Titel: Ueber Neuerungen an Wasserpfosten (Hydranten).
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 205
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Ueber Neuerungen an Wasserpfosten (Hydranten).Vgl. Uebersicht 1881 239 * 435. Reusch 1882 243 * 97. Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 16. Ueber Neuerungen an Wasserpfosten (Hydranten). Es sind neuerdings der Königin-Marienhütte, Actien-Gesellschaft in Cainsdorf, Sachsen, mehrere Hydranteinrichtungen patentirt worden, welche in Folge der praktischen Gesichtspunkte, die bei ihrer Construction maſsgebend waren, eine eingehendere Besprechung verdienen. Ueberall ist darauf Rücksicht genommen, das eigentliche Hydrantabschluſsventil behufs Instandsetzung herausnehmen zu können, ohne das Erdrohr irgendwie ausgraben oder freilegen zu müssen. Auſserdem findet durchgehends die Entwässerung in besondere Behälter oder in das Straſsengerinne und nicht in das den Hydranten umgebende Erdreich statt. Beide Punkte sind für die Anlage von Straſsenhydranten gröſserer Städte von Wichtigkeit. Es sei ferner vorausgeschickt, daſs bei sämmtlichen Wasserpfosten das Erd- bezieh. Standrohr gleichzeitig Druckrohr ist, so daſs die Schläuche bezieh. Röhren direkt an dasselbe befestigt werden können. Das in Fig. 14 Taf. 16 skizzirte Hydrantventil (* D. R. P. Nr. 24514 vom 4. März 1883) zeichnet sich durch groſse Einfachheit aus. Bei demselben findet die Entwässerung durch die hohle Ventilspindel h hindurch, welche in den Hydrantausguſs mündet, auf folgende Weise statt: Das Hydrantventil bewegt sich in dem unteren Theile des Erdrohres in dem kurzen ausgebohrten Cylinder a vollkommen dicht schlieſsend. Unter dem Hydrantventile befindet sich ein Steg n mit einem Ventilkegel z. Das Hydrantventil selbst besitzt eine Kreuzdurchbohrung gts, wovon g mit dem Erdrohre, t mit der hohlen Ventilspindel h und s mit dem Wasserleitungsrohre in Verbindung steht. Durch Hochschrauben des Hydrantventiles über den ausgebohrten Theil a des Erdrohres hinaus tritt Wässer in das Erdrohr und von hier durch den Ausguſs ins Freie. Soll der Wasserpfosten geschlossen werden, so schraubt man das Hydrantventil in die gezeichnete Lage, so daſs der Austritt des Wassers aus der Leitung in das Erdrohr abgeschnitten wird, die Bohrung ts aber noch offen bleibt. Das Druckwasser tritt dann durch sth, saugt das im Erdrohre stehende Wasser durch g an und wirft es durch den Hydrantausguſs aus. Hört man, daſs durch g Luft angesaugt wird, so schraubt man das Hydrantventil so weit herunter, daſs das Ventil z die Oeffnung s schlieſst. Der Wasserabschluſs ist dann ein vollständiger. Das im Rohre h stehende Wasser fällt nun in den unteren, dem Froste nicht ausgesetzten Theil des Erdrohres zurück. Das Ventil z kann auch als sich nach unten öffnendes Federventil direkt am Hydrantventile vor der Oeffnung s angeordnet werden, oder man ersetzt das Ventil durch einen einfachen, auf den Steg n gelegten und den Abschluſs von s bewirkenden elastischen Buffer. Eine ähnliche selbstthätige Entwässerung findet bei den beiden folgenden Constructionen (* D. R. P. Nr. 25160 vom 4. März 1883) statt. Statt der hohlen Ventilspindel ist eine massive Spindel y (Fig. 15 und 16 Taf. 16) angebracht und müſste deshalb die Entwässerungsvorrichtung auſserhalb des Erdrohres angelegt werden. In Fig. 16 sperrt das geschlossene, im ausgebohrten Theile des Erdrohres stehende Hydrantventil den in den Ventilsitz einmündenden Strahlrohrkanal b ab, läſst aber den Entwässerungskanal g offen. Oeffnet man das Hydrantventil, so wird g durch einen seitlichen Lappen des ersteren geschlossen, während das Druckwasser durch das Erdrohr und das Strahlrohr bah zum Hydrantausgusse tritt. Schraubt man das Hydrantventil herunter, so daſs kein Wasser mehr um dasselbe herum in das Erdrohr, wohl aber noch durch b in das Strahlrohr a treten kann und g geöffnet ist, so saugt das Strahlrohr a das im Erdrohre stehende Wasser durch g an und entfernt es durch den Ausguſs. Das vollständige Schlieſsen findet wie früher beschrieben statt. In Fig. 15 ist der Sitz n des Hydrantventiles nach unten cylinderförmig verlängert und im ausgebohrten Untertheile A des Wasserpfostens dicht geführt. Eine starke Schraubenfeder m ist bestrebt, den Sitz n nach oben zu drücken. Hebt man das Hydrantventil höher, als in Fig. 15 skizzirt, so findet ein Austritt des Wassers durch den Hydrantausguſs statt, da der Ventilsitz n nicht mehr höher steigen kann und in Folge dessen gegen das Hydrantventil zurückbleibt. Gleichzeitig wird g durch das Hydrantventil geschlossen, während durch bah ebenfalls Wasser in den Ausguſs tritt. Läſst man das Hydrantventil sich auf n aufsetzen so findet in bekannter Weise der Abschluſs des Hydranten und die Entwässerung des Erdrohres statt, bis beim vollständigen Schlieſsen des Hydranten die cylinderförmige Verlängerung von n auch b abschlieſst. Hydrantventil nebst Sitz n kann man vollständig aus dem Erdrohre nach oben herausziehen. Fig. 17 stellt einen Ueberflurhydranten vor, bei welchem die Entwässerung nicht selbstthätig, sondern durch Oeffhen eines besonderen Hahnes c mittels der Zugstange d erfolgt. Bei dieser Einrichtung kann das Entwässerungsrohr h auch in das Straſsengerinne statt in den Hydrantausguſs geführt werden. Umständlicher ist die in Fig. 18 Taf. 16 skizzirte Einrichtung. Hier findet die Entwässerung, ebenfalls von Hand bewerkstelligt, in einen in frostfreier Tiefe gelegenen Behälter r statt, dessen Inhalt beim demnächstigen Gebrauche des Hydranten wieder durch ein Strahlrohr a entleert wird. Der Gebrauch dieses Hydranten ist folgender: Man öffnet zuerst durch Drehung der Spindel d die Hähne c, c1 und schlieſst dabei Hahn c2. Es tritt in Folge dessen Druckwasser durch b in das Strahlrohr a, welches das im Behälter r befindliche Wasser durch h in das Erdrohr führt. Es ist dies möglich, da durch das Schwimmerventil v Luft in den Behälter r treten kann. Es werden dann die Hähne c, c1 geschlossen (c2 geöffnet) und nun sofort das Hydrantventil geöffnet, wobei das nun offene Rohr g durch letzteres wieder geschlossen wird, sich also der Behälter r durch Rohr g hindurch nicht mehr aus dem Erdrohre füllen kann. Schlieſst man das Hydrantventil, so flieſst das im Erdrohre befindliche Wasser durch das nun wieder geöffnete Rohr g in den Behälter r zurück und wird demnächst in der beschriebenen Weise wieder daraus entfernt. Fig. 19 Taf. 16 stellt einen Hydranten vor, bei welchem die Fortschaffung des Entwässerungswassers aus dem frostfreien Behälter nicht durch ein Strahlrohr, sondern durch die Schwere eines Kolbens bewirkt wird (vgl.* D. R. P. Nr. 25159 vom 4. März 1883). Im Uebrigen hat das Hydrantventil die in Fig. 16 ersichtliche Einrichtung. Die Wirkung ist folgende: Hebt man das Hydrantventil so hoch, daſs b geöffnet, b1 dagegen noch nicht geschlossen wird, im Uebrigen aber das Hydrantventil noch geschlossen bleibt, so treibt das durch b in den Cylinder C tretende Wasser den schweren Kolben K in die Höhe und tritt gleichzeitig durch S in den Hydrantausguſs. Da der steigende Kolben K durch den an ihm befestigten Schieber K1 die Verbindung zwischen S und C schlieſst, so kann über und unter dem Kolben K keine Druckausgleichung stattfinden. Durch das Hochgehen des Kolbens K wird das über ihm in C befindliche Wasser in das Erdrohr gedrückt. Oeffnet man nun das Hydrantventil ganz, so wird b1 geschlossen, K durch den Wasserdruck hochgehalten, während Wasser durch das Erdrohr und das Rohr S am Ausgusse ausflieſst. Schlieſst man nun das Hydrantventil wieder vollständig, so daſs b1 geöffnet und b geschlossen wird, so drückt der schwere Kolben K das unter ihm im Cylinder C befindliche Wasser durch S in den Hydrantausguſs, läſst aber gleichzeitig das im Erdrohre stehende Wasser in den oberen Theil des Cylinders C zurücktreten. Hat endlich K seinen tiefsten Stand erreicht, so öffnet sich K1 und das im Rohre S stehende Wasser fällt gleichfalls in den frostfreien Behälter C zurück. Die Schwere des Kolbens K muſs natürlich so bemessen sein, daſs sie unter Berücksichtigung der Reibungswiderstände einer Wassersäule von der Höhe der Rohrlänge S das Gleichgewicht hält. Es mag noch bemerkt werden, daſs die in Fig. 15 bis 19 Taf. 16 skizzirten Hydranten besonderer Schächte zu ihrer Aufstellung bedürfen, um die auſserhalb des Erdrohres liegenden Vorrichtungen leicht übersehen und ausbessern zu können. Gegen diese im Allgemeinen rationell eingerichteten Hydranten sticht bedeutend ab der Wasserpfosten von Adolf Borum in Kopenhagen (* D. R. P. Nr. 22007 vom 29. August 1882). Hier findet die Entwässerung in der Weise statt, daſs nach dem Gebrauche durch Heben eines Kolbens ein Raum zur Aufnahme des Entwässerungswassers geschaffen wird, – ein Vorgang, welcher schon vielfach Anwendung gefunden hat, wenn auch in besserer Ausführung, z.B. bei den Wiener Straſsenhydranten. In einem Holz schachte liegt in frostfreier Tiefe eine Kapsel A (Fig. 20 -und 21 Taf. 16), deren untere Hälfte durch eine Leder- oder Gummischeibe E abgeschlossen ist. In der Mitte der letzteren ist das Steigrohr s befestigt, welches in seinem oberen Theile in einer Stopfbüchse des im Hydrantständer befestigten Ausgusses geführt ist. Durch Drehen der Handgriffe C kann das Rohr s gehoben und gesenkt werden. Beim Senken desselben wird das unter der elastischen Scheibe E stehende Wasser in das Rohr s gedrückt, bis das sich nach unten öffnende Ventil D, welches durch eine Feder und den Wasserdruck geschlossen gehalten wird, heruntergedrückt und damit der Hydrant in Thätigkeit gesetzt wird. Durch Heben von s hört der Wasseraustritt durch D auf, indem sich letzteres hebt und damit geschlossen wird. Gleichzeitig tritt das Wasser aus dem Rohre s unter die sich nach oben wölbende Scheibe E und ist dadurch dem Einflüsse des Frostes entzogen. Die Platte F dient zur Führung des Rohres s in der Kapsel A.

Tafeln

Tafel Tafel 16
Tafel 16