Titel: Repetirgewehr von Ferd. Mannlicher in Wien.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 18
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Repetirgewehr von Ferd. Mannlicher in Wien. Mit Abbildungen auf Tafel 2. Mannlicher's Repetirgewehr. Die bekannten Repetirgewehre mit im Kolben bezieh. im Vorderschafte liegenden Magazinröhren fassen nur 5 bezieh. 8 Patronen. Will man also eine gröſsere Anzahl von Patronen unterbringen, so muſs man mehrere Magazinröhren zu einem Rohrbündel vereinigt, neben einander anordnen und dieselben je nach der Entleerung vor bezieh. hinter den Repetirmechanismus drehen. Bringt man diese Rohrbündel unter dem Laufe an, wie z.B. Jos. Werndl in Steyr bei seinem Gewehre (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 9900 vom 12. Oktober 1879), so wird die Waffe recht unhandlich. Mannlicher verlegt deshalb das Rohrbündel in den Kolben, welcher dadurch sehr schwer, aber nicht bedeutend umfangreicher wie gewöhnlich wird (vgl. * D. R. P. Kl. 72 Nr. 19 712 und *Nr. 21428 vom 3. Juli 1881). Das Rohrbündel, bestehend aus drei zusammengelötheten Röhren a (Fig. 4 und 5 Taf. 2), liegt in einer cylindrischen Aushöhlung im Kolben und kann sich um 2 Endzapfen b, b1 drehen. Es wird von einer Röhre c umschlossen, welche mittels der Schraube d an den Kreuztheil der Gewehrhülse und mittels des Gewindes x an den unter der Gewehrhülse liegenden besonderen Gehäusetheil y befestigt wird, welcher mit der Gewehrhülse durch den Zapfen z verbunden ist. Am hinteren Ende dieser Röhre liegt das Lager für den Zapfen b des Rohrbündels, während dessen vorderer Zapfen b1 in einer Ausbohrung des Gehäusetheiles y gelagert ist. Auf die Röhre c werden die Holzstücke f, g und die Bleche h, i befestigt und dem Ganzen auf diese Weise die äuſsere Gestalt des Kolbens gegeben. Jedes Magazinrohr enthält die bekannte Vorschubfeder nebst Kolben k. Am vorderen offenen Ende trägt das Rohrbündel einen Kegel l, dessen Erzeugende an der oberen Seite des Kegels parallel der Laufachse liegt. Vor diesem Kegel sind die Röhren weit aufgeschlitzt, so daſs die Patronen aus den einzelnen so gebildeten Mulden in die Patroneneinlage gelangen können. Auf dem Mantel des Kegels l ist eine Zickzacknuth m und eine Ringnuth n eingefräst. Erstere hat eine Einrichtung, wie sie schon Paul Mauser in Oberndorf in seinem Patente * Nr. 2564 vom 2. März 1878 angegeben hat, d.h. die Tiefe der einzelnen Nuthen ist verschieden, so daſs der Kegel in einer Richtung gedreht wird, wenn ein federnder Stift geradlinig über ihn hin und her geführt wird. In vorliegendem Falle sitzt der federnde Stift o an einem Schieber p, der sich in einer in der Verschluſshülse angebrachten Nuth hin- und herschieben kann und welcher mittels einer Knagge q in eine Längsnuth r des Verschluſscylinders hineinragt. Wird also letzterer abwechselnd geschlossen und geöffnet, so wird der Kegel und damit das ganze Rohrbündel gedreht und zwar nach jedesmaligem Oeffnen um je ein Rohr. Es steht demnach bei geöffnetem Verschlusse ein Rohr unter der Patroneneinlage und kann eine Patrone in letztere einspringen. Beim Repetiren dreht sich das Bündel, von hinten gesehen, von oben nach rechts unten. Zieht man den Verschluſscylinder so weit zurück, daſs der Stift o in der Ringnuth n steht, so kann man das Rohrbündel mit der Hand in entgegengesetzter Richtung drehen. Dies findet beim Laden des Magazins statt. Man legt zu diesem Behufe eine Patrone in den vorderen offenen Theil der unter der offenen Verschluſshülse stehenden Röhre a ein und drückt sie etwas nach hinten; sodann dreht man das Rohrbündel nach links. Dabei faſst die Patronenwulst hinter einen Ansatz s, welcher in dem den vorderen Theil des Rohrbündels umgebenden Verschluſsgehäuse angeordnet ist und in etwas mehr als einem Kreisumfange schraubengangförmig nach hinten verläuft. Die Patrone wird demnach am Vorgehen gehindert und bei weiterer Drehung durch jenen Ansatz s noch weiter in die Magazinröhre hineingeschoben. Man kann auf diese Weise in dem Rohrbündel 15 Patronen unterbringen, die durch abwechselndes Oeffnen und Schlieſsen des Verschluſscylinders geladen werden können, so daſs zuerst die ersten Patronen der Röhren, dann die zweiten und die übrigen nach einander an die Reihe kommen. Will man das Gewehr als Einzellader benutzen, so dreht man einen kleinen, am Verschluſscylinder angebrachten Schieber t etwas herum; letzterer besitzt in der einen äuſsersten Stellung einen die Verlängerung der Nuth r bildenden Ausschnitt. Bewegt man also den Verschluſscylinder bei dieser Schieberstellung vorwärts, so wird der Schieber p nicht bewegt und kann demnach auch keine Drehung des Rohrbündels erfolgen. Dreht man jedoch den Schieber t herum, so wird die Nuth r verkürzt, der Schieber p beim Schlieſsen des Verschluſscylinders mitgenommen und dadurch das Rohrbündel gedreht. Der Abzugsstollen u umfaſst das ganze Rohrbündel und ist an seinem unteren gegabelten Ende mit dem Abzüge w verbunden. Soll der Verschluſscylinder aus der Gewehrhülse entfernt werden, so zieht man mittels eines Excenterzapfens, welcher in der Seite des Verschluſsgehäuses gelagert ist, die Knagge q des Schiebers p aus der Bahn des Verschluſscylinders heraus.

Tafeln

Tafel Tafel 2
Tafel 2