Titel: | Bergwerksförderung mit endlosem Seile. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 281 |
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Bergwerksförderung mit endlosem
Seile.
Bergwerksförderung mit endlosem Seile.
Die in Deutschland zuerst von Grubendirektor Köpe auf
Zeche Hannover in Westfalen durchgeführte Förderung mit endlosem, über eine von der
Maschine angetriebene Scheibe gelegtem Seile und daran angehängten Förderkörben
(vgl. 1878 230 * 117) zieht wegen ihrer mannigfachen
Vorzüge in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit der Fachmänner immer mehr auf sich. In
der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1883 * S. 173 findet sich eine Abhandlung von Baumann in Kohlscheid über diesen Gegenstand, deren
wesentlichster Inhalt weitere Beachtung verdient.
Der gewichtigste Grund, welcher für diese Art von Förderung spricht, ist die
vollständige und dabei einfache Ausgleichung des Seilgewichtes und damit
zusammenhängend die Verminderung der Maschinendimensionen in Folge des geringeren
Kraftbedarfes. Da die Möglichkeit einer Förderung mit endlosem Seile nur dann
vorliegt, wenn die durch die Belastung des Seiles hervorgerufene Reibung desselben
auf der Treibscheibe gröſser ist als die zu hebende Nutzlast, so ist, um eine
derartige Anlage berechnen zu können, vor Allem Klarheit über die
Reibungsverhältnisse zwischen Drahtseilen und Förderkörben nöthig und es ist Baumann's Verdienst, durch eine groſse Zahl von
eingehenden Versuchen Aufhellung über diese Beziehungen geschaffen zu haben. Die
folgende Tabelle 1 bietet eine gedrängte Uebersicht der Resultate aus 866
Versuchen,
Tabelle 1.
Drahtseil
Seilkimme
Zahl derVersuche
\mu=\frac{Q-P}{Q+P}
Durchm.
Material
Durchm.
Material
16mm1618202032
Stahl (alt)„„Eisen (neu)Eisen (alt)„
2,2m4,4„„„„
Eichenholz
14 79 66 21 80 32
0,3030,2580,2150,2800,2460,197
1618202032
Stahl (alt)„Eisen (neu)Eisen (alt)„
3,2„„„„
Leder (flach)„„„„
37 46 52 50 52
0,2770,2440,2530,2300,234
1618202032
Stahl (alt)„Eisen (neu)Eisen (alt)„
3,2„„„„
Leder(hochkantig)
19 14 15 24 17
0,2810,2670,2690,2280,248
152126
Eisen (alt)„Stahl (alt)
1,6„„
Guſs-eisen
99 50129
0,2270,2090,182
Mittel aller Versuche
0,232
welche in der Art ausgeführt worden sind, daſs die über
festgestellte Treibscheiben gelegten, beiderseits belasteten Seile durch
allmähliches Steigern des Uebergewichtes an dem einen Seilende in den Zustand des
dauernden Gleitens gebracht wurden. Die Seilrinne war in allen Fällen so weit, daſs
sich das Seil nicht klemmen konnte. Die Tabelle 1 gibt das mit μ bezeichnete Verhältniſs zwischen dem Uebergewichte
Q – P und der Gesammtbelastung Q + P an.
Da die Verhältnisse in Wirklichkeit nie so ungünstig werden können, als sie bei den
Versuchen waren, bei welchen die Seile stets unter sehr reichlicher Schmiere
gehalten wurden, so kann man mit genügender Sicherheit für die Praxis annehmen bei
Anwendung von Drahtseil: auf Eichenholz μ = 0,24, auf
Leder μ = 0,25, auf Guſseisen μ = 0,20. Der eigentliche Reibungscoefficient f, der sich aus den Beziehungen μ = (Q – P) : (Q + P) und Q = Pefα ergibt, ist demnach unter Voraussetzung
von α = π für Drahtseil:
auf Eichenholz f = 0,158, auf Leder f = 0,163, auf Guſseisen f
= 0,129. Die Gesammtbelastung der Treibscheibe ist, auſser von der todten
Last L und der zu fördernden Nutzlast F, noch abhängig von dem Seilgewichte bezieh. von der
Schachttiefe und es wird daher die Förderung mittels Treibscheibe in allen Fällen
erst von einer bestimmten Tiefe an möglich werden.
Nach der Seilstatistik des kgl. Oberbergamtes zu Dortmund ist die übliche Zugspannung
S für Stahlseile 12k, für Eisenseile 7k,2 auf 1qmm
Tabelle 2.
\frac{L}{F}
Stahlseil mit 10facher Sicherheit auf
Guſseisen
Eichenholz
Leder
α = 180°
210°
225°
270°
α = 180°
210°
225°
α = 180°
210°
2
192m
37
–
–
–
–
–
–
–
1,9
224
74
–
–
36
–
–
–
–
1,8
256
112
32
–
72
–
–
23
–
1,7
288
149
72
–
108
–
–
63
–
1,6
320
186
112
–
144
–
–
104
–
1,5
353
223
152
–
180
2,3
–
144
–
\frac{L}{F}
Eisenseil mit 8facher Sicherheit auf
Guſseisen
Eichenholz
Leder
α = 180°
210°
225°
270°
α = 180°
210°
225°
α = 180°
210°
2
128m
25
–
–
–
–
–
–
–
1,9
150
50
–
–
24
–
–
–
–
1,8
169
74
21
–
48
–
–
15
–
1,7
192
99
48
–
72
–
–
42
–
1,6
214
124
75
–
96
–
–
69
–
1,5
235
149
102
–
120
1,5
–
96
–
und das Gewicht G von 1m Seil, auf 1qmm
Querschnitt bezogen, bei Flachseilen aus Stahl und Eisen sowie bei Stahlrundseilen
0k,01, bei Eisenrundseilen 0k,009. Das Verhältniſs der todten zur Nutz-Last
bewegt sich im Durchschnitte für 1 bis 4 Förderwagen zwischen 1,5 und 2. Mit
Zugrundlegung dieser Angaben bestimmte Baumann auf
rechnerischem Wege diejenigen Schachttiefen, bei welchen die Förderung mit einem
endlosen Seile anfängt möglich zu werden. Dieselben sind in der Tabelle 2
wiedergegeben. Die praktische Folgerung aus derselben ist, daſs bei Anwendung von
Treibscheiben mit Holz- oder Lederfutter schon eine halbe Umwickelung des Seiles
genügt, um bei den gewöhnlich vorkommenden Fördertiefen den nöthigen
Reibungswiderstand an der Seilkimme hervorzurufen, während unter sonst gleichen
Umständen bei Anwendung ungefütterter Guſsscheiben die Umwickelung des Seiles auf
5/4 des
Scheibenumfanges stattfinden muſs, was übrigens durch Anwendung von Leitrollen
leicht zu erreichen ist.