Titel: Verfahren zur Herstellung von Natriumbicarbonat.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 417
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Verfahren zur Herstellung von Natriumbicarbonat. Mit Abbildungen auf Tafel 28. Carey's Herstellung von Natriumbicarbonat. Das Verfahren zur Darstellung des Natriumbicarbonates von E. Carey in Widnes, Lancaster (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 21954 vom 26. Mai 1882) besteht in der Behandlung des durch Verdampfen in der Hitze aus der Rohlauge erhaltenen Monohydrates des Natriumcarbonates, welches neben seinem Krystallwasser noch eine geringe und wechselnde Menge mechanisch beigemengten Wassers enthält, mit gasförmiger Kohlensäure. Ein drehbarer Cylinder A (Fig. 14 und 15 Taf. 28), welcher bei einer Länge von 2m,43 und einer Weite von 1m,67 im Stande ist, etwa 1t,5 Füllung aufzunehmen und daraus 2l Natriumbicarbonat zu liefern, ist mit im Gestelle passend gelagerten Hohlzapfen a versehen, durch welche Rohre b in den Cylinder hinein eintreten und hier aufwärts gebogen sind, damit sie nicht durch die in Behandlung stehende Masse verstopft werden. Erforderlichenfalls können sie von den Oeffnungen e aus gereinigt werden. Das Abzugsrohr c ist in die Höhe geführt und durch Rohre g, h und i wieder mit dem Cylinder A verbunden. Es hat sich herausgestellt, daſs, wenn das Rohr c bis g eine Höhe von etwa 9m erhält, die Temperaturdifferenz und demzufolge der Unterschied im specifischen Gewichte der Gase in den aufwärts- und abwärtsführenden Rohren einen Kreislauf hervorruft, wodurch die im Laufe des Prozesses aus der Füllung entweichende Feuchtigkeit aus dem Cylinder entfernt und in den Röhren condensirt wird, so daſs sie gesammelt und durch Heber x entfernt werden kann, während die übrigen Kohlensäuregase wieder durch h in den Cylinder A gelangen. Sollte dieser Kreislauf jemals nicht zu dem gewünschten Zeitpunkte beginnen, so wird ein oberhalb x in dem Rohre h vorgesehener Hahn für einige Augenblicke geöffnet; es beginnt dann sofort der Umlauf und dauert während des ganzen Prozesses fort. Ist der Cylinder gefüllt, so wird er durch Vermittelung des Vorgeleges G langsam gedreht. Hierauf läſst man durch Rohr y Kohlensäure eintreten, welche unter Erwärmung rasch von der Füllmasse absorbirt wird. Bei regelmäſsiger Zufuhr von reiner oder fast reiner Kohlensäure gestaltet sich der Prozeſs so gleichmäſsig, daſs ein Probenehmen nach wenigen Versuchen und einiger Uebung unterlassen werden kann, weil sich der Zustand der Masse mit genügender Sicherheit durch Ablesen der Temperatur oder nach der Länge der Zeit ermitteln läſst. Mit der Abnahme der Absorption fällt auch die Temperatur, bis nach 5 bis 6 Stunden der Prozeſs beendet ist. Die Entfernung der überschüssigen condensirten Flüssigkeit geschieht am besten nach Verlauf des ersten Drittels der Dauer des Prozesses, also etwa nach 2 bis 3 Stunden; es geht dann die Arbeit unbehindert von statten, so daſs das Bicarbonat innerhalb der gehörigen Zeit fertig wird und ein trockenes Product von groſser Reinheit bildet, welches nach dem Erkalten direkt gemahlen und verpackt werden kann. Ist die Füllmasse oder wird sie während des Prozesses zu trocken, so muſs Wasser zugeführt werden, was am besten dadurch geschieht, daſs man die Kohlensäure zunächst durch einen kleinen, mit Hahn d versehenen Behälter D gehen läſst, welcher mit nassen Kokesstücken gefüllt ist. Will man die Vorlage D vermeiden, so kann man auch Wasser in feinem Regen direkt in den Cylinder A einspritzen. Ist die Kohlensäure unrein, wie z.B. die durch Verbrennung von Anthracit oder Kokes erhaltene, so empfiehlt es sich, zwei oder mehrere Cylinder so anzuordnen, daſs die beigemischten Gase ohne wesentlichen Verlust an Kohlensäure abziehen können. Dies wird dadurch erreicht, daſs man die Gase der Reihe nach von einem Apparate in den anderen übertreten und, nachdem so die Kohlensäure absorbirt ist, den Rest aus dem letzten Cylinder ins Freie entweichen läſst. Zwischen je zwei Cylindern ist ein Gastrocken- und Anfeuchtungsapparat angeordnet, so daſs die von einem Cylinder kommenden Gase je nach Bedarf vor ihrem Uebertritte in den nächsten getrocknet oder angefeuchtet werden können. Zu diesem Zwecke können z.B. die Cylinder A, B und C (Fig. 16 und 17 Taf. 28) durch Vorgelege G unabhängig von einander in Umdrehung versetzt werden. Die Kohlensäure wird durch Rohr y zunächst in den Vertheilungsapparat H eingeführt, durch dessen Boden noch drei im Kreise angeordnete Paare von Röhren wasserdicht hindurchgehen. Jedes dieser Röhrenpaare ist mit dem Ein- und dem Ausführungsrohre eines der Cylinder A, B oder C verbunden. Der runde Behälter ist bis zu genügender Höhe mit Wasser angefüllt, wodurch etwa auftretende Druck- oder Saugwirkungen ausgeglichen werden. Die offenen Enden der Röhren ragen wenigstens ebenso viel über den Wasserspiegel empor, als die Tiefe des Wassers beträgt. Zur Verbindung der Röhren unter einander dienen bewegliche, gebogene Rohrstücke i. Die von y zügeführte Kohlensäure geht durch das Rohrstück i und Rohr x nach dem Anfeuchtungsapparate D und von hier in den Cylinder A, dann durch Rohr f nach dem Vertheilungsapparate zurück, um durch ein zweites Verbindungsstück i, Rohr k und Anfeuchtungsapparat nach dem zweiten Cylinder B zu gelangen. Von hier führt das Rohr g die Gase nach H zurück, von wo sie durch ein drittes Verbindungsstück und Rohr n nach dem Anfeuchtungsapparate des dritten Cylinders C gelangen und durch Rohr h zum Vertheilungsapparate zurückkehren, um schlieſslich durch Rohr z und das mit einer Absaugevorrichtung verbundene Rohr s zu entweichen. Das einen geschlossenen Ring um den Vertheilungsapparat H bildende Rohr z trägt auſser dem Abführungsrohre s noch drei mit Verschluſsklappen versehene Zweigrohre m, welche den Enden der Rohre f, g und h gegenüberstehen und deren Verbindung mit dem Ringe z vermitteln.

Tafeln

Tafel Tafel 28
Tafel 28