Titel: | Verfahren zur Gewinnung von Benzol aus Kohlengas. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 83 |
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Verfahren zur Gewinnung von Benzol aus
Kohlengas.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Kendall's Gewinnung von Benzol aus Kohlengas.
Um den Benzolgehalt des Gases zu erhöhen und dieses dadurch zur Benzolgewinnung
geeigneter zu machen, will J. A. Kendall in London (*
D, R. P. Kl. 12 Nr. 24318 vom 22. September 1882) das fertige Kohlengas über
glühende Kokes leiten. Zu diesem Zwecke werden aus Guſs-eisen oder Stahl
hergestellte Röhren A (Fig. 1 und
2 Taf. 8) theilweise mit Kokes oder Holzkohlen gefüllt und in einem Ofen
C auf Hellrothglut erhitzt, worauf man durch die
mit Regulirhähnen b versehenen Röhren Gas einleitet. Um
sich zu vergewissern, wann auf das Kohlengas die beste Einwirkung stattfindet, läſst
man eine bestimmte Menge des durch den Ueberhitzer geleiteten Gases durch ein
Gemisch gehen, welches aus ungefähr 1 Th. starker Salpetersäure und etwa 5 Th.
starker Schwefelsäure besteht, bis sich die Mischung gerade mit Benzol gesättigt
hat, was gewöhnlich durch einen leichten Farbenwechsel erkennbar wird. Das hierbei
sich bildende Dinitrobenzol wird dann mit Wasser gefällt, getrocknet und
gewogen.
Diese Prüfung des Gases wird unter Aenderung der durch den Ueberhitzer strömenden
Menge so lange wiederholt, bis man das Verhältniſs findet, welches die besten
Resultate gibt.
Wiewohl die verschiedenen Kohlengase mehr oder weniger Erhitzung erfordern, um
vortheilhafte Resultate für die Benzolgewinnung zu erhalten, so wird doch als
Beispiel angeführt, daſs gute Resultate erzielt wurden, als man 230cbm Gas stündlich durch 9 eiserne Röhren von je
203mm Durchmesser leitete, wobei eine jede in
einer Länge von 3m der Hitze ausgesetzt war.
Wenn sich ein Rohr A mit Kohlenstofftheilchen, welche
bei der Zersetzung von Kohlenwasserstoffen sich abscheiden, verstopft, so werden die
beiden zu dieser Röhre gehörigen Absperrhähne geschlossen und der Inhalt kann dann
nach Entfernung der Flanschen herausgeschafft werden. Erforderlichenfalls werden
frische Kokes in die Röhre gefüllt und ist dieselbe dann wieder zum erneuten
Gebrauche fertig.
Bei der Behandlung von Kohlengas mittels des Ueberhitzers in der beschriebenen Weise
erhält man ein Gas, welches eine geringere Leuchtkraft besitzt als das ursprüngliche
Gas. Es soll jedoch für die Darstellung der Benzolabkömmlinge, speciell des
Nitrobenzoles und des Dinitrobenzoles, insofern geeigneter sein, als das gewöhnliche
Kohlengas eine gute Waschung mittels einer groſsen Menge starker Schwefelsäure erfordert, bevor es zur
Darstellung von Nirobenzol benutzt werden kann, während das in der beschriebenen
Weise behandelte Kohlengas nur eine unbedeutende oder gar keine Behandlung
erfordert, bevor man es in die Salpetersäuremischungen einleitet. Zudem soll die
Menge des Benzoles in dem Gase durch die Ueberhitzung um einen Betrag von 5 bis 40
Proc. und gar noch höher gesteigert werden, – Angaben, welche wohl mit Vorsicht
aufzunehmen sind.