Titel: | Das Heizungs- und Lüftungswesen auf der Allgemeinen deutschen Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin. |
Autor: | K. H. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 209 |
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Das Heizungs- und Lüftungswesen auf der
Allgemeinen deutschen Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin.
Patentklasse 36. Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Neuerungen im Heizungs- und Lüftungswesen.
Am 13. Mai d. J. wurde in Berlin eine allgemeine deutsche Ausstellung auf dem Gebiete
der Hygiene und des Rettungswesens eröffnet, welche in 34 Gruppen eine bedeutende
Zahl von Objekten für Gesundheitslehre, Pflege und Technik, sowie für Rettungswesen
vorführt. In Nachfolgendem soll über diejenigen Ausstellungsgegenstände berichtet
werdenVgl. vorstehenden Bericht sowie die Mittheilungen über Maschinen zur Reinigung der Wäsche * S. 78 d.
Bd.Red., welche in Beziehung zu dem
Heizungs- und Lüftungswesen stehen; bei einem Theile derselben kann auf frühere
Mittheilungen dieses Journals verwiesen werden. Zur besseren Uebersichtlichkeit sind
die zu beschreibenden Neuheiten ihrem Zwecke nach geordnet, so daſs zuerst über die
Objekte der Heizung mit und ohne Lüftung, dann über diejenigen der Lüftung berichtet
wird.
Die Heizungsanlagen sind entweder lokale (Einzelheizung), wenn in jedem zu heizenden Räume ein oder mehrere Heizapparate
aufgestellt sind, welche Feuerungsraum und Heizflächen vereinigen, oder centrale
(Sammelheizung), wenn mehrere Räume von einem
Feuerungsraume aus geheizt werden. In ersterem Falle wird die bei der Verbrennung
künstlicher oder natürlicher Brennmaterialien entstehende Wärme unmittelbar benutzt,
um die Raumluft an den die Feuergase einschlieſsenden Heizflächen des Ofens zu
erwärmen. In letzterem Falle wird durch den Verbrennungsprozeſs zuerst heiſse Luft,
heiſses Wasser oder Dampf erzeugt; die heiſse Luft wird nach den zu heizenden Räumen
geleitet und erwärmt diese unmittelbar durch Vermischung mit der Raumluft. Dieses
Heizungssystem heiſst Feuer-Luft-Heizung oder auch kurzweg Luftheizung. Wird das im Feuerungsraume erzeugte heiſse Wasser oder der
Dampf unmittelbar in Heizkörper geleitet, welche in dem zu heizenden Räume
aufgestellt sind, so daſs sich an den Flächen dieser sogen. Wasser- oder Dampföfen
die Raumluft erwärmt, so sind dies die Systeme der Wasser- bezieh. der Dampfheizung. Es kann
jedoch auch das heiſse Wasser oder der Dampf zuerst in einem besonderen Räume zur
Erzeugung von Heizluft benutzt und diese darauf nach den zu heizenden Räumen
geleitet werden; dies sind die Wasser-Luftheizung und die Dampf-Luftheizung. Abarten
bilden die Dampf-Wasserheizung und die Heiſswasser-Warmwasserheizung; im ersteren
Falle wird der erzeugte Dampf nach dem zu heizenden Räume in einen oder mehrere
Oefen geleitet und erwärmt zuerst das in diesen Heizkörpern befindliche Wasser,
welches seine Wärme darauf an die Raumluft abgibt; im zweiten Falle wird im Feuerraume heiſses Wasser
von hoher Temperatur erzeugt und dieses in gleicher Weise wie der Dampf im ersten
Falle benutzt, um zunächst in besonderen Oefen Wasser auf geringe Temperatur zu
erwärmen, welches dann die Wärme an die Raumluft abgibt. Bei Wasser- und bei
Dampfheizung unterscheidet man Niederdruck- und Hochdruckheizung, je nach der Spannung des Wassers
bezieh. des Dampfes.
Lokalheizungen: Die Ausstellung ist mit Objekten
der Lokalheizung vielfach beschickt- zahlreiche Pläne zeigen solche Heizungsanlagen
und die Verbindung derselben mit der Lüftung des Raumes. Es tritt bei fast allen
ausgestellten Oefen das Bestreben zu Tage, die Wärme der Feuergase möglichst
auszunutzen und je nach Bedürfniſs mit und ohne Lüftung des Raumes zu heizen; ferner
den entstehenden Rauch möglichst zu verbrennen, wodurch Ersparniſs an Brennmaterial
entsteht und die Ruſsbildung möglichst vermieden wird.
F. A. Meyer und Comp. in Berlin haben einen rauchverzehrenden Einsatz für Kachelöfen und jede
andere Feuerung ausgestellt. Dieser Einsatz, von R.
Müller in Berlin (* D. R. P. Nr. 19747 vom 15. November 1881) patentirt,
besteht aus einem guſseisernen Kasten, welcher unmittelbar auf den vorhandenen
Planrost gesetzt wird. Wie Fig. 1 Taf.
15 zeigt, ist der unten offene Kasten so geformt, daſs sich seine Deckplatte den
Ofenwänden anlegt und somit zwischen diesen und den Kastenwänden zwei Kanäle
entstehen, welche oben durch viele kleine Oeffnungen mit dem Inneren des Kastens
verbunden sind und zu beiden Seiten der Feuerthür in den Zimmerraum münden. Diese
Kanäle dienen nun zur Zuführung hoch erwärmter Luft zu den auf dem Roste
entwickelten Brenngasen, mit welchen sich die Luft beim Heraustreten aus dem Kasten
durch den langen Schlitz innig mischt und so eine möglichst vollkommene
Rauchverbrennung mit erhöhter Wärmeentwickelung bewirkt. Der Kasten wird durch seine
Thür mit Brennmaterial beschickt.
Der Kachelofen von Romberg und
Mehlmann in Berlin besitzt eine Einrichtung zur Rauchverbrennung von C. Scheide in Müncheberg (* D. R. P. Nr. 12967 vom 29.
Oktober 1879). Ein Chamottekörper bildet die Decke des Feuerraumes; ein Luftrohr
führt von der Seite äuſsere Luft in diesen Brennkopf, in welchem dieser Luftkanal
gabelförmig nach oben führt. Die durch eine mittlere Oeffnung des Chamottekörpers
ziehenden Rauchgase vereinigen sich mit der zugeleiteten erhitzten Luft und
verbrennen auf dem Brennkopfe möglichst vollständig.
Um die Wärme der Feuergase thunlichst auszunützen, führt J.
Stahlkopf in Berlin (* D. R. P. Nr. 13058 vom 1. August 1880 und Zusatz
*Nr. 19144 vom 22. Oktober 1881) in seinen Kachelöfen
die Gase einen möglichst umständlichen Weg. Es sind in den Oefen Züge aus
Dachsteinen mit Eisengerippe eingebaut, die Feuergase gehen in diesen nach oben,
müssen dann in einem mittleren Zuge herabfallen und in einem zweiten Kanäle wieder nach oben
steigen, um in den Schornstein zu gelangen. Die Zimmerluft erwärmt sich zwischen den
Zügen und dem Kachelmantel und tritt oben in das Zimmer aus. Der Heizkasten aus
Guſseisen mit Chamottefutter ist besonders eingesetzt. Die Heizthüren werden nicht
fest zugeschraubt, sondern schlieſsen durch ihre eigene Schwere, wodurch Explosionen
ausgeschlossen werden sollen.
Aehnlich diesen Oefen sind die von der Thonwaarenfabrik der
Magdeburger Bau- und Creditbank ausgestellten Gitteröfen eingerichtet. Der in Kacheln ausgeführte Ofen hat einen frei
stehenden, guſseisernen, mit Chamotte ausgesetzten Heizkasten, welcher für die
Befeuerung mit Holz, Braun- oder Steinkohlen eingerichtet ist. Aus diesem Heizkasten
geht die Feuerluft mittels dreier steigenden und zweier fallenden Züge durch den
ganzen Ofen bis zum Schornsteine, wodurch die möglichste Ausnutzung der Wärme
erreicht wird. Zum Zwecke der Lüftung sind hinter dem Ofen 3 Kanäle angeordnet und
durch Klappen zur Abschlieſsung eingerichtet; der eine Kanal ist am Fuſsboden offen
und dient dazu, die Zimmerluft am Boden abzusaugen, zu erwärmen und an seinem oberen
offenen Ende in das Zimmer zu leiten; der zweite Kanal steht mit der Auſsenluft in
Verbindung und dient somit zur Lufterneuerung, indem er frische Luft ansaugt und
oben in das Zimmer sendet; dabei führt der dritte Kanal die verdorbene Luft vom
Boden nach dem Schornsteine ab. Es ist also je nach Belieben Heizung mit Circulation
und mit Ventilation möglich.
Der von Carl Wolf in Berlin (* D. R. P. Nr. 17461 vom
19. August 1881 und Zusatz * Nr. 17994 vom 23. Oktober 1881) ausgestellte Ofen
besteht, wie aus Fig. 3 und
4 Taf. 15 zu entnehmen ist, aus einem eisernen Heizkörper und einem
denselben umgebenden Mantel. Von dem Feuerkasten B
führt ein Rohr r die Rauchgase durch den oberen Theil
des Ofens und darauf nach dem Schornsteine. Um Ruſsbildung zu verhüten, bezieh. den
Rufs zu verbrennen, ist das Knie s des Rauchrohres r in den Feuerkasten gelegt; dasselbe wird von der
Stichflamme getroffen und roth glühend erhalten. In dieses Knie führt ein Rohr a vom Fuſsboden die Zimmerluft ein; durch die groſse
Erhitzung des Knies s und des Rohres a wird der Zug des Schornsteines C vermehrt und die Absaugung der Zimmerluft gesteigert.
Die Heizung der Zimmerluft erfolgt hauptsächlich in dem Zwischenräume zwischen dem
Kachelmantel A und dem Rauchrohre, welchen die Luft von
unten einströmend durchzieht. Diese Art Rauch Verbrennung erscheint wenig
zweckmäſsig, da die Rauchgase förmlich geheizt werden, ohne daſs diese Wärme später
wieder nutzbar gemacht wird.
Die combinirten Thon-Eisenöfen von Th. Seeberger und E.
Lösche in Landshut sind aus Thoneisenkacheln (vgl. 1883 247 * 24) zusammengesetzt. – Eine wenig empfehlenswerte
Einrichtung ist der Schnellheiz-Apparat für Kachelöfen
von Th. Suchland in Berlin (* D. R. P. Nr. 8208 vom 20. April 1879).
Hier wird ein guſseiserner Kasten in die Ofenfeuerung eingeschoben, nachdem er mit
Brennmaterial gefüllt und dieses entzündet ist. Die Rauchgase entweichen durch eine
Oeffnung in der Decke des Kastens nach dem Ofenraume. Ist der Kasten glühend, so
wird er beliebig weit herausgezogen und soll nun dazu dienen, in kurzer Zeit ein
Zimmer anzuwärmen. – Der drehbare Einsatz von C. Ludwig in Berlin (* D. R. P. Nr. 13183 vom 14.
September 1880) soll demselben Zwecke genügen. Der eiserne Kasten ist hier aus dem
Ofen heraus drehbar, so daſs er beliebig in und auſser dem Ofen zum Heizen verwendet
werden kann.
Aug. Schimpke und Sohn in Frankfurt a. O. (* D. R. P.
Nr. 8723 vom 5. Juni 1879) haben an ihren Kachelöfen
verschiedene Neuerungen angebracht, welche die Construction des unteren Ofentheiles
betreffen. Der den Feuerraum enthaltende Theil besteht aus Chamotte mit
Eisenskelett, letzteres zum Zwecke der leichteren Auswechselung des
Chamotteeinsatzes, ohne dabei den Oberofen abtragen zu müssen. Die Roststäbe sind in
stumpfem Winkel gebogen, wodurch ein gänzliches Zuschütten des Rostes und ein
Herausfallen glühender Kohlen beim Oeffnen der Heizthür verhütet wird. Die
Feuerthüren sind nach innen mit einer Chamotteplatte versehen, welche mit der
eisernen Thürplatte einen Zwischenraum bildet, durch welchen Luft streichen kann,
wodurch das Werfen und Verbrennen der eisernen Thür verhindert wird.
In interessanter Weise hat das Eisenwerk Lauchhammer ein
Bild der Entwickelung der eisernen Oefen durch Ausstellung mehrerer Ausführungen
gegeben, welche von dem aus 6 Eisenplatten gebildeten Ofen für Holzheizung, wie er
schon Mitte des vorigen Jahrhunderts in Lauchhammer hergestellt wurde, bis zum
Ventilationsregulirofen der Neuzeit die verschiedenen Stadien veranschaulichen. Bei
dem ausgestellten Regulirofen wird durch Zuführung
erhitzter Luft über das Feuer Rauchverbrennung eingeleitet. Der Feuerraum ist mit
Chamottefutter versehen, das durch Eisenplatten vor mechanischer Zerstörung
geschützt ist. Das Brennmaterial brennt auf einem Planroste ab; die Feuergase
umspülen einen eingesetzten Wärmekasten und ziehen nach dem Kamine. Hier fehlt also
eine Einrichtung zur Lüftung, welche aber bei dem in Fig. 2 Taf.
15 skizzirten Ventilationsregulirofen vorgesehen ist,
indem frische Luft aus den Kanälen C oder D bei geöffneter Klappe A
um den Feuerraum geführt werden kann und in Mitte des Ofens bei B in das Zimmer eintritt; die verbrauchte Luft wird
durch Umlegen der Klappe B nach der Esse E abgeführt. Die Feuergase haben hier einen längeren
Weg im oberen Ofentheile zu machen, da die eingesetzte Wand a die Gase zwingt, nach ihrem Aufsteigen wieder abwärts zu gehen, um
schlieſslich in den Kamin E zu gelangen. Durch die
schroffe Wegänderung wird eine Wirbelbildung der Gase hervorgerufen, welche eine
Mischung des kälteren und wärmeren Rauches und damit eine bessere Wärmeabgabe
erzielt.
Auf die Bildung der Rauchwege ist bei Ofenanordnungen stets besondere Sorgfalt zu
verwenden. Der Rauch, welcher unmittelbar die äuſseren Ofenwandungen berührt, wird
natürlich stärker abgekühlt wie der in der Mitte und an inneren Ofenwänden
streichende Rauch, so daſs letzterer rascher nach dem Schornsteine entweicht, in
Folge dessen sich die Wärmeabgabe ungünstiger gestaltet. Es ist deshalb die Führung
der Rauchwege so anzuordnen, daſs die Gase sich möglichst mischen, oder so, daſs nur
der am meisten abgekühlte Rauch in den Schornstein entweicht. Die Rauchwege sind
ferner so zu gestalten, daſs ihre Entruſsung bequem erfolgen kann; der sich
ablagernde Rufs beeinträchtigt die Wärmeleitungsfähigkeit der Heizflächen und kann
auch bei ungünstiger Anordnung zu einer Verengung und schlieſslichen Verstopfung der
Rauchwege führen.
Eine reichhaltige Sammlung von Oefen für lokale Heizung
hat das Eisenwerk KaiserslauternBei dieser Gelegenheit verweisen wir auf die anläſslich der Ausstellung
erschienene lehrreiche Sammlung von Heizungs- und Lüftungsanlagen,
ausgeführt durch das Eisenwerk Kaiserslautern,
enthaltend 27 ausgeführte Anlagen in Lokal- und Central-Luft-, Dampf- und
Wasserheizungen in 36 colorirten Blättern mit erläuterndem Texte. Preis 9 M.
(Berlin 1883. Commissionsverlag von A.
Seydel.)Red. ausgestellt (vgl. auch 1877 226 * 2). Der bekannte Meidinger-Ofen besteht im Wesentlichen aus einem guſseisernen
Füllcylinder, mit doppeltem Blechmantel auf gemeinschaftlichem Sockel. Er kann auch
unter Zuführung frischer Luft geheizt werden; stark backende Kohle läſst sich wegen
der groſsen Höhe der Brennmaterialfüllung nicht verwenden. Die Bedienung muſs eine
aufmerksame sein. Die Anbringung des doppelten Ofenmantels verhütet eine zu
bedeutende lästige Wärmeausstrahlung. Der ausgestellte Pfälzer Ofen (* D. R. P. Nr. 922 vom 2. Juli 1877) kann als Schacht- oder
Füllofen verwendet werden, je nachdem man flammende und dicht liegende Brennstoffe,
wie Steinoder Braunkohlen, durch die Schachtthür einfüllt, oder den Ofen bis oben
mit Kokes oder Anthracitkohlen beschickt. Ein Ofenmantel mildert die strahlende
Hitze und ermöglicht, je nach Belieben nur die Zimmerluft durch Circulation oder
unter Einführung frischer Luft zu heizen. Von auſsen, z.B. von einem Gange aus,
heizbar ist der ausgestellte Zimmerschachtofen (* D. R.
P. Nr. 921 vom 2. Juli 1877); der eigentliche Heizofen ist mit Rippen versehen, um
die Wärme abgebenden Flächen zu vermehren und ein Erglühen des Ofens möglichst zu
verhüten. Dieses System findet vielfach als Gefängniſsofen Verwendung; die
ausgestellte Anordnung dieser Art ist ein Zweizellenofen (vgl. Fig. 5 und
6 Taf. 15), welcher in eine zwischen zwei Gefängniſszellen ausgesparte
Nische eingemauert und durch ein pfeilerartiges Mauerwerk verdeckt wird. Auch diese
Construction läſst sich mit Vorkehrung zur Lüftung versehen. Der Saalschachtofen zeigt eine veränderte Führung des
Rauches, welcher nach
seinem Austritte aus der Brennmaterialsäule gezwungen wird, nach abwärts in einen
mit Rippen versehenen guſseisernen Kanal zu gehen und darauf nach dem Schornsteine
zu entweichen. Diese Anordnung bildet den Uebergang zu dem Calorifer der centralen
Luftheizung; es lassen sich kleine Wohnungen mit zusammenstoſsenden Zimmern von
einem solchen Ofen aus heizen, wobei auch wieder Lüftung vorgesehen ist.
Ein Resultat der bekannten Frankfurter Heizversuche ist der ausgestellte Frankfurter Ofen, welcher in Fig. 8 und
9 Taf. 15 veranschaulicht ist. Der mit Chamotte ausgekleidete
Feuerschacht hat oben die dicht schlieſsende Füllthür F
und unten eine Thür mit Regulirschraube P. Dem
hängenden Treppenroste t gegenüber, der eine
gleichmäſsige Lagerung des eingefüllten Brennmaterials bewirkt, befindet sich die
Abzugsöffnung der Gase, welche in den nach dem oberen Ofentheile führenden
Abzugskanal a mündet. Die Rückseite des Gaskanales ist
durch eine starke, gerippte Eisenplatte gebildet, welche den Luftkanal erwärmt;
letzterer geht in den ringförmigen Raum g zwischen
Heizrohr und Mantel über und steht oben mit der Zimmerluft in Verbindung. An den
Treppenrost t schlieſst sich, schräg nach unten
stehend, ein beweglicher Kammrost k an, welcher über
dem kleinen Planroste p endigt. Der Aschenraum steht
bei v mit dem Abzugskanale in unmittelbarer Verbindung;
hier bei v trifft die durch die zweite Regulirschraube
S eintretende Luft vorgewärmt zusammen mit den
Gasen, welche die glühenden Kohlen verlassen, weshalb eine Rauchverbrennung
stattfindet. Die Luftzufuhr kann somit doppelt durch Schraube P und S – beides
regulirbar – erfolgen, wodurch ein Entweichen von Kohlenoxyd verhindert und eine
möglichst vollkommene Verbrennung erreicht wird. Geeignetes Brennmaterial für diesen
Ofen sind Anthracit oder Kokes; jedoch lassen sich auch flammende, nicht backende
Steinkohlen verwenden; bei gasreichen Steinkohlen finden die im Feuercylinder sich
entwickelnden aufsteigenden Gase ihren Abzug durch einige kleine Oeffnungen, welche
dicht unter dem obersten Abschlüsse des Feuercylinders angebracht sind. Der
Lufterwärmungsraum kann unten durch die Klappe K mit
der Zimmerluft oder mit der von auſsen eintretenden Luft in Verbindung gesetzt,
werden; die Luft strömt an der Ringplatte f vorüber
durch den ringförmigen Raum g und oben in das Zimmer.
Ein am oberen Gesimse des Ofenmantels angebrachtes Wassergefäſs vermittelt die
nöthige Befeuchtung der Luft. Dieser Ofen wirkt zur Erwärmung des Fuſsbodens und der
unteren Luftschicht bis zur Höhe F durch Strahlung,
weiter oben hauptsächlich durch Lufterwärmung wie der Pfälzer Ofen; hierdurch wird
eine möglichste Ausgleichung der oberen und unteren Zimmertemperatur erzielt.
Der Forderung einer eleganten Zimmerausstattung entspricht der vorgeführte Kaminofen (* D. R. P. Nr. 921 vom 2. Juli 1877). Die
Heizung erfolgt von
auſsen durch einen Füllsehacht; die zur Verbrennung nöthige Luft wird dem Zimmer
entnommen. Die Zimmerluft circulirt durch den Ofen und erwärmt sich an den gerippten
Heizflächen. Durch Zuführung frischer Auſsenluft kann eine gute Lüftung erreicht
werden. Der ausgestellte Schmölcke-Ofen (* D. R. P. Nr.
1434 vom 22. August 1877) bewirkt bei einer stetigen Einführung frischer erwärmter
Luft auch eine stetige Entfernung der verdorbenen Luft, indem an den eigentlichen
Heizofen ein Kanal angebaut ist, welcher somit stets stark erwärmt wird und die
Zimmerluft nach der Esse absaugt. Die Heizung von Mannschaftszimmern in Kasernen
bedingt eine rasche Erwärmung bei Abgabe strahlender Wärme; diese Bedingung erfüllt
der Kasernenofen, welcher keinen Mantel besitzt und
dessen unterer Theil mit vertikalen Rippen versehen ist, zwischen denen die
Zimmerluft umläuft.
Für Kokesfeuerung ist der bereits in D. p. J. 1879 234 * 458 besprochene Wolpert'sche Strahlenraumofen besonders
geeignet, da er eine groſse Wärme strahlende Heizfläche besitzt, wie aus Fig.
10 Taf. 15 zu ersehen, und die Lufterwärmung zwischen Mantel und
eigentlichem Ofen gut vor sich gehen kann. Die runde Form gestattet, daſs die
Ofentheile beliebig gegen einander verdreht werden können, so daſs für die
Füllschachtöffnung und Rauchrohrabführung stets der geeignete Raum gewählt werden
kann. Die Dichtung der Fugen geschieht mit eingelegter Schlackenwolle und darüber
geschüttetem Sande. Die Anlage der Lüftung läſst sich leicht anbringen und die
nöthige Luftbefeuchtung wird durch das den Ofendeckel bildende
Wasserverdunstungsbecken erhalten.
Als Armaturen für Lokalheizungen sind der von dem Eisenwerk
Kaiserslautern ausgestellte Jalousie-Ofenmantel (vgl. 1883 247 25), ein Wärmevertheiler und ein Verdunstungsschirm, sämmtlich von Prof. Wolpert angegeben, zu erwähnen. Der Wärmevertheiler hat den Zweck, den von
einem Ofen aufsteigenden heiſsen Luftstrom am weiteren Aufsteigen gegen die
Zimmerdecke zu hindern und ihn seitlich zu schleudern. Dies geschieht durch zwei mit
einander verbundene Flügelscheiben aus sehr dünnem Bleche; die untere dient als
Motor für die obere und wird durch den aufsteigenden Luftstrom bewegt, wogegen die
obere die Vertheilung bewirkt. Der Apparat wird auf den Ofen gestellt, oder über
demselben aufgehängt. Der Verdunstungsschirm besteht aus einem über ein Drahtgestell
von conischer Gestalt gelegten, gut wassersaugenden Stoffe, dessen obere Endlappen
in ein Gefäſs mit Wasser reichen, welches auf den Ofen gestellt wird. Der aus dem
Ofen kommende heiſse Luftstrom wird vom Schirme aufgefangen und seitlich abgelenkt;
hierbei erfolgt eine ausgiebige Wasserverdunstung an dem nassen Schirme und
Luftreinigung, indem dieser den Staub möglichst zurückhält.
In Form und Construction fast genau gleich dem vorstehend erwähnten Zimmerschachtofen
ist der von Käuffer und Comp. in Mainz und Berlin
ausgestellte Schachtofen; derselbe kann auch zum
gleichzeitigen Beheizen
von mehreren Zimmern benutzt werden und ist zum Zwecke der Lufterneuerung, wie es
für Krankenhäuser, Schulen u. dgl. dringendes Bedürfniſs ist, sehr geeignet.
Gleichem Zwecke hauptsächlich dient der von W. Born in
Magdeburg (* D. R. P. Nr. 142 vom 27. Juli 1877) ausgestellte Lufterneuerungsofen. Die durch Verbrennung des
Brennmaterials auf einem Planroste entstehenden Feuergase durchziehen den Ofen in
schlitzartig aus einander gezogenen, durch eingesetzte Chamotte-steine gebildeten
Zügen, welche ein Erglühen der Ofenwand verhüten und leicht zu reinigen sein sollen.
Nach Schluſs der Feuerthüren kann eine an der Rückwand des Ofens befindliche Thür
geöffnet werden, so daſs die kalte Luft vom Fuſsboden durch den angewärmten
Schornstein abgesaugt wird. Um diese abgezogene Luft wieder zu ersetzen, wird
frische Luft von auſsen hinter den Ofen geführt, wo sie sich erwärmt und nach der
Decke steigt; es entsteht also eine stetige Lufterneuerung, welche nur während der
kurzen Feuerungszeit unterbrochen wird.
Die von C. Geiseler in Berlin ausgestellten Schachtöfen besitzen eine Einrichtung, um zur Erhöhung
des Heizeffektes stark erhitzte Luft über und unter den Rost zu leiten; ferner ist
für Zuführung frischer Auſsenluft zum Zwecke der Lüftung gesorgt (vgl. 1883 247 * 24). Genügende Rauchverzehrung und dadurch einen
besseren Wirkungsgrad des Ofens zu erzielen, hat auch die von B. Salbach in Dresden (* D. R. P. Nr. 20663 vom 24.
März 1882) durch Zeichnung vorgeführte Feuerungsanlage zur Aufgabe, welche auch für
Centralheizung Verwendung finden kann. Vor dem Roste befindet sich ein Vorraum,
welcher eine gröſsere Menge Brennmaterial aufnehmen kann. Die Verbrennung findet am
äuſsersten Theile des Rostes statt, wo die Verbrennungsgase abziehen, und setzt sich
von dort aus allmählich rückwärts dem frisch aufgeworfenen Brennmateriale entgegen
fort. Ueber dem Feuerraume steht ein Hohlcylinder aus Chamotte mit Eisenhülle, in
welchem den Feuergasen Luft zugeführt wird, die vorher den Feuerraum umzogen, also
sich stark erhitzt hat. Diese Luft tritt durch Schlitze in diesen Mischcylinder ein,
in welchem eine Kugelschale die Gase zwingt, sich auszubreiten und innig mit der
Luft zu mischen. Der Cylinder ist durch eine Porzellandüse geschlossen, durch welche
das Gemisch von Luft und Feuergasen in den eigentlichen Ofen tritt und dort
verbrennt. Es ist somit eine Art Gasheizung erzielt und eine möglichste Ausnutzung
der Feuergase erreicht.
Bei den Zimmeröfen von M.
Adler in Berlin (* D. R. P. Nr. 4631 vom 12. Mai 1878) ist hauptsächlich
auf eine leichte Zusammensetzbarkeit Rücksicht genommen. In einem Mantel aus Stein
oder Metall steht auf einem Sockel aus Ziegeln, welcher den Aschenfall enthält, ein
mit Eisen bekleideter Chamotte-Einsatzofen. Die Rauchgase durchziehen frei stehende,
aus Thon mit eisernen Kniestücken gebildete Rauchröhren. Diese Röhren sind durch
übergeschobene Ringe, welche sich auf eingesetzte Stifte lagern, verbunden, wobei
Dichtungsmaterial zwischen die Röhrenenden gelegt wird. Es können der Einsatzofen und die
Circulationsrauchröhren aus einander genommen werden, ohne daſs der Mantel
beeinfluſst wird.
Um eine gewünschte geringere Wärme zu erzielen, wird gewöhnlich der Zutritt der
Verbrennungsluft verringert, wodurch aber eine unvollkommene Verbrennung und somit
ein Verlust an unverbrannten Rauchgasen entsteht- der Aufwand an Brennmaterial
stellt sich viel gröſser, als er dem erzielten geringeren Wärmeeffekte entsprechen
würde. Diesem Uebelstande sucht Heinr. Maey in Zürich
(* D. R. P. Nr. 8817 vom 9. Oktober 1879 nebst Zusätzen Nr. 13 965 vom 19. Oktober
1880 und Nr. 22191 vom 28. Januar 1882) bei seinen Füllöfen, wie bereits in D. p. J. 1882 243 *
217 näher ausgeführt wurde, dadurch abzuhelfen, daſs er den conisch gebauten Rost
durch Scheidewände in 3 Theile theilt und um den in der Ofenachse angelegten
Füllcylinder 3 Röhren anordnet, entsprechend der Dreitheilung des Rostes, welche –
oben sich vereinigend – den Rauch abführen. Diese Röhren sind mit Schiebern
versehen; es kann somit mit ein oder zwei Rosttheilen geheizt werden, indem durch
Abschluſs der betreffenden Rauchröhre das Feuer auf dem entsprechenden Rosttheile
erstickt wird. Diese Einrichtung wird wohl etwas nützen können; als eine wirkliche
Lösung der Aufgabe der partiellen Heizung kann sie jedoch nicht betrachtet
werden.
Die von Möhrlin und Rödel in Stuttgart vorgeführten so
genannten Sanitätsöfen haben den Vorzug, daſs in ihnen
jedes beliebige feste Brennmaterial verbrannt werden kann; es ist dies durch
Anwendung eines Korbrostes erreicht. Der Ofen ist mit einem seitlichen Füllschachte
versehen; auf dem Feuerherde steht ein 3 armiges Rohr, welches die Rauchgase
durchziehen, um dann in einem mittleren Heizcylinder abwärts zu fallen und nach dem
Kamine auszutreten. Einem Erglühen der Heizflächen ist dadurch vorgebeugt, daſs das
Brennmaterial nicht mit denselben in Berührung kommt. Durch die Schlitze des
Korbrostes wird dem Feuer die nöthige Luft zugeführt; eine ausreichende Lüftung ist
durch die Führung frischer Luft von auſsen durch den Ofen erzielt.
Um je nach Belieben mit Circulation oder mit Lüftung zu heizen, ist es nothwendig,
die betreffenden Kanäle zweckentsprechend zu schlieſsen bezieh. zu öffnen. Dies
geschieht gewöhnlich durch einige Klappen oder Schieber, welche jeder für sich
gestellt werden müssen. Eine einfache Combination dieser Regulirungsvorrichtung
zeigen die von Hörning und Henneberg in Podejuch bei
Stettin ausgestellten Oefen, patentirt von Rottenburg
in Königsberg i. Pr. (* D. R. P. Nr. 16072 vom 6. Februar 1881). Dieser Ofen besteht
aus einem trichterförmigen Feuerraume und drei eisernen, concentrischen Cylindern,
wobei der Zwischenraum zwischen dem äuſseren und mittleren Cylinder mit ausgeglühtem
Sande und Lehm ausgefüllt ist, während der nächste Zwischenraum spiralförmige Züge
aus schmalen Chamotteplatten enthält, welche letztere auf angegossenen Leisten ruhen. Der mittlere
Cylinder ist oben und unten offen. Die Feuergase durchziehen die Spiralzüge und
entweichen darauf nach dem Schornsteine. Unter dem Ofen ist ein 4zelliger
Ventilationsregulirkasten (vgl. Fig. 7 Taf.
15) angebracht, welcher mittels Handgriff um eine vertikale Achse beweglich ist. Im
Fuſsboden mündet ein Kanal, welcher frische Auſsenluft herbeiführt. Wird nun der
Kasten so gestellt, daſs das verlängerte Bodenblech a
über die Luftkanalöffnung gelangt, so kann nur Zimmerluft in den inneren Cylinder
treten und es wird mittels Circulation geheizt. Kommt durch Verstellung des Kastens
die allseitig-geschlossene Zelle b über den Kanal, so
ist der Ventilationscylinder vollständig abgeschlossen, der Ofen heizt wie ein
gewöhnlicher Ofen nur mit seinen Auſsenwänden. Wird die Zelle c über den Kanal gestellt, so tritt frische Luft und
Zimmerluft in den Ofen; bei einer Verschiebung des Kastens, bei welcher endlich die
Zelle d an die Reihe kommt, tritt nur Auſsenluft in den
Ofen und es wird diese erwärmt in das Zimmer treten und lüftend wirken. Durch die
übergestellte Zelle e tritt frische Luft durch den
Kasten unmittelbar in das Zimmer und der innere Cylinder ist abgeschlossen, wodurch
im Sommer eine Lüftung erzielbar ist.
C. Böhringer in Bischweiler i. E. hat Füllöfen mit rauchverzehrender Feuerung und
Ventilationssockel ausgestellt (vgl. 1883 247 * 24),
ferner Füllöfen von F.
Knupfer in Bischweiler (* D. R. P. Nr. 17897 vom 5. Juli 1881), bei welchen
der untere Theil des in das Feuer hineinragenden Füllschachtes mit Röhren verbunden
ist, in denen die Feuergase herumziehen. Die aus dem Zimmer oder von auſsen
zutretende Luft umspült den Füllschacht und diese Röhren, so daſs ein Erglühen
dieser Theile und dadurch eine rasche Zerstörung möglichst verhütet ist, indem die
Feuergase sich besser vertheilen und ihre Wärme unmittelbar an die zu heizende Luft
abgeben. Ferner ist durch eine geeignete Verbindung der Klappen an den
Zuführungskanälen der frischen und der Zimmerluft in den Ofen verhindert, daſs eine
unrichtige Stellung der Klappe erfolgt, indem beim Schlieſsen des einen Kanales der
andere von selbst geöffnet wird.
Die von E. Wille und Comp. in Berlin (* D. R. P. Nr.
3643 vom 29. Januar 1878) ausgestellten Kamine sind in
zwei Systemen ausgeführt, Beide haben eine Verschluſsconstruction, welche in einer
verschiebbaren, durch Hebel mit Zahnstangen stellbaren Platte in der Kamin
vorderwand und darunter befindlichem verstellbarem Gitter und seitlichen Rosetten
besteht. Die Platte trennt das Kaminfeuer von dem Zimmer; Gitter und Rosetten
vermitteln den Zutritt von Luft unter und über den Rost. Zur schnellen Erwärmung
wird die Platte herunter gelassen, so daſs das Feuer nicht mehr sichtbar ist, und es
werden die Luftzuführungen geöffnet; durch verschieden weites Oeffnen der Platte und
entsprechende Stellung der Luftzuführungen kann die Verbrennung beliebig regulirt
werden. Bei der einen Art dieser Kamine ziehen die Feuergase durch ein System von
Röhren, ehe sie in den Schornstein gelangen; bei der anderen Gruppe streichen die
Gase durch ein langes guſseisernes Rippenrohr. In beiden Fällen wird je nach Bedarf
die Zimmerluft oder frische Auſsenluft von unten nach oben um die betreffenden
Heizflächen geführt, welche so angelegt sind, daſs sie wenig in das Zimmer
hervortreten, damit der Charakter der Kaminfeuerung gewahrt bleibt.
Um dem Feuerkorbe von Füllöfen amerikanischen Systemes
Luft zuzuführen und das sich entwickelnde Kohlenoxydgas zu entfernen, haben Gebrüder Gienanth in Eisenberg und Hochstein (* D. R.
P. Nr. 21710 vom 22. März 1882) einen besonderen kleinen Ventilator an ihren
ausgestellten Oefen angebracht. Ein Schaufelrädchen wird durch den Zug des Ofens
gedreht und treibt Zimmerluft durch ein Rohr nach einem den oberen Rand des
Feuerkorbes bildenden ringförmigen Kanäle, aus welchem dann die Luft durch viele
kleine Oeffnungen dem Feuer zugeführt wird. Zum Aufsaugen der sich entwickelnden
Kohlenoxydgase ist am Füllcylinder ein Guſsrohr angebracht und mit einer gröſseren
Zahl Löcher versehen; dieses Rohr mündet in einen Abzug nach dem Kamine. Eine gut
angelegte Rauchverbrennung dürfte diesem Absaugen der Kohlenoxydgase vorzuziehen
sein.
Einen compendiösen Heizapparat bildet der irische Ofen
von J. Musgrave in Belfast (* D. R. P. Nr. 1329 vom 4.
September 1877), welchen D. Grove in Berlin in
verschiedenen Ausführungen ausgestellt hat. Wie Fig. 11
Taf. 15 zeigt, wird das Brennmaterial, am besten Koke, – etwas abweichend wie in D. p. J. 1877 226 * 5 und
122 bereits berichtet ist – in einen Füllschacht eingebracht; die sich entwickelnden
Rauchgase müssen durch die Füllung ziehen und erst nach abwärts streichen, ehe sie
von dem wieder aufwärts führenden Kanäle nach dem Schornsteine gelangen. Es sind
keine Eisentheile mit dem Feuer direkt in Berührung, da der Schacht mit Chamotte
ausgekleidet ist. Die Zimmerluft oder frische Auſsenluft umspült die Heizflächen und
wird durch Vermittelung eines Verdunstungsbeckens angefeuchtet.
L. Marburg und Söhne in Frankfurt a. M. haben
verschiedene amerikanische Füllöfen, genannt Crown-jewel, ausgestellt. Die Einfüllung des
Brennmaterials geschieht nach Abhebung des Ofendeckels. Die Verbrennung erfolgt in
einem Feuertopfe, in welchem das Brennmaterial, langsam nach unten sinkend, sich
ausbreitet. Die Rauchführung ist zweckmäſsig; die Zimmerluft erwärmt sich an den im
Sockel befindlichen Rauchkanälen und an dem Ofenmantel. Die äuſsere Ausstattung mit
der Anordnung der Glimmerscheiben, welche das Feuer sichtbar machen, ist bekannt
(vgl. auch 1882 245 * 31). Die genannte Firma hat ferner
noch Füllöfen nach ihrem eigenen Systeme ausgestellt.
Besondere Beachtung verdienen die von A. Benver in
Berlin bezieh. Gebrüder Buderus in Hirzenhainerhütte
und Mainweserhütte in Oberhessen ausgestellten Füllreguliröfen. Die verschiedenen Arten derselben zeigen das Bestreben,
bei möglichster Ausnutzung des Brennmaterials eine gesunde Heizanlage zu schaffen,
und zeichnen sich namentlich die von der letztgenannten Firma stammenden Oefen,
welche den verschiedenen Patenten von Lönholdt (vgl.
1883 248 * 119) entsprechend eingerichtet sind, durch
sehr elegante Form aus. Die von Benver vorgeführten
Oefen sind von der Nürnberger Ofenfabrik nach Elterich's Patent (vgl. 1883 248 * 118) gebaut. Unter der reichhaltigen Ausstellung von Gebrüder Körting in Hannover befindet sich auch ein Füllregulirofen von A.
Giesker in Bleicherweg-Zürich (* D. R. P. Nr. 20658 vom 4. März 1882) mit
besonderer Regulirvorrichtung für die Zuführung der Verbrennungsluft. Die Wände des
Feuerraumes sind mit kleinen Oeffnungen versehen, welche mit dem Räume des
Aschenfalles in Verbindung stehen. In der Feuerthür ist eine durch Schraube
stellbare Regulirscheibe angebracht, welche die zur Verbrennung nöthige Luft unter
den Rost strömen läſst; ein Theil dieser Luft zieht jedoch durch die kleinen
Oeffnungen auch über die Flamme und, da derselbe sich auf seinem Wege dahin stark
erhitzt, so bewirkt er eine möglichst vollkommene Verbrennung der Feuergase. Die
erwähnte Regulirscheibe regulirt somit den Gang der Verbrennung, indem ihre
Einstellung die Gesammtmenge der zugeführten Verbrennungsluft bestimmt.
Die Verwendung eines eigenartigen Brennmaterials zeigen die von Rich. Pauly in Berlin ausgestellten Grude-Oefen, welche durch mehrere Patente (* D. R. P.
Nr. 981 vom 20. September 1877, vgl. D. p. J. 1878 230 448. * D. R. P. Nr. 8010 vom 8. April 1879 und
Zusätze Nr. 10085 vom 25. Juni 1879, Nr. 11902 vom 28. April 1880) geschützt sind.
Grude ist der Rückstand der bei der Paraffinfabrikation in Retorten ab-geschweelten
Braunkohle, welche durch Destillation alle Theer- und Schwefelbestandtheile verloren
hat und nur aus Kohle und erdigen Theilen besteht; diese Kokes verbrennen zu reiner
Kohlensäure und entwickeln weder Rufs, noch Rauch. In den ausgestellten Glutöfen
wird die Grude auf einer Unterlage von Asche entzündet, brennt dann gleichmäſsig
fort und entwickelt eine Temperatur von 275 bis 450°. Die Ofeneinrichtung ist diesem
eigenartigen Brennmateriale besonders angepaſst, wie auch für einfache Regulirung
des Brandes Sorge getragen ist; eine Lüftung des zu heizenden Raumes kann leicht
erfolgen.
Es sind noch zwei Anordnungen zu erwähnen, welche ermöglichen sollen, den Rauchabzug
zum Zwecke der Zurückhaltung der Feuergase im Ofen nach beendigter Heizung absperren
zu können, ohne die Gefahr des Austretens von Kohlenoxydgas und damit einer
Vergiftung der Zimmerluft hervorzurufen. Ed. Fiek in
Eberswalde und Max Adam in Posen gewähren in ihren
ausgestellten Einrichtungen dem sich entwickelnden Kohlenoxydgase einen Abzug und
schlieſsen dabei die berüchtigte, vielfach verbotene Ofenklappe in der
gebräuchlichen Form aus. Bei der Fiek'schen Anordnung
(* D. R. P. Nr. 35 vom 13. Juli 1877) wird aus dem Ofen ein besonderes enges Rohr in
den Rauchabzug hinter die Klappe geleitet. Bei Adam (* D. R. P. Nr.
18999 vom 1. Januar 1882) ist das Ofenrohr oval gebildet und die Drosselklappe
rechtwinklig abgebogen, so daſs die beiden Theile wechselseitig schlieſsen und
öffnen. Der gröſsere Schenkel der Klappe dient als Dunstklappe; ist er geschlossen
so wird der Rauchabzug erschwert und die Wärme der Rauchgase im Ofen weiter
ausgenutzt, wenn die eigentliche Heizung beendigt wird; hierbei ist der kleinere
Schenkel offen und gewährt dem Kohlenoxyd-gase einen Abzug nach dem Kamine. Während
des Heizens wird durch eine Vierteldrehung der kleinere Theil der Klappe
geschlossen; der gröſsere ist dann offen und gestattet den Abzug des Rauches. Bei
gewöhnlichen Ofen können beide Anordnungen etwas nützen, indem sie die Gefahr einer
Vergiftung veringern, wenn auch nicht ausschlieſsen. Am sichersten ist jedenfalls
die vollständige Beseitigung jeder Ofenklappe; der Gefahrlosigkeit muſs das Opfer
des durch die entweichenden Gase entstehenden Wärmeverlustes gebracht werden.
K. H.