Titel: | Apparat zur Gewinnung von Ammoniak. |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 322 |
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Apparat zur Gewinnung von Ammoniak.
Mit Abbildungen auf Tafel 22.
C. H. Schneider's Apparat zur Gewinnung von Ammoniak.
Nach C. H. Schneider in Freiburg i. B. (* D. R. P. Kl.
75 Nr. 21252 vom 31. Mai 1882) wird zur Gewinnung von Ammoniak aus Gaswasser, Knochenwasser, Fäcalien u. dgl., falls nur 3
bis 4cbm Flüssigkeit täglich zu verarbeiten sind,
welche wenig Niederschlag absetzen, in den Destillationskessel A (Fig. 1 und
2 Taf. 22) durch Röhren a Dampf eingelassen,
so daſs die Flüssigkeit im Kessel erhitzt wird und ein Gemisch von Wasserdampf und
Ammoniak entweicht, welches durch Rohr b in den zweiten
Destillationskasten B mittels der Glocken c unter der Flüssigkeitsoberfläche austritt. Dadurch
wird auch diese Flüssigkeit erwärmt, so daſs aus derselben Ammoniak mit Wasserdampf
durch Rohr d nach dem Dephlegmator C entweicht. Dieser enthält eine Anzahl senkrechter
Röhren e, welche von zu bearbeitender Flüssigkeit
umgeben sind, so daſs hier ein Theil der Wasserdämpfe verflüssigt werden und durch
Rohr d nach B
zurückflieſsen, während die an Ammoniak reicheren Dämpfe durch Rohr f in den Condensator D
treten. Dieser enthält eine Anzahl von Röhren g, welche
ebenfalls von zu bearbeitender Flüssigkeit umgeben sind, so daſs sich auch hier ein
Theil der Dämpfe verflüssigt, welcher als Ammoniak haltiges Wasser in den geneigten
Röhren g nach vorn in die Vorlage E abflieſst, während die nicht verdichteten
Ammoniakdämpfe durch das Rohr G nach einem Säurekasten
gelangen und dort als schwefelsaures oder salzsaures Ammoniak abgeschieden oder in
einer Vorlage von Wasser absorbirt werden können.
Das in der Vorlage E angesammelte Ammoniakwasser wird
durch Rohr h nach dem Rectificator F abgelassen, welcher mit seinem Boden unmittelbar auf
dem Destillationskessel A ruht und von diesem aus
derart erwärmt wird, daſs aus der im Rectificator befindlichen Flüssigkeit Ammoniak,
aber keine Wasserdämpfe entweichen; die so entwickelten Ammoniakdämpfe gehen durch
die Rohrleitung G ebenfalls nach dem Säurekasten. Die
von Ammoniak befreite Flüssigkeit wird aus dem Rectificator F durch die Rohrleitung i nach dem
Destillationskasten A
abgezogen, um dieselbe
dort nochmals an der Destillation theilnehmen zu lassen.
Sind aus der im Destillationskessel A befindlichen
Flüssigkeit die Ammoniakdämpfe ausgetrieben, so wird durch Rohr k der Kessel entleert und dann durch Rohr l der Inhalt des Kessels B
nach dem Kessel A abgelassen, während der Kessel B durch Rohr m mit der im
Dephlegmator C vorgewärmten Flüssigkeit und dieser
selbst aus dem Condensator D gefüllt wird. Um den
Dephlegmator vollständig füllen zu können, ist ein Luftableitungsrohr o angebracht, welches in den oberen, nicht mit
Flüssigkeit gefüllten Raum des Condensators mündet. Durch den Einlauf p wird der Condensator mit Flüssigkeit gefüllt.
Sollen in 24 Stunden 7 bis 8cbm Flüssigkeit
bearbeitet werden, welche auſserdem schlammige Niederschläge bilden, so ist der
Condensator D (Fig. 3 Taf.
22) nach vorn geneigt und trägt an seiner tiefsten Stelle einen Schlammsammler J, in welchem sich die Niederschläge ablagern können,
ohne die Condensatorröhren zu belegen. Aus einem höher liegenden Behälter flieſst
die zu verarbeitende Flüssigkeit ununterbrochen durch Rohr p in den Condensator D, aus welchem durch das
Rohr n die oberen warmen Schichten nach dem
Dephlegmator C und von da aus wieder die wärmeren
Schichten durch Rohr s nach dem Sammelkessel H abflieſsen.
Sind in 24 Stunden 8 bis 10cbm an Ammoniak arme
Flüssigkeiten zu verarbeiten, so wird zwischen Sammelkessel H (Fig. 4 Taf.
22) und Dephlegmator C ein Zerstäuber K angebracht. Die Flüssigkeit gelangt aus Rohr m auf den Trichter u und
dann auf den oberen Teller t, welcher mit der Welle s in schnelle Umdrehung versetzt wird, so daſs die auf
demselben befindliche Flüssigkeit fortgeschleudert, von dem zweiten Trichter u gesammelt und auf den zweiten Teller t geleitet wird und in gleicher Weise über sämmtliche
Teller und Trichter geht, schlieſslich sich im Kessel H
ansammelt, während die aus diesem Kessel aufsteigenden Dämpfe in entgegengesetzter
Richtung durch die dünnen Flüssigkeitsschichten hindurchströmen und das Ammoniak
austreiben. Durch die unterhalb der Trichter u
angebrachten Ausfütterungen v werden die aufsteigenden
Dämpfe immer aufwärts geführt.
Fäcalien müssen vor ihrem Einbringen in den Destillationsapparat abgeklärt werden, um
die festen Bestandtheile von den flüssigen zu scheiden. Zu diesem Zwecke soll der in
Fig. 5 Taf. 22 dargestellte Klärbehälter verwendet werden. Die frischen
aus den Aborten entnommenen Fäcalien werden in einem geeigneten Behälter mit
schwefelsaurem Eisenoxydul, schwefelsaurem Zink, Alaun, Zink- oder Eisenchlorid,
Kalk u.s.w. desinficirt, mit schwefelsaurer Thonerde o. dgl. vermischt und dann
durch Rohr O in den Klärbehälter N eingeführt. Der die Oberfläche der Flüssigkeit nach
auſsen vollständig abschlieſsende, schwimmende Deckel P
ist durch Rollen und Schienen geführt und soll die Verbreitung übelriechender und explosibler Gase
hindern. Hat sich das Gemenge abgesetzt, so wird die klare Flüssigkeit durch Rohr
Q abgezogen und in den Destillationsapparat
verbracht, während man den Niederschlag durch den Hahn R zur weiteren Verarbeitung zu Poudretten abzieht. Der Boden des Behälters
N ist stark geneigt, so daſs der Niederschlag aus
demselben völlig ablaufen kann. Behufs einer Reinigung kann der Deckel P oben irgendwie aufgehängt und durch das Mannloch S der Behälter N befahren
werden.