Titel: | Verfahren zum Bleichen und Färben der Baumwolle. |
Autor: | Rn. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 303 |
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Verfahren zum Bleichen und Färben der
Baumwolle.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 20.
Bleichen und Färben von Baumwolle in Bandform.
Die hier zu besprechenden Verfahren bestehen in einer Behandlung der Baumwolle in Bandform vor deren Drahtgebung, so daſs
das Färben als Zwischenarbeit im Spinnprozesse auftritt und das bisherige Färben der
zu Fäden verarbeiteten Gespinnstfaser in Strähnen entfällt (vgl. M. Mengers 1882 244 *
370).
Eine besondere Schwierigkeit bietet die Behandlung der Baumwolle beim Bleichen und
Färben im losen Zustande in so fern, als sich dieselbe leicht zusammenballt und
verfilzt, wodurch ein gleichmäſsiges Durchdringen der Fasermasse mit der
angewendeten Färbe- oder Bleichflüssigkeit verhindert wird und ein fortwährendes
Zerzupfen der zusammengeballten Baumwolle nöthig ist. Aus diesem Grunde und auch um
Abfall an schon gebleichter oder gefärbter Waare zu vermeiden, erscheint es
zweckmäſsiger, die Baumwolle erst dann dem Bleichen u.s.w. zu unterwerfen, wenn
dieselbe in der Spinnerei die Reinigungsmaschinen und Krempeln verlassen und die
Form von Bändern angenommen hat, welche von den bekannten cylindrischen Kannen oder
Töpfen aufgenommen werden.
P. Weiſsgerber in Colmar (Erl. * D. R. P. Nr. 1909 vom
22. Januar 1878) benutzt einen selbstständigen Kannenapparat (Fig. 16
Taf. 20), in dessen
Trichtereinlauf B die Färbe- oder Bleichflüssigkeit in
einem feinen Strahle aus dem darüber befindlichen Hahne F auf das einlaufende Band flieſst. Unter den Einzugswalzen E ist der gewöhnliche rotirende Deckel weggelassen und
durch einen Trichter T ersetzt, welcher die durch die
Drehung der Walzen E ausgedrückte Flüssigkeit sammelt.
Nachdem ein Topf C mit Band bei ausschlieſslichem
Zuflüsse von reinem Wasser gefüllt ist, wird derselbe weggenommen und ein anderer an
seine Stelle gesetzt. Man läſst dann das bereits durchnäſste Band nochmals unter
Darauf leiten von wenig Wasser durch den Apparat gehen und wiederholt dies, bis das
Band völlig durchnäſst ist. Hierauf wird das Band ausgedrückt, indem man es durch
zwei mit Kautschuk bekleidete Walzen gehen läſst, welche so angeordnet sind, daſs
das Band von unten nach oben geht und so das Wasser immer in den Apparat
zurückflieſst. Das ausgedrückte Band geht dann von neuem in den Apparat und wird
dabei ein Strahl des Färbe- oder Beizmittels zugeführt. Dasselbe kann heiſs oder
kalt angewendet werden, sowie man auch das Band einige Zeit in dem mit der
überschüssigen Flüssigkeit angefüllten Topfe stehen lassen kann, um eine vollkommene
Durchdringung desselben zu erreichen. Diese so gefüllten Töpfe werden auch wohl in
ein Wasserbad gestellt, um die Flüssigkeit zum Kochen zu bringen. Danach wird die
Färbe- oder Beizflüssigkeit auf dieselbe Weise wie das Wasser ausgedrückt und das
Band nachher beim Wiedereinleiten in den Apparat durch Wasser gespült und beim
Zurückleiten ausgepreſst. Die ausgewaschenen Bänder werden schlieſslich getrocknet,
indem man sie über erhitzte Walzen leitet, oder über Stöcke gehängt in eine
Trockenkammer bringt, worauf sie in die Spinnerei zurückgelangen.
Dieses Verfahren unterscheidet sich demnach wesentlich von dem * S. 89 d. Bd.
beschriebenen, von H. Anthoni angegebenen Vorgange,
nach welchem die Bänder, in durchlöcherten Kannen liegend, der Bleich- oder
Färbeflüssigkeit in einem verschlossenen Gefäſse ausgesetzt werden und das
Eindringen derselben in die Baumwollfasern durch vorhergehendes Luftleerpumpen des
Gefäſses befördert wird. Man könnte bei dem Anthoni'schen Verfahren die Bänder in demselben Kessel nach einander bleichen,
beizen und färben, sowie durch Erwärmen des Kessels auch trocknen; doch ist dies
nicht zu empfehlen, da die verschiedenen Arbeitsvorgänge alsdann der nöthigen
Uebersichtlichkeit entbehren würden und schwer zu verfolgen wären. Die Bänder werden
daher nach dem Bleichen besser einer weiteren Behandlung ähnlich wie bei Mengers (vgl. 1882 244 *
370) unterworfen. Wie Fig. 15
Taf. 20 andeutet, werden 2 oder mehrere Töpfe C auf
eine langsam sich drehende Platte A gesetzt und
gelangen die dadurch leicht vereinigten Bänder zwischen zwei Zugwalzen D, welche die etwa noch vorhandene Feuchtigkeit
auspressen. Bei dem weiter erfolgenden jedesmaligem Eintritte zwischen die Walzen
E werden die Bänder durch einen aus den Röhren F kommenden Wasserstrahl bespült und durch Aufwickeln auf
den Haspel G in die Form von Strähnen gebracht, welche
dann mit Hilfe des in Fig. 14
Taf. 20 skizzirten einfachen Apparates gefärbt und nachgespült werden. Die Strähne
werden über die Walzen B und C gelegt und mittels Eintauchens der letzteren in dem mit Färbeflüssigkeit
gefüllten Troge D und bei gleichzeitigem Drehen der
Walzen ausgefärbt. Durch die Druckwalze A werden die
Strähne immer gut ausgedrückt, damit die Flüssigkeit bis zu den innersten Fasern
sich einsaugt. Nach einer bestimmten Zeit wird die Walze C gehoben und die Flüssigkeit ausgepreſst. Die Strähne werden nun auf
dieselbe Weise ausgespült, sodann an der Luft getrocknet und auf entgegengesetzte
Weise wie bei der Bildung wieder in einzelne Bänder zerlegt, welche wieder in die
Spinnerei zurückbefördert werden.
Um Vlieſse zu bilden, wird ein ähnlicher Apparat wie Fig. 15
verwendet, indem nur der Haspel G durch einen
Wickelbaum ersetzt ist, auf welchen die Bänder neben einander liegend aufgespult
werden. Die Vlieſse laufen dann in gleicher Weise wie Gewebe durch die verschiedenen
Bänder.
Nach der letzten Waschung gelangen die Vlieſse in eine Auspreſsmaschine und werden
dabei derart flach gelegt, daſs man sie auf Dampfcylindern trocknen kann. In den
Fällen, in welchen sich die Trocknung in dieser Weise nicht empfiehlt, werden die
Vlieſse – wie beim ersteren Verfahren die Strähne – in Trockenräumen aufgehängt und
darauf nach erfolgtem Trocknen durch einen Apparat von neuem aufgewickelt. Die
getrockneten Vlieſse gelangen entweder sogleich wieder in die Spinnerei zurück, oder
werden vorher erst wieder in die einzelnen Bänder zerlegt.
Rn.