Titel: | Ueber das specifische Gewicht der Kalkmilch; von G. Lunge. |
Autor: | Georg Lunge [GND] |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 464 |
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Ueber das specifische Gewicht der Kalkmilch; von
G. Lunge.
G. Lunge, über das specifische Gewicht der Kalkmilch.
In meinem Handbuche der Soda-Industrie, Bd. 2 S. 815
hatte ich eine aus D. p. J. 1875 215 72 entnommene Tabelle von Mateczek über
das specifische Gewicht von Kalkmilch wiedergegeben und habe dieselbe auch in das
Taschenbuch für die Soda-, Potasche- und
Ammoniakfabrikation S. 130 aufgenommen, weil damals keine andere Tabelle
der Art sich vorfand und der Gegenstand nicht wichtig genug schien, um erst eine
Bestätigungsarbeit darüber anstellen zu sollen. Indessen muſs ich dies doch
bedauern, nachdem ich mich habe überzeugen müssen, daſs jene Tabelle durchaus falsch
ist. Hierauf hatte mich schon Dr. Hurter brieflich
aufmerksam gemacht, da die Sache bei der mit ihm gemeinschaftlich unternommenen
englischen Ausgabe jenes Taschenbuches wieder in Frage kam. Vor Kurzem hat ein
früherer Schüler von mir, Hr. Chemiker
Blattner zu Loos bei Lille, dieselbe Bemerkung gemacht
und in Folge dessen eine neue Tabelle aufgestellt, welche ich auf seinen Wunsch
hiermit wiedergebe, mit Vorausschickung einiger Erläuterungen.
Die ersten Bestimmungen wurden mit einer in der Sodafabrik für den Weldonprozeſs
dargestellten Kalkmilch gemacht. Der dazu verwendete Kalk von Namur hatte folgende
Zusammensetzung:
SiO2
0,93
Fe2O3
0,20
Al2O3
1,14
CO2
1,60
SO3
0,39
MgO
0,90
CaO
91,80
H2O
2,80
–––––
99,76.
Da man vielleicht annehmen könnte, daſs die Resultate durch
die Verunreinigungen des Kalkes in merklichem Grade beeinfluſst wurden, so stellte
Blattner eine zweite Versuchsreihe mit ganz reinem,
nur äuſserst wenig CO2 haltendem Kalke an, deren
Ergebniſs jedoch mit dem ersten innerhalb der Beobachtungsfehler stimmte. Man wird
daher die Tabelle für jeden gewöhnlichen, nicht gar zu unreinen Kalk gebrauchen
können.
Die Bestimmung des Kalkes geschah durch Titriren mit Normalsalpetersäure und
Natronlauge. Es wurden 15 verschiedene Concentrationsgrade dargestellt, davon
jedesmal 1l bis auf 1g ausgewogen und für jeden Versuch 3 Analysen gemacht, aus denen das
Mittel genommen wurde. Die Zwischenglieder wurden durch graphische Interpolation
gefunden.
Auſser durch direkte Bestimmung des Volumengewichtes der Kalkmilch durch Wägen kann
man auch, was ja allein die Sache für die Praxis brauchbar macht, dasselbe durch das
Aräometer bestimmen, muſs aber dabei in bestimmter Weise verfahren (auch in Bezug
auf diesen Punkt stimmt Hurter mit Blattner überein), wenn man nicht ganz unrichtige
Zahlen erhalten will.
Blattner schreibt für concentrirtere Kalkmilch folgendes
Verfahren vor: Man bringt die Kalkmilch in einen nicht zu engen Glascylinder, steckt
das Aräometer leicht hinein und beginnt nun den Cylinder langsam auf dem Tische zu
drehen, so daſs er fortwährend schwache Erschütterungen erleidet. Das Aräometer
beginnt nun langsam zu sinken; wenn dies aufhört, liest man ab. Man kann auf diese
Weise mittels einer in Zehntelgrad getheilten Spindel das specifische Gewicht bis
auf 0,1 bis 0,3° B. dem durch direktes Wägen gefundenen annähern. Bringt man einfach
das Aräometer in dicke Kalkmilch, so bleibt es stecken, wo man will, und man kann
ebenso wohl 23° als 30° ablesen. Diese Behandlung ist natürlich bei dünner
Kalkmilch, welche eine leicht bewegliche Flüssigkeit vorstellt, nicht mehr nöthig;
in diesem Falle muſs man vielmehr schnell ablesen, weil man sonst Gefahr läuft,
einen zu niedrigen Grad
zu finden – augenscheinlich wegen Absetzen des Kalkes. Die Tabelle über 30° B.
fortzusetzen, hat keinen Zweck, da dann der Kalkbrei zu dick wird.
Tabelle über den Gehalt der Kalkmilch an Aetzkalk bei 15°.
GradBaumé
Gew. von1l
Kalk-milch
CaOin 1l
CaOGew.-Proc.
GradBaumé
Gew. von1l
Kalk-milch
CaOin 1l
CaOGew.-Proc.
g
g
g
g
1
1007
7,5
0,745
16
1125
159
14,13
2
1014
16,5
1,64
17
1134
170
15,00
3
1022
26
2,54
18
1142
181
15,85
4
1029
36
3,50
19
1152
193
16,75
5
1037
46
4,43
20
1162
206
17,72
6
1045
56
5,36
21
1171
218
18,61
7
1052
65
6,18
22
1180
229
19,40
8
1060
75
7,08
23
1190
242
20,34
9
1067
84
7,87
24
1200
255
21,25
10
1075
94
8,74
25
1210
268
22,15
11
1083
104
9,60
26
1220
281
23,03
12
1091
115
10,54
27
1231
295
23,96
13
1100
126
11,45
28
1241
309
24,90
14
1108
137
12,35
29
1252
324
25,87
15
1116
148
13,26
30
1263
339
26,84