Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 461 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
(Patentklasse 10. Fortsetzung von Bd. 248 S.
209.)
Mit Abbildungen auf Tafel 32 und 38.
Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
Bei dem in Fig. 1 bis
3 Taf. 32 dargestellten Kohlenschmelz- und
Entgasungsofen mit Rauchverbrennung für Kokeserzeugung von A. Hiltawski in Zaborze (* D. R. P. Nr. 21455 vom 2.
Juli 1882) werden die Kammern A durch die Oeffnungen
a mit Staubkohle gefüllt. Die während des
Verkokungsprozesses sich entwickelnden Gase werden durch die Spalten c in die seitlich liegenden Gasräume D geleitet, von wo sie durch Züge e nach dem unter den Kammern liegenden Kanäle f und durch die in der Sohle desselben befindliche
Oeffnung g nach dem Hauptkanale h gehen, um durch diesen zum Schornsteine zu gelangen. Die Züge e werden mit Schiebersteinen n von der Stirnwand aus durch die Oeffnung o
regulirt, welch letztere durch Chamottesteinpfropfen geschlossen wird. In der Sohle
der Kammern A befinden sich ebenfalls Spalten s zum Abzüge der Gase, welche durch die in der vorderen
und hinteren Wand eines jeden Ofens befindlichen Oeffnungen v mittels Hakeneisen von den sich an denselben ansetzenden Schlacken auch
während des Betriebes gereinigt werden können. Gleiche Oeffnungen z dienen zur Reinigung der von der Verkokungskammer
nach dem Gasraume führenden Spalten c; die von den Spalten entfernten
Schlacken werden durch die Oeffnungen o mittels Kratze
ausgeräumt. Zur Regulirung des Zutrittes von atmosphärischer Luft behufs
vollkommener Rauchverbrennung sind mit eisernen Schiebern versehene Oeffnungen k in der Vorder- und Hinterwand eines jeden Gasraumes
vorhanden. Zur Erreichung gröſserer Widerstandsfähigkeit der Wände zu Seiten des
Gasraumes D sind Bindesteine m angebracht.
C. Sachse in Orzesche, Oberschlesien (* D. R. P. Nr.
22111 vom 28. Februar 1882) bringt im Scheitel horizontaler
Kokesöfen der ganzen Länge nach einen Schlitz an, welcher nur durch eine
Anzahl schmaler Querstege unterbrochen ist, um ein Zusammenfallen der Wandungen zu
verhüten. In diesen Schlitzen werden Platten eingesetzt, welche auf die Beschickung
drücken und dadurch bewirken sollen, daſs die erhaltene Kokes dichter sind als die
in gewöhnlichen Oefen erzeugten.
Nach dem Zusatzpatente (* Nr. 22876 vom 5. Mai 1882) wird, um die Füllung des Ofens
zu ermöglichen, ohne die auf die Kohlen drückenden Platten p (Fig. 4 und
5 Taf. 32) herauszuheben, ein zweiter Schlitz s in der Längsrichtung des Scheitels des Ofens angebracht, durch welchen
die Ofenfüllung erfolgen kann; es wird alsdann nur nothwendig sein, die Platten p bis zum Scheitel des Ofens anzuheben. Der
Scheitelschlitz s muſs selbstverständlich während des
Betriebes luftdicht geschlossen bleiben. Die Form des unteren Ofentheiles wird in
der Weise verändert, daſs zwei Feuerzüge m und o von rechteckigem Querschnitte in den unteren Theil
des Ofenraumes gelegt werden, während ein dritter Feuerzug n sich unter der Sohle des Ofens hinzieht. Die Feuergase fallen durch
senkrechte Kanäle k in den horizontalen Zug m, werden in diesem nach vorn geleitet, biegen an der
Vorderseite in den Zug n ein, streichen in diesem
entlang, um demnächst durch den Zug o nach vorn geführt
zu werden, woselbst sie durch den abfallenden Kanal r
in den gemeinschaftlichen Hauptkanal einströmen.
Bei dem Schacht-Kokesofen von E.
Franzen in Angleur, Belgien (* D. R. P. Nr. 21867 vom 18. August 1882)
treten die in dem Verkokungsraume H (Fig. 6 Taf.
32) entwickelten Gase durch Spalten e in die
senkrechten Kanäle c, in welchen sie mit der aus den
horizontalen Kanälen a durch Schlitze s zutretenden Luft verbrennen. Die Kanäle a stehen, durch Stöpsel regulirbar, mit der
atmosphärischen Luft in Verbindung. Die Verbrennungsproducte sammeln sich in dem
Kanäle G und gelangen von diesem in den
Schornstein.
F. Lürmann in Osnabrück (* D. R. P. Zusatz Nr. 17203 vom
12. Juli 1881) empfiehlt für Kokesöfen mit ununterbrochenem
Betriebe, in einiger Entfernung von der Entleerungsthür F (Fig. 7 bis
10 Taf. 32) des Entgasungsraumes A in der
Sohle desselben einen Schlitz S durch die Rollschichten
r zu bilden, welche auf den Ueberkragungen des
Kanales k ruhen. Wenn sich der Schlitz S durch Schlacken oder Kokesstücke versetzt, so kann er mit einem
starken Haken gereinigt werden, ohne daſs seine Begrenzungen zerstört werden; man
kann durch den Schlitz von vorn regulirte Mengen Luft einführen, welche nur in die
Mitte des zu entgasenden Materials und nicht auch an den Seiten desselben vorbei
direkt in den Entgasungsraum A treten können. Der
Schlitz S dient beim Anwärmen der Entgasungsräume A zur Verbrennung des dazu bestimmten Brennmaterials
sowie zur Erzeugung von Wärme im Entgasungsraume A,
falls diese aus irgend einem Grunde abgenommen hat.
Werden die Gase aus dem Entgasungsraume A nur durch eine
Oeffnung z abgezogen und mit der durch c eintretenden Luft im Räume C verbrannt, so entsteht an der Verbrennungsstelle eine sehr hohe
Temperatur, welche an derselben nicht voll ausgenutzt werden kann, weil das Material
hier schon fast vollständig entgast und sehr stark erwärmt ist, weshalb die Wärme
zerstörend auf die Wandungen der Entgasungsräume wirkt. Läſst man noch nach anderen
Stellen des Entgasungsraumes A, z.B. a, die Gase in den Verbrennungsraum C und an diesen Stellen auch durch c Luft treten, so ist damit eine zweite
Verbrennungsstelle für den gröſseren Theil der Gase da eingerichtet, wo in Folge
gröſserer Abkühlung des zu entgasenden kalten Materials mehr Wärme verbraucht wird,
diese also nicht mehr zerstörend wirken kann. Die Mengen der Gase, welche man durch
a oder z in C eintreten lassen will, regulirt man durch
Vergröſserung oder Verminderung der Querschnitte von a
oder z, indem man durch die in dem Gewölbe über a oder z angeordneten
Oeffnungen Steine wegnimmt oder auflegt.
Wenn die Gase, bevor sie zur Verbrennung gelangen, von gewissen Theilen getrennt
werden, z.B. von Theer und Ammoniak, so können sie bei ihrer Rückführung nach dem
Verbrennungsraume C ebenfalls an verschiedenen Stellen
in diesen eintreten bezieh. zur Verbrennung gelangen. In vorliegender Construction
sind Circulationseinrichtungen für durch Wände p
getrennte Entgasungsräume vorgesehen, ferner, wie gewöhnlich, niederfallende bezieh.
aufsteigende Züge d und f
(vgl. 1881 242 * 433).
Während an der Beschickungsseite von Entgasungsräumen mit ununterbrochenem Betriebe
der Beschickungsapparat und die durch denselben in den Entgasungsraum eingedrückten
Stoffe eine selbstthätige Verschluſsvorrichtung bilden, gelangen an der
Entleerungsseite, trotz sorgfältigster Dichtung der Thüren, oft erhebliche Mengen
Luft in den Entgasungsraum, welche die Verbrennung eines Theiles der Kokes
veranlassen. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, werden nach einem ferneren Vorschlage
von Lürmann (* D. R. P. Nr. 20211 vom 25. April 1882)
die Gasaustrittsöffnungen a (Fig. 11 bis
13 Taf. 32) in den Seiten wänden angebracht. In Folge dessen füllt sich
der Entgasungsraum in seinem nicht mit Kokes besetzten Theile mit Gasen an, welche
eine gewisse Spannung haben und so den Zutritt der Luft entweder ganz verhindern,
oder sich mit dieser
verbinden, so daſs die Kokes von der Luft nicht verzehrt werden. Die Gase treffen
dann in den Gassammelräumen D mit der zur Verbrennung
erforderlichen kalten oder erhitzten Luft zusammen, welche durch Kanäle m bis o zugeführt wird.
Die Verbrennungsgase gelangen durch Oeffnungen i in den
Abhitzkanal J. Die niederfallenden Züge sind mit d bis d2, die aufsteigenden mit f bis f2, die
wagrechten mit e bis e2 bezeichnet. Ferner können auſser den
Gasaustrittsöffnungen a in den Seitenwänden auch noch
solche Oeffnungen g in dem Gewölbe der Entgasungsräume
angebracht werden.
Der Lürmann'sche Entleerungsapparat für Kokesöfen (Fig. 11 und
14 Taf. 32) bildet eine groſse fahrbare Zange, weiche an der
Entleerungsseite vor jeden Entgasungsraum gebracht werden kann. Die Verlängerung der
Lenkstange p mit Griff w
und Auge r bildet die Schraube v, auf welcher sich die Mutter s bewegt. Die
Kniehebel t sind mit dem Auszieh- oder Zangenrechen z verbunden. Wird an dem Griffe w, durch Drehen nach links herum, die Mutter s auf der Schraube v voranbewegt, so ziehen
die Kniehebel t die Rechen z aus einander. Nachdem die Thür durch die fahrbare Winde aufgezogen, wird
dieser Entleerungsapparat vor den Ofen gefahren und die Zange in den vorhandenen
freien Raum zwischen Kokeskuchen und Wandung des Entgasungsraumes geschoben. Alsdann
dreht man den Griff w nach rechts herum, wodurch die
Mutter s auf der Schraube v zurückbewegt wird; die Kniehebel t drängen
die Hebelarme o aus einander und die Zange z wird mit ihrem Rechen in den Kokeskuchen gedrückt. Es
wird hierauf der Haken der Kette einer Winde in das Auge r gehängt und mittels Dampf- oder Menschenkraft die von der Zange gefaſste
Koke von dem sich noch im Entgasungsraume befindenden Kokeskuchen abgerissen und
herausgezogen.
(Schluſs folgt.)