Titel: F. Van Rysselberghe's gleichzeitiges Telephoniren und Telegraphiren auf derselben Leitung und Beseitigung der Induction in Telephonleitungen.
Autor: E–e.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 260
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F. Van Rysselberghe's gleichzeitiges Telephoniren und Telegraphiren auf derselben Leitung und Beseitigung der Induction in Telephonleitungen. Mit Abbildungen auf Tafel 18. Van Rysselberghe's Neuerungen im Telephonbetriebe. Die Art und Weise, in welcher F. van Rysselberghe in Schaerbeeck (Belgien) die Inductionswirkungen in Telephondrähten beseitigt und die Leitung zum Telephoniren und Telegraphiren zugleich benutzbar macht (vgl. 1882 245 231) bilden den Gegenstand der vorliegenden Patentschriften (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 21097 und *Nr. 22633 vom 27. bezieh. 9. Juni 1882).Ein drittes Patent (*Nr. 21453 vom 17. Juni 1882) betrifft die Verwendung von Doppelleitungen derart z.B., daſs die eine die andere umgibt, zum Telephoniren und Telegraphiren durch Kabel oder auf weiteste Entfernungen“; beide Leitungen sind gegen einander isolirt; in der gebenden Station wird die eine Leitung durch den Sender hindurch, in der Empfangsstation die andere durch den Empfänger hindurch an Erde gelegt, während das zweite Ende jeder Leitung isolirt bleibt. Der in die erste Leitung entsendete (Ladungs-) Strom soll inducirend auf die zweite Leitung wirken und so telegraphiren bezieh. telephoniren. Da, wo die Inductionswirkung von einer Telephonleitung ausgeht, sich also in einer zweiten durch Mithören äuſsert., will van Rysselberghe sie unschädlich machen, indem er „in allen Drähten des Telephonnetzes ein summendes Geräusch hervorruft, etwa durch eine elektrisch angeschlagene Stimmgabel oder ein anderes mechanisch ertönendes Instrument.“ Zu befürchten steht, daſs dabei auch das in jede Leitung Gesprochene in ihr selbst schwer zu verstehen sein wird. Die Inductionswirkung von Telegraphirströmen auf Telephonleitungen will Van Rysselberghe dadurch beseitigen, daſs er nicht mit plötzlich oder stoſsweise auftretenden, sondern mit graduellen Strömen telegraphirt, d.h. mit solchen, welche beim Schlieſsen allmählich an Stärke zunehmen und beim Unterbrechen nach und nach an Stärke abnehmen. Zur Erzeugung solcher Ströme (deren Anwendung die Telegraphirgeschwindigkeit vermindern wird) bringt Van Rysselberghe 3 Mittel in Vorschlag: den Widerstandstaster (Fig. 12 Taf. 18), den Condensator (Fig. 13) und einen Elektromagnet (Fig. 14). Im Widerstandstaster (Fig. 12) besteht der Widerstand HE aus Metallscheiben, zwischen denen je eine Scheibe aus halbleitendem Materiale liegt; die Scheibe E ist über die Klemme B mit dem einen Batteriepole verbunden- von der vollständig isolirten Scheibe D geht ein Draht nach der Klemme R und durch den Empfänger zur Erde. HE ist um die Achse X drehbar. Die Leitung L ist von der Klemme L1 aus mit der Achse G des Metallstückes AF verbunden, welches von dem Tasterhebel T in einer Gabel erfaſst und um G gedreht wird. Beim Niederdrücken von T wird daher erst der Empfänger abgeschaltet, dann der Strom der Batterie durch einen anfänglich sehr groſsen, allmählich kleiner werdenden, endlich ganz wegfallenden Widerstand in die Leitung L entsendet; das Umgekehrte findet beim Loslassen des Tasters statt. Beim Niederdrücken des Tasters T (Fig. 13) wird der Strom erst zur Ladung des Condensators C, dessen untere Belegung mit der Erde verbunden ist, verbraucht und deshalb wächst die anfänglich schwache Stromstärke in der Linie L erst nach und nach, während bei der Unterbrechung der Condensator sich ebenso allmählich durch die Linie entladet. Der Elektromagnet M ist in Fig. 14 zwischen der Batterie B und dem Arbeitscontacte des Tasters T eingeschaltet gezeichnet, während er auch bei x eingeschaltet werden könnte. Würde der Elektromagnet R des Empfängers nach v, also zwischen Taster T und Linie L verlegt, so würde die Einschaltung noch eines besonderen Elektromagnetes entbehrlich. Bei Schlieſsung des Stromes der Batterie B erzeugt die Magnetisirung des Kernes von M bezieh. R Inductionsströme, welche den Batteriestrom momentan schwächen. Soll nun derselbe Leitungsdraht gleichzeitig zum Telephoniren und Telegraphiren (mittels Morse, Hughes, Wheatstone u.s.w.) benutzt werden, so empfiehlt Van Rysselberghe dazu einfach die Anwendung gradueller Ströme zum Telegraphiren, weil diese, „selbst wenn sie direkte sind, keine störende Wirkung in dem Telephon hervorbringen,“ oder er geht darauf aus, das Telegraphenamt und das Telephonamt von einander – wie er meint – vollständig unabhängig zu machen, was er durch Anwendung eines Inductors oder eines Condensators zu erreichen gedenkt. Der Inductor A mit Eisenkern (Fig. 15 Taf. 18) hat seine primäre Rolle in der eigentlichen Telegraphenleitung L, welche sich als TB nach dem Telegraphenamte Z fortsetzt; die secundäre Rolle liegt mit dem einen Ende an Erde T1, mit dem anderen an der von S aus nach dem Telephonamte führenden Leitung. Dabei „darf die Abzweigung TB von dem Telegraphenamte Z nie isolirt oder ausgeschaltet seinWie dies leicht erreichbar ist, wurde schon in D. p. J. 1879 231 * 143 angegeben. und auf letzterem nur mit graduellen Strömen gearbeitet werden.“ Bei Anwendung eines Condensators wird an beiden Enden der Leitung die Schaltung nach Fig. 16 Taf. 18 gewählt. Bei S verzweigt sich die Telegraphenleitung. Der eine Zweig geht durch die Apparate des Telegraphenamtes Z zur Erde T1 und soll einen Widerstand von wenigstens 500 Ohm darbieten. Im Amte Z wird wieder mit graduellen Strömen gearbeitet und dazu entweder die Anordnung der Apparate entsprechend Fig. 14 gewählt oder nach einer der bei Besprechung dieser Anordnungerwähnten beiden Abänderungen. Der zweite Zweig geht von S bloſs bis zur einen Belegung eines Condensators A von geringer Capacität (¼ Mikrofarad genügt), von dessen zweiter Belegung eine Leitung C nach dem Telephonamte Y und ebenfalls zur Erde T1 weiter geführt ist. Van Rysselberghe verlangt hierbei mit Grund ausdrücklich, daſs im Telegraphenamte Z die Abzweigung nie direkt mit der Erde in Verbindung stehe, sondern immer ein Widerstand von 500 Ohm eingeschaltet sei, und hält hierzu die Einschaltung des Empfängers bei v in Fig. 14 für das Beste, weil dann der Widerstand der Drahtrolle des Empfängers immer zwischen Leitung und Erde eingeschaltet bleibt. Um auf lange Entfernungen mit besserem Erfolge arbeiten zu können, wird im Telephonamte noch die Anwendung eines Commutators (in Form eines Morsetasters) empfohlen, mittels dessen beim Sprechen der Widerstand des Hörinstrumentes und beim Hören der Widerstand des Sprechapparates ausgeschaltet werden soll. E–e.

Tafeln

Tafel Tafel 18
Tafel 18