Titel: | F. B. Döring's Tunnelbohrmaschine. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 77 |
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F. B. Döring's Tunnelbohrmaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
F. B. Döring's Tunnelbohrmaschine.
Schon vielfach ist der Versuch unternommen worden, den Betrieb von Stollen, Strecken
und Tunnels – statt ihn nach dem gewöhnlichen Verfahren zu führen, nach welchem der
Fortschritt durch Schlagung einzelner Bohrlöcher, Besetzen derselben mittels eines
Sprengmaterials und Wegschieſsen der den Bohrlöchern vorgegebenen Gesteinstriebe
erfolgt – in der Weise zu fördern, daſs man den ganzen herzustellenden
Ortsquerschnitt, ohne Zuhilfenahme der Sprengarbeit, sei es durch stoſsende
Behandlung, wie solches besonders von Penrice, Henley
u.a. versucht worden ist, sei es durch Schneiden des Gesteines mit Hilfe von
Frässcheiben nach den Verfahren von Wilson, Newton,
Brunton u.a. (vgl. auch Crampton, 1883 247 471)Hierher gehört auch die erst kürzlich im Engineer, 1883 Bd. 55 * S. 455 beschriebene, beim Baue des
Kanaltunnels benutzte Bohrmaschine von Th.
English, mit welcher im Prinzipe eine an Franz Rziha in Wien und Franz Reska
in Prag (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 21465 vom 5. April 1882) patentirte Maschine
übereinstimmt. gleichzeitig angriff. Einen neuen Beitrag zu
diesem zweiten Arbeitsverfahren gibt F. B. Döring in
Trefriw, Wales (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 20846 vom 26. April 1882) durch seine
Neuerungen an Tunnel- und Gesteinsbohrmaschinen, deren Prinzip darin gipfelt, daſs
um eine den Mittelpunkt bildende, stoſsend wirkende Bohrmaschine eine Anzahl anderer
Bohrer angeordnet ist, welche sämmtlich gleichzeitig um die Längsachse des Ganzen
unter gleichzeitig stoſsender Bewegung gedreht werden und dadurch alle Punkte des
beabsichtigten kreisrunden oder elliptischen Querschnittes treffen.
An dem den Mittelpunkt bildenden, aus einem Stahlcylinder bestehenden Schafte A (Fig. 1 und
2 Taf. 4) sind 4 oder mehr Träger B
befestigt, welche zusammen einen Stern bilden und deren jeder einen
Gesteinsbohrcylinder C trägt, der mit Kolben,
Bohrwerkzeug, der gewöhnlichen Ventilbewegung und Drehung des Werkzeuges versehen
ist. Eine gleiche Maschine ist im Centrum des Schaftes A angebracht. Die guſseisernen Cylinder G,
welche die Führung des Schaftes A bilden, sind auf
einem längs Schienen fahrbaren Wagengestelle aufgelagert und tragen oben, nach Erforderniſs auch
seitlich, die hydraulischen Druckcylinder H, deren
Stempel die feste Einstellung der ganzen Maschine im Stollen zu bewirken haben. Mit
Hilfe des an dem einen Führungscylinder angebrachten Getriebes K, welches in das mittels Keil und Nuth M am Schafte A befestigte
Schneckenrad 1 eingreift, kann der Führungscylinder um
seine Achse gedreht werden und wird hierdurch das Bestreichen des ganzen
Stollenortes durch die Bohrer erreicht. Endlich befindet sich in dem am hinteren
Theile des Wagengestelles stehenden Träger N die
Schraube O eingelagert, deren Mutter P im Schafte A befestigt
ist, so daſs dieser durch Drehung des Handrades Q mit
dem Sterne und sämmtlichen Bohrern vor- und rückwärts bewegt werden kann.
Werden durch das Schneckengetriebe IK die Achsen der an
dem Sterne befestigten Bohrer um die in Fig. 2
ersichtlichen Bögen wx und yz gedreht und arbeiten nun die die Verlängerungen der Kolbenstangen
bildenden Bohrköpfe gleichzeitig stoſsend und unter Drehen der Werkzeuge, so wird
dadurch der ganze Tunnelquerschnitt gewonnen, rund, wenn sämmtliche Sternarme
gleiche Länge besitzen, in der in Fig. 2
angedeuteten Form, wenn die horizontalen Arme kürzer als die vertikalen sind.
Mit Anbringung einiger unbedeutender Abänderungen für Hebung und Senkung der Maschine
glaubt Döring dieselbe auch zum Betriebe in geneigter
Richtung, sowie zum Schachtabteufen verwenden zu können.