Titel: | Ueber die Herstellung von Zellstoff. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 124 |
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Ueber die Herstellung von Zellstoff.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
(Patentklasse 55. Schluſs des Berichtes S. 23
dieses Bandes.)
Ueber die Herstellung von Zellstoff.
Der von Th. H. Cobley in Dunstable, England (* D. R. P.
Nr. 21268 vom 20. Januar 1882) vorgeschlagene Apparat zur
Behandlung von Faserstoffen für Zwecke der Papierfabrikation besteht aus
einem durch heiſses Wasser oder Dampf erhitzten doppelwandigen Gefäſse A (Fig. 20 und
21 Taf. 8), welcher bei a eintritt, während
die Ausströmungsöffnung sich bei b befindet. In dem
Spurlager C bewegt sich eine stehende Welle D, welche durch Kegelräder E und Riemenscheibe G ihren Antrieb erhält.
In dem Querstücke w ist eine Büchse z fest eingelassen, auf welcher ein Zahnrad v so aufgekeilt ist, daſs dasselbe bei der Umdrehung
der Welle stehen bleibt. In den mit der Welle fest verbundenen und sich mit ihr
drehenden Querbalken J sind Walzen M bis P gelagert, welche
mittels Zahnräder Q, R und mit Schrauben versehene
Achsen s einander genähert oder von einander entfernt
werden können. Die Walzen M bis P tragen in einander greifende Zahnräder m
bis p; ferner sind zwischen dem feststehenden Rade v und den beiden Walzenzahnrädern n und o noch Räder r und u angebracht. Unten
an der Welle D sind noch zwei schraubenförmige Flügel
V befestigt, welche die sich zu Boden setzenden
Stoffe den Walzen wieder zuführen sollen.
Bei der Anwendung des Apparates setzt sich die auf die Welle D übertragene Bewegung auf die Querbalken J
und die Flügel V fort, so daſs das Ganze als Rührwerk
für die eingelassene flüssige Masse dient. Auf dem feststehenden Rade v rollen sich nun die Räder r und u ab und bewirken dadurch die Drehung
der Walzen N, M und O,
P.
Die zu verwendende kaustische Lauge soll mit Chlornatrium, Chlorcalcium,
schwefelsaurem Natrium, Kalium oder Magnesium versetzt werden. Zu diesem Zwecke wird
die Salzlösung von 10° B. mit soviel Kali oder Natron versetzt, daſs sie 14° B.
zeigt. Mit dieser Lauge werden die Faserstoffe unter beständiger Bewegung gekocht,
bis sie sich völlig zertheilt haben. Die beim nachfolgenden Waschen zuerst
erhaltenen schwarzen Laugen werden entsprechend concentrirt und dann mit Kalk wieder
caustisch gemacht, um von Neuem verwendet zu werden. Die ausgewaschenen Faserstoffe
sollen dann ½ Stunde lang mit einer gesättigten angesäuerten Lösung von Chlorcalcium
oder Chlormagnesium durchgerührt werden, wodurch angeblich die letzten Spuren von
incrustirenden Stoffen entfernt werden. Die zurückbleibende Masse soll dann zu
ungebleichtem Papiere verarbeitet oder zuvor mittels einer mit Kainit gefällten
Chlorkalklösung gebleicht werden.
Zur Wiedergewinnung des Natrons aus den bei der Herstellung
von Zellstoff verwendeten Laugen empfiehlt F.
Stornier in Paris (* D. R. P. Nr. 21398 vom 3. Februar 1882) einen von der
Abgangshitze eines Flammofens A geheizten Kessel B, wie in Fig. 18 und
19 Taf. 8 angedeutet ist. Der im Kessel B
entwickelte Dampf entweicht durch Rohr C und heizt
einen zweiten Kessel D; die in Folge dessen hier sich
entwickelnden Dämpfe erwärmen in gleicher Weise einen dritten Kessel. Der in diesem
erzeugte Dampf wird entweder zum Erhitzen der in einem vierten Kessel enthaltenen
Flüssigkeit, oder zum Sieden der Lauge, zum Trocknen des Faserbreies u.s.w.
benutzt.
Bei der Anwendung dieses Verfahrens füllt man zunächst die sämmtlichen Kessel mit der
die Incrustate des Holzes, des Strohes u.s.w. enthaltenden Lauge und pumpt dann,
nachdem die Verdampfung begonnen, die Mutterlauge ununterbrochen durch das Rohr M in den Kessel B. Die
schon ein wenig concentrirte Lauge flieſst von letzterem durch das Rohr N in den Kessel D ab,
während der Dampf aus dem Kessel B durch das Rohr C übergeht und die Lauge im Kessel D erhitzt. Durch das Rohr n geht die Lauge von D nach dem dritten
Kessel. Das gebildete Condensationswasser flieſst durch Hähne x ab. Die concentrirten Laugen aus dem dritten Kessel
flieſsen durch Rohr r auf die Herdsohle des Flammofens
A, um hier zur Trockne gebracht und geglüht zu
werden.
In wie fern dieses Verfahren dem Eindampfen in Flammöfen vorzuziehen ist, muſs erst
durch entsprechende Versuche nachgewiesen werden. (Vgl. 1875 218 * 488. 1878 229 * 158. 447.)