Titel: | Neuere Schutzvorrichtungen an Kreissägen. |
Autor: | G. Rohn |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 433 |
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Neuere Schutzvorrichtungen an
Kreissägen.
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes Bd.
246 S. 408.)
Neuere Schutzvorrichtungen an Kreissägen.
1) Schutzvorrichtungen an Kreissägen zum
Langschneiden.
Gretschel und Heinemann in Leipzig (* D. R. P. Nr. 21044
vom 19. Juli 1882) schützen das Sägeblatt S (Fig.
2 und 3 Taf. 30)
durch die beiden seitlichen Stahlbleche f, welche mit
Oeffnungen i zum Durchlassen der Späne versehen sind
und entweder die ganze Säge, oder nur den vorderen Theil beim Schnitte überdecken.
Um das bei der Abwesenheit eines Schnittspalters auftretende Bestreben des
Sägeblattes, das geschnittene Brett auf der hinteren Seite mit emporzuziehen,
aufzuheben, ist ein elastischer Gegenhalter angebracht, welcher aus den beiden
geriffelten Rollen r besteht, deren Tragstifte p sich in der Hülse m
führen und welche durch Federn G immer auf das Holz
drücken. Die Schutzbleche f wie auch der Gegenhalter
sind senkrecht je nach der Stärke des zu schneidenden Holzes, ebenso auch wagerecht je nach
der Gröſse des Sägeblattes einstellbar.
Schäffer und Budenberg in Buchau-Magdeburg (* D. R. P.
Nr. 20105 vom 7. April 1882) bedecken das Sägeblatt S
(Fig. 1 Taf. 30) mit einem zur Beobachtung des Schneidens gitterförmigen
Dache H und suchen ebenfalls das Heben und
Zurückschlagen der Bretter zu verhindern. Die zu beiden Seiten der Säge befindlichen
Schienen B, welche das Schutzdach H tragen, sind durch die Brücken A mit einander verbunden. Auf diesen stehen die
Schrauben s, welche durch Flügelmuttern m leicht in entsprechender Höhe eingestellt werden
können und sich in den auf dem Sägetische festen Trägern T führen. Die Schienen B besitzen Rollen r, von welchen die vorderen zum Theil als Sperräder
ausgeführt sind, um so durch die Klinken k ein
Rückwärtsdrehen derselben und damit das Zurückschlagen des Brettes zu verhindern.
Die Federn F der Schrauben s vermitteln einen elastischen Druck der Rollen r auf das darunter weggehende Holz und halten eine Nase der Muttern m auch immer in dem zugehörigen Einschnitt, so daſs
sich dieselben nicht verstellen können.
Die Schutzvorrichtung von A. Trincano in Logelbach, Elsaſs (* D. R. P. Nr. 22574 vom 31. Oktober 1882) ist etwas umständlich und
verhindert nur den Zugang zu dem vorderen Theile der Säge, ist jedoch für Sägen von
verschiedenem Durchmesser einstellbar. An dem an der Decke des Arbeitslokales
befestigten und durch die Streben C (Fig. 10
Taf. 30) gestützten Balken B sind zu beiden Seiten die
mit wagerechten Schlitzen versehenen Stücke A
angebracht. Mittels dieser Schlitze lassen sich die Schilde D je nach der Gröſse des Sägeblattes S mehr
oder weniger weit nach vorn verschrauben. Dieselben sind mit einem senkrechten
Schlitze K und einem etwas bogenförmigen Schlitze F versehen. In dem Schlitze K führt sich durch die Rollen r der an beiden
Seiten des Sägeblattes S herabreichende Schlitten H, welcher mittels des Riemens M an dem an der Decke angebrachten, mit einem Gegengewichte G versehenen Hebel N
aufgehängt ist und durch einen mit letzterem mittels einer Schnur in Verbindung
stehenden Fuſstritthebel gehoben werden kann. Der Schlitten H trägt zwei etwas conisch geformte Rollen R,
unter denen das zu schneidende Brett gleitet, sowie an einem drehbaren
Zwischenstücke die durch Gewinde verstellbaren Winkel L. In dem Auge O dieser Winkel ist sowohl der
Schirm P, als auch der Gabelhebel VW drehbar. Mit dem Schlitten H ist bei a der Winkelhebel abc verbunden, welcher bei b eine Rolle trägt und mit dem Zapfen c in
dem Schlitze F gleitet. Zwischen der Rolle bei b und dem Zapfen c führt
sich der Schirm P, welcher den vorderen Theil des
Sägeblattes umgibt und zur Beobachtung des Schnittes entsprechend durchbrochen ist.
Dieser Schirm wird durch den verstellbaren Winkel v,
welcher an dem Zapfen c zur Anlage kommt, und durch die
Form des Schlitzes F bei jeder vertikalen Verschiebung des Schlittens H immer in der erwünschten Entfernung von den
Sägezähnen gehalten.
Bei Benutzung der Säge hebt der Arbeiter mit dem Fuſse den Schlitten in die
erforderliche Höhe und legt den Gabelhebel VW auf das
Holz. Gegen das Ende des Schnittes läſst er das Holz mit der Hand los, bringt den
Gabelhebel gehörig über den Rand des Holzes und vollendet den Schnitt durch Ziehen
an dem Handgriffe F des Hebels, welche Stellung der
Theile punktirt wiedergegeben ist.
Die Benutzung für Sägen von verschiedenem Durchmesser gestattet auch die
Schutzvorrichtung von J. Grill in Baltimore
(Nordamerikanisches Patent Nr. 245816). Die an einem über der Säge befestigtem
Balken drehbar angebrachten Bogenstücke a und b (Fig. 4 Taf.
30) sind an den kreisförmigen Armen e und f je nach der Sägengröſse einstellbar. Die Verdeckung
der Säge wird vervollständigt durch die in den Bogenstücken a und b verschiebbaren Theile c und d, von denen das
letztere, um das Holz leicht darunter bringen zu können, eine Rolle r trägt.
Die Schutzvorrichtung von M. Nardin, dem Vorstande der
Reparaturwerkstätten von Köchlin-Baumgartner und Comp.
in Lörrach (Bulletin de Mulhouse, 1883 S. 130) besitzt
eine die Säge vollkommen bedeckende zweitheilige Schutzhaube HH1 (Fig. 5 Taf.
30) in Verbindung mit dem beim Langschneiden vortheilhaften Schnittspalter K. Die an dem über der Säge angebrachten Balken B um die Bolzen c und d drehbaren Hauben H und
H1 haben an dieser
Stelle auf einander liegende Nasen, so daſs, wenn das zu schneidende Brett unter den
Schweif t des Theiles H
tritt und diesen hebt, dann auch der zweite Theil H1 in die der Stärke des Holzes entsprechende Höhe
gebracht wird.
2) Schutzvorrichtungen an Kreissägen zum
Querschneiden.
Die Patentschrift von E. Kunze in Zwickau (* D. R. P.
Nr. 20106 vom 7. April 1882, vgl. 1882 246 * 413) enthält
eine ganze Reihe von Anordnungen für diesen Zweck, welche alle die gröſstmöglichste
Ueberdeckung des Sägeblattes in jeder Lage des Arbeitstückes und folglich auch die
höchste Sicherheit gegen Unfälle bezwecken.
In Fig.
6 Taf. 30 besteht die überdeckende Haube aus dem auf dem Tische T festen Stücke W, den zum
Nachsehen der Säge um a durch die Handhaben h1 aufklappbaren,
während des Arbeitens jedoch stets durch die Schrauben s immer auf dem Tische T befestigten Theilen
H und H1, von denen der letztere zur Aufnahme der zu
schneidenden Holzstücke entsprechend durchbrochene Seitentheile besitzt. Das
Andrücken des Holzes auf den Tisch erfolgt durch den mit einem Gegengewichte G versehenen Handhebel h.
Der Sägetisch T läuft auf den Rollen r und ist seine Bewegung zur Vermeidung von
Beschädigungen des Sägeblattes durch den Buffer o und
die Anschläge p begrenzt. Das Zurückschieben des
Tisches beim Schneiden bewerkstelligt das an der über die Rolle R laufenden Schnur k
hängende Gewicht g. Der Tisch wird dann in der
Stellung, in welcher man ein neues Arbeitstück einzubringen hat, gegen ein
zufälliges Verschieben durch die Nase n und die Feder
f gesichert. Ein Niederdrücken der Feder f macht den Tisch hierauf wieder frei.
Bei der Vorrichtung in Fig. 11
Taf. 30 ist der Theil H mit dem hier ruhenden Tische
T fest verbunden und wird über H der zweite mit der Oeffnung zur Aufnahme des
Arbeitstückes versehene Theil H1 weggeschoben, wobei sich dieser mittels der
Schlitze s auf den an H
festen Rollen r führt. Nach dem Schneiden wird H1 durch den um den
Punkt a drehbaren Winkelhebel cb, dessen einer Arm c bei d an dem Theile H1 angreift und dessen
anderer Arm b das Gewicht G trägt, zurückgeschoben.
Bei der vorigen Anordnung (Fig. 6) kann
das selbstthätige Zurückgehen des Tisches auch durch schiefe Lage desselben erreicht
werden; auch können die Oeffnungen der Hauben zum Einbringen der Arbeitstücke bei
allen solchen Vorrichtungen noch durch federnde Klappen verschlossen werden. Bei
einer weiteren Construction ist der eine Theil der Haube mit der Oeffnung an Hebeln
befestigt und wird dadurch im Bogen über den anderen festen Theil beim Arbeiten
hinweggeführt.
Mit gut durchdachten, recht vollkommenen Schutzvorrichtungen ist nach dem Bulletin de Mulhouse, 1883 S. 127 die von Dollfus-Mieg und Comp. in Mülhausen nach den Plänen
ihres Direktors M. Fromm ausgeführte, zum Querschneiden
unbehauener Hölzer bestimmte Kreissäge ausgestattet. Dieselbe besitzt einen
beweglichen Tisch, auf welchem das zu schneidende Holz durch Backen festgehalten und
der Säge zugeführt wird. Die Tischplatte W (Fig.
12 und 13 Taf. 30)
liegt auf den Trägem T, welche mittels der Rollen r auf den Schienen N
laufen. Auf diesen Trägern T sind auch die
Winkeleisenschienen Z befestigt, deren horizontale
Schenkel eine Verbreiterung des Sägetisches bilden, während die vertikalen, mit
Sägezähnen versehenen Schenkel einen etwa 15mm
breiten Spalt zwischen sich lassen. Durch diesen Spalt treten die Backen E, E1 hindurch und ist
an E die Schutzhaube H
angeschraubt. Ein Gewicht V zieht mittels der Schnur
t und der Stange u
Backen und Schutzhaube nach vorn, so daſs letztere das Sägeblatt überdeckt. Die
Backen E und EL sind von einander unabhängig, um auch
unregelmäſsiges Holz sicher zu fassen. Zwei andere Backen E2, E3 sind am vorderen Ende des Tisches drehbar um die
Achse x angebracht und werden mittels des Handgriffes
h auf das Holz gedrückt. Ein durch die Tischplatte
hindurch geschobener Bolzen s, welcher in die Löcher
eines mit der Achse x verbundenen Sectors eingreift,
erhält die Klauen in der ihnen ertheilten Stellung.
Sobald nun das gegen die Backen E2, E3 angelegte Holz mit dem Tische vorgeschoben wird
und gegen die beweglichen Backen E, E1 stöſst, werden letztere gehoben und haken sich
dabei die Klinken K, welche an entsprechende Ansätze
der Backen angelenkt sind, in die Zähne der Winkeleisenschienen ein, so daſs auf diese Weise
das Holz festgehalten wird. Bei weiterem Vorschübe weichen natürlich diese Backen
und die Schutzhaube mit zurück und wird das Holz der Säge dargeboten. Der Arbeiter
läſst hierbei die Hand an dem Griffe h, welcher weit
genug von der Säge entfernt bleibt, und ist bei ganz ausgeschobenem Tische durch den
Schirm H1
geschützt.
Wird nach beendetem Schnitte der Wagen zurückgezogen, so gehen gleichzeitig auch die
Schutzhaube H und die Backen E,
E1 in ihre Anfangslage zurück, da die
Klinken K noch in den Zähnen der Winkeleisenschienen
hängen. Sobald indeſs das Holz fortgenommen wird, fallen die Backen E, E1 zurück und die
Nasen n derselben lösen die Klinken K aus. Beim Vorschübe des Tisches bleibt also die Haube
H über der Säge, bis die Klauen E, E1 das Holz sicher
gefaſst haben und durch das Einhaken der Klinken K an
dem Tische befestigt sind. (Vgl. eine andere Anordnung von Dollfus-Mieg 1875 217 * 453.)
Unterhalb des Tisches ist die Säge (Fig. 12)
durch einen mit Deckel D verschlieſsbaren Kasten R zur Aufnahme der Sägespäne sowie durch die von den
Stiften p getragene Platte M umschlossen. Der auf dem Gestelle G feste
Theil U des Sägetisches trägt eine entsprechend der
Länge der zu schneidenden Stücke einstellbare Anschlagplatte o und an der Seite der Säge S die Leiste w. Dieselbe ist in gleicher Höhe mit W, der Tisch V aber hinter
dem Schnitte der Säge etwas niedriger, damit die abgeschnittenen Theile gleich etwas
von der Säge abfallen und dieselbe nicht mehr hindern. Eine besondere
Ausrückvorrichtung erlaubt die Säge schnell in ihrem Gange aufzuhalten. Der Hebel
C (vgl. Fig. 13)
wirkt mit dem Kegelradausschnitte e auf das
Kegelgetriebe f, dessen Welle den excentrischen Zapfen
i trägt. Der Zapfen i
gleitet in einem Schlitze der die Riemengabel g
tragenden Stange k und bringt demnach bei seiner durch
entsprechende Handhabung des Hebels C hervorgebrachten
Drehung den Antriebsriemen auf die Losscheibe. Gleichzeitig wird durch den ebenfalls
mit C verbundenen Hebel c
und die Stange d der Bremsbacken B1 an die mit der
Festscheibe F verbundene Bremsscheibe B gezogen und die Sägewelle a dadurch an weiterer Drehung verhindert. Die Losscheibe L läuft auf einem besonderen, in dem Arme des Gestelles
G befestigten Bolzen b, so daſs auf diese Weise der Mitnehmer der Sägewelle durch die Losscheibe
auch bei nachlässiger Schmierung vorgebeugt ist.
3) Schutzvorrichtungen, sowohl zum Lang-
als Querschneiden.
Eine solche ist von E. Kunze in dem schon erwähnten
Patente Nr. 20106 mit angegeben und in Fig. 7 bis
9 Taf. 30 dargestellt, Die zweitheilige Schutzhaube H, H1 hängt an dem
senkrechten Balken B und ist um a aufklappbar. Der vordere Theil H1 trägt noch das besondere Stück E2 und auf beiden
Seiten die um n drehbaren Scheiben k mit den auf ihnen durch die Schrauben m verstellbaren Sectoren l. Beim Querschneiden wird l mit k so verbunden, daſs die Oeffnung zum Einbringen des
Arbeitstückes frei wird, wie Fig. 8
zeigt. Beim Schneiden dreht sich dann k um n und hält so immer die Säge bedeckt (vgl. Fig.
7). Beim Langschneiden wird das vordere Stück H2 aufgeklappt und l auf k so verstellt, daſs die Oeffnung von
k verschlossen wird. In dem Schlitze o des Theiles H1 können dann die so verbundenen Stücke k und l, der Dicke des zu
schneidenden Brettes entsprechend, verschieden hoch eingestellt werden (vgl. Fig.
9).
G. Rohn.