Titel: | Ueber die Imprägnirung und Verwendung des Buchenholzes zu Eisenbahnschwellen. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 183 |
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Ueber die Imprägnirung und Verwendung des
Buchenholzes zu Eisenbahnschwellen.
Verwendung des Buchenholzes zu Eisenbahnschwellen.
Wie Claus in einem am 8. Mai d. J. im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen Vortrage (vgl. Glaser's Annalen, 1883 Bd.
2 S. 7) ausführte, hatten im J. 1880/81 bei den im Betriebe befindlichen Eisenbahnen
Deutschlands von 57245km Geleise 52175km Holzschwellen-Oberbau, 4639km eiserne Lang- und Querschwellen und 431km Steinwürfel, so daſs also nur etwa 8 Procent
der vorhandenen Geleise eisernen Oberbau haben. Auf den österreichisch-ungarischen
Bahnen sind von 24577km Geleise nur etwa 30km eiserner, die übrigen sämmtlich
Holzschwellen-Oberbau. Holland und Belgien haben ebenfalls nur wenig eisernen
Oberbau, während die französischen und englischen Ingenieure sich überwiegend
abwehrend gegen die Einführung desselben verhalten.
Im Interesse des deutschen Buchenwaldes erscheint es wünschenswerth, Buchenholz für
Eisenbahnschwellen zu verwenden.Ueber Verwendung des Buchenholzes als Brückenbelag vgl. Sarrazin 1880 235
242. Im J. 1880 waren aber unter den auf den deutschen
Eisenbahnen liegenden 56686000 Holzschwellen nur 656276 Buchenschwellen, also nur
wenig mehr als 1 Proc.; bei den österreichisch-ungarischen Eisenbahnen befanden sich
unter 27183910 Holzschwellen 905265 buchene, also etwas mehr als 3 Proc. Der
Procentsatz der mit Buchen bestandenen Flächen zur gesammten Waldfläche ist aber in
beiden Ländern ein weit gröſserer; in Preuſsen bestehen etwa 17 Procent der
gesammten Waldfläche aus Buchenhochwald mit sehr bedeutenden Vorräthen an haubarem
Holze. Diese geringe Verwendung buchener Schwellen erklärt sich zunächst durch die
Erfahrung, daſs nicht imprägnirte Buchenschwellen nur eine durchschnittliche Dauer
von 2½ bis 3 Jahren zeigten, während rohe Eichenschwellen durchschnittlich 14 bis
16, rohe Kiefern schwellen 7 bis 8 Jahre dauern, so daſs also von Verwendung roher
Buchenschwellen von vorn herein Abstand genommen werden muſste. Auch durch die in
verschiedener Weise herbeigeführte Entsaftung des Buchenholzes ist nach den
gemachten Versuchen eine bemerkenswerthe Verlängerung der Dauer der daraus
gefertigten Schwellen nicht erzielt worden.
Von den 301124 imprägnirten Buchenschwellen, welche in der Zeit von 1852 bis 1858
verlegt worden sind, waren 30862 mit Kreosot, 113667 mit Zinkchlorid, 117051 mit
Kupfervitriol, 39744 mit Schwefelbarium und Eisenoxydul behandelt. Die von der
Köln-Mindener Bahn im J. 1854 verlegten, mit Kreosot behandelten Schwellen ergaben
ein sehr gutes Resultat, indem nach 13 Jahren erst 6,6 Procent der ursprünglich
verlegten Schwellen ausgewechselt waren. Von Funk (vgl.
1876 221 186) wird die durchschnittliche Gesammtdauer
dieser Schwellen zu 17,8 Jahren berechnet. Von den auf der Hannoverschen Eisenbahn
verlegten, mit Chlorzink behandelten 81002 Buchenschwellen waren nach 13½ Jahren
25,5 Proc. mit einer Durchschnittsdauer von 11,1 Jahren ausgewechselt, nach 17½
Jahren war die Auswechselung auf 87,4 Proc. und die Durchschnittsdauer der
ausgewechselten Schwellen auf 14,2 Jahre gestiegen; für sämmtliche Schwellen ergab
sich die Durchschnittsdauer von 14,8 Jahren. Von den auf der Braunschweigischen Bahn
verlegten, mit Chlorzink getränkten Buchenschwellen waren nach 9 Jahren erst 5,5
Proc. ausgewechselt, während die 4577 Schwellen der Köln-Mindener Bahn nur eine
Durchschnittsdauer von 6 Jahren erreichten und sich die ohne Anwendung von Druck mit
Chlorzink behandelten Buchenschwellen der Hessischen Nordbahn keineswegs bewährten.
Als unbefriedigend wird auch das Resultat bezeichnet, welches mit den mit
Kupfervitriol und den mit Schwefelbarium imprägnirten Buchenschwellen erzielt worden
ist. Dieselben muſsten zum gröſsten Theile nach 4 bis 5 Jahren wieder aus dem
Geleise entfernt werden.
Wo Buchenholz verhältniſsmäſsig billig zu haben ist, zeigten sich gut imprägnirte
Buchenschwellen auch in finanzieller Beziehung vortheilhaft. In Hannover z.B.
kostete im J. 1874 eine Eichenschwelle roh 6,10 M., das Imprägniren derselben 0,25,
zusammen 6,35 M., eine Buchenschwelle 3,35 M., das Imprägniren derselben 0,50,
zusammen 3,85 M. Wird die durchschnittliche Dauer der imprägnirten Eichenschwellen
zu 22 Jahren angenommen, so werden, bei den angegebenen Preisen und wenn für das
Auswechseln einer Schwelle 0,50 M. gerechnet wird, die Kosten der Beschaffung und
Unterhaltung der buchenen Schwellen denen der eichenen gleich, wenn erstere die
mittlere Dauer von 11,4 Jahren erreichen. Diese Dauer ist aber nach den auf der
Hannoverschen Bahn gemachten Erfahrungen um 3,4 Jahre gröſser. Wenn trotz dieser
meist günstigen Erfolge bei deutschen Bahnen nicht mehr Buchenschwellen verwendet
werden, so dürfte dies hauptsächlich in der mehrfach gemachten Beobachtung seinen
Grund haben, daſs Buchenschwellen, welche im Aeuſseren noch wohl erhalten schienen,
im Inneren zerstört und völlig morsch waren. In Folge dieser inneren Zerstörung
verloren die Nägel den festen Halt in den Schwellen und die letzteren brachen
zuweilen bei plötzlich eintretenden kräftigen Stöſsen. Bei Bahnen untergeordneter
Bedeutung, auf welchen nur mit geringerer Geschwindigkeit gefahren wird, dürfte
dieses besondere Verhalten der Buchenschwellen ohne Nachtheil und ihre Verwendung
daher ebenso zulässig sein als die der Schwellen aus Kiefern- und sonstigem
Holze.
Die französischen Bahnen verwenden weit mehr Buchenschwellen als die deutschen, die
französische Nordbahn z.B. im J. 1882 340000 Schwellen, welche nach dem Verfahren
von Blythe (1881 240 * 61)
imprägnirt werden. Während hierbei eine Schwelle nur 11k Theeröle aufnimmt, werden nach dem bei deutschen Bahnen üblichen
Verfahren mindestens 18k Kreosotöl aufgenommen.
Offenbar genügt die von Blythe angegebene Behandlung
mit Kreosot haltigen Wasserdämpfen nicht, die zur Fäulniſs geneigten organischen
Stoffe zu entfernen; ebenso wenig wird das Kreosotöl bei der nachfolgenden
Behandlung das Holz völlig durchdringen, so daſs das Verfahren sehr mangelhaft
ist.
Das in Deutschland, besonders auch in den Imprägnirungsanstalten von Rütgers übliche Verfahren der Imprägnirung mit
Kreosotöl ist folgendes: Die Schwellen werden in einem Trockenofen einer allmählich
bis zu 130° gesteigerten Erwärmung ausgesetzt und so lange – mindestens während 4
Stunden – getrocknet, bis keine Wasserdämpfe mehr entweichen und die Hölzer
gleichmäſsig erwärmt sind. Auf denselben Wagen, auf welchen die Schwellen im
Trockenofen lagen, werden dieselben nach dem Trocknen im warmen Zustande in den
eisernen Imprägnirungscylinder gefahren, welcher dann luftdicht verschlossen wird.
Darauf wird in dem Imprägnirungscylinder eine Luftleere von mindestens 55cc Quecksilberstand hergestellt; diese Luftleere
muſs längstens nach Verlauf von 30 Minuten hervorgebracht sein und noch fernere 30
Minuten unterhalten werden. Nach Ablauf dieser Zeit wird unter anhaltender Wirkung
der Luftpumpe der Cylinder mit dem Kreosot haltigen, vorher erwärmten Theeröle
gefüllt, worauf wenigstens 1 Stunde lang ein Ueberdruck von mindestens 6at,7 gegeben wird.
Rütgers bemerkt hierzu, daſs man die Buchenholzschwellen
so frisch als möglich vor dem Eintritte der Gährung des Holzsaftes entweder bei
hoher Temperatur künstlich trocknen, oder durch Dampf erwärmen und auslaugen müsse.
Erstere Behandlung ist schwierig, weil das Buchenholz die Neigung hat, zu reiſsen;
man zieht es deshalb vor, das Holz durch Wasserdämpfe bis in das Innere über 100° zu
erwärmen und dabei möglichst auszulaugen. Soll der Schutz gegen Fäulniſs durch
wässerige Imprägnirungsflüssigkeit herbeigeführt werden, so wird es sich empfehlen,
die Imprägnirung des durch die Behandlung mit Dampf gut vorbereiteten Holzes direkt
folgen zu lassen; sollen aber Theeröle zur Imprägnirung verwendet werden, so müssen
die Schwellen erst austrocknen, wozu im Frühjahre und Sommer ein Zeitraum von 2 bis
3 Monaten ausreicht.
Auf diese Weise gut vorbereitete und mit Sachkenntniſs imprägnirte Buchenschwellen
können unbedingt mit Schwellen aus jedem anderen Holze in Vergleich treten. Das Holz
wird in allen Theilen imprägnirt, es bleibt hart und zähe; die Schienennägel sitzen
fest in demselben, wie bei Schwellen, welche recht lange in der Bahn gelegen hatten,
vielfach festgestellt worden ist.
Das Blythe'sche Verfahren bezeichnet auch Rütgers als höchst mangelhaft.