Titel: | Neuerungen an Rauhmaschinen. |
Autor: | Rn. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 255 |
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Neuerungen an Rauhmaschinen.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 18.
Neuerungen an Rauhmaschinen.
Von Ernst Geſsner zu Aue in Sachsen, dessen Name durch
seine Doppelrauhmaschine mit der neueren Entwickelung der Rauherei eng
zusammenhängt, sind neuerdings wieder eine ganze Anzahl nicht unwesentlicher
Verbesserungen an Rauhmaschinen (* D. R. P. Nr. 16700 vom 30. Juni 1880)
angegeben.
In Fig.
1 Taf. 18 ist eine neue Rauhmaschine mit zwei
Rauhtrommeln und 6 Anstrichen wiedergegeben, welche mehrere Neuerungen
aufweist. Bei solchen Rauhmaschinen mit 2 Trommeln wurde bisher die eine Trommel von
der Deckentransmission durch Riemen und die andere von der ersteren aus – gewöhnlich
durch Räder – betrieben. Dagegen ist jetzt unter den Trommeln A und B eine den
Hauptantrieb erhaltende Vorgelegewelle V angebracht,
von deren Scheibe III aus mittels der Scheiben I und II und Riemen die
Rauhtrommeln gesondert ihre Bewegung erhalten. Zwischen die Scheiben I und II und die
Trommelachsen sind lösbare Kuppelungen eingeschaltet, welche gestatten, jede Trommel
einzeln still zu stellen, während die andere fortarbeitet, wie dies z.B. beim Auswechseln und
Reinigen der Rauhkarden nöthig werden kann. Auch kann die Drehungsrichtung jeder
Trommel durch entsprechendes Schränken oder Oeffnen des Riemens abgeändert
werden.
Die Tuchführung um die Trommeln ist so angeordnet, daſs seitlich auſsen freier Platz
für das Karden wechseln und unten zur Anbringung der die Karden stetig reinigenden
Bürstenwalzen b1 und
b2 bleibt. Bei der
früheren Anordnung (vgl. Schwamborn 1875 216 * 417), wo die Reinigungsbürstenwalzen oberhalb der
Rauhtrommeln angebracht waren, konnten immer noch Rauhhaare innerhalb des Tuchganges
fallen. Die Bürstenwalzen b1, b2 werden
auch von der Vorgelegewelle V aus getrieben und laufen
in den Kästen K1 und
K2, in denen sich
die Rauhhaare sammeln. Die Tuchführung verlangt hierbei, daſs das zusammengenähte,
also endlose Tuch oberhalb der Trommeln seinen Rückgang findet (vgl. Dawson 1860 155 * 262). L1 bis l6 sind Leitwalzen,
welche durch die Kette h getrieben werden und von denen
l1 mit einer
Breithaltevorrichtung versehen ist. Hinter der Walze l5 wird das Tuch durch die schwingende
Tafel T gefaltet und in diesem Zustande von den
Tragwalzen t1 bis t10 nach links
gebracht, um über die Walze l6 zurück zum Anfange zu gelangen. d1 und d2 sind Druckwalzen, welche in mit Gewichten
belasteten Hebeln lagern und eine sichere Mitnahme des Tuches seitens der Walzen l1 und l4 bewirken. Der
Antrieb dieser Walzen erfolgt ebenfalls von der Vorgelegewelle V aus durch Riemen und Räderübersetzung. Wenn statt der
Scheiben IV und VI
Stufenscheiben angewendet werden, so kann man durch Verlegen des Riemens auf
denselben die Geschwindigkeit des Tuches schnell und leicht während des Ganges der
Maschine ändern, was bei der Behandlung von Waaren, welche wenig Rauherei bedürfen,
von Vortheil ist.
Um das Tuch den Trommeln in verschiedener Weise darbieten zu können, wie dies
erforderlich ist, sind die Leitwellen w verstellbar
angeordnet. Auf den Trommelachsen sind lose drehbar die Segmente s1, s2 und s3, s4, welche in
verschiebbaren Stelleisen die Leitwellen w tragen. Die
Segmente sind mit kleinen Bogenstücken mit innerer und äuſserer Verzahnung versehen,
zwischen welchen die Zahnräder r1 und r2 gleichzeitig eingreifen. Durch Drehen dieser
Zahnräder mittels Kurbel- und Schneckengetriebe wird die gewünschte Veränderung der
Anstrichlänge in leichter Weise ausgeführt, ohne daſs die Spannung des Tuches
innerhalb der Maschine sich merklich ändert.
Die Rauhtrommeln A und B
werden während ihrer Drehung achsial hin- und hergeschoben, um das Auftreten von
Längsstreifen zu vermeiden, welche sich sonst je nach der Beschaffenheit der
einzelnen Rauhkarden leicht bilden könnten.
Eine Anordnung, um das Tuch bei einem Durchgange gleichzeitig
auf beiden Seiten zu rauhen, zeigt die in Fig. 2 Taf.
18 dargestellte Rauhmaschine mit 3 Trommeln A, B und
C. Die Trommeln A und
C streichen an der Rechtsseite, B an der
Linksseite. Bei Weglassung der Trommel A oder C würde eine sogen. Doppelrauhmaschine mit 2 Trommeln entstehen, auf welcher gleichzeitig
beide Tuchseiten gerauht werden.
Fig.
7 Taf. 18 zeigt verschiedene Arten der Fassung und
Lagerung rotirender Karden. Die gewöhnlichen Kardendisteln K1 werden in der Mitte
durchbohrt und auf schwache Spindeln s gesteckt, wobei
eine sternförmige Kappe den Kopf der Distel schützt. Hinter dieser Kappe wird ein
Bindfaden befestigt, dessen beide Enden über die Disteln zwischen den Zähnen
durchgezogen, dann um den Stiel geschlungen und an einem an der Spindel sitzenden
Stifte verbunden werden. Diese Fassungsart verhindert das bisher bei der Verwendung
von rotirenden Karden auftretende Zerplatzen der einfach aufgesteckten Disteln.
Die Spindeln lagern in kleinen Böcken B, welche auf der
mit Holz verschalten Trommel durch Holzschrauben befestigt werden. Die eine Säule
der Böckchen B ist immer bloſs seitlich eingekerbt. Bei
I ist die andere Säule ganz durchbohrt und die
Platte i verschliefst nach dem Einbringen der Spindel
die Oeffnung. Der bisherige Verschluſs durch hintere Feder mit Platte war
mangelhaft, da die Spindel beim Rauhen dieselbe leicht zurückdrücken konnte. Dies
ist dadurch vermieden, daſs die Feder f seitlich
angebracht und die Platte i durch ein Häkchen i1 die Säule ordentlich
umklammert. Bei II ist die zweite Säule auch nur
eingekerbt und seitlich offen, um die Spindel gleich von oben einbringen zu können;
diese Einrichtung ist nur bei stets einseitiger Drehungsrichtung der Trommel
anzuwenden. III zeigt die Einrichtung für das
Festhalten der Spindel s durch die Feder f allein, wenn die Karden auf Röhren gesteckt werden.
Die Kardendisteln sind hier durch rotirenden Kratzenbeschlag
K2 (vgl. Fürth
1876 219 * 121) ersetzt, der auf einem ähnlich geformten
Kerne H befestigt wird.
Die rotirenden Karden wurden bisher in der Weise auf die Trommeln gesetzt, daſs
entweder abwechselnd die eine Reihe nach rechts, die andere nach links zu schräg,
oder alle Reihen von der Mitte aus schräg nach beiden Seiten gerichtet waren. In
Fig. 3 Taf. 18 ist eine Verbindung dieser beiden Arten dargestellt,
wodurch ein über die ganze Breite hin gleichmäſsiges Rauhen und gleichzeitig die
Breitstreckung des Tuches durch die Karden erreicht wird. Die rotirenden Karden
können auch in zur Achse der Trommel mehr senkrechter Lage und in besonderen Stäben,
welche an Stelle der mit festen Karden ausgesetzten Stäbe kommen, angeordnet werden,
wie aus Fig. 6 Taf.
18 zu sehen ist.
Diese rotirenden Karden, welche immer darauf berechnet sind, die Kettenfaden
gleichzeitig mit den Schluſsfäden aufzurauhen, d.h. zu postiren, verwendet nun Ernst Geſsner zu
neuen Postirapparaten, welche ein ganz besonderes
Aussehen der gerauhten Waare hervorbringen. Fig. 4 Taf.
18 zeigt solche Karden zwischen den Speichen einer Scheibe S gelagert; dabei werden die Karden durch eine Bürste b gereinigt; in
Fig.
5 ist die Verwendung von rotirenden Karden in endlosen Ketten k1, k2 für Querrauhapparate veranschaulicht (vgl. Wölfel und Massay 1881 239 * 280).
Ein neuer, in Fig. 8 Taf.
18 dargestellter Postirapparat ist auch von E. Esser in Görlitz und O.
König in Liegnitz (Erl. * D. R. P. Nr. 17937 vom 25. August 1881)angegeben.
Zwei Walzen A und B von
220mm Durchmesser werden beim Tucheingange
einer Doppelrauhmaschine angebracht und lagert zwischen denselben die verstellbare
Leitwelle C, welche den gröſseren oder geringeren
Anstrich bewirkt. Die Walzen werden mit kleinen eisernen Kardenstäben besetzt, die
in Lagern ruhen und in der Mitte durch eine Feder auf den Walzen in richtiger Lage
festgehalten werden. Die Kardenstäbe sind schräg und werden die darin befindlichen
Karden ebenfalls schräg eingesetzt. Die Kardenstäbe werden so aufgesteckt, daſs auf
der einen Walze die Karden mit ihren Häkchen nach rechts, auf der anderen nach links
gerichtet sind. Werden nun die so besetzten Walzen von der ersten Trommel aus durch
die Scheiben R getrieben, so bearbeiten die Karden der
Stäbe stets von rechts nach links und von links nach rechts das zu rauhende Tuch.
Die Walzen sind mit einer Vorrichtung zur Hin- und Herbewegung versehen, bestehend
aus der Schnecke S und Führungsgabel G, und die Kardenstäbe auf ⅓ versetzt, so daſs niemals
dieselbe Karde denselben Fleck des Tuches wieder bestreicht. Wenn nun die Karden in
den kleinen Kardenstäben sich mit Rauhhaaren gefüllt haben, wendet man einfach die
Kardenstäbe um, so daſs die andere Seite der Karden zur Arbeit kommt. Hierdurch ist
die Wirkungsweise des Apparates nur in so fern geändert, als die beiden Walzen in
Bezug auf ihre Arbeitsrichtung ihre Rollen getauscht haben.
Rn.