Titel: | Ueber Mechanismen zur Erzeugung schnell und kurz schwingender Bewegungen. |
Autor: | G. Rohn |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 439 |
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Ueber Mechanismen zur Erzeugung schnell und kurz
schwingender Bewegungen.
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
G. Rohn, über neuere Hackerbewegungen.
Schnell und kurz schwingende Bewegungen kommen in der Spinnerei bei den Krempeln für den zum Abtrennen des Flores von der
Kammwalze dienenden Hacker vor und sind die
nachfolgenden Constructionen auch für diesen Zweck bestimmt; es werden dieselben
aber auch für andere Maschinen, wo gleiche oder ähnliche Anforderungen gestellt
werden, Beachtung finden können, da sie Beispiele gut durchgebildeter praktischer
Ausführungen einfacher Mechanismen sind.
Die Herleitung der Schwingungen erfolgt immer aus einer drehenden Bewegung und deren
Umänderung fast durchweg durch die schwingende Kurbelschleife. Bei der groſsen
Geschwindigkeit, welche neuerdings die Hacker der Krempeln erhalten (750 Doppelhübe
in der Minute), wird vor allen Dingen eine groſse Leichtigkeit der Bewegung als
Bedingung gelten, welche durch eine gute, fortwährende und gleichmäſsige Schmierung,
die Vermeidung langer Wege von schweren Theilen und die Ausgleichung aller
einseitigen bewegten Gewichte erfüllt werden kann. Weiter ward dabei die Fernhaltung
von Staub, Fasern u. dgl. von allen Bewegungstheilen und die stetige Reinlichkeit in
Bezug auf die Schmierung, also Auffangen des gebrauchten Oeles, zu berücksichtigen
sein. Diese letzteren Forderungen bedingen den Verschluſs der Bewegungsmechanismen
in Kapseln (vgl. u.a. Mercier's Hackerbewegung 1878 229 * 9). Um das bei Abnutzung und Lockerwerden der
einzelnen Bewegungstheile sich einstellende, bei dem raschen Gange geradezu
unerträgliche Geräusch möglichst hintanzuhalten, müssen auch noch die arbeitenden
Flächen nachstellbar sein.
Die erste Einrichtung zur Hackerbewegung, welche die vorstehenden Forderungen fast
vollkommen erfüllt, ist von E. Geſsner zu Aue in
Sachsen angegeben und in Fig. 9 und
10 Taf. 30 dargestellt. Die schwingende Kurbelschleife ist hier ohne
Benutzung eines Gleitstückes angewendet und der Kurbelzapfen als Excenter E in der als Gabel G
gestalteten Kurbelschleife drehbar und verschiebbar. In der aus zwei Theilen k1 und k2 gebildeten runden
Kapsel liegt die auf der einen Seite mit einem Zapfen G1 versehene guſseiserne Gabel G und das mit dem Bolzen BB1 zusammengegossene Excenter E, welches durch die Riemenscheibe S in schnelle Umdrehung versetzt wird. Mit dem
Gabelzapfen G1 wird
durch eine Klemmkuppelung k die Hackerwelle H verbunden, welch letztere zur Ausgleichung des
Gewichtes des an den Armen A befestigten Hackerblattes
H1 für die
Verbindung excentrisch angedreht ist. Die Gabel G und
der Excenterbolzen BB1
haben erstere für das zugehörige Loch in der Kapsel k2, letzterer für die zugehörige, in der
Kapsel k1 durch
Stellschraube festgehaltene Büchse b conische
Anlaufflächen, um die stets centrische Lage zu sichern; als Gegenhalt für diesen
Anlauf dienen die mit Gegenmuttern m versehenen, in der
Kapselwand stellbaren Spitzschrauben s. Das Excenter
und demgemäſs die innere Gabelfläche ist conisch; es läſst sich somit bei Abnutzung
durch eine kleine, durch die Büchse b und die Schraube
s für den Zapfen B1 ermöglichte Verschiebung des Excenters E das Schlottriglaufen der Gabel vermeiden.
Diese Bewegungseinrichtung ist, wie aus Fig. 11 und
12 Taf. 30 zu entnehmen, von G. Rohn noch
etwas vervollkommnet worden. Um den einseitigen Angriff des Excenters E auf den Gabelzapfen G1, welcher eine ungleiche Abnutzung desselben
bedingt, aufzuheben, ist die Gabel G auf der anderen
Seite auch mit einem im Kapseltheile k1 laufenden Zapfen G2 versehen. Um die einseitige Bohrung der Löcher für
die Zapfen G1 und B1 zu umgehen, sind
diese Löcher voll durchgebohrt und dem entsprechend die Gegenschrauben s eingerichtet. Dadurch ist ermöglicht, die Löcher der
zusammengeschraubten Kapselhälften mit einer gut geführten Bohrspindel zu bohren,
und folglich deren Parallelität gesichert, welche für ein gutes Arbeiten des
Mechanismus Bedingung ist. Das in Bezug auf die Achse von B einseitig wirkende Excentergewicht ist noch durch einen
entgegengesetzten Anguſs der Scheibe S
ausgeglichen.
Die Schmierung der Zapfen erfolgt bei beiden vorstehenden Constructionen durch
direkte Schmierlöcher und die Kapsel wird durch ein oberes Loch bis zur Hälfte mit
Oel gefüllt, so daſs das Excenter immer in demselben läuft und dabei stetig Oel der
oberen Gabelhälfte mittheilt.
Die Anfertigung dieser Bewegungsmechanismen erfordert die gröſste Genauigkeit und
Solidität. Die strengste Parallelität der Achsen des Bolzens BB1 und seines Excenters E ist eine Hauptbedingung und wird deshalb das Körnen
und Anbohren an den Stirnflächen von B und B1 für das Drehen auf
einem besonderen Apparate vorgenommen.
Die Einrichtung von Platt Brothers in Oldham hat eine
Gabel C (Fig. 13 und
14 Taf. 30), welche auf beiden Seiten mit Zapfen in der viereckigen
Kapsel K gelagert ist und ein Loch H zur Aufnahme der Hackerwelle besitzt, welche durch
die Schraube s festgeklemmt wird. Der durch die
Schnurscheibe S angetriebene Bolzen B läuft in die beiden abgestutzten Kegel B1 und B2 aus, zwischen denen
sich der excentrische Zapfen E befindet. Die
entgegengesetzt excentrischen Bunde b2 gleichen das einseitige Gewicht des Zapfens E aus. Das den Zapfen E
umgebende Gleitstück g ist aus zwei Hälften und die
Gleitfläche der Gabel C conisch, um bei einer Abnutzung
durch eine Verschiebung von E stets einen sicheren
Schluſs zu erreichen. Die Kegel B1 und B2 laufen in den mittels der Schraubend genau
einstellbaren Stopfbüchsen b und b1, welche vorn
Höhlungen zum Auffangen des auslaufenden Oeles besitzen, in ähnlicher Weise wie die
Lager für die Gabelzapfen. Auf jener Seite, wo der Zapfen nicht durchgeht, sind
diese Höhlungen durch Plättchen p verschlossen. Der
Deckel D der Kapsel K hat
eine besondere, durch den Deckel D1 verschlieſsbare Oeffnung, um zu der Schraube s gelangen zu können.
Die Schmierung der bewegten Theile geht nun in folgender Weise vor sich: An der
Trennungsstelle von Kapsel und Deckel läuft eine Nuth c, welche von auſsen durch Löcher Oel erhält; letzteres läuft dann durch
die Löcher d ins Innere der Kapsel und theilt sich den
Gabelzapfen mit. Das in den Höhlungen der Löcher sich ansammelnde Oel gelangt dann
durch die Löcher f und f1 zur Schmierung der Kegel B1 und B2. Das Excenter mit
dem Gleitstücke läuft in der Kapsel stetig im Oele und kann das zu schmutzig
gewordene Oel aus derselben durch Lösen der Schraube o
abgelassen werden. Damit in den Zwischenräumen der Stopfbüchsen und Kapselwände kein Oel aus der Kapsel
abflieſse, sind dieselben durch in die Spuren l
eingelegte Lederstreifen abgedichtet.
Eine Vereinfachung dieser Hackerbewegung, welche allerdings keine Verbesserung
genannt werden kann, zeigen Fig. 15 und
16 Taf. 30; in dieser Form wird der Mechanismus von den meisten deutschen
Spinnereimaschinenfabriken geliefert. Der Bolzen B mit
dem Kegel B1 geht in
den frei auslaufenden entgegengesetzt conischen Kurbelzapfen E über; letzteren umgibt ein Gleitstück g,
welches in der mit nach gleicher Richtung wie E
conischen Seitenflächen versehenen Coulisse C gleitet.
Durch diese Anordnung ist bei der Verstellung der Stopfbüchse b mit Hilfe der Schrauben t die gute schlieſsende Führung erreicht, Die Lagerzapfen der Coulisse C haben auſserhalb der Lagerung noch Bundringe zur
Aufnahme der Klemmschrauben s für die Hackerwelle. Die
Schmierung der Bewegungstheile ist hier direkt. Das in das Mittelloch des Deckels
D eingegossene Oel läuft in der Spur c und dann durch seitliche schräge Löcher ins Innere
der Coulisse und durch ein Schmierloch im Gleitstücke g
auch zu dem Zapfen E. Der durch die entgegengesetzt
conischen Flächen von B1 und E in Verbindung mit der Excentricität
der letzteren hervorgerufene einseitig wirkende Druck auf dieselben ist wohl der
Grund, daſs diese Hackerbewegung in Bezug auf leichten und geräuschlosen Gang mit
der Zeit etwas versagt.
Eine neuere Anordnung der Hackerbewegung, wie sie an den Krempeln verschiedener
englischer Fabriken sich befindet, umgeht die Benutzung der schwingenden
Kurbelschleife durch Verwendung zweier Excenter. Auf diese Weise sind gerade
Gleitflächen nicht vorhanden und lauter runde an deren Stelle getreten, was für die
genaue und leichte Herstellung von wesentlicher Bedeutung ist. Die Fig. 17 und
18 Taf. 80 stellen die Anordnung zugleich mit den Neuerungen in Bezug auf
die Schmierung von B. A. Dobson in Bolton (* D. R. P.
Kl. 76 Nr. 22904 vom 26. Oktober 1882) dar.
Der auf dieselbe Weise wie vorher angetriebene Bolzen BB1 wird in dem excentrischen Theile E von dem Excenter J
umgeben, welches bei Drehung von BB1 in dem umgreifenden Ringe C schwingt. Da nun der Ring C an der zur
Aufnahme der Hackerwelle in der Kapsel K gelagerten
Büchse H befestigt ist, so erhält dadurch letztere und
der Hacker seine schwingende Bewegung. Der Bolzen B
lagert in der durch die Schrauben t einstellbaren
Stopfbüchse b und mit seinem hinteren Theile B1 in der senkrechten
Kapselwand. Die Stopfbüchse b ist von den beiden Ringen
e und f umgeben,
welche zwischen sich einen Dichtungsring halten und von denen der vordere Ring f durch Gewinde gegen den anderen (e) verstellbar ist. Diese Einrichtung verhindert, wie
schon oben erwähnt wurde, den Austritt von Oel an dieser Stelle aus der Kapsel. Die
Schmierung geschieht ebenfalls in ähnlicher Weise wie bei Platt von der an der Trennungsstelle von Kapsel K und Deckel D befindlichen Nuth c aus durch die Löcher d. Die Kapsel ist bis
zur Hälfte mit Oel gefüllt und sind auf den Gleitflächen vom Excenter J und dem Ringe C in der
Zeichnung punktirt angegebene Vertiefungen angebracht, in welche das Oel beim
Eintauchen dringt und dann während des Ganges auch auf die nicht eintauchenden
Flächen übertragen wird. Die Stopfbüchse b hat nach
vorn eine Höhlung, in welcher sich das vordringende Oel sammelt, um durch einen
besonderen Kanal nach der Kapsel zurückgeführt zu werden.
Die Gleitflächen können hier bei ihrer Abnutzung nicht nachgestellt werden. Es ist
jedoch anzunehmen, daſs bei der besseren Druck-vertheilung und wegen der runden
Flächen die Abnutzung nicht zu groſs werden wird; wenigstens bewähren sich solche
Hackerbewegungen bei mehr als 2jähriger Thätigkeit ganz vorzüglich.
G. Rohn.