Titel: | O. André's eiserne Träger für Telephonleitungen. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 115 |
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O. André's eiserne Träger für
Telephonleitungen.
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
André's eiserne Träger für Telephonleitungen.
Die Elektrische Ausstellung in Wien
1883 hatte O. André in Neuilly mit den in Rheims, der ersten Stadt, in welcher die
französische Post- und Telegraphen Verwaltung eine Telephonanlage ausgeführt hat,
verwendeten eisernen Trägern für Telephonleitungen beschickt. Bei den städtischen
TelephonanlagenVgl. Statistik 1882 248 340. 245 269. Zürich bezieh. Berlin 1883 247
* 390. 248 * 321. bereitet bekanntlich
die Aufstellung der Träger für die oberirdischen Leitungen die gröſsten
Schwierigkeiten. Form und Abmessungen der Träger sind bei verschiedenen Anlagen sehr
verschieden gewählt worden und jede Anordnung, welche die Ausführung bequemer,
minder zeitraubend und weniger gefährlich macht, vermindert zugleich wesentlich die
Kosten und wird noch werthvoller, wenn sie zugleich häufige Ausbesserungen unnöthig
macht und eine leichte Vermehrung der Drähte gestattet. In André's Anordnung ist nun die Zahl der zu verbindenden Theile möglichst
klein, die Querschnitte sind thunlichst zweckmäſsig gewählt, Vernietungen und
Verbolzungen möglichst vermieden; bei ihnen wird ferner das Fuſsstück mit einem
vertikalen Ständer von verschiedener Länge verbunden; neue Isolatoren lassen sich
ebenso leicht hinzufügen, wie vorhandene entfernen.
Wie Fig. 1 bis 4 Taf. 11
erkennen lassen, besteht der Ständer, dessen Länge allein wechselt, aus zwei
⊔-förmigen Eisenstäben (Fig. 1),
welche unter einem gewissen Abstande mit einander verbunden sind, so daſs die
Querträger für die 1 bis 12 Isolatoren bequem durchgesteckt werden können. Da, wo
eine groſse Anzahl von Drähten an einer Stelle zusammenkommen, wird aus zwei
vertikalen Doppelständern eine Art Rahmen gebildet, welcher mehrere eiserne
⊔-Querträger für 14 bis 40 Isolatoren trägt. Der Fuſs, sowohl der Ständer wie der
Rahmen, endet in einem Fischschwanz und ist mit Löchern versehen, so daſs er
entweder in Mauerwerk eingelassen, oder an das Gebälke angeschraubt werden kann; er
ist aus Flacheisen für die Ständer, aus Quadrateisen für die Rahmen hergestellt und
kann, wie aus Fig. 1 und
2 zu entnehmen ist, in jeder der beiden Hauptvertikalebenen mit dem
Ständer vereinigt werden. Die in Fig. 3
abgebildete Form ist auf Befestigung im Mauerwerke berechnet und aus Flacheisen hergestellt mit
einer Oese am freien Ende, in welche ein kurzes Stück Flacheisen mit seinem Dorne
eingesetzt und verschraubt wird, während das Flacheisenstück selbst zwischen die
beiden ⊔-Eisen des Ständers zu liegen kommt. Die Stützen für die Isolatoren sind
gerade oder gebogene Stäbe; in ihrer Mitte sind sie verdickt und werden bis zur
Verdickung durch das Loch einer gewöhnlich conischen Unterlagsplatte
hindurchgesteckt und mittels einer Mutter mit Unterlagscheibe zwischen den beiden
⊔-Eisen befestigt. Zwischen Unterlagsplatte und Ständer muſs, behufs der Beseitigung
des Tönens zu Folge der Schwingungen des Drahtes, ein schlechter Schallleiter (wie
Blei, Kork oder Kautschuk) eingelegt werden. Auf die Rahmen oder Ständer
einwirkender Seitenzug wird durch Streben aus Eisenrohr oder durch Anker abgefangen;
erstere werden mit ihren links- bezieh. rechtsgängigen Schraubenenden in Oesen am
Ständer und einem sicheren Stützpunkte eingeschraubt.
An der Einführungsstelle in die Centralstation wird für gegenwärtigen und zukünftigen
Bedarf ein „Vereinigungsthurm“ aus einer Anzahl im Kreise aufgestellter und
durch kreisförmige Doppel-⊔-Eisen unter einander verbundener Ständer errichtet; über
dem Ganzen erhebt sich ein kegelförmiges Dach und darauf ein Blitzableiter. Von den
Isolatoren werden isolirte Drähte in das Amt hinabgeführt.
In Rheims ist theils 1mm,10 dicker Bronzedraht,
theils 2mm dicker Stahldraht verwendet worden.
Nach einigen Monaten erwies sich der Theil der Anlage, wo Bronzedraht angewendet
worden war, noch vollkommen gut erhalten; der Theil mit Stahldraht dagegen zeigte
zahlreiche Formänderungen, die Isolatorstützen hatten an Winkelpunkten nachgegeben,
die Träger waren gebogen und die Rahmen verdreht. Die Ursache dieser Formänderungen
lag jedenfalls in dem gröſseren Gewichte des Stahldrahtes im Vergleiche mit dem
Bronzedrahte; hätten die Träger für dieses gröſsere Gewicht ausreichend stark
gemacht werden sollen, so wären die anfänglichen Baukosten um 40 Proc. höher
ausgefallen. (Nach Engineering, 1883 Bd. 36 S.
490.)