Titel: | Der Bentheimer Asphalt unter Hinweisung auf analoge Vorkommen in Italien in geologisch-bergmännischer und chemisch-technischer Beziehung. |
Autor: | L. Strippelmann |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 216 |
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Der Bentheimer Asphalt unter Hinweisung auf
analoge Vorkommen in Italien in geologisch-bergmännischer und chemisch-technischer
Beziehung.
Engler und Strippelmann, über den Bentheimer Asphalt.
1) Geologisch-bergmännische
Untersuchungsergebnisse über den Bentheimer Asphalt; von Bergingenieur
L. Strippelmann
in Görlitz.
Zwischen dem nördlichen Rande des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges und dem
Teutoburger Walde bildet das Becken von Münster einen abgeschlossenen Bezirk der Kreideformation. Vom Nordwestrande desselben bei
Bentheim bis Borken und Duisburg und auch noch bei Losser in den Niederlanden treten
aus dem Diluvium die tiefsten Kreideschichten in einzelnen Partien hervor.
Ueberlagert sind dieselben, soweit das Becken gegen West zwischen Borken und
Duisburg geöffnet ist, von oligocänen Schichten, deren Ausdehnung auch über der
Kreide von Aachen nachweisbar ist. Durch den Hils und Gault, welche im Teutoburger
Walde eine namhafte Entwickelung erreichen, während der Turon einen breiten Saum um
das Becken bildet und bei Fehlen der Schreibkreide das Innere des Beckens mit
mächtigen Schichten des Senon erfüllt ist, wird eine sehr vollständige Reihenfolge
von Schichten der Kreideformation durch dasselbe nachgewiesen. Am Südrande des
Beckens wird die Carbonformation von Duisburg bis gegen Stadtbergen flach von der
nur wenig entwickelten unteren Abtheilung des Cenoman – sich auf eine Erz führende
Grünsandlage, die Turtia, beschränkend – überlagert. Die gegen Osten in dichten.
Kalkstein übergehenden Turonmergel (Pläner) enthalten ein als Baustein verwendetes
Grünsandlager, charakterisirt durch die aus demselben hervortretenden Salzquellen.
Während im südlichen Theile des Teutoburger Waldes der Hils, Gault und Turon die
steil aufgerichteten Schichten des Jura und Trias flach überlagern, sind in dem
westlichen Abschnitte dieses Höhenzuges diese drei Abtheilungen zum Theile auch
steil aufgerichtet, zum Theile den unterliegenden Schichten gemäſs überkippt und
sprechen dafür, daſs nicht viel vor dem Ende der Kreideperiode die Hebungen und
Aufrichtungen der Schichten ihr Ende erreicht haben. Mergel, Kalksteine, Sandsteine
und kieselige Gesteine kennzeichnen die Senonschichten in diesem Becken und nehmen
von Cappenberg bis Coesfeld und Borken fast überall die oberste Stelle ein.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen zur geologischen Charakteristik des
Kreidebeckens, welchem die speciell hier in Frage kommende Bentheimer Umgebung,
anlehnend an die Untersuchungen v. Decken's, angehört,
treten wir nun in das Becken ein, welches begrenzt wird gegen Osten durch die von
Schüttorf nach Nordhorn von Südosten gegen Nordwesten ihren Lauf vollziehende Vechte,
gegen Norden durch den Isterberger Höhenzug in der Bauernschaft Quendorf, gegen
Westen durch das Königreich der Niederlande (speciell die Bauernschaften Waldseite,
Westenberg und Gildehaus), gegen Süden endlich durch den Regierungsbezirk Münster
(speciell die Gildehauser Venne und die Bauernschaften Sieringshock und Suddendorf).
An die westlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes sich anlehnend und diesen
zuzählend erheben sich, rings von Flachland umgeben, drei charakteristische,
generell von Osten nach Westen verlaufende, der senonen
Kreide zuzählende Sandsteinrücken, von denen der nördlichste, Isterberg,
die kürzeste Längserstreckung nachweist, gegen Westen in der Syen-Venne, gegen Osten
im Flachlande verschwindet, während der Bentheimer Hügelzug sich von Schüttorf bis
zur Grenze der Niederlande (Bauernschaft Westenberg) verfolgen läſst und den
Mittelzug bildet und die dritte, am wenigsten entwickelte, am südlichsten gelegene,
mehr nur als eine Terrainfalte sich darstellende Erhebung in der Bauernschaft
Sieringshock hervortritt, gegen Osten im Flachlande der Bauernschaft Suddendorf,
gegen Westen in den Bauernschaften Agterberg-Gildehaus verflacht.
Diese drei in annäherndem Parallelismus stehende Terrainfalten, mit der Längsrichtung
von Ost nach West, gegen Norden jenseits Isterberg in das Flachland, gegen Süden
jenseits Sieringshock in das Münsterland mit südlichem Einfallen verlaufend, bilden
durch den Isterberger und Bentheimer Faltenrücken einerseits und andererseits durch
den Bentheimer und Sieringshocker Faltenrücken begrenzt, zwei lang gezogene Mulden.
Sowohl der Isterberger, als auch der Bentheimer und Sieringshocker Faltenrücken sind
auf ihrer Sattelhöhe durch röthlich weiſse, gelbe, graue, oft ganz weiſse, fein- und
grobkörnigere, ein vorzügliches Baumaterial (Bentheimer, Gildehauser u.a.) liefernde
Sandsteine gekennzeichnet, welche, insbesondere bei Bentheim steil aufgerichtet, ein
südliches Einfallen von 60 bis 65° nachweisen, hier eine die normale Lagerung
durchgreifend störende Hauptaufbruchslinie darstellen.
Während die südliche Muldenlinie durch graue, blaue, oft schwarz gefärbte Thon- und
Mergelschichten, welche sich den südlich einfallenden Bentheimer Sandsteinen
anschmiegen und in gröſserer Tiefe, wie durch Bohrungen bis zu 178m nachgewiesen, einen sandsteinartigen Charakter
annehmen, ist die nördliche Mulde zwischen Quendorf, Isterberg und dem nördlichen
Rande des Bentheimer Rückens durch dünn schieferige, grünlich schwarze bituminöse Schiefer, bis zu Tage ausgehend,
gekennzeichnet, welche sich einerseits an den Sandstein des Isterbergs, andererseits
an den Bentheimer Rücken anlehnen, ohne bis dahin Nachweis über deren Mächtigkeit
und die unter gelagerten Schichten erlangt zu haben. Dieselben sind durch das
Vorhandensein reicher Schwefelquellen, denen auch das
Bad Bentheim seine Begründung verdankt, ausgezeichnet, während derartige
Erscheinungen der südlichen Mulde fremd sind.
Das Vorhandensein der in dem vorliegenden Becken nachgewiesenen Asphaltgänge greift derart in beide Gebiete über, daſs
eine Zusammenfassung derselben geboten erscheint.
Bereits im J. 1772 gaben innerhalb des Münster'schen Kreidebeckens die Asphaltvorkommen am Schöppinger Berge der Münster'schen
Hofkammer zu bergmännischen Untersuchungen Veranlassung. Ebenso wie im Kreise
Coesfeld bei Darfeld, Buldern und Hangenau findet sich bei Appelhülsen im Kreise
Münster (hier im sogen. „Pechgrabe“) in dem Senon angehörigen mergeligen
Gesteinen Asphalt von sehr reiner Beschaffenheit, in bis 1m mächtigen Gangtrümmern nach verschiedenen
Richtungen durchsetzend, nur oberflächlich untersucht. Bei Darfeld wurden im J. 1839
bereits groſse Massen reinen Asphaltes gewonnen und umfassendere Versuchsarbeiten,
jedoch nur in geringen Tiefen, betrieben. Augenscheinlich in ursächlichem
Zusammenhange mit diesen Asphaltvorkommen scheinen nun diejenigen bei Bentheim zu stehen. Dieselben besitzen hier den
Charakter von bestimmt ausgeprägten Gangspalten,
ausgefüllt mit Asphalt. Derselbe bildet eine feste,
spröde, durchaus porenfreie, amorphe Masse von tiefschwarzer Farbe und glänzendem,
muschligem Bruche, erst bei groſser Hitze erweichend und sich dadurch wesentlich von
den eigentlichen Asphalten, welche schon bei gelinder Wärme zähe werden,
unterscheidend. Bei weiterem Erhitzen bläht sich nach Grotowsky's Untersuchungen das Mineral auf und stöſst dabei Dämpfe aus,
welche mit heller, wenig ruſsender Flamme brennen. Beim Erhitzen im
Destillationsapparate gehen Spuren Wasser und flüchtiges Oel über; später tritt
Zerstörung der nichtflüchtigen Bestandtheile ein, unter Bildung von Wasser, Ammoniak
und Paraffin haltigen Brandölen, und in der Retorte bleibt Koke zurück. Durch den
kaum nennenswerthen Wassergehalt unterscheidet sich der Bentheimer Asphalt
vortheilhaft von den Asphalten von Bastennes, Pont du Chateau, Pont Navey und den
Abruzzen, welche bis 20 Proc. Wasser enthalten.
Daſs nicht durch Volumenveränderung in Folge von Abkühlung, Austrocknung oder
chemischer Umwandlung diese Bentheimer Gangspalten
entstanden sind, bei deren Bildung vielmehr ein ungleicher Druck in Folge Bewegung
der Erdrinde, gleichviel ob durch Erdbeben, Hebungen und Senkungen des Erdbodens und
Zusammenfaltung geschichteter Gesteine in Wirkung trat, erscheint auf Grund
eingehender Untersuchungen auſser Zweifel gestellt, ebenso auch daſs derartige
Einwirkungen aber in der Umgebung von Bentheim stattgefunden, daſs abnorme
Kraftäuſserungen das dortige Sandsteinmassiv gehoben und die steile, nach Süden
weisende Schichtenstellung veranlaſst haben, hiermit im Zusammenhange aber die
Bildung der auf 900m und mehr Länge streichend
verschürften und nachgewiesenen, steil einfallenden, mit Asphalt erfüllten
Gangspalten, deutlichen Sahlbändern und Rutschflächen des Nebengesteines
stattgefunden hat.
Während Volumenveränderungen in sich geschlossener kleinerer Gebirgsglieder
gewöhnlich eine groſse Anzahl nach den verschiedensten Richtungen verlaufende
Spalten zu erzeugen pflegen, dann auch sich auf diese einzelnen Gebirgsglieder
beschränken, haben wir es hier einerseits mit Gangspalten zu thun, welche auf die
Bezeichnung „Verwerfungsspalten“ berechtigten
Anspruch machen und zweifellos viele Gebirgsglieder durchsetzen, in bedeutende
Tiefen hinabreichen, andererseits aber auch in dem diese Gangspalten begrenzenden
Nebengesteine mit einer gröſseren Anzahl von kleinen, mit Asphalt erfüllten, nach
verschiedenen Richtungen verlaufenden, das Gestein durchschwärmenden, gleichfalls in
die Teufe niedersetzenden Spalten überall in bestimmter Form anzeigen, daſs die
Ausfüllung auch dieser kleinen Spalten mit ursprünglich tropfbar flüssigem
Kohlenwasserstoffe (Bitumen) nach deren Bildung oder gleichzeitig hiermit stattfand
und hier sich dessen Oxydationsprozeſs vollzog.
Die vorliegenden Gänge stehen des Weiteren nun aber vermittelnd zwischen einfachen und zusammengesetzten Gängen, d.h. es begrenzen einerseits bestimmt erkennbare
lettige Sahlbänder Gangmasse und Nebengestein; dagegen bildet andererseits sowohl
unverändertes Nebengestein, als auch solches durch chemische und mechanische
Umwandlung hervorgegangenes Gestein an den Punkten, wo der Asphalt die Gangspalte
nicht vollständig ausfüllt, das Ganggestein. Die
Ausfüllung dieser Gangspalten mit Asphalt anlangend, so ergeben die bis dahin über
Tage 450 bis 900m lang verschürften h. 11,48 (Gang
I und II), 0,14 (Gang III), 0,02 (Gang IV), 0,52 (Gang V) streichenden Gänge fast
vollständig übereinstimmende Charaktere.
Während der Asphalt bei Entblöſsung der Gangspalten metertief unter Tage in mehreren
sich nach oben ausspitzenden Adern streifenartig das
Ganggestein, zumeist aus Zerreibungsproducten des Nebengesteines bestehend, erfüllt,
findet in Teufen von 3 bis 5m bereits eine
Vereinigung dieser 5 bis 20mm mächtigen
Asphaltstreifen zu einer compacten Asphaltmasse und eine Mächtigkeitserweiterung des
Asphaltes bis 300mm (Gang II) und 800 bis 1000mm (Gang I), regelmäſsig in die Teufe
niedersetzend, statt. Die Gangspalten stehen zumeist vollständig lothrecht (90°) und
nur bei Gang I ist ein mäſsiges Einfallen von 80 bis 85° festgestellt. Hierauf sich
stützend, wurde mit einer in 35m östlichem
Abstande vom Ausgehenden dieses Ganges angesetzten Bohrung in 126m Teufe der Asphalt wieder erbohrt und in
demselben bis 178m Teufe vertieft, am
Bohrlochstoſse anstehend das Bohrloch bei dieser Tiefe wegen starken, aus dem oberen
unverrohrten Horizonte herrührenden Nachfalles eingestellt.Im J. 1870 lenkte der Bentheimer Asphalt vorübergehend die Aufmerksamkeit des
Amerikaners Sargent auf sich. Nach seinem
Berichte fand er in etwa 11 Schächten von 9 bis 38m,5 Tiefe Asphalt, der fast reiner Kohlenwasserstoff und bis 1m mächtig war. 500t habe er gewinnen und auf Petroleum
destilliren lassen und von 1t bis zu
525k Petroleum erzielt. Im Museum zu
Hannover findet sich ein etwa 0cbm,03
groſser schwarzer Block unter der Bezeichnung „Gagatkohle von Bentheim“. Ob dieser bei 126m Teufe erbohrte Asphalt identisch mit Gang I ist oder
einer hier bereits stattgefundenen Massenanhäufung oder anderen über Tage noch nicht
verschürften Gangspalten angehört, muſs vorläufig unentschieden bleiben. Für die
Thatsache, daſs bis zu einer Teufe von 178m
erwiesenermaſsen der Asphalt in gröſserer Mächtigkeit nieder- und hierüber hinaus
fortsetzt, ist diese offen bleibende Frage von untergeordneter Wichtigkeit. Dagegen
liefert diese Thatsache einen gewichtigen Hinweis auf die Entstehung dieses
Asphaltvorkommens und gestattet Schlüsse, welche für die Bildung des Petroleums im
Allgemeinen nicht ohne Interesse sind.
Wir treten um so mehr in eine nähere Beleuchtung dieser Verhältnisse ein, als es
hierdurch allein möglich wird, für die richtige Beurtheilung der Bentheimer Asphaltvorkommen eine wissenschaftliche
Grundlage zu schaffen und deren geologisch-bergmännische Wichtigkeit zu begründen,
gleichzeitig aber, weil wir in der Lage sind, zur näheren Bestätigung unserer
diesbezüglichen Anschauungen einige Beobachtungen über Petroleum- und
Asphaltvorkommen zur Seite zu stellen, deren Studium uns in Begleitung des Prof. Anton Stoppani in Florenz durch eine
geologischbergmännische Untersuchung der Bitumenvorkommen Italiens, speciell der
Terra di Lavoro, im J. 1879 möglich wurde.
In der vorausgeschickten Charakteristik der Bentheimer
Gangspalten wurde hervorgehoben, daſs deutliche Sahlbänder und
Rutschflächen des Nebengesteines dieselben kennzeichnen, der Asphalt aber die
Gangmasse nach dem Ausgehenden in streifenartig angeordneten Adern veredelt, nach
der Teufe zu und bereits schon 4 bis 5m unter Tage
eine Vereinigung dieser Adern zu einer compacten, die ganze Gangmächtigkeit (300 bis
1000mm und darüber) erfüllenden Asphaltmasse
stattgefunden hat, daſs das Nebengestein sich von den Bitumen führenden Gangspalten
bestimmt abscheide und an keiner der bis dahin
erschlossenen Berührungsflächen auch nur entfernt darauf hinweise, daſs ein
Ausscheidungsprozeſs aus dem Nebengesteine sich vollzogen habe, gleichzeitig aber
auch die Auskeilung des Asphaltes am Tage und dessen Zertrümmerung greifbaren
Nachweis dafür liefere, daſs eine Infiltration der Gangspalten von oben positiv als ausgeschlossen zu erachten sei.
Wenn dem Nebengesteine der Gangspalten auf Grund dieser Thatsachen die physikalische
Natur zur Aufnahme von Bitumen mangelt, so legen genaue Untersuchungen auch klar,
daſs das Nebengestein in keinem seiner bisher erschlossenen Sedimente eine
organische Substanz oder einen Rückstand derselben, sei es auch nur in Form von
Hohlräumen, erkennen lasse, welchem das z. Z. in fester Form vorfindliche Bitumen
(Asphalt) seinen Ursprung verdanken kann.
Auf diese Thatsachen fuſsend, erscheint es demgemäſs als eine durchaus berechtigte
Annahme, daſs zunächst die vorliegenden Gangspalten eruptiven Kräften, direkt oder
in Folge ihrer Nachwirkungen, ihre Entstehung verdanken, daſs wahrscheinlich
gleichzeitig mit deren Bildung massenhaft im Erdinneren angesammelte, dort gebildete
Wasserdämpfe die gleichfalls daselbst vorhandenen Kohlenwasserstoffgase mit emporrissen, bei deren Abkühlung die verdichteten Kohlenwasserstoffe sich sammelten und in
Folge der dem Nebengesteine nachweislich mangelnden physikalischen Natur zur
Aufnahme derselben die vorhandenen oder gleichzeitig hiermit gebildeten Spalten ganz
oder theilweise erfüllten, je nachdem innerhalb derselben nicht bereits eine
Ausfüllung durch Ganggestein stattgefunden hatte, welches aus unverändertem
Nebengesteine oder aus letzterem durch chemische und mechanische Umwandlung
hervorgegangen war.
Die charakteristische chemisch-physikalische Natur und Beschaffenheit des Bentheimer
Asphaltes und dessen Niedersetzen in namhafte Tiefe weist nun aber weiter darauf
hin, daſs dieser von unten nach oben sich vollziehende Bildungs- und
Ausfüllungsprozeſs mit Bitumen derart vor sich gegangen ist, daſs, wenn auch alle
unter etwa 60° übergehenden Fractionen verflüchtigt wurden, die Fractionen gebunden
blieben, welche Leuchtöl, Paraffin und Schmieröle liefern, durch einen lang
andauernden, fortgesetzten Oxydationsprozeſs aber die ursprünglich flüchtigen
Kohlenwasserstoffe in die Form übergingen, welche wir
in der Gegenwart vor uns sehen. Gleichzeitig erhält aber die Annahme Berechtigung,
daſs in gröſserer Tiefe und in den bei Bildung der Gangspalten entstandenen, durch
hochgespannte Kohlenwasserstoffgase und Wasserdämpfe erfüllten Hohlräumen nach
erfolgter allmählicher Abkühlung eine Ansammlung des Materials erfolgte, welches wir
nun in den Gangspalten bis zu Tage ausgehend vorfinden, daſs sehr wahrscheinlich und
dem Charakter eruptiver Gangspalten entsprechend eine Mächtigkeitszunahme derselben
nach der Teufe und hiermit im Zusammenhange in denselben eine gröſsere Anhäufung von
Asphalt zu erwarten ist. Nicht ohne Interesse erscheint des Weiteren die bei Gang I
festgestellte Thatsache, daſs sich in Begleitung des festen Asphaltes auf 10 bis
15mm mächtigen Nebentrümmern Asphaltpartien
von noch zäher Beschaffenheit, oft bis zu bergtheerartiger Beschaffenheit herabgehend, vorfinden,
welche sich zumeist in paralleler Anordnung mit den mit festem Asphalte erfüllten
Gängen, unabhängig von dem Nebengesteine, hinziehen. In Begleitung des festen
Asphaltes finden sich auſserdem Partien reinen ausgeschiedenen Paraffins bis zu
Hühnereigröſse in unregelmäſsiger Vertheilung.
Die geplante und durch den hohen Werth, welchen der Bentheimer Asphalt sowohl zum Zwecke der Vergasung, als zur Darstellung von Leuchtöl, Paraffin, Schmierölen und Kokes besitzt,
gerechtfertigte, durchgreifende bergmännische Untersuchung mittels Schachteinbau
läſst Nachweise über die
Bestätigung dieser auf die Thatsachen der Gegenwart sich stützenden, durchaus
berechtigten Grundanschauung für den vorliegenden Fall erwarten.
Daſs zwischen den Bentheimer Asphaltvorkommen und denen irn Münsterlande am
Schöppinger Berge, Appelhülsen, Darfeld, Buldern und Hangenau (Kreis Coesfeld) ein
ursächlicher Zusammenhang bestehen dürfte, wurde bereits angedeutet.
Das muthmaſsliche Vorkommen von flüssigem Bitumen
(Erdöl) in der Umgebung von Bentheim und zwar im Bereiche der Asphaltgänge und dem
Untersuchungsgebiete überhaupt anlangend, so dürften folgende, den vorliegenden
Thatsachen entsprechende Anschauungen der gesuchten Wahrheit nahe kommen.
In groſser Verbreitung finden sich namentlich in dem Bentheimer Walde und in der
Richtung nach Quendorf zu Tage tretende Schwefelquellen, denen Ingenieur M.
RaczkiewiczVgl. Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1879 S. 17 ff. einen Zusammenhang mit den
Erdölquellen zuerkennt, sie gewissermaſsen als Begleiter derselben erklärt. Gestehen
wir denselben Wichtigkeit in diesem Sinne zu und beachten ferner, daſs auf vielen
Wasseransammlungen in der Nähe der Asphaltgänge ölartige Spiegel sich bilden, halten
gleichzeitig aber fest, daſs nachgewiesenermaſsen dem Nebengesteine der Bentheimer
Asphaltgänge die physikalische Natur abgeht, Bitumen aufzunehmen, demselben
auſserdem jeder Nachweis der Rückstände derjenigen organischen Substanz mangelt,
welche gleiehmäſsig oder in einzelnen seiner Sedimente vertheilt zur Bildung von
tropfbar flüssigen Kohlenwasserstoffen (Naphta) das Material hätten liefern können,
so erscheint der Schluſs gerechtfertigt, daſs in dem vorliegenden Becken
anzuhoffendes flüssiges Bitumen in Form von Erdöl ziemlich unzweifelhaft sich
vorwiegend nur in Spalten finden wird, hiermit im Zusammenhange aber ursprüngliche
Ansammlungen desselben nur in tieferen Horizonten zu vermuthen sind, wobei nicht
ausgeschlossen bleibt, daſs einzelne Sedimente, deren physikalische Natur die
Aufnahme von tropfbar flüssigem Bitumen zulässig erscheinen lieſs, hiermit, von den
Spalten ausgehend, erfüllt wurden, sonach tiefer liegende sedimentäre
Schichtencomplexe Oelansammlungen auf secundärer Lagerstätte bergen, die Bildung des
flüssigen Bitumens sich aber in Uebereinstimmung mit der bei der Asphaltbildung klar
gelegten Grundanschauung befindet.
Wir schreiten nunmehr zu der in Aussicht genommenen Mittheilung unserer Beobachtungen
über Naphtavorkommen in vulkanischen Laven und Tuffen und einigen dem Bentheimer
analogen Asphaltvorkommen der Terra di Lavoro (Italien)
im Bereiche der Litoral- und Apenninenkette.
Prof. vom Rath berichtete bereits im J. 1877 in einer
Sitzung der physikalischen Section des naturhistorischen Vereins der Preuſsischen
Rheinlande und
Westfalens (1877 S. 24) über den Inhalt der Schrift: Sopra
alcune Paraffine ed altri Carburi d'idrogeno omologhiche trovansi contenuti in
una lava dell'Etna von Prof. Or. Silvestri,
und theilte hieraus mit, daſs sich am Fuſse des Aetna bei dem Städtchen Paterno
22km gegen Südsüdwesten vom Centralkrater
vorhistorische Lava finde, inmitten welcher aus Thonschiefer der kleine
Schlammvulkan La Salinella di Paterno hervorbricht
(190m ü. M.). Höhlungen dieser Lava finden
sich, in so weit dieselben nicht von kohlensaurem Kalke eingenommen sind, von einer
steinölartigen Substanz erfüllt, welche unter
Einfluſs der Sonnenwärme flüssig ist. Schon Maravigna
erwähnt die Naphta haltige Lava von Paterno. Eine ungewöhnlich groſse Steinölgeode
fand 1874 Prof. Gius. Pulvirenti (10cc Oel enthaltend). Dieses Oel erstarrte bei 17°
und brannte bei 0,9475 sp. G. mit hell leuchtender Flamme. Eine ähnliche
steinölartige Substanz wie diejenige aus der Lavageode wurde durch Behandeln der
zerkleinerten Lava mittels Aether gewonnen (etwa 1,1 Proc).
Die Zusammensetzung der in der Lava von Paterno enthaltenen
Kohlenwasserstoffverbindung ergab auf 100 Gewichtstheile:
1)2)3)
Leichte Kohlenwasserstoffe, Siedepunkt 79 bis 88°, 0,860 sp.
G.Oelartige Kohlenwasserstoffe, Siedepunkt 190 bis 280°, 0,925bis
0,94 sp. G.Schwere ölartige Kohlenwasserstoffe, Siedepunkt 280 bis
400°,0,94 bis 0,96 sp. G.
0,7417,2331,95
= 49,92
4)5)
Weiſses krystallinisches Paraffin, bei 52°
schmelzendWeiſses krystallinisches Paraffin, bei 57,2°
schmelzend
19,9022,89
= 42,79
6)
Asphalt mit 12 Proc. Asche
= 2,90
7)
Schwefel, monokliner „ rhombischer
4,300,09
= 4,39
Diese Untersuchung ergab sonach ein Petroleum mit 42,79 Proc. Paraffingehalt, mit dem
Goudronminerale von Rangoon gleichwerthig und fast identisch. Besonderes Interesse
gewannen diese Untersuchungen für uns durch den Besuch des Oelfundortes Ripie in etwa 7km
nordöstlicher Entfernung von Pofi, etwa 1km,5 von
der Stadt Ripie entfernt in dem Thale Piano Pocamare, am Fuſse des von vulkanischem
Tuffe überlagerten Monte di S. Silvestro. Auf den der Apenninenkette angehörigen
Kalkbildungen lagern hier pliocäne Tertiärschichten (blaugraue und dunkel gefärbte
Mergel mit Sandsteinzwischenlagerungen), die von Tuffbildungen, welche dem
erloschenen Vulkane Pofi ihre Entstehung verdanken, überlagert werden und das Thal
Piano Pocamare vollständig bedecken.
Die in dem sogen. Petrolera-Bache zu Tage tretenden Tuffe sind von frei
ausflieſsendem Petroleum reichlich erfüllt, wobei bemerkenswerth ist, daſs in
verschiedenen durch Aufschürfungen entblöſsten Niveaus der Travertinschichten Erdöl
ausflieſst, also auch hier die physikalische Natur des Tuffes mitzusprechen scheint,
die gebildeten, durch Petroleumausflüsse gekennzeichneten Tuffsedimente
augenscheinlich verschiedenen Zeitperioden vulkanischer Thätigkeit des Vulkans Pofi
angehören. Aber nicht nur auf sedimentären Tuffscheidungen fand sich in reichlichem
Maſse abflieſsendes
Oel, auch Höhlungen von mehreren Cubikcentimeter Gröſse waren hiermit erfüllt. Von
zwei (seitens einer französischen Unternehmung) hier niedergebrachten Bohrungen
ergab das 66m tiefe, in Tuff angesetzte, in
pliocänen Mergel weiter vertiefte Bohrloch kein Oel, dagegen das
nachgewiesenermaſsen auf einer Spalte in unmittelbarer Nähe gleichfalls in Tuff
angesetzte, bis 22m in pliocänem Tertiär, dann
noch 6m im Kreidekalke vertiefte zweite Bohrloch
viel im J. 1879 noch frei ausflieſsendes Oel.
Daſs das in dem über dem pliocänen Tertiär und den Kreidekalken abgelagerten Tuffe
vorkommende Bitumen in Ripie ebenso wie die in den Lavageoden von Paterno
vorgefundene Naphta in direktem Zusammenhange mit
vulkanischen Prozessen stehen sollte, erscheint uns nicht wahrscheinlich. Wohl aber
besteht ein bestimmter indirekter Zusammenhang mit vulkanischen Wirkungen in der Richtung, daſs Spaltenbildungen durch dieselben
hervorgerufen und bedingt wurden, diese den Austritt von im Bereiche derselben
angesammelten Wasserdämpfen und Kohlenwasserstoffen vermittelten und, die letzteren
von ersteren emporgetrieben, in der in Folge ihrer physikalischen Natur zur Aufnahme
geeigneten, von Hohlräumen reichlich erfüllten Lava des Aetna und dem vulkanischen
Tuffe von Pofi ebenso wie in Schichten des Tertiär und den Kreidekalken der
Apenninenkette, aus den Spalten übertretend, der Bitumen-Ausscheidungs- und
Condensationsprozeſs sich vollzog.
Einen weiteren interessanten Beitrag für die auf den anorganischen Bildungsweg des Bitumens uns verweisenden Thatsachen liefern
die Asphaltgänge von Castro am Fuſse der Litoralkette
und Colle San Magno in den Abruzzen
(Apenninenkette).
Von dem Monte di S. Silvestro bei Ripie in südwestlicher Richtung den Weg über den
erloschenen Vulkan Pofi verfolgend, gelangt man bei der Eisenbahnstation Pofi (der
Eisenbahn Rom-Neapel unfern Ceprano) aus dem Bereiche der vulkanischen Tuffe auf
kurze Entfernung in das der pliocänen Tertiärschichten, welche sich an eine aus
Kalkbruchstücken bestehende Breccie anlagern: In dieser Kalkbreccie und dem
untergelagerten Kreidekalke findet sich eine Gangspalte, etwa 2m mächtig, wesentlich von Nord nach Süden
streichend, mit deutlichen Rutschflächen und einem aus Bruchstücken des kalkigen
Nebengesteines bestehenden, mit Asphalt und Erdpech reichlich erfüllten Ganggestein.
Der Umstand, daſs die aus Bruchstücken des Nebengesteines herrührenden Theile des
Ganggesteines nicht mit Asphalt und Bitumen erfüllt,
nur hiervon umgeben sind, Asphalt und Erdpech einzelne Theile der Gangspalte
ausschlieſslich erfüllen, liefert einen greifbaren Nachweis dafür, daſs das Bitumen
entweder gleichzeitig mit, oder kurz nach der Spaltenbildung, von unten nach oben
aufsteigend, die freien Hohlräume derselben in Anspruch nahm. Kurze, in das
Nebengestein getriebene Querschläge ergaben, daſs das Nebengestein frei von Bitumen
ist, demselben sonach sowohl die physikalische Natur zur Aufnahme von Bitumen mangelt, als auch kein
organisches Material ursprüngliches Eigenthum desselben ist, von dem der
Asphaltgehalt der Spalten sich etwa herleiten lieſs. Der Gang ist auf etwa 1000m Länge streichend über Tage verschürft und war im
J. 1879 mittels Stollenzubauen in zwei Horizonten von einer englischen Gesellschaft
in Angriff genommen.
In 20km südlicher Entfernung von dem Castroer
Asphaltvorkommen findet sich, von der Station Rocca Secca ausgehend, der
vortrefflich geführten Bergstraſse nach Colle San Magno, am südöstlichen Abhänge der
Apenninen, folgend und von hier zu dem bereits den Abruzzen zuzählenden Hochplateau
etwa 800m aufsteigend, das Asphaltvorkommen Colle San Magno. Uebereinstimmend mit Castro findet
sich der Asphalt hier in einer 3 bis 4m mächtigen,
auf etwa 2 bis 3km Länge streichend verschürften
Gangspalte in einem breccienartigen Kalkeonglomerate und festen Apenninenkalke
aufsetzend. Die Gangausfüllung besteht theils aus Zerreibungsproducten des
Nebengesteines, deren Absonderungsflächen und Hohlräume innig mit Asphalt erfüllt
sind, theils aus reinem Asphalte. Auch hier tritt die Thatsache hervor, daſs das
Bitumen weder die die Breccie zusammensetzenden Kalkstücke durchdrungen, noch auch
das Nebengestein erfüllt hat. Deutliche Rutschflächen kennzeichnen das Hangende und
Liegende der steil stehenden (75 bis 80°), widersinnig gegen die Gebirgskette
einfallenden Gangspalte, deren Streichungslinie parallel zu der vulkanischen
Aufbruchslinie steht, welche die Vulkane Pofi und Rocca Monfina verbindet und sich
als ein Vermittelungsglied zwischen den erloschenen Vulkanen im römischen Gebiete
und der süditalienischen vulkanischen Gruppe kennzeichnet. Der Asphalt ist
begleitet, oft innig durchdrungen von reinem amorphem Schwefel in linsen- und
erbsengroſsen Stücken. Der Gang ist von Tage steinbruchartig erschlossen, wird von
Hrn. Cico de Cola in Neapel betrieben und der Asphalt
zum Theil durch Saumpferde, zum Theile in Körben von Frauen auf dem Kopfe (40 bis
50k Belastung) nach der Station Rocca Secca,
von hier auf der Bahn nach Neapel befördert und kosten 100k an Gewinnungs- und Transportkosten in Rocca
Secca etwa 80 Pf.
Einen weiteren Nachweis dafür, daſs der Apenninenkalk keine zur Bildung von
Kohlenwasserstoff erforderliche organische Substanzen in einzelnen seiner Sedimente
erkennen läſst und seine physikalische Natur zur Aufnahme von Bitumen nicht hinneigt, lieferte das Resultat einer etwa 200m tiefen Bohrung, welche in der Nähe von Pico bei
S. Giovanni Incarico in der Nähe des Petrolera-Baches, wo bis zum J. 1879 bereits
7848 Barrels gleich 1330760k Rohöl zur Gewinnung
gelangten (nachweislich hier durchsetzenden Spaltenräumen angehörig), im
Apenninenkalke angesetzt und hierin resultatlos niedergebracht wurde.
Fassen wir die über einige Petroleum- und Asphaltvorkommen Italiens mitgetheilten
Beobachtungen zusammen, so kann nicht in Abrede gestellt werden, daſs dieselben
sich aufklärend den über die Bildung der Bentheimer
Asphaltvorkommen entwickelten Anschauungen zur Seite stellen.
Daſs Prof. Mendelejef's Grundanschauungen über die
Bildung des Bitumens auf anorganischem Wege (vgl. 1878 228 540) – bereits von Herm. Abich in Tiflis
auf die kaukasischen Erdölvorkommen übertragen (vgl. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien 1879 Bd. 29) – sowohl
auf die italienischen, als insbesondere auch die Bentheimer Asphaltvorkommen mit
einiger Berechtigung Anwendung zu finden haben, bedarf einer weiteren Begründung
nicht. Hier wie dort begegnen wir Bitumen an Fundstellen, wo geologisch nur dadurch
eine Erklärung gefunden werden kann, daſs wir dem direkten Einflüsse vulkanischer
Kräfte auf die Bildung von Spalten ihren berechtigten Standpunkt zuerkennen, daſs
wir uns das in diesen Spalten angesammelten Bitumen ebenso wie das in Lavageoden und
auf Absonderungsflächen vorhistorischer Tuffablagerungen vorhandene aber auf anorganischem Wege – der Hauptsache nach den
diesbezüglichen Grundanschauungen Mendelejef's und Abich's folgend – entstanden denken.
Wir haben in dieser Zusammenstellung des Beobachtungsmaterials über die Bentheimer
Bitumen vorkommen und durch Heranziehung analogen Beweismaterials eine den
Thatsachen entsprechende Aufklärung für ein beachtenswerthes Bitumenvorkommen
versucht. Diese Grundanschauung steht für uns z. Z. fest. Ausgeschlossen bleibt
hierbei nicht, daſs durch weitere Aufschluſsarbeiten eine Richtigstellung derselben
zu erfolgen hat.
Stehen uns, wie Karl Ochsenius in der Zeitschrift: Die Natur, Halle 1882 Nr. 29 ankündigt, auch neue
Probleme über die Bildung des Erdöles in Aussicht, in so fern die Mutterlauge als
geologisches Agens derart in Wirkung tritt, daſs die Einwirkung Salz haltiger
Schlammfluthen auf Organismen die Petroleumbildung einleitet, so können dieselben
für den vorliegenden Fall ebenso wenig als die von Bergrath Paul aufgestellten genetischen Anschauungen über die Bildung des
karpathischen Erdölvorkommens (vgl. Verhandlungen der k. k.
geologischen Reichsanstalt, 1881) etwas ändern.Daſs endlich gröſsere Klarheit in die geologischen Verhältnisse der
karpathischen Sandsteinzonen gebracht ist, kann, nachdem Jahrzehnte lange
geologische Untersuchungen diesem umfangreichen und schwierigen Gegenstande
zugewendet sind, nicht als das Verdienst eines Einzelnen angesehen werden.Ob mit den jetzigen Untersuchungen der Gegenstand als endgültig ab
geschlossen zu erachten ist, bleibt eine vorläufig offene Frage. Daſs die
karpathischen Erdölvorkommen
ausschlieſslich der eingeschlossenen organischen
Substanz derjenigen Sedimente ihren Ursprung verdanken, in denen
oder in deren unmittelbarer Nähe dieselben vorkommen, sowie die hieraus
hergeleitete logische Nothwendigkeit der Existenz bestimmter
stratigraphischer Oelhorizonte, erachten wir als eine nur bedingungsweise
zutreffende, in vieler Beziehung der Richtigstellung bedürftige Ansicht,
keinenfalls berufen, dem Oelbergbaue, in dieser
Schroffheit und Einseitigkeit hingestellt, vorläufig praktische
Anhaltepunkte und wirklichen Nutzen zu bieten.Das Prioritätsrecht der ausgesprochenen Ansicht, daſs das Erdöl in den
Karpathen, wenn auch an verschiedenen Punkten aus Längs- und Querspalten zum
Vorscheine kommend, an diese Spalten, wenn auch hier am reichlichsten
angesammelt, nicht ausschlieſslich gebunden ist, sondern auch in
verschiedenen Oel führenden Gesteinsschichten in bestimmten Niveaus
angetroffen wird, nehmen wir für uns in Anspruch (vgl. Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1879 S. 16).Hiermit halten wir denn auch die von technisch tüchtigen Fachleuten Galiziens
wiederholt bestätigte Behauptung aufrecht, „daſs kaum ein einziger
Oelgewinnungspunkt von Bedeutung auſserhalb des Bereiches und der
Einwirkungen umfangreicher Dislocationsspalten in den Karpathen
nachgewiesen erscheine“.
Was nun schlieſslich den nutzbaren bergmännisch-technischen
Werth der Bentheimer Asphaltgänge in der Gegenwart und ohne Berücksichtigung der an die Teufenverhältnisse zu
knüpfenden Erwartungen anlangt, so wird derselbe dadurch begründet, daſs zu mäſsigen
Kosten eine bergmännische Gewinnung durch Schachteinbaue alsbald eingeleitet werden
kann, daſs die bereits 4 bis 5m unter Tage 300,
900 bis 1000mm betragende Asphaltmächtigkeit
einzelner Gänge, sowie die nachgewiesene namhafte streichende Erstreckung, endlich
aber das bis 178m Tiefe nachgewiesene Fortsetzen
derselben sichere Stützpunkte für eine nachhaltige Asphaltgewinnung gewährt, wenn
man endlich berücksichtigt, daſs der Bentheimer Asphalt einen hohen Werth sowohl zum
Zwecke der Vergasung, als zur Darstellung von Leuchtöl, Paraffin, Schmierölen und
Kokes besitzt, wie aus den nachfolgenden chemischen Untersuchungsergebnissen näher
hervorgeht.
(Fortsetzung folgt.)