Titel: | Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Blei. |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 264 |
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Ueber die Herstellung und Verarbeitung von
Blei.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Blei.
Der ausführlichen Beschreibung der Grant-Bleischmelzwerke zu
Denver in Colorado von O. J. Frost im Engineering and
Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 163 entnehmen wir die
Angabe, daſs dort in einer Reihe 8 rechteckige abgeänderte Pilz'sche Oefen von 5m,54 Höhe stehen,
wie sie in Fig. 4 bis
6 Taf. 19 veranschaulicht sind.
Der auſsen 0m,76 hohe, 3m lange und 2m,75 breite, innen 0m,56 tiefe Herd E ist aus feuerfesten Steinen hergestellt und von 32mm starken guſseisernen Platten eingeschlossen;
unten liegt eine Platte aus Kesselblech, damit das etwa in das Mauerwerk
eindringende Blei gesammelt werden kann. Der aus einem rechteckigen, im
Ziegelmauerwerke des Herdes ausgesparten Durchlasse bestehende Selbststich d führt zu einem kleinen Bleibrunnen c, welcher sich in einem aus feuerfestem Thone
gestampften, von Eisenblech eingeschlossenen Ansätze befindet. Zur Gestellkühlung
stehen an jeder Seite 5 – vorn 3, hinten 2 –, zusammen also 15 guſseiserne 1m,04 hohe Wasserkästen, deren oberer, 0m,58 hoher Theil so geneigt ist, daſs sie 0m,15 nach auſsen springen. Durch die an der
Auſsenseite angebrachten Vorsprünge f wird ein Kanal
b gebildet, welchem durch dünne Rohre h aus dem rings um den Ofen laufenden Rohre g kaltes Wasser zugeführt wird, während das erwärmte
Wasser bei i abflieſst. An der Vorderseite des Ofens
lassen diese Kühlkästen in der Mitte Platz für eine 0m,14 hohe und 0m,41 breite Ofenbrust aus
feuerfesten Steinen, in deren oberem Theile sich das Schlackenloch befindet, über
welchem eine kleine Wasserform für die Vorderdüse angebracht ist. Die 10 aus
Rothguſs hergestellten, an der inneren Oeffnung 77mm weiten Düsen o passen dicht in die 0m,2 über dem Tiegel angebrachten Formen. Von dem
Hauptwindleitungsrohre eines jeden Ofens führen dicht gewebte, mit Natronwasserglas
getränkte Cannevasschläuche zu den einzelnen Düsen. Der Ofen ist in der Formenhöhe
2m,04 und 0m,91 weit; ein Ofen von gröſserem Querschnitte bewährte sich nicht, da der
Wind nicht bis in die Mitte des Ofens wirkte. Der aus gewöhnlichen Ziegeln
hergestellte 3m,73 hohe Ofenschacht ist mit
feuerfesten Steinen ausgekleidet und ruht auf dem von vier unter einander
verankerten Ecksäulen u gestützten guſseisernen Träger
t. Die Gichtgase entweichen durch das runde
Blechrohr v zur Flugstaubkammer. Die Beschickung
geschieht durch einen aus Schmiedeisen hergestellten Gichteinhang w.
Die Beleuchtung des ganzen Werkes wird durch 10 elektrische Lampen bewirkt.
Das zur Verschmelzung bestimmte Bleicarbonat von Leadville wird mit etwa 30 Proc.
Bleierzen aus anderen Gegenden Colorados, aus Neu-Mexico, Arizona und Idaho, gemengt.
227k dieser Erze werden mit 34 bis 45k Kalkstein, welcher nur Spuren von Magnesia
enthalten soll, 27 bis 33k Schlacken, 27 bis 36k Kokes und 14 bis 22k Holzkohlen gemischt, so daſs die Beschickung 16 bis 22 Proc. Blei und
0,058 bis 0,137 Proc. Silber enthält. Bei einem Winddrucke von 22 bis 32mm Quecksilber steht das Blei in dem Räume c höher als im Herde des Ofens, wird aber stets unter
der Oberkante des Bleibrunnens gehalten. Das ausgeschöpfte Blei wird in etwa 50k schweren Barren zur Omaha Refining Company geschafft zur Gewinnung der Edelmetalle mittels des
Parkes'schen Zinkverfahrens. Die Schlacke wird in
gewöhnlicher Weise dadurch abgestochen, daſs man den Thonpfropfen im Schlackenloche
mit einem Eisen durchbohrt und die Schlacke in einen eisernen, unter der Mündung
stehenden Karren abflieſsen läſst. Der etwa 26 Proc. Blei als Bromochlorid und 0,1
Proc. Silber nebst Spuren von Gold enthaltende Flugstaub wird mit 8 Proc. gebranntem
Kalk gemengt und wieder in den Ofen gegeben. Die 8 Oefen verschmelzen täglich 211
bis 250t, ein Ofen somit etwa 30t.
Bei dem Treibofen von B.
Rösing in Innai, Japan (* D. R. P. Kl. 40 Nr. 22610 vom 2. September 1882)
besteht der in Fig. 7 bis
9 Taf. 19 dargestellte Herd H aus einer
gekrümmten Eisenplatte, welche mit einer Schicht von feuerfesten Stoffen bekleidet
ist. Mittels Rippen a liegt der Herd auf Rollen r, welche ihrerseits auf Trägern t ruhen, so daſs derselbe mittels Zahnkranz f von der Welle h aus hin-
und hergeschoben werden kann. Soll also die Glätte von der im Laufe des Prozesses
mehr und mehr sinkenden Oberfläche des Metallbades abgelassen werden, so ist einfach
die Drehung des Herdes so vorzunehmen, daſs sich derselbe an der Seite der
Glättgasse g senkt, und die Glätte wird dann abgehen;
bei den alten Oefen mit festem Herde war dies nur durch allmähliches tieferes
Einschneiden der Glättgasse zu ermöglichen.