Titel: | Neuerungen an Dampfpumpen-Steuerungen. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 49 |
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Neuerungen an Dampfpumpen-Steuerungen.
Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 5.
(Schluſs des Berichtes S. 1 d. Bd.)
Neuerungen an Dampfpumpen-Steuerungen.
Expansionssteuerungen.
E. Sonntag in Lauban (* D. R. P. Nr. 19 887 vom 30. März
1882, 1. Zusatz zu Nr. 16 842) will die unter Nr. 16842 patentirte Steuerung (vgl.
1882 244 * 177) dadurch zu einer Expansionssteuerung
umgestalten, daſs der Schieber auf einem beliebig festzustellenden Punkte jedes
Kolbenhubes zunächst zu einem geringen Vorgänge veranlaſst wird, durch welchen der
Einströmkanal, nicht aber der Ausströmkanal abgesperrt wird, während am Ende jedes
Hubes der Schieber in gewöhnlicher Weise seinen Weg vollendet (vgl. die Steuerungen
von Lehmann u.a., 1883 247 *
269 und * 313). Zu dem Zwecke sind von den Räumen x und
x1 (Fig. 9 Taf.
1) hinter den Steuerkolben noch zwei weitere Kanäle a
und b abgeleitet, welche in zwei neben der Kolbenstange
liegende Röhren c und c1 (vgl. Fig. 9, 11 und 12) führen.
In den mit Stopfbüchsen aufgesetzten Enden d und d1 dieser Röhren,
welche mittels eines Handhebels im entgegengesetzten Sinne verschoben werden können,
befinden sich Ventile p und p1, welche eine auf der Kolbenstange
angebrachte Knagge b1
abwechselnd, je nach der Stellung von d und d1 früher oder später,
aufstöſst. Damit diese Knagge beim Hingange nur das eine und beim Rückgange nur das
andere Ventil trifft, erhält sie am Ende jedes Hubes durch Anstoſs an feste
Schraubenflächen i und i1 (Fig. 11) je
eine Drehung von etwa 45°. Befinden sich nun z.B. die Steuerkolben mit dem Schieber
in der äuſsersten Stellung links und wird dann etwa in der Mitte des Kolbenhubes das
Ventil p aufgestoſsen, so kann der Dampf aus x1 durch b entweichen und die Steuerkolben werden nach rechts
rücken. In der gezeichneten Stellung angekommen, ist aber die Mündung von b durch den rechten Steuerkolben schon wieder
abgesperrt und es sollen nun die Steuerkolben in dieser Stellung stehen bleiben, bis
am Ende des Hubes der Dampfkolben das Ventil l
aufstöſst und der rechte Steuerkolben abermals entlastet wird. Da indessen für den
ersten Theil des Schieberhubes keine Begrenzung vorhanden ist, so wird die Wirkung
doch eine sehr unsichere sein. Der Schieber wird im Allgemeinen in Folge der
lebendigen Kraft über die gezeichnete Lage hinaus geschleudert werden und nicht nur
den Einströmkanal, sondern auch den Ausströmkanal, wenigstens theilweise, absperren.
Auſserdem ist die Einrichtung recht umständlich und wird häufige Nachbesserungen
erfordern.
Die Steuerung von W. Voit in San Francisco (* D. R. P.
Nr. 21705, Nr. 21706 und Nr. 22036 vom 26. Januar 1882), welche Fig. 1 bis
7 Taf. 5 veranschaulichen, ist für Compoundmaschinen bestimmt, deren
Vorzüge man bekanntlich auch für Dampfpumpen schon seit längerer Zeit benutzt. Bei dem kleinen
wie bei dem groſsen Cylinder wird die Dampfvertheilung durch einen zwischen zwei
Steuerkolben liegenden Schieber bewirkt. Diese werden in sicherer Weise dadurch
bewegt, daſs hinter den einen Steuerkolben Dampf geleitet wird, während der Raum
hinter dem anderen Kolben zugleich durch ein besonderes Rohr i mit dem Condensator in Verbindung gebracht wird, und zwar geschieht dies
für beide Cylinder mit Hilfe eines an dem kleinen
Cylinder angebrachten Vorsteuerschiebers E (vgl. Fig.
1 bis 4).
Letzterer wird am Ende jedes Kolbenhubes mittels der Hebel ss1, welche auf schwach conischen Achsen
sitzen, durch den Dampfkolben des kleinen Cylinders selbst umgestellt. Der
Hilfsschieber E ist ein Doppelmuschelschieber. In Fig.
2 hat derselbe den äuſsersten Kanal links freigelegt und den äuſsersten
Kanal rechts mit dem Abströmrohre i (Fig. 1 und
3) verbunden. Der frische Dampf wird sowohl hinter den linken
Steuerkolben des kleinen Cylinders, als auch durch das Rohr g (Fig. 3)
hinter den linken Steuerkolben des groſsen Cylinders geleitet, während beide rechte
Steuerkolben entlastet sind. Sobald der Dampfkolben an den rechten Hebel s stöſst, erfolgt die Umsteuerung. Mittels Drosselung
des durch i abströmenden Dampfes läſst sich erreichen,
daſs dieselbe ohne erheblichen Stoſs stattfindet. Die Zeichnung entspricht der
Annahme, daſs die Kolben beider Cylinder sich in demselben Sinne bewegen. Sollen
dieselben entgegengesetzte Bewegung haben, so sind die Röhren g (Fig. 3)
gekreuzt anzuordnen. Durch ein mit Hahn versehenes Rohr P (Fig. 1) kann
dem groſsen Cylinder auch frischer Dampf zugeführt werden. Bemerkenswerth ist noch
die in Fig. 4 gezeigte Befestigung der Schieberstangen s2, auf welche die Daumen s wirken, an dem Schieber E. Die Stangen sind mit Zapfen in eine mittlere Erhöhung des Schiebers
eingesteckt und werden durch eine über Bunde r
greifende Klammer T festgehalten.
Die Füllung des kleinen Cylinders wird durch ein besonderes Expansionsventil S bestimmt, welches in das Dampfrohr vor seiner Mündung
in den Schieberkasten eingeschaltet ist und durch einen kleinen Dampfkolben Q (vgl. Fig. 5)
bewegt wird. Letzterer wird mittels des Kolbenschiebers q gesteuert, welcher von der Kolbenstange c
aus seine Bewegung erhält. Röhren p verbinden den
Steuercylinder mit den Enden des Hauptcylinders. Wegen einer durch den Kolben q gehenden Längsbohrung sind beide Endflächen desselben
stets demselben Drucke ausgesetzt. Bei der in Fig. 5 Taf.
5 gezeichneten Stellung steht der Raum unterhalb des Kolbens Q durch Kanal p1 mit der Ausströmseite des Hauptcylinders in Verbindung; das
Expansionsventil wird folglich von dem darauf lastenden Dampfdrucke offen gehalten.
Während der Hauptkolben sich dann nach rechts bewegt, wird durch einen an die
Kolbenstange angehängten Hebel auch der auf die Stange des Schiebers q gesteckte Muff m nach
rechts hinübergeschoben. Früher oder später stöſst derselbe gegen den Stellring u und nimmt in Folge dessen auch den Steuerkolben
q mit. Sobald dieser den Kanal p2 freigelegt hat, tritt der Hinterdampf
durch p2 unter den
Kolben Q, hebt denselben und schlieſst dadurch das
Expansionsventil S. Der Dampf unterhalb S nimmt darauf an der Expansion im Cylinder theil,
ebenso auch der unterhalb Q. Es darf daher die
Expansion nicht so weit gehen, daſs die Summe der Dampfdrucke auf die Unterfläche
des Ventiles S und auf die des Kolbens Q kleiner wird, als der Druck des frischen Dampfes auf
die obere Ventilfläche, da sonst eine nochmalige Dampfeinströmung erfolgen würde.
Nach der Umsteuerung am Ende des Kolbenhubes werden S
und Q von unten vollständig entlastet, so daſs dann das
Ventil sicher von neuem geöffnet wird. Durch Verstellung der Klemmringe u auf der Schieberstange kann man nicht nur die
Expansion beliebig bis zu der durch vorstehende Bedingung gesetzten Grenze
verändern, sondern man kann auch dem einen Cylinderende mehr
Dampf geben als dem anderen, was für einfach wirkende oder für stehende
Pumpen oft wünschenswerth ist. Schlieſst man die in den Verbindungsröhren p angebrachten Hähne, so bleibt das Ventil S dauernd geöffnet und der kleine Cylinder erhält dann
auch volle Füllung.
Schlieſslich ist noch eine Entlastungsvorrichtung für die Schieber zu erwähnen,
welche von W. Voit angewendet wird. Dieselbe ist in
Fig. 6 und 7 Taf. 5
besonders dargestellt. An den Schieber D, welcher lose
zwischen den Kolben F ruht, ist ein Kölbchen k angeschraubt. Ein darüber gestülpter Cylinder n stützt sich auf Rippen, welche an den
Verbindungsplatten f der beiden Kolben F angegossen sind. Der Hohlraum von n ist stets mit dem Ausströmkanale in Verbindung und
der Schieber ist daher um einen dem Querschnitte von k
entsprechenden Betrag entlastet. Dieser Druck wird von dem Cylinder n aufgenommen und durch letzteren auf die Steuerkolben
F übertragen. Um nun diese wieder zu entlasten,
sind in deren Cylinder oben abgedichtete Oeffnungen b
angebracht, deren Querschnittssumme gleich dem Querschnitte von k sein soll. Kann man annehmen, daſs für jeden
Querschnitt von F der Druck zwischen Kolben- und
Cylinderwand am ganzen Umfange immer gleichmäſsig vertheilt ist (er wird ungefähr
gleich dem Drucke des frischen Dampfes sein) und daſs der Druck in den Oeffnungen
b derselbe ist wie in dem Cylinder n, so werden hiernach allerdings die Kolben F vollständig entlastet.
Steuerungen von E. Cope und J.
R. Maxwell in Hamilton, Nordamerika (* Erl. D. R. P. Nr. 4213 vom 9.
Februar 1878). In verhältniſsmäſsig einfacher Weise haben die Genannten eine
Expansionssteuerung durch die in Fig. 13 und
14 Taf. 1 dargestellten Anordnungen erzielt. Bei Fig. 13 ist
der Cylinder, in welchem sich die beiden, den Schieber zwischen sich fassenden
Steuerkolben D bewegen, verschiebbar in dem
Schieberkasten angebracht und durch einen Hebel I mit
einem an der Kolbenstange befestigten Arme verbunden, so daſs dieser Cylinder im entgegengesetzten Sinne
zum Hauptkolben gleichmäſsig hin- und hergezogen wird. Oben ist derselbe mit einem
Schieberspiegel versehen, mit welchem er unter einer den Vorsteuerschieber
ersetzenden, festgestellten Platte F gleitet. Ist der
Hauptkolben, wie gezeichnet, am Ende des Hubes rechts angekommen, so befindet sich
der Steuercylinder in der äuſsersten Stellung links, bei welcher durch die Platte
F sein rechter Kanal für die Einströmung, der linke
für die Ausströmung geöffnet ist. Die Steuerkolben D
werden daher jetzt mit dem Schieber nach links gerückt werden, so daſs die Kanäle
des Hauptcylinders voll geöffnet werden. Indem dann der Hauptkolben nach links geht,
zieht er den Steuercylinder und mit ihm auch den Schieber (da der linke Kolben D am Deckel anliegt) nach rechts, so daſs die Kanäle
allmählich wieder geschlossen werden. Am Ende des Hubes findet darauf Umsteuerung
für die Steuerkolben statt, die Kanäle des Hauptcylinders werden für den Rückgang
wieder schnell geöffnet u.s.w. Gibt man dem Schieber recht groſse äuſsere, aber
kleine innere Deckungen und etwas Ueberlauf, so kann man einen ziemlich frühen
Schluſs des Einströmkanales erreichen, während der Ausströmkanal genügend lange
offen bleibt. Es ist hier aber nicht gut möglich, den Füllungsgrad zu verändern.
Bei Fig. 15 Taf. 1 bildet der Schieber, als Doppelschieber ausgeführt, mit
dem Steuercylinder ein Stück, während die zugehörigen Kolben D durch den Hebel I gleichmäſsig hin- und
hergezogen werden. Der Vorsteuerschieber F wird am Ende
jedes Kolbenhubes durch eine Verlängerung des Hebels I
umgestellt. Uebrigens ist die Wirkungsweise dieselbe wie bei der vorigen
Steuerung.
Alle diese Constructionen, bei welchen eine stoſsweise Umstellung des Schiebers
stattfindet, lassen so groſse Geschwindigkeiten, wie sie bei den Dampfpumpen mit
Kurbelwelle zu erreichen sind, nicht zu; sie haben immer einen geräuschvollen,
unruhigen Gang und sind häufigen Ausbesserungen unterworfen. Allison erzielte jedoch auch für die direkt wirkenden Dampfpumpen eine
sehr ruhige Schieberbewegung dadurch, daſs er den Schieber mit einem hydraulischen
Bremskolben (Kataraktkolben) verband, und Cope und Maxwell gehörten zu den Ersten, welche diese
Einrichtung benutzten. Eine ihrer hiermit construirten Steuerungen ist in D. p. J. 1877 226 * 24
beschrieben. Die Patentschrift Nr. 4213 enthält eine Anzahl solcher Steuerungen, von
denen eine in Fig. 14
Taf. 1 abgebildet ist. Die Anordnung stimmt in der Hauptsache mit der in Fig.
13 überein; nur ist mit dem Steuercylinder ein auſserhalb des
Schieberkastens liegender Bremscylinder H und mit dem
Kolben D der zugehörige Bremskolben G starr verbunden. Steuer- und Bremscylinder werden
gleichmäſsig hin- und hergezogen. Der Vorsteuerschieber F liegt in dem Kolben D, so daſs seine Stange
durch die Kolbenstange hindurch geführt werden kann. Die Wirkungsweise dieser
Steuerung ist jedoch wesentlich verschieden von der oben für Fig. 13
beschriebenen. Wenn der
Dampfkolben während des letzten Theiles seines Hubes nach rechts den
Vorsteuerschieber nach links gedrängt hat, wird der Steuerkolben nicht plötzlich
nach links hinüber gestoſsen, sondern er geht langsam mit einer gleichförmigen
Geschwindigkeit, welche durch Stellung des Hahnes am Bremscylinder genau bestimmt
werden kann, vorwärts. Der Hauptkolben bleibt also kurze Zeit, bis der Cylinderkanal
rechts geöffnet ist, in Ruhe; dann beginnt er den Lauf nach links, seine
Geschwindigkeit nimmt mit der sich vergröſsernden Kanalöffnung zu, bis sie im
Verhältnisse der Hebelübersetzung von I gröſser
geworden ist als die Geschwindigkeit des Steuerkolbens und Schiebers. Der Kolben ist
nun gezwungen, diese Geschwindigkeit ungefähr beizubehalten; denn bewegt er sich
schneller, so wird er den Steuer- und den Bremscylinder schneller nach rechts
ziehen, als die Kolben in denselben nach links vorrücken; die letzteren werden also
gegen den Hauptcylinder sich nach rechts verschieben, wodurch der Einströmkanal mehr
geschlossen, die Geschwindigkeit des Hauptkolbens mithin wieder verlangsamt wird.
Das Umgekehrte findet statt, wenn der Hauptkolben langsamer geht, als der obigen
Bedingung entspricht. Von den hierdurch verursachten Schwankungen (welche unter
Umständen allerdings beträchtlich sein können) abgesehen, bleibt also der
Steuerkolben und Schieber mit dem Bremskolben an derselben Stelle stehen und die
Cylinder werden über die Kolben fortgezogen, bis sie an dieselben anstoſsen und
diese mitnehmen. Die Cylinderkanäle werden dann geschlossen. Auf welchem Punkte des
Kolbenhubes dies geschieht, hängt wieder von den Deckungen ab. Starke Expansion des
Dampfes ist natürlich nicht zulässig, da sonst Gefahr vorhanden wäre, daſs der
Dampfkolben das Ende seines Hubes nicht erreichte und die Maschine stehen
bliebe.
Steuerungen von H. Davey in Leeds, England (* D. R. P.
Nr. 14743 und Nr. 14745 vom 6. Januar 1881). Die sogen.
Differential-Schiebersteuerungen von Davey wirken, wie
aus der früheren Beschreibung einer solchen Construction (vgl. 1876 219 * 10) hervorgeht, ähnlich wie die vorbeschriebenen
Steuerungen von Cope und Maxwell. In Fig. 9 Taf.
5 ist der Steuermechanismus für eine stehende Maschine
abgebildet, welcher durch Benutzung eines besonderen Vorsteuercylinders mit
zugehörigem Bremscylinder beliebig lange Pausen am Ende jedes Kolbenhubes
ermöglicht. Der Schieber des (nicht gezeichneten) Hauptcylinders ist mit der Stange
s verbunden, welche ihre Bewegung durch den Hebel
h erhält. Letzterer ist bei c drehbar mit der Kolbenstange des Steuercylinders a und bei k durch Zwischenglieder mit der
Kolbenstange des Hauptcylinders in Verbindung. a1 ist der Vorsteuercylinder, durch welchen der zu
a gehörige Schieber bewegt wird; b und b1 sind Bremscylinder (Katarakte).
Angenommen, es seien sämmtliche Kolben (auch der Hauptkolben) in ihrer tiefsten
Stellung, der Hebel h habe die Lage 0, der Hauptschieber befinde sich dem entsprechend
etwas oberhalb seiner mittleren Stellung, in welcher jedoch wegen der Deckungen die
Cylinderkanäle, wenigstens der für die Einströmung, geschlossen sind. Während des
letzten Theiles seines Niederganges hat der Hauptkolben den (nicht gezeichneten)
Schieber des Cylinders a1 umgestellt so daſs in den letzteren unten Dampf einströmt. Der
Vorsteuerkolben steigt nun langsam auf, während die übrigen Steuertheile und der
Hauptkolben in Ruhe bleiben. Durch passende Einstellung des Bremscylinders b1 läſst sich diese
Pause leicht beliebig lange ausdehnen. Gegen Ende des Hubes des Vorsteuerkolbens
stöſst ein auf seiner Kolbenstange befestigter Arm an den oberen der auf der
Schieberstange s1
aufgeklemmten Ringe, hebt den Schieber des Steuercylinders a und veranlaſst dessen Kolben zum Aufsteigen. Dadurch wird auch die
Stange s und mit ihr der Schieber des Hauptcylinders
gehoben. Der Hebel h dreht sich dabei zunächst um den
Punkt k0 nach der Lage
1 hin, bis auch der Hauptkolben seinen Aufgang
begonnen hat. Jedenfalls wird hier der Hauptschieber schon seine äuſserste (höchste)
Stellung, der höchsten Lage 1 der Stange s entsprechend, eingenommen haben, ehe die
Geschwindigkeit des Hauptkolbens so groſs geworden ist, daſs derselbe durch den
Hebel h den Schieber wieder zurückzieht. Haupt- und
Steuerkolben steigen nun gleichmäſsig mit einander auf, bis letzterer am Ende seines
Hubes angekommen ist. Hebel h ist dann etwa in die Lage
2 gelangt und dreht sich von nun an um den Zapfen
c, wodurch die Stange s herabgeht und die Cylinderkanäle abgeschlossen werden. Geht der
Hauptkolben etwa in Folge Abnahme der Pumpenbelastung schneller, als der durch den
Bremscylinder b bedingten Geschwindigkeit des
Steuerkolbens entspricht, so erfolgt der Schieberrückgang schon früher. Hat der
Kolben seinen Aufgang vollendet, so ist Hebel h in die
Lage 3 gekommen, der Hauptschieber steht etwas unter
der Mittellage, doch so, daſs er die Kanäle schlieſst; der Schieber des
Vorsteuercylinders a1
ist zuletzt noch umgestellt worden und es tritt nun wieder eine Pause für den
Hauptkolben ein.
Der Schieberhub kann durch Verstellung der als Anschläge dienenden Muttern d auf der Stange s
verändert werden. Von der Gröſse der Deckungen hängt wieder der Füllungsgrad ab.
Die Wirkungsweise dieser Steuerung ist hiernach in so fern günstiger als die der
Steuerung von Cope und Maxwell, als hier der Schieber jedenfalls zunächst immer ganz geöffnet
wird und auch bis zum Schlüsse ganz geöffnet bleibt, wenn die Geschwindigkeit der
Maschinen nicht zu groſs wird. Tritt aber dieser Fall ein, so werden die Kanäle hier
schneller verengt bezieh. ganz geschlossen als bei jener Steuerung und zwar, weil
der Schieber hier nicht direkt, sondern unter Einschaltung eines Hebels mit dem
Steuerkolben verbunden ist. Dafür kann allerdings, wenn die Maschine wegen
Ueberlastung zu langsam gehen sollte, hier nicht ein weiteres Oeffnen der Kanäle
eintreten. Will man eine Aenderung in diesem Sinne ermöglichen, so muſs man mittels der stellbaren
Anschläge den Schieberhub so festsetzen, daſs für gewöhnlich die Kanäle nicht ganz
geöffnet werden, um dann im Bedarfsfalle durch Vergröſserung des Schieberhubes die
Kanäle weiter öffnen zu können. Davey benutzt zur
bequemen und gleichmäſsigen Verstellung beider Anschläge die in Fig. 8 Taf.
5 angegebene Einrichtung. Die mit Stellringen d
versehene Schieberstange s gleitet in den
muffenförmigen, mit Rechts- und Linksgewinde ausgestatteten Anschlägen n, welche durch die über beide greifende Mutter mit
Hilfe eines Schraubengetriebes aus einander und zusammen gerückt werden können.
In Fig. 10 Taf. 5 sind zwei Vorrichtungen für Compoundmaschinen dargestellt,
von denen die eine oder die andere von Davey benutzt
wird, wenn der Pumpenwiderstand in der einen Richtung gröſser ist als in der anderen
(vgl. oben S. 49 d. Bd. die Einrichtung von Voit). Nach
der links gezeichneten Anordnung ist in der Muschel des zum kleinen Cylinder
gehörigen Schiebers R ein Hilfsschieber untergebracht,
welcher von auſsen gegen R so verstellt werden kann,
daſs er den einen Kanal (in der Zeichnung den rechten) des kleinen Cylinders während
des Ausströmens mehr oder weniger verengt. Hierdurch wird für den Hub in einer
Richtung der nach dem groſsen Cylinder strömende Dampf gedrosselt, der Druck vor dem
kleinen Kolben also vergröſsert und hinter dem groſsen Kolben vermindert, die
Gesammtarbeit mithin geringer. Statt den Drosselschieber am Ausströmkanale des
kleinen Cylinders anzubringen, kann man ihn auch am Einströmkanale des groſsen
Cylinders, d.h. auf dem Schieber desselben anordnen,
wie in Fig. 10
Taf. 5 rechts gezeigt ist.
Im Anschlusse hieran mag eine von C. L. Strube in
Buckau-Magdeburg (* D. R. R Nr. 20784 vom 21. Februar 1882) vorgeschlagene
Schieberform erwähnt werden, welche für einfach
wirkende Pumpen mit doppelt wirkendem Dampfcylinder und Kurbelwelle bestimmt ist und den Zweck hat, dem Cylinder für die
Saugperiode nur wenig Dampf zu geben. Dieselbe ist nebst dem zugehörigen Diagramme
in Fig. 12 bezieh. 11 Taf. 5
veranschaulicht.
Der Schieber ist auf einer Seite mit einem durchgehenden Kanäle C versehen und mit einer feststehenden Platte B überdeckt, welche diesen Kanal in demselben Maſse
einerseits abschlieſst, als er andererseits den Cylinderkanal freilegt. In der
äuſsersten Schieberstellung läſst die äuſsere Schieberkante noch einen geringen
Spalt frei, so daſs, wie aus dem Diagramme ersichtlich, für den betreffenden
Kolbenhub 3mal ein wenig Dampf in den Cylinder eingelassen wird. Einfacher ist es,
dem Schieber, wie gleichfalls von Strube vorgeschlagen
ist, auf einer Seite eine wesentlich gröſsere Deckung als auf der anderen Seite zu
geben. Es findet dann eine einmalige, später beginnende und früher endigende
Einströmung auf dieser Seite statt.
Fig.
13 Taf. 5 stellt nach dem Engineer, 1882 Bd.
54 S. 133 eine von H. Davey bei Compoundmaschinen
angewendete Sicherheitsvorrichtung dar, durch welche
die Verbindung zwischen Hoch- und Niederdruckcylinder selbstthätig unterbrochen
werden soll, wenn die Geschwindigkeit der Maschine plötzlich über eine bestimmte
Grenze wächst. Das Ventil C, welches in das vom
Hochdruck- zum Niederdruckcylinder führende Rohr eingeschaltet ist, wird während des
Betriebes durch eine Sperrvorrichtung offen gehalten. Ein Hebel A ist in seinem unteren Punkte mit der Kolbenstange der
Maschine, in dem mittleren Punkte mit einem Bremskolben und in dem oberen Punkte mit
einer zu der Sperrvorrichtung führenden Stange verbunden. Der Hahn des
Bremscylinders wird so eingestellt, daſs der obere, durch zwei Federn E festgehaltene Endpunkt des Hebels beim normalen Gange
der Maschine eine geringe Schwingung nach rechts und links ausführt, doch so, daſs
die auf der Zugstange befindlichen Anschläge a den
Sperrhebel noch nicht berühren. Steigt nun die Geschwindigkeit, so wird, da der
Bremskolben derselben nicht folgen kann, der obere Endpunkt des Hebels zu einem
gröſseren Ausschlage gezwungen, die Sperrvorrichtung ausgelöst und das Ventil C geschlossen.
Eine Ventilsteuerung von Davey (* D. R. P. Nr. 14743), welche nach demselben Principe wie die
Differential-Schiebersteuerungen wirkt, ist in Fig. 14 bis
16 Taf. 5 abgebildet. Es ist eine horizontale Maschine mit hinter
einander liegendem Hochdruck- und Niederdruckcylinder vorausgesetzt. Der Kolben des
groſsen Cylinders ist mit zwei Kolbenstangen versehen, welche zu beiden Seiten des
kleinen Cylinders liegen und mit der Kolbenstange des letzteren durch ein Querstück
verbunden sind. Ein an diesem befestigter Arm a
ertheilt der Hilfswelle w, von welcher die Bewegung
abgeleitet ist, eine gleichmäſsige Schwingung. Durch Zugstange e wird dieselbe auf den Hebel h übertragen, dessen mittlerer Zapfen wie bei den Schiebersteuerungen mit
der Kolbenstange des kleinen Steuercylinders B und
Bremscylinders A verbunden ist und von dessen oberem
Endzapfen durch Kegelräder f die beiden Steuerwellen
g und g1 Schwingungen in entgegengesetztem Sinne erhalten.
Die Wellen g und g1 tragen zwischen den Ventilen Doppeldaumen o (Fig. 14),
durch welche die inneren Enden der Ventilhebel p und
q abwechselnd gehoben werden. Die Hebel q der Auslaſsventile haben am äuſseren Ende einen
festen Stützpunkt; das Oeffnen und Schlieſsen der Auslaſsventile wird also nur durch
die Bewegung der Steuerdaumen o, d.h. des Hebels h bedingt. Die Einlaſsventilhebel p des Hochdruckcylinders dagegen ruhen mit dem äuſseren
Ende auf Daumen m, welche von der Welle w aus durch Stange s und
Steuerwelle i direkt, unabhängig von dem Bremscylinder
A, bewegt werden. Die Einlaſsventile sind geöffnet,
wenn beide Enden der Hebel p durch die Daumen gehoben
sind. Die Stellung der letzteren ist nun so gewählt, daſs die Daumen m vor Ende des Kolbenhubes gehoben werden und der
Beginn der Einströmung daher von dem dann folgenden Heben der Daumen o abhängt, darauf aber die Daumen m sich
senken und das Ende der Einströmung bestimmen. Am Niederdruckcylinder haben die
Einlaſs- wie die Auslaſsventilhebel feste äuſsere Stützpunkte; der Stützpunkt des
einen Einlaſshebels kann jedoch nach Fig. 15
Taf. 5 von Hand verstellt werden, wodurch der Hub des betreffenden Ventiles
verändert und in Folge dessen der einen Cylinderseite mehr Dampf zugeführt wird als
der anderen. Diese Einrichtung entspricht also den in Fig. 10
Taf. 5 dargestellten Hilfsschiebern.
Whg.