Titel: | J. Irving's Verfahren für Decken- und Teppichweberei. |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 389 |
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J. Irving's Verfahren für Decken- und
Teppichweberei.
Mit Abbildungen auf Tafel 28.
Irving's Verfahren zur Decken- und Teppichweberei.
Beim Weben von Teppichen, Decken, Tischtüchern u. dgl., welche eine Mittelfigur und
gemusterte Kanten haben, werden nach dem bisherigen Gebrauche stets die
Musterkarten, je nachdem die Endkanten, die beiden Seitenkanten und die Mittelfigur
zum Weben kommen, gewechselt. Den dadurch verursachten Zeitaufwand vermeidet J. Irving in Barnsley (Englisches Patent Nr. 5329 vom
20. December 1880) durch Anwendung zweier Jacquardmaschinen, von denen die eine
jedoch nur beim Weben der Mittelfigur benutzt wird.
Die allgemeine Anordnung ist aus Fig. 6 Taf.
28 zu entnehmen: A ist die erste, B die zweite Jacquardmaschine. d soll eine mittlere Figur, f die Kanten und e den glatten Grund des Gewebes C darstellen. g, h, i sind die Korden, von
denen die Kanten-Korden g und Grund-Korden i an den Platinen k
bezieh. m der Jacquardmaschine A befestigt sind, während die Korden h für
die Mittelfigur ebenso wohl an den Platinen l von A, als an den Platinen der Jacquardmaschine B hängen. Die über den Nadeln der Platinen l hängende Platte o wird
nun, sobald beim Weben die Mittelfigur d beginnen soll,
durch die über Rollen laufende Schnur p herabgelassen
und tritt zwischen die betreffenden Nadeln und den Kartencylinder, so daſs die
Platinen l auſser Wirkung kommen. Gleichzeitig wird die
zweite Jacquardmaschine B mit A gekuppelt und dergestalt von B aus allein
die Mittelfigur gebildet. Ist dieselbe fertig, so wird die Platte o in die Höhe gezogen und die Verbindung zwischen A und B aufgehoben, worauf
wieder der Jacquard A allein weiterarbeitet.
Um Seiten- und Endkanten mit denselben Karten herstellen zu können, ohne dieselben
auswechseln zu müssen, sind auf jeder Karte der Jacquardmaschine A doppelt so viele vertikale Lochreihen vorhanden, als
die Maschine Nadelreihen besitzt, während der Abstand der einzelnen Reihen auf der
Karte nur halb so groſs ist als der Horizontalabstand der Nadeln. Die Fachbildung
für die Seitenkanten und den glatte Grund wird nun z.B. durch die ungeraden, die für
die Endkanten durch die geraden Lochreihen bewirkt. Beim Wechsel des Musters bedarf
es daher nur einer Längsverschiebung des Kartencylinders (der natürlich auch doppelt
so viele Löcher besitzt, als Platinennadeln vorhanden sind) um den halben Abstand
zweier vertikaler Nadelreihen. In Fig. 4 Taf.
28 ist der Kartencylinder t theilweise durch eine Karte
u bedeckt dargestellt. Auf letzterer bezeichnen die
runden Punkte z.B. das Muster für Längskante und flachen Grund, die Kreuzchen die
Löcher für das Endkantenmuster.
Die Vorrichtung zum Verschieben des Kartencylinders ist aus Fig. 5
ersichtlich. Der eine Zapfen des Kartencylinders hat einen Bund, welcher in einer
Führung läuft. Mit Hilfe der beiden Schnüre u kann der
Weber von seinem Platze aus das Excenter x leicht
drehen, wodurch dann die mit demselben verbundene Führung und dadurch auch der
Kartencylinder entsprechend verschoben wird. Ebenso kann der Weber beim Fadensuchen
durch Schnüre die beiden Wendehaken (Hunde) ausheben und den Kartencylinder schnell
mit Hilfe der über eine Rolle desselben laufenden Schnur z in die gehörige Lage zurückdrehen.
Bei der Vereinigung dieser beiden Methoden oder wenn die Einrichtung mit 3 Gruppen
Löcher auf den Jacquardkarten getroffen wird, ist es möglich, die ganze Decke nur
mit einer fortlaufenden, in der Zahl der Karten wesentlich verminderten Musterkette
zu weben.