Titel: | H. Howaldt's Plattenbiegmaschine. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 247 |
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H. Howaldt's Plattenbiegmaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel 17.
Howaldt's Plattenbiegemaschine.
Die beim Schiffsbaue als Kielplatten, Tankplatten u.s.w. benutzten gebogenen Bleche
bedürfen einer äuſserst genauen Formgebung; der benöthigte stetige Formübergang,
welcher häufig durch eine scharfe Biegung zu unterbrechen ist, wurde durch die
bisher gebräuchlichen Maschinen so unvollkommen ausgeführt, daſs noch ein
nachträgliches Richten von Hand erfolgen muſste. Es gibt nun H. Howaldt in Kiel (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 21257 vom 28. Juni 1882) eine
Maschine an, welche die einfachsten wie schwierigsten Biegungen schnell und
sorgfältig erzeugen soll.
Der Grundgedanke bei der Construction ist der, daſs mehrere von einander unabhängige
Hebel d (Fig. 10 und
11 Taf. 17) durch Gewichtszug die zu biegende Platte gegen die
Grundplatte a oder die auf derselben befestigten
Formstücke pressen. An die Grundplatte a schlieſst sich
der Rahmen b mit den Lagerungskästen c an, welche die Lager der Hebel d tragen. Diese Kästen c
können durch die Schrauben n fest gegen die Grundplatte
a geschraubt werden. Vor den Hebeln d sind Böcke e
aufgerichtet, welche die Trommelwelle f tragen. Zu
jedem Hebel d gehört eine Trommel, mit welcher er durch
eine Kette oder ein Drahtseil verbunden ist, so daſs durch Drehung der Trommelwelle
f sämmtliche Hebel d
aus der horizontalen punktirten Lage in die vertikale Stellung gebracht werden
können. Die Hebel d sind durch Ketten, die über Rollen
m1 und m geführt sind, mit Gewichten l verbunden, welche die Hebel d in ihre
wagrechte Lage zurückzuführen streben.
Die Trommelwelle wird beispielsweise durch ein Schraubenge triebe gj von dem Kettenrade i
aus bethätigt. Die Schraubenräder g sitzen lose auf der
Welle f, wenn sie nicht durch Reibungskuppelungen h angezogen werden, wobei Sperrräder k mit am Bockgestelle e
befestigten Klinken die nöthige Sicherung geben.
Soll eine Platte nur im Winkel gebogen werden, so werden die Hebel d, welche etwa 25 bis 30cm von einander angeordnet sind, durch Drehung der Trommelwelle f in ihre lothrechte Stellung gebracht. Die aus dem
Glühofen gezogene rothwarme Platte wird vertikal gestellt und in den aus Fig.
12 ersichtlichen Schlitz zwischen der Grundplatte a und den sich im Rahmen b bewegenden
Lagerungskästen c gesteckt und durch Unterlagen
gestützt in der gewünschten Tiefe gehalten. Nun werden die Lagerungskästen c mit den Preſsschrauben n
angezogen, wodurch die Blechplatte fest gegen die Kante der Grundplatte a gedrückt wird. (Statt die Lagerkästen durch die
Schrauben n zu bewegen, kann das Blech auch durch
zwischen Kasten c und Rahmen b getriebene Keile befestigt werden:, oder das Andrücken kann durch
Dampf-, Wasserkraft o. dgl. geschehen.) Werden nun die Klinken der Sperrräder
ausgehoben und die
Reibungskuppelungen gelöst, so legen sich die durch die Gewichte l beschwerten Hebel in die horizontale Stellung nieder
und biegen so die Blechplatte über die Kante der Grundplatte in die gewünschte
Form.
Soll der Winkel, welchen der gerade Theil der Blechplatte mit dem gebogenen macht,
gröſser als 90° sein, so werden entsprechende Keilstücke auf der Grundplatte a befestigt, die dann die Biegung begrenzen. Es ist
leicht ersichtlich, daſs diese Keilstücke auch verschieden schräg sein können, da
jeder Hebel unabhängig vom anderen arbeitet, und daſs auf diese Weise windschiefe
Platten hergestellt werden können. Sind die Schmiegen für einige Stellen der Platten
bekannt, so kann man mit diesen den Verlauf derselben bestimmen und braucht auch
nicht unter jedem Hebel ein Keilstück anzubringen, sondern wird die betreffenden
Keilstücke durch einen Balken mit einander verbinden, welcher alsdann zur Auflage
der niedergehenden Hebel dient.
Haben die zu biegenden Platten unregelmäſsige Flächen, so werden passend geformte
Unterlagstücke auf der Grundplatte a angewendet und an
den Hebeln d entsprechende Hilfsstücke befestigt.
Selbstverständlich können die Hebel d anstatt durch
Gewichte auch durch Dampf-, Wasserdruck o. dgl. niedergedrückt werden. Da eine
unbegrenzte Anzahl von Hebeln d angeordnet werden kann,
so können Platten von beliebiger Länge gebogen werden.