Titel: | Merryweather's Strassenlocomotive. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 196 |
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Merryweather's Straſsenlocomotive.
Mit Abbildung auf Tafel 13.
Merryweather's Straſsenlocomotive.
Die kleine, für Straſsenbahnen bestimmte Locomotive von Merryweather und Sohne in Greenwich, welche in Fig. 7 Taf.
13 nach Engineering, 1883 Bd. 35 S. 243 dargestellt
ist, soll sich auf verschiedenen Linien (in Dewsbury, Batley, Birstal,
Stockton-Darlington und seit einiger Zeit auch in Rouen) gut bewährt haben. Das
Bemerkenswertheste daran ist der auf dem Dache angebrachte Condensator (vgl. Ch. Brown 1882 246 * 205).
Derselbe besteht aus vier über einander liegenden Schichten enger Kupferröhren von
1m,8 Länge, 25mm äuſserem Durchmesser und 0mm,5
Wandstärke. In jeder Schicht liegen 60 Röhren, welche an den Enden in je einem
Längsrohre von 75mm Durchmesser und 3m,35 Länge befestigt sind. Die gesammte Kühlfläche
beträgt hiernach etwa 40qm. Die Röhren sind mit
einem braunen Schutzfirnisse überzogen. Der Abdampf wird in die obere Röhrenschicht
eingeleitet und das sich niederschlagende Wasser flieſst in den am vorderen Ende der
Locomotive angebrachten Dampfabscheider und aus diesem in den Speisewasserbehälter,
während der nicht condensirte Dampf in den Schornstein ausbläst. Die Condensation
soll so vollständig
sein, daſs es genügt, wenn der etwa 0cbm,5
haltende Behälter täglich einmal nachgefüllt wird. Für die Speisung ist eine von der
Kurbelwelle getriebene Pumpe und ein Injector vorhanden. Kessel und Feuerbüchse
haben die gewöhnliche Anordnung einer Locomotive. Die normale Kesselspannung ist zu
9at,8 angenommen. Die beiden Cylinder Von 0m,158 Durchmesser und 0m,255 Hub liegen innerhalb des Rahmens und sind
durch den Schieberkasten, welcher zugleich zu einem Kesselträger ausgebildet ist,
mit einander verbunden. Damit die gesetzlich vorgeschriebene Maximalgeschwindigkeit
nicht überschritten werden könne, ist auf einer horizontalen Hilfswelle ein
Federregulator angebracht, welcher, sobald die Geschwindigkeit über die bestimmte
Grenze hinausgeht, den Dampf von den Cylindern absperrt und zugleich eine Dampf
bremse in Thätigkeit setzt. Auſserdem ist ein Geschwindigkeitsmesser angeordnet. Die
Dampfbremse kann auch durch einen Fuſshebel angezogen werden. Alle Theile der
Maschine sind besonders kräftig ausgeführt. Umsteuerhebel sind an beiden Enden oder
auch nur einer in der Mitte angebracht. Das Gewicht der Locomotive beträgt leer 6t, mit Kohlen und Wasser ungefähr 7t. Ueber die Betriebskosten sind auf der 4km langen Strecke Stockton-Bridge nach
Norton-Green Versuche durchgeführt, bei welchen sich die Ausgaben für Kokes, Wasser,
Oel, Lohn u.s.w. zu 8,8 Pf, für 1km heraustellten
(Zinsen des Anlagekapitals, sowie Amortisations- und Reparaturkosten sind hierbei
nicht eingerechnet).
Die Straſsenbahn in Rouen ist nach der Revue
industrielle, 1883 S. 14 für eine Gesammtlänge von 32km in Aussicht genommen, wovon jedoch erst 20km ausgeführt sind. Der Betrieb mit Locomotiven
war zunächst nur versuchsweise gestattet, ist dann aber, da keine Einsprüche erhoben
wurden, endgültig gewährt, Das Betriebsmaterial besteht gegenwärtig aus 12 Wagen und
12 Locomotiven, von denen jedoch an Wochen tagen nur die Hälfte und an Sonntagen ⅔
benutzt werden. Es werden damit in der Woche täglich 3200 und an Festtagen 6000 bis
7000 Personen befördert. Jede Locomotive durchläuft täglich im Mittel 100km; die Geschwindigkeit ist in der Stadt auf 8km und vor den Thoren auf 12km in der Stunde festgesetzt. Die Bahn hat
Steigungen von 1 : 20 bis 1 : 40.