Wasserleitung unter höherem
Drucke herbei zu rascherem Füllen des Rohres und der Presse in Fällen, wo eine
Beschleunigung der Arbeit geboten ist.