Titel: | Elektrische Signale in Kohlenbergwerken. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 450 |
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Elektrische Signale in
Kohlenbergwerken.
Bagot, über elektrische Signale in Kohlenbergwerken.
Bei der Versammlung der Institution of Mechanical
Engineers in Lüttich hat Alan C. Bagot aus
London über die Anwendung elektrischer Signale in Kohlenwerken gesprochen und nach
dem Iron, 1883 Bd. 22 S. 112 im Wesentlichen folgende
Mittheilungen gemacht.
Die mechanische Signalisirung mittels Hammer und Platte, bei welcher ein mittels
eines Drahtes gehobener Hammer gegen ein Stück Kesselblech schlägt, ist veraltet;
sie ist langsam, gefahrvoll und mühsam. 1874 bis 1877 führte der Vortragende eine
Reihe von Versuchen in verschiedenen Schächten durch, um festzustellen, ob Kabel
oder bloſse Drähte bei elektrischen Anlagen in Schächten zweckmäſsiger seien. Die im
Ankaufe zu theueren Kabel erwiesen sich als nutzlos, da sie bald durch fallende
Kohlenstücke gestreift und beschädigt wurden; auſserdem legte sich Kohlenstaub auf
ihre Schutzhülle und vermehrte ihr Gewicht; ferner waren sie bei ihrer Lage schwer
zu beaufsichtigen, zu untersuchen und auftretende Fehler in ihnen meist schwer
aufzufinden. Eisendrahtlitzen rosteten zu leicht und besaſsen zu groſsen Widerstand.
Kupferdrahtlitzen waren zu schwer, einfache Drähte zu weich und dehnsam. 3mm dicker galvanisirter eiserner Telegraphendraht
(Nr. 11 B. W. G.) war zu leicht und von zu groſsem Widerstände, sowohl für Schächte,
wie für Förderstrecken. Schlieſslich wurde galvanisirter eiserner Telegraphendraht
Nr. 4 (6mm) für Schachtleitungen und Nr. 8 (4mm,2) für Förderstrecken als am besten befunden.
Die Schachtleitungen wurden einfach an Glocken- oder Rollenisolatoren (shackles) am Schachtrahmen bis auf die Sohle vertikal
hinabgeführt, ohne Zwischenunterstützung, selbst bei Tiefen von 550 bis 640m. Die Leiter wurden auf beiden Seiten mit
Holzklötzen versehen, welche mit Flügelschrauben an einander befestigt wurden und
als Sicherheitsklemmen gegen das Herabfallen des Drahtes für den Fall dienten, daſs die
Isolatoren durch schlagende Wetter oder Zuhochgehen des Fördergestelles abgesprengt
würden. Das untere Ende des Drahtes hing frei im Sumpfe und war mit einem Gewichte
von 9k als Compensator beschwert.
Die Signalanlagen aus Draht Nr. 8 für die Förderstrecken in Risca, North Dunraven,
und in anderen Kohlenwerken glichen ganz oberirdischen Telegraphenleitungen; die
Isolatoren aus braunem Steingut erwiesen sich als ganz zweckmäſsig. Bei
eingeleisigen Strecken wurden die Isolatoren seitlich in die Zimmerung befestigt,
bei zweigeleisigen oben an den Querhölzern; der Leitungsdraht wurde um den Hals des
Isolators gelegt, mit Bindedraht Nr. 16 (1mm,65)
rundherum befestigt und letzterer verlöthet. Die isolirten Zuleitungsdrähte zur
Batterie und den Apparaten waren aus Kupferdraht Nr. 16, welcher durch eine
Guttaperchalage auf 4mm,6 gebracht, dann noch mit
Band bewickelt und getheert war. Die Gläser der aus 12 groſsen Elementen bestehenden
Leclanché-Batterien waren gegen Efflorescenz auſsen
und innen bis zum Spiegel der Erregungsflüssigkeit mit Paraffinöl bestrichen. Zum
Schütze gegen Kohlenstaub wurde auf die Erregungsflüssigkeit eine Schicht
gewöhnliches Maschinenöl gegossen. In feuchten Schächten mit starkem Stromverluste
erwies sich die Verdoppelung der Schachtbatterie unter Parallelschaltung ganz
nützlich.
In den Cannock and Rugeley Colleries ist eine Leitung
für eine Glocke mit einfachen Schlägen angelegt, auf welcher Signale von der Grube
nach der Hängebank und Maschine zugleich und von der Hängebank nach der Grube allein
gegeben werden können. Auſserdem ist ein Zeigertelegraph mit 12 Feldern und
Meldungen bezieh. Weisungen vom Schachte zu der Hängebank und Maschine bezieh. von
der Hängebank durch die Maschine zur Grube vorhanden. Nachdem der Ausläufer (der
Arbeiter auf der Hängebank) dem Anschläger (in der Grube) durch 2 Glockenschläge
angezeigt hat, daſs der volle Hund durch einen leeren ersetzt ist, gibt der
letztere, wenn er den leeren durch einen vollen Hund ersetzt hat, dem Ausläufer und
Maschinenwärter durch zwei Schläge das Signal zum Aufwinden. Eine besondere
Glockenleitung von der Hängebank zur Maschine gestattet dem Ausläufer, dem
Maschinenwärter das Signal zum Anhalten zu geben. Für die Zeigertelegraphen werden
die Glockenleitungsbatterien mit benutzt. Die Geber sind einfache Contactschlieſser,
aber mit Triebwerk, damit die Contacte die richtige Länge haben; ein Luftkolben
verhindert, daſs der Geber in einer Lage bleibt, in welcher der Strom geschlossen
ist. Die ertheilte Weisung ist auch beim Geber sichtbar; der Empfangende kann weder
auf seinem, noch auf des Gebenden Telegraph die Meldung bezieh. Weisung ändern; die
Bewegung des Ankers des Empfangselektromagnetes verriegelt den Zeiger in seiner
Lage.
Auch die Riegel für die Förderschale können mit einem Flügelsignale beim
Maschinenwärter in Verbindung gebracht werden; wenn der Ausläufer die Riegel wegzieht,
so daſs die Förderschale frei niedergehen kann, so geht der Flügel durch die Wirkung
eines elektrischen Stromes selbstthätig von „halt“ auf „frei“.
Bei den Förderstreckenleitungen können die Signale von jeder Stelle aus gegeben
werden, indem man einfach den Hin- und Rückleitungsdraht mit einander in Berührung
bringt und so den Stromkreis schlieſst. In manchen Fällen ist es zweckmäſsig, die
Bahn durch Warnsignale zu schützen. Dies geschieht durch Flügel an den Enden der
einzelnen Blockabschnitte, welche mit dem Anker eines Elektromagnetes in Verbindung
stehen und von diesem von „Bahn frei“ auf „Gefahr“ gestellt werden,
wenn mittels eines Morsetasters ein Strom durch die Leitung geschickt wird. (Vgl.
Telephonanlage S. 234 d. Bd.)
Die elektrische Controle der Grubenventilation wird bewirkt durch ein Flügelrad mit
halbkugeligen Schaufeln in der die Luft ausführenden Hauptwetterführung und durch
einen Registrirapparat im Ventilatorraume. Alle 5 Minuten wird auf den ablaufenden
Papierstreifen ein Punkt als Zeitmarke gemacht und die umlaufende Flügelachse
veranlaſst den Registrirapparat nach einer bestimmten Anzahl von Umläufen, ebenfalls
einen Punkt zu markiren.
Endlich macht ein auſsen an dem Pumpenventilgehäuse angebrachtes, etwas abgeändertes
Telephon dem Maschinenwärter das Spiel der Ventile hörbar.
Im Anschlüsse hieran spricht der Vortragende noch über Versuche mit elektrischem
Lichte und elektrischer Kraftübertragung in Kohlenbergwerken und macht in Betreff
des ersteren namentlich darauf aufmerksam, daſs bei Benutzung des elektrischen
Lichtes mit den Sicherheitslampen zugleich die von den letzteren gewährte stetige
Anzeige über die Entstehung schlagender Wetter in Wegfall käme.